NIL


Allgemeines

Von seiner am weitesten entfernten Quelle in Burundi legt der Nil bis zu seiner Mündung insgesamt 6.671 km Flussstrecke zurück. Vom Viktoriasee sind dies noch 5.588 km, von Khartum, wo der Blaue Nil in den Weißen Nil fließt, rund 2.700 km und von der Landesgrenze von Sudan/Ägypten bis zur Mündung noch 1.550 km.  Geologische Untersuchungen ergaben, dass sich erst vor ca. 1 Million Jahren der Viktoriasee durch Absenkung des dortigen Hochlandes gebildet hat. Nach dem Ende der letzten Eiszeit ist dieser See vor ca. 12000 Jahren erst übergelaufen und ließ den Viktoria-Nil, bzw. den Weißen Nil entstehen.


Nil-Flut

Erst durch den Nil wurde das Leben und die Kultur an den Nilufern des Alten Ägyptens möglich. Ohne ihn wäre das Land eine einzige Wüste. Man sieht es daran, dass er im Westen von der Libyschen und im Osten von der Nubischen Wüste sowie der Arabischen Wüste eingefasst wird, wo bis auf ein paar Oasen kein Wasser existiert und somit Landwirtschaft und Kultur unmöglich waren bzw. sind. Erst durch den fruchtbaren Schlamm, den der Nil bei seinen Hochwassern über das Land verteilt, konnten Nutzpflanzen angebaut und Landwirtschaft betrieben werden. Außerdem wurde der sehr tonhaltige Schlamm des Nils zum Häuserbau benutzt. Während die vom Nil geführte Wassermenge, die fast ausschließlich von den Niederschlägen in den Ländern um den Viktoriasee abhing, ihren Tiefstand zumeist im April erreicht(e), stieg diese bis Ende August auf das etwa 50 bis 60fache an.

  

    

  

   

  

   

Einmal im Jahr überschwemmte der Nil das Land und bedeckte einen bis zu mehrere Kilometer breiten Streifen Land (sog. Nilschwelle).  Wenn das Wasser abfloss und verdunstete, hinterließ er fruchtbaren, dunklen Schlamm, der dem Alten Ägypten seinen Namen gab (Kemet - „Das schwarze Land“). Die Bilder (aus dem MGM-monumentalFilm "KHARTOUM") oben zeigen die Memnon-Kolosse bei Luxor und den Philae-Tempel bei Assuan zu Zeiten der Nil-Flut vor dem Bau des Staudammes. Um diese Anbaufläche für Getreide vollständig nutzen zu können, siedelten die Ägypter meist direkt entlang des Nils, aber auch etwas abseits des Flusses in der Wüste. Um für die Wüstensiedlungen und für Trockenzeiten Wasser speichern zu können, mussten sie Kanäle und künstliche Seen anlegen. Da der einzelne ägyptische Bauer diese nicht bauen konnte, schlossen sich die Bewohner eines Landstriches zusammen und bildeten Gaue, die von Gaufürsten verwaltet wurden.

Der Pegelstand des Nils zur Zeit der Überschwemmung schwankte stark. Er wurde an sog. Nilometern gemessen. Da bei niedrigem Stand manche Landstriche nicht überschwemmt wurden und die dort lebenden Bauern hungerten, wurden die Steuern nach dem Stand des Nils festgesetzt. Stieg der Nil aber zu hoch, drohte das Brechen von Dämmen und die Zerstörungen der Häuser. Dadurch wurden schon früh Geometer benötigt, die das Land neu ausmaßen und die Feldergrenzen neu festlegten. Der Nil war der Haupthandelsweg Ägyptens. Über den Fluss wurde z. B. Holz transportiert, das in Ägypten fast überhaupt nicht vorkommt. Es wurde aus Syrien und Palästina importiert. Außerdem wurden Steinblöcke für den Bau von Pyramiden auf Schiffen transportiert. Der Schiffverkehr war auf den Tag begrenzt, da man in der Nacht Gefahr lief, auf Sandbänke zu laufen. Bei sehr niedrigem Wasserstand wurden die Schiffe über kurze Strecken über Land gezogen. Das Segel wurde erst 3350 v. Chr. eingeführt.


Entdeckung des tatsächlichen Quellflusses des Nils / Geschichte

Weil der Weiße Nil - mit seinen sich daran anschließenden und oben genannten Quellflüssen - deutlich länger als der Blaue Nil ist und auch ein wesentlich größeres Einzugsgebiet als dieser aufweist, ist er der tatsächliche und seit langem unumstrittene Quellfluss des Nils. Allerdings galt der Blaue Nil früher auch als dessen Quellfluss, wohl auch weil zu seinem Namen die Bezeichnung Nil gehört; dies geschah, bis 1893, als man die Quelle des obig genannten Luvironza fand und sich in der Folgezeit daran machte, den sich daran anschließenden Flusslauf zu vermessen. So fand man heraus, dass der Weiße Nil mit seinen Quellflüssen der deutlich längere Fluss ist, so dass dieser der tatsächliche Quellfluss des Nils ist. Wohl der Tradition wegen wird oft auch noch der Viktoriasee (bzw. die darin liegenden und seit langer Zeit überfluteten Ripon Falls) als Flussursprung genannt; dabei werden allerdings 1.083 km (fast die Länge der Elbe) von der Quelle des Luvironza bis zum Ausfluss des Nils aus diesem See unterschlagen. Fasst man die zuvor genannten Erkenntnisse über die Länge und Einzugsgebiet des Stroms zusammen, so ist der Luvironza-Ruvuvu-Ruvusu-Akagera-Weißer Nil-Nil der tatsächliche - gesamte - Flusslauf des Nils.

Bereits die alten Römer waren auf der Suche nach den Quellen des riesigen Stromes. Der portugiesische Jesuitenmissionar Pater Pedro Paez (1564-1622) entdeckte 1613 die Quelle des Blauen Nils. Der schottische Afrikaforscher James Bruce (1730-1794) entdeckte die Quelle am 4. November 1770 wieder und beanspruchte den Ruhm für sich; er befuhr 1771 den Blauen Nil bis zur Vereinigung.

Für die Entdeckung der tatsächlichen Quelle des Nils am Luvironza haben viele Afrikaforscher meist vergeblich gesucht und Hypothesen aufgestellt. Bei einer Expedition, die von 1821-1822 dauerte, erreichte der Franzose Frédéric Cailliaud (1787-1869) die Mündung des Blauen- in den Weißen Nil. 1861 stellte die niederländische Afrikaforscherin Alexandrine Tinné in Kairo eine Expedition zusammen, musste diese aber aus logistischen Gründen nach einigen Monaten erfolglos abbrechen. 1866 machte sich der berühmte britische Forscher David Livingstone (1813-1873) auf Expeditionen zu den Quellen des Nil und des Kongo; er meinte sie im viel weiter südlich liegenden Bangweulusee gefunden zu haben, erreichte die wirkliche Quelle aber nie. 1857 gingen die Briten John Hanning Speke und Richard Francis Burton gemeinsam auf Erkundung des Viktoriasees: John Speke sah in ihm die Quelle - Richard Burton jedoch im südlicherem Tanganjikasee; 1858 machte sich John Speke, nun in Begleitung mit James Augustus Grant, erneut auf Expedition und sie entdeckten 1862 die seit langem überfluteten Ripon Falls im Norden des Viktoriasees, welcher fälschlicherweise oft als Nilquelle angesehen wird. Die Quelle des Kagera Nils am Luvironza, die der tatsächlichen Nil-Quelle entspricht, wurde 1893 von den Österreichern Oscar Baumann (1864-1899) und Oskar Lenz (1848-1925) gemeinsam entdeckt; erst 1898 wurde die geographische Lage dieser Quelle vom Deutschen Dr. Richard Kandt (1867-1918) genau bestimmt. 


NEUER STAUDAMM AM BLAUEN NIL (ÄTHIOPIEN)

Im Jahr 2011 begann äthiopien mit dem Bau des "renaissance-Damms", der das Wasser des Blauen Nilss zur stromerzeugung aufstauen soll. Der Blaue nil ist einer der Zuflüsse zum nil. der damm ist 1,8 km lang, 145 m hoch und soll im jahr 2022 in betrieb gehen. ziel ist es, ca. 5000 megawatt strom jährlich zu produzieren. insgesamt sollen ca. 74 milliarden kubikmeter wasser aufgestaut werden. die flutung des hinter dem damm liegenden beckens sollte im Juli 2020 beginnen, worüber ein streit zwischen ägypten, dem sudan und auch äthiopien entbrannte. Allein ägypten würde dadurch ca. 14% des nilwassers und ca. 18% der ackerflächen einbüßen, wenn der damm innerhalb von 10 Jahren angestaut würde. bei einer schnelleren stauzeit wären es noch grössere einbussn. Zudem werden ein sinken des grundwasserspiegels und die versalzung des nildeltas befürchtet. Im Juni 2020 wurde der UN-Sicherheitsrat um hilfe gebeten.


Fauna

Der Nil besitzt eine artenreiche und einmalige Tierwelt. Viele erhielten nach dem Fluss auch ihren Namen, so etwa das Nilkrokodil, der Nilhecht, die Nilgans, die Nil-Grasratte, der Nilwaran und auch das Nil- oder Flusspferd, welches aber heute im Unterlauf nicht mehr vorkommt. Viele Tiere nutzten die Ägypter als Haustiere oder Vorbilder für Götter.


Städte am Nil-Ufer

Die Millionenstädte Kairo, Giseh und Khartum (Sudan) sind die größten Städte. Die alten Ägypter bauten ihre Städte wie Esna, Luxor, Edfu, Quena u.a. oft an den fruchtbaren Ebenen des heiligen Flusses. Viele Katarakten und Stauanlagen wurden für die Besiedlung errichtet. 


Wasserfälle

Im Oberlauf des Weißen Nils (mit all seinen ihn speisenden Flüssen) muss das Nil-Wasser zahlreiche kleinere und größere kaskadenartige Wasserfälle überwinden; dazu gehören:

  • Rusumo Falls (Chutes Rusumu) auf der Grenze von Ruanda und Tansania

  • Kuruma-Schnellen in Tansania - östlich vom Nordknie des Kagera-Nils

  • Ripon Falls in Uganda - (durch den Owen-Falls-Damm vom Viktoriasee überflutet)

  • Owen Falls in Uganda - (durch den Owen-Falls-Damm vom Viktoriasee überflutet)

  • Bujagali-Falls in Uganda - unweit der Stelle, wo der Nil den Viktoriasee verlässt

  • Murchison Falls (auch Kabelega Falls genannt) in Uganda


Katarakte

Im Mittellauf des Nils, unterhalb der Einmündung des Blauen Nils in den Weißen Nil, muss(te) das Nil-Wasser zwischen Omdurman und Assuan insgesamt 6 Katarakte überwinden. Dies sind explizit bei Niedrigwasser schwer passierbare Stromschnellen, die nicht nur im alten Ägypten sehr gefürchtet waren, weil sie zwischen teils spitzen und nur schwer überschaubaren Felsklippen hindurchführen, so dass man sie mit großen Booten oder Schiffen nicht befahren kann. Auch heute noch stellt es eine Herausforderung dar, diese Katarakte mit Kleinbooten zu überwinden. Früher bildeten sie die Grenze zwischen den Königreichen. Diese 6 natürlichen Granitbarrieren sind Hunderte Millionen Jahre alte Zeugnisse von übereinander geschobenen Kontinentalplatten, die wesentlich härter sind, als das weiche Sedimentgestein, das der Nil selbst abgelagert hatte. Man nannte diese Barrieren schlicht und einfach Katarakte und gab ihnen eine zusätzliche Nummer; die Nummerierung erfolgt flussaufwärts: Der 1. Katarakt liegt bei Assuan, der heute allerdings – wie der zweite – von den Wassermassen des Nassersees überlagert ist. Der 3. Katarakt liegt nur etwas nördlich von Kerma, der vierte östlich von Merowe und der fünfte 50 km nördlich von Berber. Der oberste Katarakt liegt etwa 75 km nördlich von Omdurman. Durch diese Katarakte fließt das Nil-Wasser aufgrund des schmaleren und tieferen Flussbettes und des stärkeren Gefälles zumeist reißend, insbesondere wenn weiter südlich die Regenzeit tobt und die Wassermassen nach Norden kommen. Bei Assuan wird die Nilschifffahrt durch das 1. Katarakt nach wie vor unterbrochen: Alles was per Schiff weiter nach Süden will, Material und Menschen, muss umgeladen werden bzw. umsteigen, um einen Umweg über Land zu nehmen und dann die Fahrt auf dem Assuan-Stausee weiter fortzusetzen und umgekehrt.


Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und Links ohne Gewähr (11.2023)