Benannt
wurde die Theresienwiese nach Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, der
Gemahlin des bayerischen Kronprinzen Ludwig, dem späteren König Ludwig I. Am
12. Oktober 1810 wurde das Paar getraut. Zum Abschluss der tagelangen
Hochzeitsfeiern wurde am 17. Oktober ein Pferderennen veranstaltet. Es wurde von
dem Bankier Andreas Dall'Armi organisiert. Für das frisch getraute Paar
errichtete man einen Pavillon, wo es die Huldigungen von 16 Kinderpaaren
entgegennahm. Die Zuschauerscharen lagerten auf einem Hang über der Wiese, die
mit königlicher Genehmigung nun „Theresiens Wiese“ genannt wurde. Aus dem
Pferderennen ging der Kutscher Franz Baumgartner als Sieger hervor.
Durch
die Entscheidung, das Rennen im folgenden Jahr zu wiederholen, entstand die
Tradition des Oktoberfestes. Schon 1811 kam zum Pferderennen das erste
Landwirtschaftsfest dazu. 1818 wurden erste Karussells und Schaukeln
aufgestellt. Ab 1896 gab es die ersten großen Bierzelte. Am 7. November 1918
kam es auf der Theresienwiese zu einer großen Kundgebung gegen den 1. Weltkrieg
mit etwa 60.000 Teilnehmern, die unmittelbar danach zum Sturz von König Ludwig
III. führte. Demonstrationen am 7. Januar 1919 und am 16. Februar am selben Ort
waren Zwischenstationen bei der Errichtung der Münchner Räterepublik. Am 2.
April 1938 ließ sich Adolf Hitler nach dem Anschluss Österreichs auf der
Theresienwiese feiern. In einer nächtlichen Veranstaltung schworen ihm etwa
500.000 Teilnehmer die Treue.
Heute
findet auf der Theresienwiese nicht nur das Oktoberfest (im Münchner Volksmund
Wiesn genannt) mit weit über sechs Millionen Besuchern aus aller Welt statt,
sondern auch zeitgleich alle vier Jahre die Landwirtschaftsausstellung sowie im
Lauf des Jahres das kleinere Münchner Frühlingsfest, im Winter das
Tollwood-Festival sowie Zirkustourneen.
Markante
Punkte an der Theresienwiese sind die Bavaria vor der Ruhmeshalle im Westen
sowie die 97 Meter hohe neugotische Sankt-Pauls-Kirche im Norden. Eine
nennenswerte Begrünung, etwa Rasen, ist auf dieser Freifläche ungeachtet ihres
historischen Namens nicht mehr vorhanden. Sie wirkt daher, ähnlich dem
Hamburger Heiligengeistfeld außerhalb der Perioden mit Großveranstaltungen für
ein innerstädtisches Terrain in prominenter Lage ungewöhnlich verödet.
Am
nördlichen Rand der Theresienwiese befindet sich ein gleichnamiger U-Bahnhof
der Münchner U-Bahn, unter der Theresienwiese hindurch führt ein
Betriebsgleis. Der Architekt des Bahnhofes ist Alexander Freiherr von Branca,
die Wandbilder stammen von der Künstlerin Ricarda Dietz, die Eröffnung war
1984. Seit diesem Zeitpunkt können die Besucher des Oktoberfests mit der U-Bahn
direkt bis zur Festwiese fahren. Bereits zur Wiesn 1987, im vierten Jahr nach
der Eröffnung, gab es durch den starken Andrang von Fahrgästen an den
Bahnsteigen und Rolltreppen Sicherheitsprobleme. Seitdem wird der Aufgang
Festwiese zu besucherstarken Zeiten während des Oktoberfestes oft kurzzeitig
geschlossen, damit ein gefahrloses Abfließen der Fahrgastströme sichergestellt
ist. Ein speziell in solchen Situationen eingesetzter Stationssprecher sorgt über
Lautsprecher mit flotten Sprüchen für eine möglichst gelöste Stimmung bei
den Festbesuchern.
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