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GESCHICHTE |
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In alten Veröffentlichungen wird berichtet, dass
sich auf dem Gelände der späteren Harzburg bereits 300 vor Christi
Geburt eine Burg mit Namen Saterburg oder Saturburg sowie ein Idol des
Abgottes Krodo befunden habe. Beides soll Karl der Große im Jahr 780
zerstört haben und an dem Ort eine Kapelle errichten lassen haben. Dies
lässt sich historisch nicht nachweisen. Gesichert ist jedoch die
Gründung eines Stifts im Jahr 916. Zwischen 1066 und 1068 ließ Heinrich
IV. die Harzburg erbauen. Die heutigen Ortsteile Bettingerode (1013) und
Harlingerode (1053) wurden erstmals im 11. Jahrhundert überliefert,
Göttingerode (1163), Westerode (1174) und Schlewecke (1180) erstmals im
12. Jahrhundert und Bündheim (1251) im 13. Jahrhundert. Zu dieser Zeit
versuchten auch die Grafen von Wernigerode, ihren Einfluss im Harzgau
nach Westen auszuweiten: Bereits 1249 erwarben sie Bovingerode, das 1254
um einen Wirtschaftshof erweitert wurde und letztendlich den Beginn
eines stärkeren Eingriffs in das Amt Harzburg darstellt. Am 1. Mai 1269
wurde der Harzburger Raum an die Grafschaft Wernigerode verpfändet. Das
Spätmittelalter war im Bad Harzburger Raum geprägt von einer starken
Wüstungswelle. Im 13. bis 15. Jahrhundert wurden unter anderem die
Ortschaften Bovingerode, Döringerode, Göttingerode, Wanlefsrode und
Wenderode auf dem Gebiet der heutigen Stadt aufgegeben. Die Einwohner
und die den Orten zugehörigen Felder fielen an die Nachbarorte, wovon
vor allem die Ortsteile Bettingerode und Harlingerode profitierten. 1569
wurde in der Regierungszeit von Herzog Julius eine Solequelle gefunden
und für die Saline Juliushall erschlossen. Dieses Schlüsselereignis
legte den Grundstein für den späteren Kurbetrieb. Im Dreißigjährigen
Krieg gelangten 1625 erste Truppen des katholischen Heerführers
Wallenstein in das Amt Harzburg. Die Harzburg wurde nicht erobert, aber
die umliegenden Dörfer wurden in der Folgezeit schwer verwüstet. Die
Bevölkerung versuchte, sich in den angrenzenden Bergen in Sicherheit zu
bringen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ordnete Herzog August der
Jüngere von Braunschweig an, dass diejenigen, die sich im Amte Harzburg
niederließen, auf drei Jahre von allen Belastungen frei sein sollten.
Diese Maßnahme hatte besten Erfolg, so gab es 1699 im ganzen Amte keine
unbewohnte Hofstelle mehr. |
1819 wurde Neustadt an die Postroute
Wolfenbüttel–Harzburg angeschlossen. Die Post-Expedition wurde später
1848 in eine Postverwaltung umgewandelt wurde und 1855 zum Bahn- und
Postamt umfirmiert, das über weitere Bezeichnungsänderungen bis 1904 zum
Postamt I. Klasse wurde. Neben dieser Postanstalt gab es seit 1843 eine
Station für die Pferdepost mit Postillionen. Ab 1831 war Neustadt als
Kur- und Badeort bekannt. 1851 wurde die Saline geschlossen, und es
entstand der eigentliche Badebetrieb. Nach dem Vorbild der großen
europäischen Bäder entstand eine Kolonie von zunächst auswärtigen
wohlhabenden Bürgern, die es verstanden, die mondänen Anforderungen der
damaligen Zeit am Fuße des Harzes zu vereinen: elegante Hotels, ein
Spielcasino, eine Pferderennbahn und zahlreiche Kuranlagen.
Außergewöhnlich früh erhielt die Stadt einen Anschluss an das
Eisenbahnnetz, als am 31. Oktober 1841 die staatliche Bahnstrecke
Braunschweig–Bad Harzburg in Betrieb genommen wurde. Bis 1843 lief diese
Strecke auf dem Abschnitt bis Vienenburg als Pferdebahn. Die
Industrialisierung erreichte Bad Harzburg, als zwischen 1859 und 1861
Wilhelm Castendyck bei Neustadt-Harzburg abbauwürdige Eisenerzvorkommen
entdeckte. Zusammen mit dem Bremer Konsul Hermann Henrich Meier
begründete er zwischen 1860 und 1861 die zwischen Schlewecke und
Westerode gelegene Mathildenhütte sowie die Eisenerzgruben Friederike
und Hansa. Damit begann die Harzburger Bergbaugeschichte, die bis zur
Stilllegung des Kalksteinbruchs Langenberg 1985 anhielt. Bis 1892
erwuchs aus Neustadt-Harzburg eine selbstbewusste Badegemeinde, die sich
nunmehr nicht mehr beliebig Neustadt nannte, sondern den Namen des
braunschweigischen Amtes Harzburg verwendete. Harzburg erlangte um 1900
den Titel eines „Weltbades“, da es im Gegensatz zu anderen Kur- und
Badeorten eine von dem damals verbreiteten Bäder-Antisemitismus
weitestgehend geschonte Badegemeinde war; Historiker schätzen den Anteil
jüdischer Gäste zu dieser Zeit auf 10 Prozent. Gegenüber anderen
Badeorten wie beispielsweise Borkum, die sich als „judenrein“
bezeichneten, grenzte sich Bad Harzburg dadurch ab, dass es bewusst mit
seiner Offenheit warb. Eine Synagoge wurde in den 1890er-Jahren für die
jüdischen Touristen errichtet, Schächtungen wurden 1899 vom Harzburger
Magistrat ausdrücklich erlaubt und das 1931 seitens der NSDAP initiierte
Verbot zunächst bekämpft. Bad Harzburg verfügte über keine eigene
jüdische Gemeinde. Zum 27. Mai 1892 erhielt Neustadt-Harzburg das Recht,
sich Bad Harzburg zu nennen. Den Status einer Stadt erhielt Bad Harzburg
am 1. April 1894. |
Schon 1899 fiel der Vorschlag zum Bau einer
Kanalisation. Am 21. Oktober 1909 wurde am Radauanger die zu jener Zeit
modernste Kläranlage Deutschlands vollendet, die auf der Dresdner
Hygieneausstellung mit einer Goldmedaille auszeichnet wurde. In den
1920er-Jahren wandte sich das wirtschaftliche Bild der Stadt dem
Massentourismus zu. Damit einher ging neben einer vielschichtigeren
Herkunft der Badegäste auch eine zunehmend antisemitisch beeinflusste
Mentalität innerhalb der Stadt. So begannen Hotels, bewusst auf eine
nichtjüdische Kundschaft zu setzen, und 1928 verließ das einzige
jüdische Mitglied des Schützenvereins auch aufgrund judenfeindlicher
Bemerkungen den Verein. Zwischenzeitlich wurde Bad Harzburg aufgrund der
immer noch hohen Toleranz als „Judenbad“ diffamiert. Das
gesellschaftliche Klima in der Stadt verschärfte sich aufgrund der
spürbaren Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930ern: Im Jahre 1931
versammelten sich auf Initiative des DNVP-Vorsitzenden Alfred Hugenberg
die wichtigsten rechtsextremen Parteien und Verbände der Weimarer
Republik, DNVP, NSDAP, Stahlhelm und Reichslandbund, in Bad Harzburg und
bündelten ihre Opposition gegen die Republik und gegen das Kabinett
Brüning zur sogenannten Harzburger Front. Bis 1932 konnte diese Front
etwa zwei Drittel der Wählerstimmen in der Stadt vereinigen. Der
Kurbetrieb blieb in der Zeit des Dritten Reichs weitestgehend erhalten,
so wurde weiterhin selbst in Skandinavien für die Kurstadt geworben. Den
Berichten der Kurbetriebsgesellschaft nach erwirtschaftete die Stadt
Gewinne, jedoch war dies auch in nicht durchgeführten Reparaturen
begründet. Nach 1933 wurden die Aktivitäten im Amtsbezirk Harzburg
intensiviert: Der Bergbau hielt verstärkt Einzug, so wurden in
Harlingerode die Grube Hansa reaktiviert und 1935 die Zinkhütte
Harlingerode erbaut. Um den verstärkten Bedarf an Wohnraum für die
Bergarbeiter zu decken, wurde im selben Jahr die Siedlung Göttingerode
an der Position der gleichnamigen Wüstung errichtet. Bad Harzburg blieb,
wie auch die restliche Harzregion, von Kriegsschäden beinahe komplett
verschont. 1936 wurde die heutige Landesstraße L 501 zwischen Bündheim
und Oker errichtet. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Bad
Harzburg Zwangsarbeiter eingesetzt. Insbesondere im Bergbau und
Hüttenwesen, aber auch beim Bau der Eckertalsperre und in der
Landwirtschaft wurden vorwiegend französische und polnische
Arbeitskräfte eingesetzt. |
In der Nachkriegszeit kristallisierten sich im
Amte Harzburg erste Ansätze zu einer kommunalen Neugliederung heraus.
Schlewecke fusionierte mit dem direkt angrenzenden Bündheim bereits am
1. Januar 1963. Strittig blieb zunächst der Status von Harlingerode: In
Bad Harzburg befürwortete man eine Fusion mit dem benachbarten Oker, das
kulturell durch die Industriegeschichte eng mit Harlingerode verwoben
ist und als Montanstadt passender erschien als eine Eingliederung in die
Kurstadt. Bettingerode und Westerode standen frei, welcher Stadt sie
sich in diesem Fall anschließen würden. Zur Gemeindereform 1972 setzte
sich jedoch letzten Endes die Fusion zu „einer“ Stadt durch, die am 1.
Juli 1972 vollzogen wurde und neben der Kernstadt die Gemeinden
Bettingerode, Bündheim, Harlingerode und Westerode sowie das
gemeindefreie Gebiet Harzburg I umfasste. Zum 1. März 1974 wurde die neu
vereinigte Stadt Bad Harzburg aus dem Landkreis Wolfenbüttel
ausgegliedert und dem Landkreis Goslar zugeordnet. Dem ging eine heftige
Debatte im Landkreis Wolfenbüttel über diese vom Land Niedersachsen
getroffene Entscheidung voraus; etwa ein Drittel der Bevölkerung des
alten Landkreises Wolfenbüttel waren im ehemaligen Amtsbezirk Harzburg
ansässig und die Exklave wurde finanziell unter anderem mit dem Bau
einer eigenen Berufsschule recht großzügig bedient. Am 2. Juni 1988
wurde in Bad Harzburg die erste Vortragsreihe der Staatsbürgerlichen
Stiftung Bad Harzburg mit einem Festakt und einem Vorwort von Kai-Uwe
von Hassel abgehalten. Die Themenkreise waren: Umweltforum 1988 und Das
Leben im Alter. Unmittelbar nach dem Mauerfall am 12. November 1989
hatte die Stadt über 300.000 Besucher aus der DDR, da sie direkt an der
Grenze zur DDR (heute Bundesland Sachsen-Anhalt) lag. Am 26. Juli 2017
verursachte das Tief „Alfred“ schwere Hochwässer der Flüsse Radau,
Bleiche und Stübchenbach. Der Schaden an öffentlichen Einrichtungen
wurde auf rund drei Millionen Euro geschätzt, dazu kamen Ausbauten und
Neustrukturierungen der Kanalisation. |
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