SCHLACHT BEI LUTTER AM BARENBERGE (27.AUGUST 1626)


Allgemeines

In der Schlacht bei Lutter am Barenberge, etwa 10 Kilometer südwestlich des heutigen Salzgitter, besiegten am 17. Augustjul./ 27. August 1626greg. die Truppen des Kaisers und der Katholischen Liga unter Johann t’Serclaes von Tilly das Heer des Niedersächsischen Kreises und Dänemarks unter König Christian IV. In der Folge kam es 1629 zum Separatfrieden von Lübeck, der den dänisch-niedersächsischen Teilkonflikt des Dreißigjährigen Krieges beendete. Mit rund 40.000 Kämpfern und 4.000 bis 8.000 Toten war die Schlacht bei Lutter, neben der von Sievershausen im Jahr 1553 eine der blutigsten kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen.

Lage des Schlachtfeldes: HIER


Befehlshaber

Graf Tilly

Christian IV.

Truppenstärke

ca. 15.000 Mann Infanterie, 5.000 Reiter, 18 Geschütze

ca. 16.000 Mann Infanterie, 6.500 Reiter, 22 Geschütze

Verluste

200–4.000 Tote

4.000 Tote, 2.500 Gefangene


Vorgeschichte

Der Niedersächsische Reichskreis hatte König Christian IV., der als Herzog von Holstein deutscher Reichsfürst war, zum Feldobristen gewählt. Er sollte das Gebiet gegen die Katholische Liga schützen und die Sache der Protestanten unterstützen. Im Kriegsjahr 1626 plante er in Absprache mit seinem Verbündeten Graf Mansfeld einen Feldzug, der sich zunächst gegen Thüringen und dann gegen Süddeutschland richten sollte. Seine Kriegsziele waren die Befreiung des heutigen Niedersachsens von feindlichen Truppen, die Trennung der kaiserlichen Armeen der Feldherren Tilly und Wallenstein sowie die Säuberung und Besetzung von Hessen. Im Sommer 1626 stand der König mit seinem Heer bei Wolfenbüttel. Um den kaiserlichen Feldherrn Tilly zu vertreiben zog Christian IV. nach Süden und traf am 16. August bei Northeim auf das kaiserliche Heer. Tilly erkannte die Übermacht der protestantischen Seite und zog sich nach Nörten-Hardenberg zurück, um auf Verstärkung durch den Feldherren Albrecht von Wallenstein zu warten. Der war aus der Gegend von Blankenburg im Anmarsch. Christian IV. wollte zunächst Wallensteins Heer vernichten, was aber misslang, da er sich beim Anmarschweg verschätzt hatte. Der Dänenkönig wollte dem Waffengang durch Rückzug zur befestigten Stadt Wolfenbüttel entgehen. Bei der Absetzbewegung wurde Christians Heer heftig angegriffen. Am 25. August 1626 kam es bei der Stauffenburg zu einem Gefecht zwischen Tillys Vorhut und Christians Nachhut. Dabei verloren die Dänen 600 Mann und zwei Geschütze. Schließlich mussten sich die verfolgten Dänen zur offenen Feldschlacht im freien Gelände bei Lutter am Barenberge stellen.


Schlachtverlauf

Die Schlacht fand am 27. August 1626 in der Ebene des Lutterbeckens, einem flachen Gelände südwestlich von Lutter am Barenberge, statt. In älteren Überlieferungen wird das Datum des 17. August genannt, was auf den alten, Julianischen Kalender zurückzuführen ist. Der Kampf begann morgens um 10 Uhr durch einen Angriff von drei schweren Kavallerieregimentern der Kaiserlichen unter Duffour. Um 11 Uhr eröffnete die kaiserliche Batterie das Feuer und ein weiteres Kavallerieregiment griff die dänische Batterie an. Dem Angriff folgte die Infanterie. Die dänische Batterie und die dänische Reiterei unter dem Befehlshaber der Vorhut von General Hans Philipp von Fuchs von Bimbach schlugen den Angriff zurück. Daraufhin starteten die Dänen ihren Gegenangriff zur kaiserlichen Batterie, der durchschlagenden Erfolg hatte. Tilly persönlich hielt seine fliehenden Söldner auf und führte sie nach dem Sammeln wieder an. Er erkannte die Gefahr des Durchbrechens und führte frühzeitig Reserven heran. Als die kaiserliche Reiterei eingriff und im Reitergefecht die dänischen Generäle Graf Solms und Landgraf Philipp von Hessen fielen, kam es zur Flucht der Dänen. Damit erlitten die Dänen bereits in der ersten Phase der Schlacht eine Niederlage auf ihrem rechten Flügel.

       

 

West

Südost

Nordost

Ost

Die 2. Phase spielte sich auf dem linke Flügel der Dänen ab. Hier zog der dänische Oberbefehlshaber König Christian IV. Truppen ab, da er Nachricht vom rückwärtigen Herannahen der Truppen Wallensteins erhalten hatte. In diesem Moment griffen zwei kaiserliche Regimenter an, was die dritte Phase der Schlacht einleitete. Die angeschlagenen Dänen konnten dem Angriff nicht widerstehen und das Heer löste sich in Panik auf. Ein Teil der Infanterie floh in die Burg Lutter im nahen Lutter am Barenberge und richtete sich auf Verteidigung ein. Die Kaiserlichen schlossen den Ort ein und beschossen ihn. Die 2.000 eingeschlossenen Dänen kapitulierten und kamen in Gefangenschaft. Nach gewonnener Schlacht machten Tillys Söldner, vor allem Kroatische Reiter, Jagd auf verwundete und geflüchtete Dänen. Bis in die Nacht dauerte die Verfolgung an, bei der gemäß Tillys Befehl ohne Pardon getötet wurde. Auch die Trosse der Dänen wurden verfolgt und geplündert. Auf dem Schlachtfeld wurden 20 Kanonen erbeutet. In der letzten Phase der Schlacht hatte der Dänenkönig 300 adlige Reiter um sich gesammelt. Mit einem Haufen Reiterei von etwa 50 Männern gelang ihm die Flucht. Er kehrte an seinen Hof in Stade zurück, wo er etwa einen Monat später ankam.


Verluste

Nach zeitgenössischer Darstellung hatten die Dänen etwa 4.000 Todesopfer, hauptsächlich Infanteristen, hinnehmen müssen, zudem gerieten 2.500 von ihnen in Gefangenschaft. Zu den Verlusten auf kaiserlicher Seite gehen die Angaben stark auseinander und differieren zwischen 200 und 4.000 Gefallenen. An dänischen Obristen fielen:

     
- Freiherr Hans Philipp von Fuchs von Bimbach - Graf Hermann Adolph von Solms-Hohensolms
- Landgraf Philipp von Hessen-Kassel, Sohn von Moritz von Hessen-Kassel - Wolf Heinrich von Wersebe

Folgen

Die Schlacht bei Lutter war Tillys 18. Sieg, den er laut einem Brief an Kaiser Ferdinand II. für wichtiger erachtete als den bei der Schlacht am Weißen Berg bei Prag. Tilly erhielt für den Sieg Dankes- und Lobschreiben, darunter ein Schreiben von Papst Urban. Nach der Schlacht bei Lutter gaben bis auf die Herzöge von Mecklenburg sämtliche norddeutsche Fürsten ihre Unterstützung für Christian IV. auf. Die Schlacht leitete bereits früh das allmähliche Ende des Dänisch - Niedersächsischen Kriegs ein. Dieser Teilkrieg des Dreißigjährigen Krieges endete 1629 mit dem Lübecker Frieden.


Denkmal von Birnbach

Am früheren Gelände der Schlacht südwestlich von Lutter findet sich heute an einem Parkplatz an der B 248 ein Grab mit Gedenkstein. Er wurde an der Stelle errichtet, an der ein Schlachtbeteiligter vom Pferd geschossen wurde. Dabei handelt es sich um den auf dänischer Seite kommandierenden Obristen Freiherr Hans Philipp Fuchs von Bimbach (1567–1626), einen kursächsischen Mathematiker und Astronomen. Seine Nachfahren ließen sein Grab bis Ende des 18. Jahrhunderts pflegen. Beim Chausseebau der heutigen B 248 im 19. Jahrhundert wurde sein Grab geöffnet und neben seinem Skelett ein Schwert gefunden.

     


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