SCHLACHT BEI SAALFELD / WÖHLSDORF (10.OKTOBER 1806)

Allgemeines

Im Gefecht von Saalfeld kämpften am 10. Oktober 1806 in der Nähe von Saalfeld die preußisch-sächsische Armee gegen französische Truppen. Das Gefecht war Teil des 4. Koalitionskriegs (1806 bis 1807). 

Heutige Lage des Schlachtfeldes: HIER

Konfliktparteien

Frankreich

Preußen / Sachsen

Befehlshaber

Marschall Jean Lannes  (* 11. April 1769 in Lectoure, Gers; † 31. Mai 1809 in Kaiserebersdorf bei Wien)

Prinz Louis Ferdinand†  (* 18. November 1772 in Schloss Friedrichsfelde bei Berlin, ; † 10. Oktober 1806 in Wöhlsdorf bei Saalfeld)

Truppenstärke

14.000 Mann / 14 Kanonen (Details unten)

9.000 Mann / 39 Kanonen (Details unten)

Verluste

200 Tote und Verwundete

1700 Tote und Verwundete / 39 Kanonen


Vorgeschichte

Im Jahr 1805 hatte Preußen durch einen Bündnisvertrag mit Frankreich das von Frankreich besetzte Kurfürstentum Hannover zugesichert bekommen. In Folge dessen nahm Preußen das Gebiet in Besitz, was - wie von Napoleon insgeheim beabsichtigt - zu einer britischen Kriegserklärung gegenüber Preußen führte. In Verhandlungen bot Napoleon dann 1806 Großbritannien die Rückgabe des Kurfürstentums als Preis für einen Frieden an und trieb durch diese Treulosigkeit das isolierte Preußen zu einer Kriegserklärung an Frankreich (9. Oktober 1806). An der Seite Preußens beteiligten sich nur Sachsen und Sachsen-Weimar. Die Hoffnung auf eine Teilnahme des bereits mobilisierten Kurhessens erfüllte sich nicht. Russland sicherte Unterstützung zu. Die preußisch-sächsische Armee marschierte am Rande des Thüringer Waldes auf. Napoleon zog seine Truppen am oberen Main im Raum Bamberg zusammen und stieß dann Anfang Oktober in mehreren Korpskolonnen über Hof längs der Saale rasch nach Norden vor.


Truppen und Aufstellung

Auf französischer Seite kämpften das Korps des Marschall Lannes, 23.000 Mann, bestehend aus den Divisionen Gazan und Suchet sowie der Kavalleriedivision Treilhard. Lannes hatte am 9. Oktober 1806 bei Gräfenthal gestanden. Die französische Führung, d.h. in erster Linie Napoleon selbst, wussten nicht, wo sich die preußische Hauptmacht befand. An diesem 9. Oktober 1806 stand das Korps Hohenlohe, bestehend aus 19.000 Preußen (Divisionen Tauentzien und Grawert) sowie 20.000 Mann sächsischer Truppen (Division Zezschwitz), bei Mittelpöllnitz. Eine Abteilung (Avantgarde) von 9.000 Preußen und Sachsen des Regiments „Kurfürst“ unter dem Kommando des Prinzen Louis Ferdinand sicherte den Saale-Übergang bei Saalfeld. Am Mittag des 9. Oktober 1806 stießen unvermutet 7.000 Mann preußischer Truppen, die zum Korps Hohenlohe, Div. Tauentzien, gehörten und ursprünglich bei Hof gestanden hatten, bei Schleiz auf das Korps des Marschalls Bernadotte. Sie verloren über 500 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen und zogen sich nach kurzem Kampf in Richtung Mittelpöllnitz zurück, wo Hohenlohe stand. Der befahl angesichts des französischen Aufmarschs den Rückzug nach Kahla. Damit war die Sicherung des Saale-Übergangs bei Saalfeld nicht mehr erforderlich; dennoch erging kein Befehl an Prinz Louis Ferdinand, zurückzugehen.

     

Blick von der Bundesstraße an der Saale in Richtung des französischen Aufmarschgebietes am Hang der Berge


Schlachtverlauf

Äußerste Spitze der preußischen Vorhut bei Saalfeld war die Kompanie Neidhardts von Gneisenau, der damals noch völlig unbekannt war. Er stand in der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober 1806 auf Feldwache und erkannte an den Wachtfeuern der Franzosen, dass er bereits links umgangen war. Die preußische Stellung befand sich taktisch ungünstig im engen Saaletal, während der Feind die beherrschenden Höhen inne hatte.

     

Stellungen der Preußen / Sachsen zwischen Beulwitz und Crösten

     

Aufmarschgebiet Beulwitz

Aufmarschgebiet Garnsdorf

Aufmarschgebiet Beulwitz

Die Kämpfe begannen beim Hellwerden ca. 5:30 Uhr mit mehrstündigem Schützengefecht, dessen Hauptlast die Kompanie Gneisenau trug. Um 9:30 Uhr kam Louis Ferdinand persönlich nach Saalfeld und besprach sich mit Gneisenau. Erst ganz kurz zuvor hatte Marschall Lannes die preußische Abteilung bemerkt und konnte daher nur 14.000 Mann seines Korps ins Gefecht bringen. Beständige Frontalangriffe beschäftigten die Preußen und hielten sie fest, während zwei französische Regimenter die rechte Flanke der Preußen umgingen. Sachsen des Regiments "Kurfürst" konnten zeitweise das Dorf Beulwitz im Nahkampf zurückerobern. Prinz Louis Ferdinand befahl nun, d.h. gegen 14 Uhr, auf eigene Faust den Rückzug. Hierbei kam es auf preußischer Seite zu Unordnungen: Die preußische Reiterei versagte bei ihrer Aufgabe, den Rückzug zu decken und wich vor der französischen Kavallerie zurück. Die preußischen Batterien hatten Befehl erhalten, abzufahren; sie sahen, wie sich die französischen Reiter in bester Schussweite zur Attacke auf die Infanterie entfalteten; dennoch wurde nicht zum Feuern gehalten, sondern stur der Abfahrbefehl befolgt, mit dem Ergebnis, dass sich die Batterien in einem Hohlweg festfuhren. In der beginnenden Panik schien nur Gneisenau den Kopf nicht verloren zu haben. Louis Ferdinand persönlich befahl ihm, mit seinen Leuten die Kanonen aus dem Hohlweg zu ziehen. Dabei bekam Gneisenau einen Streifschuss am linken Bein und musste zurück.

     

 

Artillerie-Stellungen der Preußen

Blick auf die Stellungen der Preußen von Beulwitz aus

 

 

Zwischen 15 und 16 Uhr sprengte dann französische Kavallerie das preußische Korps völlig auseinander. Die französische Umgehungskolonne drängte die Fliehenden vom Rückzugsweg ab, so dass die Preußen durch die Saale flüchten mussten und ihre gesamte Artillerie (39 Geschütze) verloren, dazu kamen 1.700 Tote und Verwundete. Die Franzosen hatten ca. 200 Mann an Toten oder Verwundeten zu beklagen. Prinz Louis Ferdinand fiel kurz vor 16 Uhr im Reitergefecht. Der Prinz wurde durch den französischen Unteroffizier Guindey vom 10. Husarenregiment getötet, dieser erhielt hierfür das Kreuz der Ehrenlegion. Napoleon bemerkte jedoch, dass ein gefangener Prinz besser gewesen wäre. In diesem Fall hätte er Guindey zum Offizier befördert.


Folgen

Das Gefecht bei Saalfeld hatte auf die strategische Situation des Feldzugs keinen direkten Einfluss. Napoleon wusste weiterhin nicht, wo sich die preußische Hauptmacht befand. Dagegen waren die moralischen Wirkungen des Gefechts auf preußischer Seite beträchtlich. In der Nacht vom 10. zum 11. Oktober 1806 brachen Unordnungen und Panikerscheinungen aus, vor allem in Jena. Sächsische und preußische Truppen des Korps Hohenlohe hielten sich gegenseitig für Franzosen und beschossen sich untereinander. Auf die (falsche) Nachricht vom Anmarsch der Franzosen warf die preußische Feldbäckerei den Teig für 60.000 Brote bei Jena in die Saale. In dem Durcheinander nach dem Gefecht von Saalfeld ging sogar die Eskorte für den preußischen König Friedrich Wilhelm III. (das Füsilierbataillon Pelet und drei Schwadronen brandenburgische Husaren) verloren. Erst im Laufe des 12./13. Oktober klang die Panik wieder ab.


Denkmäler Prinz Louis Ferdinand (Wöhlsdorf)

Inschrift: "Hier fiel kaempfend fuer sein Vaterland Prinz Ludwig v. Preussen am X. Okt. MDCCCVI"

     

Inschrift: "Hier fiel kaempfend für sein Dankbares Vaterland Prinz Louis Ferdinand von Preussen am X. Okt. MDCCCVI"


Soldatenfriedhof (Beulwitz)

Inschrift: "Hier ruhen preußische, sächsische und französische Soldaten, gefallen im Gefecht von Saalfeld am 10.Oktober 1806" (Saalfeld-Beulwitz 10.Oktober 2006)


FRANZÖSISCHE TRUPPEN

  • 1st Infantry Division : Général de Division Louis Gabrial Suchet

    • Général de Brigade Michel Marie Claparède

      • 17th Légère Regt : Zwei Battalione (1500)

    • Général de Brigade Honoré Reille

      • 34th Ligne Regt : Drei Battalione (3000)

      • 40th Ligne Regt : Drei Battalione (2250)

    • Général de Brigade Dominique Honoré Antoine Marie Vedel

      • 64th Ligne Regt : Drei Battalione (2250)

      • 88th Ligne Regt : Drei Battalione (2250)

    • Divisions Artillerie

      • Fuß Artillerie : eine Batterie (4-8pdr, 2-4pdr & 2-6" How)

      • Horse Artillerie : eine Batterie (2-6pdr, 2-3pdr & 2-5.3" How)

  • Cavalry Brigade : Général de Brigade Anne Francois Trelliard

      • 9th Husaren : Drei Schwadrone (540)

      • 10th Husaren : Drei Schwadrone (540)

      • 21st Chasseurs à Cheval : Drei Schwadrone (540)


PREUSSISCHE / SÄCHSISCHE TRUPPEN

  • Generalmajor von Pelet (Preußen)

    • Valentin Jäger : Eine Kompanie (150)

    • Masars Jäger : Eine Kompanie (150)

    • Fusilier Battalion #13 (Rabenau) : Ein Battalion (600)

    • Fusilier Battalion #14 (von Pelet) : Ein Battalion (600)

    • Fusilier Battalion #15 (Ruhle) : Ein Battalion (600)

    • Infanterie Regiment Muffling #49 : Zwei Battalione (1200)

    • Fuß-Artillerie (Reimann) : Eine Batterie (8 x 6-pfünder)

  • Generalmajor von Bevilaqua (Sachsen)

    • Infanterie Regiment #1 (Kurfürst) : Zwei Battalione (1200)

    • Infanterie Regiment #4 (Pz Clemens) : Zwei Battalione (1200)

    • Infanterie Regiment #9 (Pz Xavier) : Zwei Battalione (1200)

    • Fuß Artillerie : Eine Batterie (8 x 8-pfünder)

  • Generalmajor von Schimmelpfennig von der Oye (Preußen)

    • Husaren Regiment 6 : 5 Schwadrone (900)

    • Horse Artillerie (Gause) #2 : Eine Batterie (6 x 6-pfünder)

  • Generalmajor von Trutzschler (Sachsen)

    • Husaren Regiment #1 : 5 Schwadrone (900)

    • Horse Artillerie (Grossmann) : Eine Battery (6 x 6-pfünder)


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