GESCHICHTE (Auszüge)


7000 - 6000 v. C. Preneolithikum

Spuren erster menschlicher Gruppen, die unterhalb der Felsen Schutz suchten. Fund des ältesten korsischen Skeletts - der "Dame von Bonifacio" datiert auf das Jahr 6570 v. Chr.


6000 - 4500 v. C. Frühes Neolithikum

Anfänge der Tierhaltung, Töpferei und Unterkünfte aus Bruchstein, Benutzung von Werkzeugen aus Feuerstein und Obsidian.


4500 - 3000 v. C. Mittleres Neolithikum

Erste Formen der Tierzucht, einige Versuche der Landwirtschaft.


3000 - 1800 v. C. Spätes Neolithikum

Die Menschen siedelten sich immer weiter an verschiedenen Orten an. Entwicklung des Ackerbaus. Hier gab es die ersten Korbflechtarbeiter (bei St.Florent) und Kupferarbeiter (Aleria) in Westeuropa. Die Entwicklung der Unterkünfte, der Werkzeuge und der Verteidigungswaffen schritt voran. Der Beginn des Megalithzeitalter wird durch erste Megalitharten dokumentiert: Särge, Dolmen, Menhire und schließlich Menhirstatuen, die im Mittelmeerraum hier am zahlreichsten vertreten waren. Dies wird bezeugt durch Filitosa, Hochburg der korsischen Statuenkunst und als Weltkulturdenkmal durch die UNESCO ausgezeichnet.


1800 - 700 v. C. Bronzezeitalter

Die Gesellschaft organisiert sich in Hierarchien. Die Anzahl der befestigten Dörfer, Castellis, nahm zu und umgaben sich mit kreisförmig angeordneten Monumenten - "torre" genannt. Diese wurden vermutlich zu Verteidigungs- und kulturellen Zwecken errichtet. Diese "torreanische" Zivilisationen waren hauptsächlich im Süden der Insel vertreten.


700 - 565 v. C. Eisenzeitalter

Die Arbeiten im Dorfkern nahmen zu. Die Schafzucht, die Organisation und der Begriff der Lagerhaltung entwickelten sich (Fundstätte von Cucuruzzu). Metallene Möbel wurden verwendet. Dieses Zeitspanne ist durch eine Reihe von Invasionen geprägt. Ein Eroberer jagte den anderen, zuerst kamen die Iberier, gefolgt von den Liguriern und den Phoeniziern. Diese Invasionen wurden von Allianzen begleitet, die durch die ständig neu ankommende Eindringlinge geschlossen wurden.


565 v. C. Die Gründung von Aleria

Diese Stadt wurde ca. 565 v. C. von den Phokäern gegründet. Sie war die erste Handelsgesellschaft Korsikas. Die in den Bergen verschanzten Einheimischen konnten aus dem Reichtum dieser internationalen Metropole keinen großen Vorteil ziehen. An der Kreuzung der großen Handelsstraßen der Antike gelegen, wurde sie umgehend von einer Allianz aus toskanischen Etruskern und afrikanischen Karthagern eingenommen.


ca. 280 v. C.

Der Einfluss dieser zahlreichen Zivilisationen war bemerkenswert. Sei es in demokratischer, künstlerischer oder technischer Hinsicht. Diesen hohen technischen Standart erreichten sie durch die Ausbeutung der östlichen Ebene, der Weiterentwicklung des Wein- und Olivenbaumanbaus, der Ausbeutung der Bodenschätze und der Vermarktung der Seeprodukte. Dann kamen die Syrier aus dem nahen Sizilien, die jedoch sehr schnell wieder von ebendiesen Karthagern verjagt wurden.


ab -259 römische Eroberung und anschließender Frieden

Nach einer qualvollen und langen Eroberung (-259-111), übernahmen die Römer die Macht auf der Insel und eine lange - manchmal schmerzhafte - Ruhepause, die die Geschichte seit dem 1. Jahrhundert v. C. bestimmte, folgte.  Diese mehr als fünf Jahrhunderte lange Zeitspanne ermöglichte die Entstehung eines "Pax Romana". Sie war durch den relativen Wohlstand der Küstenregion und besonders durch die Gründung von Mariana und der Weiterentwicklung von Aleria - die inzwischen zu einer blühenden Stadt mit einer Garnison und einem Marinestützpunkt geworden war - gekennzeichnet. Korsikas zahlreiche Eindringlinge trugen alle ihren Teil zur historischen Entwicklung der Insel bei. So entdeckten beispielsweise die Römer die Mineralquellen und errichteten Thermen. Das Christentum wurde vermutlich ab dem zweiten Jahrhundert in Korsika verstärkt eingeführt. Restitude, Dévote und Julie waren die heiligen Märtyrer dieser Zeit


Ab 455: Vandalen, Ostgothen und Byzantiner

Bevor Korsika wusste wie ihr geschah, musste sie im 6. Jahrhundert diese neuen Invasionen ertragen. Die Besatzung durch die Byzantiner dauerte fast 2 Jahrhunderte und brachte Verwüstung, Perversionen und Leid mit sich.


Um 754: Ein päpstliches Land wird von den Sarazenen überfallen

Während die Franzosen die Araber besiegen, wird der Papstsitz Korsika, der 725 von den Lombarden erobert wurde, nach 29 Jahren bei der Ankunft der Sarazenen aufgegeben. Aber das Mittelmeer, Quelle des Guten wie des Bösen, wird in dieser Epoche von den berberischen Piraten durchstreift. Die Sarazenen (Mauren) - die der Ursprung des korsischen Symbols (dem Maurenkopf) sind - errichteten Stützpunkte auf der Insel (Campomoro, Morsiglia). Sie waren bis zum 10. Jahrhundert eine Bedrohung für die Schifffahrt, bevor sie durch die kombinierten Attacken der Pisaner und Genuesen besiegt wurden. Verwirrt, ein Opfer der Anarchie und zerrissen durch die Kämpfe der Feudalherren, wurde Korsika immer mehr zum Tauschmittel für die Schlichtungspolitik des Papstes zwischen Pisa und Genua. Schließlich vertraute Papst Gregor VII im Jahre 1077 den Pisanern die Regierung Korsikas an


Von 1077 bis 1284: Der Frieden von Pisa

Vom Ende des 11. Jahrhunderts bis zum Sieg Genuas über ihre Erzrivalin Pisa gegen Ende des 13. Jahrhunderts, genoss die Insel die Vorzüge. Die Oberstadt vom Wasser aus gesehener Pisanischen Weisheit und Kolonisation. Die Architektur und Kunst Pisas kamen bei der Erbauung vieler Kloster und Kirchen zum Ausdruck: die Kirche von San Michele de Murato, von Calenzana, von Carbini oder die berühmte Canonica. 


Von 1284 bis 1768: Fünf Jahrhunderte Belagerung durch die Genueser

Genua, zerrissen durch eine Reihe von Intrigen und Besetzungen, interessierte sich nur wenig für Korsika. Dies änderte sich, als sie den Aragoniern gegenüberstanden, denen Korsika vom Papst zugesprochen worden war. Die Genuesen konnten sich nur in der Mitte des 14. Jahrhunderts, als die Pest die Insel bedrohte, wirklich auf Korsika niederlassen. Die genuesische Zeit endete mit dem Unabhängigkeitskrieg (1729-1769).  Die ersten drei Jahrhunderte genuesischer Herrschaft waren eine unruhige und chaotische Zeit. Genua überließ die Regierung Korsikas den Maona - einer Gemeinschaft von genuesischen Handelsleuten, danach den Finanziers der Bank des heiligen Georg. Diese Zeit wurde auch durch die spanischen Absichten auf dieses gespaltene Land gestört. Die korsischen Herren, die eine anarchische Politik von zahlreichen und konfliktreich Allianzen mit Genua und den Aragoniern führten, ruinierten das Land. Ihre Burgen wurden während der Revolte von 1358 von einer aufgebrachten Menge, angeführt von Sambucuccio von Alando, zerstört.

Nun war Frankreich unter Henri dem II. an der Reihe die Insel, im Krieg gegen die Spanier unter Charles Quint, zu besetzen. Aber Frankreich, deren Armee durch angeworbene korsische Truppen unter der Leitung von Sampiero Corso verstärkt wurde, musste die Insel schon sehr bald wieder den Genuesen überlassen. Sampiero, der sich dieser Situation verweigert, beginnt einen verzweifelten Krieg gegen Genua, der seine Autorität letztendlich festigt. 1569 kehren Frieden und eine Amnestie in Korsika ein. Das Land ist ruiniert, entvölkert und von Epidemien verwüstet. Zivil- und Strafgesetze sowie einige Institutionen werden eingerichtet. Auf dieser entvölkerten Insel landen die Griechen auf der Flucht vor den Türken und errichten Paomia und Cargese .

Während des 16. Jahrhunderts werden die Küsten mit Türmen gesichert, um besser gegen die Überfälle der Berber geschützt zu sein. Aus dieser genuesischen Besatzungszeit stammen die Städte und Zitadellen von Calvi und Bonifacio. Die Kirche erlebte einen neuen Aufschwung, Ajaccio wurde eine neue Kathedrale gestiftet. Die Entwicklung der Landwirtschaft in der östlichen Ebene scheitert trotz zahlreicher Versuche an der Malaria. Die Landwirtschaft bleibt zum größten Teil in päpstlicher Hand, während sich die Region des Cap Corse in ökonomischer Hinsicht gut entwickelt. Durch ihre autoritäre Herrschaft verhindern die Genuesen die Entwicklung einer Demokratie. Dies führt zu ersten Aufständen.


1729 - 1769 Der Unabhängigkeitskrieg

Dieser Krieg, eine richtige korsische Revolution, zwang die zurückweichenden Genuesen dazu, Österreich und Frankreich um Unterstützung zu Bitten. Vier Aufstände erschüttern Korsika. Aus diesen grausamen Schocks entsteht mit Jean Pierre Gaffori das Gefühl eine Nation zu sein und danach der Wille zu einem Unabhängigkeitskrieg, der von Pascal Paoli gewonnen wird. Von den Aufständen der Bergbewohner, begonnen in der Castagniccia, die Bastia plünderten, bis zur Versammlung der Dorfvorsteher, die sich auf die Gleichberechtigung konzentrierten, wurde die ganze Insel von dieser Bewegung ergriffen. Diese Unruhen stachelten den Machtkampf der am (von Österreich ausgelösten) Krieg beteiligten Großmächte im Mittelmeerraum noch mehr an. England wurde von Sardinien unterstützt, von wo aus Korsika attackiert wurde; die Spanier verbündeten sich mit den Franzosen. Die vierte Revolte, ausgelöst durch den Abzug der französischen Truppen, brachte 1753 die Ermordung von Gaffori in Corte. Korsika wurde 1755 unter Pascal Paoli, General eines Korsikas, das 14 Jahre lang unabhängig blieb, vereinigt. Dieser Mann, der von vielen als Staatsoberhaupt anerkannt wurde, erregte eine geeintes Mitgefühl der Öffentlichkeit und der europäischen Intellektuellen, obwohl Korsika bis dahin für die meisten völlig unbekannt war. Das Interesse an Korsika und seinem Oberhaupt, einem leidenschaftlichem Demokraten, wurde in den Büchern von Jean-Jacques Rousseau ("Contrat Social", "Projet de Constitution") und vor allen Dingen in den Büchern des schottischen Schriftstellers James Boswell (Account of a tour to Corsica) festgehalten. Pascal Paoli, Mann des Fortschritts, wusste die demokratischen Ideale den Gegebenheiten des Korsikas des 18. Jahrhunderts anzupassen. Er gab Korsika eine Hauptstadt - Corte - und auch eine Universität. Außerdem legte er die Grundlagen für einen Staat in dem die "Korsische Nation" an erster Stelle stand.


1768 Der Vertrag von Versailles - 1789 Die Integration ins französische Königreich und die Zeit danach

Korsika, die einzige unabhängige Insel im Mittelmeer hatte nur eine schwache Armee. Frankreich, dessen Einfluss auf Kosten einer zweideutigen Politik im Mittelmeerraum und besonders in Genua gewachsen war, bekam Korsika 1768 durch den Vertrag von Versailles zugesprochen. Der bewaffnete Widerstand durch die Korsen unter Pascal Paoli endete mit der Niederlage von Ponte-Novo am 8. Mai 1769. Drei Monate später, am 15. August 1769, wurde Napoleon Bonaparte geboren. Pascal Paoli lebte 21 Jahre lang im englischen Exil. Seine Rückkehr wurde durch die Schaffung eines anglo-korsischen Königreiches geprägt, das nur zwei Jahre überlebte (1794-1796). Währenddessen wurde Korsika am 30. November 1789 per Erlass zum "Teil des französischen Königreichs" erklärt. Die Intervention der französischen Truppen und die späteren erfolgreichen Feldzüge Napoleons, stärkten die Beziehungen zu Frankreich., das mit seinem kolonialen Königreich schnell zu einem Auswanderungsland für einen Teil der Inselbevölkerung wurde, die während des 19. Jahrhunderts rapide zunahm. Der hohe Tribut, der von Korsika wegen der letzten beiden Weltkriege und der Beteiligung an der Resistance gezahlt wurde, sind Zeichen für die Zugehörigkeit zu Frankreich. Aber diese Insel bleibt trotzdem mehr als je zuvor ihrem besonderen, einzigartigen Land verbunden, das ihr die Natur und ihre Geschichte seit ihrer Geburt gegeben haben.


Neuzeit

Im Laufe des 20.Jahrhunderts erfolgte eine stetige Einwanderung von Festlandfranzosen. Vor allem nach dem Algerienkrieg wurden gezielt aus Algerien vertriebene und geflohene Franzosen angesiedelt, so dass die Korsen zur Minderheit auf der eigenen Insel wurden. Gleichzeitig wurde die korsische Sprache durch ihre Verbannung aus Schule und öffentlichem Leben zielstrebig ausgelöscht, um die korsische Identität der Bewohner zu zerstören. Auf der Insel gibt es seit langer Zeit eine Bewegung für die korsische Unabhängigkeit. Die französische Regierung lehnt diese strikt ab, in der Befürchtung, sie würde die französische Einheit bedrohen. Einige Unterstützer der korsischen Unabhängigkeit versuchen, durch Bombenanschläge und Morde die Regierung zur Gewährung der Unabhängigkeit zu zwingen. Im Jahr 2000 stimmte Ministerpräsident Jospin einer größeren Autonomie Korsikas im Gegenzug zu einem Ende der Gewalt zu.

Die vorgeschlagene Autonomie für Korsika würde einen größeren Schutz der korsischen Sprache (corsu), der traditionellen Sprache der Insel, beinhalten. Frankreich lehnt traditionell den Gebrauch von regionalen Sprachen oder Minderheitensprachen ab, da das Vorherrschen der französischen Sprache als Absicherung für die Existenz des französischen Staates angesehen wird. Im Juli 2003 stimmten knapp 51 % der Korsen in einer Befragung gegen diesen Prozess. Obwohl diese keinen politisch bindenden Charakter besaß, respektierte die französische Regierung das Votum und stoppte die weitere Umsetzung des Vorhabens. Die Gründe für das Scheitern werden vor allem im Vorwurf gegen Jospin gesehen, er habe durch die Verhandlungen mit Vertretern der Unabhängigkeitsbewegung die von Teilen derselben ausgeübte Gewalt legitimiert.


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