Allgemeines

Gadebusch ist eine Stadt im Landkreis Nordwestmecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist Verwaltungssitz des Amtes Gadebusch, dem weitere sieben Gemeinden angehören. Die Stadt liegt etwas unterhalb des Quellgebietes der Radegast, die über die Stepenitz und Trave in die Ostsee fließt. Sie befindet sich auf halbem Wege zwischen Lübeck und Schwerin und ist Teil der Metropolregion Hamburg. Im Gebiet der Stadt gibt es zwei Seen, direkt östlich des Stadtkerns der Burgsee mit einer Größe von fünf Hektar. Der Neddersee liegt nördlich der Stadt und südwestlich des Ortes Güstow.

Zu Gadebusch gehören die Ortsteile: Buchholz / Dorf Ganzow / Hof Ganzow / Reinhardtsdorf / Möllin / Stresdorf / Güstow / Neu Bauhof / Wakenstädt. Weiterhin existieren die Siedlungen An der Flöte, Bauhof, Güstow Werder, Jarmstorf, Klein Hundorf und Neu Güstow innerhalb des Stadtgebiets. Die ehemaligen Ortsteile Jarmstorf und Amtsbauhof sind in der Kernstadt aufgegangen. Dorf Ganzow und Hof Ganzow sind seit 1970 Ortsteile der Stadt Gadebusch.

Der Name wird als Landschaftsbezeichnung provincia Godebuz erstmals im Isfriedschen Teilungsvertrag von 1194 erwähnt, als Ortsname soll Godebuz dann 1210 verwendet worden sein. Dieser Ortsname findet sich auch im Stadtsiegel von 1225. Gleichzeitig tritt auch die Schreibweise Chotebuz auf. Der Name veränderte sich in Godebusch (1358) und schließlich in Gadebusch (1514). Der altpolabische Ortsname Chotĕbuz bedeutet Ort des Chotĕbud (Personenname). Vergleichbar ist der Ortsname Cottbus, niedersorbisch Chóśebuz (zu Beginn des 13. Jh. Erwähnung als Chotebuz


Geschichte

Als erste Siedlung soll sich bei Gadebusch bereits im 8. Jahrhundert ein abodritischer Burgwall befunden haben, neben dem ein Dorf entstand. Beide lagen strategisch günstig auf einem Hügel in einem Sumpf- und Seengebiet. Anfang des 12. Jahrhunderts gehörte Gadebusch zum Gebiet des abodritischen Teilstammes der Polaben. 1142 belehnte Heinrich der Löwe den sächsischen Grafen Heinrich von Badewide mit dem Land der Polaben, das nach ihrem Hauptort bald als Grafschaft Ratzeburg bezeichnet wurde. An den kulturellen, wirtschaftlichen und religiösen Traditionen der Wenden änderte sich dadurch zunächst nichts. Erst im Zuge des Slawenkreuzzuges dürfte die slawische Burganlage in Gadebusch zerstört worden und anschließend eine kleine deutsche Ansiedlung als Grenzstation zum benachbarten Gebiet der Abodriten entstanden sein. Diese wurde im Herbst 1158 durch ein abodritisches Aufgebot unter Pribislaw und Wertislaw eingeäschert, die mit dem erfolgreichen Überfall ihren in Lüneburg von Heinrich dem Löwen eingekerkerten Vater Niklot freipressten.

Im Jahr 1225 starb hier Nikolaus II., Herr zu Gadebusch durch einen Sturz von der Burg. Der Ort wurde im 12. Jahrhundert deutsch besiedelt, ebenso die beiden Ortsteile Ganzow und Möllin, die als Ganzowe und Malin im Isfriedschen Teilungsvertrag angeführt sind. Die Lage an dem Fernhandelsweg Schwerin-Lübeck begünstigte die weitere Entwicklung. Bereits im Jahr 1225 erhielt Gadebusch Stadtrechte (civis) verliehen und ist damit eine der ältesten Städte Mecklenburgs. Im Jahr 1201 fiel die Stadt an den Fürsten von Mecklenburg. 1220 wurde mit dem Bau der spätromanischen Backsteinkirche St. Jakob begonnen. Burgvogt war um 1227 der Ritter Detlef von Gadebusch. Die Parochie Gadebusch mit den damals zu ihr gehörenden Ortschaften wird 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt, welches die damals zum Bistum Ratzeburg gehörenden Ortschaften geordnet nach Kirchspielen auflistet. Das Rathaus entstand ab 1340.

Von Beginn an hatte Gadebusch auch das Münzrecht. Besondere Bedeutung hatte die Gadebuscher Münze im 16. und 17. Jahrhundert. Von 1570 bis ca. 1620 war Gadebusch eine Residenz der Administratoren zu Ratzeburg, obwohl Gadebusch nicht zu deren weltlichem Territorium gehörte. Das Schloss der Herzöge wurde anstelle der bereits bestehenden Burg aus dem 12. Jahrhundert im 16. Jahrhundert erbaut. Das erhaltene Hauptgebäude für den Administrator Christoph von Mecklenburg stammt von 1571. Das Rathaus wurde 1618 weitgehend erneuert. Gadebusch war eine Landstadt in Mecklenburg und bis 1918 als Teil der Städte des Mecklenburgischen Kreises auf Landtagen vertreten. Im Großen Nordischen Krieg trafen 1712 Dänemark und Schweden in der Schlacht bei Gadebusch aufeinander.

In Gadebusch wurden in den Hexenverfolgungen laut einem Auszug aus dem Hexenmuseum Penzlin 37 Menschen in Hexenprozessen angeklagt, verurteilt und sogar hingerichtet. So wurde 1648 Margarete Saß auf dem Scheiterhaufen hingerichtet, ihre Schwester erlitt das gleiche Schicksal. Eine ebenfalls der Hexerei bezichtigte Frau aus der Stadt, Grete Langhof, zog den Feuerqualen den Freitod vor, erwürgte sich 1667 im Kerker. Die Stadtvertretung von Gadebusch hat am 14. Dezember 2015 die Opfer der Hexenverfolgung/Hexenprozesse rehabilitiert

Der Zweite Weltkrieg verlief für die übrige Bevölkerung glimpflich. Es fielen lediglich zwei Bomben, ohne nennenswerte Schäden anzurichten. Als am 2. Mai 1945 die British Army auf dem Weg nach Lübeck Gadebusch passierte, kam es zu einem Scharmützel. Am 13. November 1945 wurde in Gadebusch das Barber-Ljaschtschenko-Abkommen zur Grenzbereinigung zwischen Mecklenburg und Schleswig-Holstein unterzeichnet. Im Jahre 1946 wurde der dort ansässige Verein TSG Gadebusch gegründet, der momentan in der Landesliga spielt. Am 25. Juli 1952 wurde aus dem Westteil des ehemaligen Landkreises Schwerin und kleinen Gebieten des Landkreises Schönberg der Kreis Gadebusch gebildet. Er gehörte dem neu gebildeten Bezirk Schwerin an. Von 1965 bis 1988 entstand im Nordwesten ein großes Wohngebiet mit 732 Wohnungen in Plattenbauweise. Der Kreis kam am 3. Oktober 1990 in das neu gegründete Bundesland Mecklenburg-Vorpommern innerhalb des Beitrittsgebietes zur Bundesrepublik Deutschland. Am 12. Juni 1994 wurde der Kreis aufgelöst und ging im Landkreis Nordwestmecklenburg auf. Als Kreisstadt erhielt Gadebusch verstärkt Verwaltungsfunktionen.


ST.JAKOB + St.Dionysius

Die Stadtkirche St. Jakob und St. Dionysius, mit deren Bau ca. 1210 noch im spätromanischen Stil begonnen wurde, ist eine der ältesten Hallenkirchen der Backsteingotik im Nordwesten Mecklenburgs und gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten Norddeutschlands. Sie wurde als dreischiffige Hallenkirche angelegt. Der Turm wurde am Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet. Der Chor, der ebenfalls dreischiffig, mit stark erhöhtem Mittelschiff, errichtet wurde und die nördlichen Kapellenanbauten stammen vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Der Triumphbogen ist leicht spitzbogig und etwas breiter als das Mittelschiff. Das rundbogige Südportal wird durch Säulen mit ornamentierten Backsteinkapitellen geschmückt. Die Marienkapelle an der Nordseite des Langhauses wurde 1420 von der schwedischen Königin Agnes gestiftet. 1955 wurde das Kirchenschiff restauriert. Dabei wurde die ursprüngliche Bemalung aus der Mitte des 13. Jahrhunderts freigelegt. Eine reiche mittelalterliche Ornamentik mit Tierdarstellungen und eine Christophorusdarstellung. Bei dieser Instandsetzung wurden auch Einbauten von 1842 entfernt, im Chor sind sie noch erhalten. Der Altar ist neugotisch mit einem Gemälde eines Karl Georg Christian Schuhmacher. Wertvollstes Kunstwerk im Innern ist die bronzene Fünte (Taufkessel) aus dem Jahre 1450. Diese wurde in Gusstechnik gefertigt. Der Taufkessel ist mit elf ausdrucksstarken Reliefs verziert, die 21 Szenen der Passion Christi, so wie den Stifter Hinrich Koppelmann zeigen. Der Kessel wird von drei knienden Engelsfiguren getragen. Die Kanzel ist von 1607 und ist mit Schnitzereien (Christus und vier Evangelisten) verziert. Zur Inneneinrichtung gehören weiter ein großes Tafelbild aus dem 16. Jahrhundert, welches Mitglieder der schwedischen Familie zeigt, Kronleuchter aus Messing von 1582 und mehrere Wandleuchter aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Mehrere interessante Grabsteine sind in der Kirche zu sehen.

 

 

       

 

 

 

 

       

 

 

 


SCHLOSS

Das Renaissanceschloss auf dem Schlossberg mit Terrakotten, als typisches Beispiel norddeutscher Backsteinrenaissance, wurde durch Baumeister Christoph Haubitz von 1571 bis 1573 unter dem Administrator des Bistums Ratzeburg Christoph von Mecklenburg umgebaut. Im Jahr 1675 traf der preußische Kurfürst Friedrich Wilhelm auf der Burg den Dänenkönig Christian V. um ihr Bündnis im Schonischen Krieg zu besiegeln. Von 1734 bis 1768 geriet die Burg unter hannoversche Besatzung, danach wurde sie Sitz des herzoglichen Verwaltungsamtes. Von 1878 bis 1879 zum Amtsgebäude durchgebaut. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Bergfried abgerissen. Bei einer 1903 und 1904 durch Gustav Hamann erfolgten Renovierung wurden unter anderem die halbrunden dreiteiligen Giebelabschlüsse des Treppenhauses wiederhergestellt und einzelne verlorene und zerstörte Terrakotten ersetzt. 1945 wurde hier das Barber-Ljaschtschenko-Abkommen unterzeichnet. Nach 1945 wurde das Schloss von der DDR als Museum, Internat und später als Verwaltungsgebäude und Amtsgericht genutzt. 1953 zog der Liedermacher Wolf Biermann von Hamburg in das Internat im Schloss um und machte dort in der Heinrich-Heine-Oberschule 1955 sein Abitur. Im Jahr 2002 wurde das seit 1991 im Zuge der Stadtsanierung von Gadebusch restaurierte Gebäude an den Verleger Herbert Freisleben-Liechtenstein aus Rimpar verkauft. Seit Sommer 2012 beherbergt das Schloss Gadebusch ein Entwicklungsprojekt des gemeinnützigen Vereins HoffnungsGut

 

ALTER BAHNHOF

Am 12.Oktober 1897 wurde die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn Bahnlinie von Schwerin nach Rehna über Gadebusch eröffnet. Der Bahnhof mit seinem Warteraum, der Schalterhalle und der kleinen Gaststätte, gehört zu den historischen Gebäuden in Gadebusch genauso wie das Schloss oder das historische Rathaus. Im har 2006 kam das Aus für den Publikumsverkehr. Das leerstehende Haus drohte zu verfallen. Erst Im Jahr 2009 wechselte der Bahnhof den Besitzer. Ein Jahr später begannen die Bauarbeiten und am 09.05.2012 erstrahlte der Gadebuscher Bahnhof in neuem Glanz. In unmittelbarer Nähe zum Historischen Bahnhof befindet sich der Bahnsteig der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH. hoemepage: http://www.station-burgsee.de/

     

RATHAUS / ALTE MÜNZE 

Das Rathaus am Marktplatz wurde um 1340 erbaut. Im Jahr 1618 wurde es unter Nutzung des mittelalterlichen Gebäudes erneuert und der jetzige Hauptgiebel mit der Gerichtslaube und die Rückfront errichtet. Von Beginn an hatte Gadebusch auch das Münzrecht. Besondere Bedeutung hatte die Gadebuscher Münze im 16. und 17. Jahrhundert. Ab 1991 wurde der historische Stadtkern mit dem Rathaus und der Burg auch im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert

 

   

EHRENMAL Faschismus
Das Denkmal wurde 1975 errichtet. Es liegt an der Bahnhofstraße und soll an die  Opfer des Faschismus erinnern.
     
 

BurgSEE

SAGEN- UND MÄRCHENSTRASSE

Die Sagen- und Märchenstraße Mecklenburg-Vorpommern ist eine seit 2008 im Aufbau befindliche Ferienstraße in Mecklenburg-Vorpommern mit kultur- und regionalgeschichtlicher Thematik. Ziel des Projektes, das unter anderem von der in Schwerin ansässigen Petermännchen Kulturfördergesellschaft des alten Brauchtums und dem Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern getragen wird, ist die touristische Erschließung und Vermarktung von Städten, Gemeinden und Landkreisen in Mecklenburg-Vorpommern unter einer kinder- und familienbezogenen thematischen Ausrichtung. Von drei geplanten Routen - im Bereich Mecklenburg-Schwerin, entlang der Ostseeküste sowie in der Region Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern - ist ein Abschnitt mit 20 Orten und etwa 500 Kilometern Länge in Westmecklenburg im Juli 2008 eröffnet worden. Zur Umsetzung werden in den beteiligten Gemeinden Einrichtungen wie Museen, Burgen und Schlösser, in denen regionale Sagen, Märchen, Lieder und Bräuche dokumentiert sind, mit einem gemeinsamen Emblem entsprechend ausgewiesen. Ebenso werden themenbezogene Veranstaltungen organisiert und bereits etablierte Veranstaltungen entsprechend mit einbezogen, darüber hinaus ist die Veröffentlichung von Sagen- und Märchensammlungen in Buchform und anderem Informationsmaterial geplant. Die vorgesehenen Routen können sowohl im Individualverkehr per Pkw oder per Fahrrad als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Bahn zurückgelegt werden. Die beteiligten Gemeinden werden durch ein Schild am Ortseingang entsprechend gekennzeichnet. Das Projekt beruht in wesentlichen Teilen auf den Aufzeichnungen des mecklenburgischen Volkskundlers Richard Wossidlo vom Ende des 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts.

     
 

Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und Links ohne Gewähr (11.2023)