WEHRTÜRME

Genueser-Türme

Als Genueserturm werden die an der Küste Korsikas verteilten Türme bezeichnet, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch die Republik Genua gegen die allgegenwärtige Gefahr der nordafrikanischen Piraten erbaut wurden. Von den insgesamt 85 Bauwerken stehen heute noch 67 am Cap Corse sowie der Nord- und Westküste Korsikas. Die einzelnen Türme hatten teilweise untereinander Sichtverbindungen, die Besatzungen konnten sich untereinander durch optische Signale verständigen.Einer dieser Türme mit dem Namen Pointe Mortella widerstand 1794 drei Tage lang einer Belagerung durch die Britische Marine, bevor sich die 38 Mann starke Besatzung ergeben musste. Die überraschend erfolgreiche Verteidigung des Turmes war das Vorbild für ähnliche Bauwerke auf Guernsey, Menorca, Irland, den Orkneyinseln, in England, Kanada und Südafrika, die die britische Regierung unter dem mutierten Namen Martello-Türme bis 1814 errichten ließ. Auch in Frankreich wurde das Modell Ende des 18. Jahrhunderts übernommen und für den Ausbau eines flächendeckenden Netzes zu Zwecken der optischen Telegrafie verwendet (Chappe-Telegraf). Der wohl berühmteste Turm der englischen Variante der Genuesertürme ist der 1804 errichtete Martello-Turm in Sandycove, Dun Laoghaire bei Dublin, in dem James Joyce 1904 eine Woche lang wohnte, was im ersten Kapitel von Ulysses beschrieben wird. Der Turm beherbergt heute ein Joyce-Museum.


Sarazenen-Türme

Viereckige Sarazenentürme (in Pino, Porto, Morsiglia und Nonza) stammen noch aus der Zeit der vorausgehenden pisanischen Besetzung. 22 stehen an der Ost- und 32 an der West- und 5 an der Südküste, 20 am Cape Corse, 12 im Golf von St. Florent. Ihre Besatzung bestand aus zwei bis vier Leuten. Auf Sardinien errichteten die Spanier rund 70 solcher Türme gegen Piratenüberfälle. Auch auf Elba, Malta, Sizilien und dem italienischen Festland wurden solche Türme errichtet. Die massigen, mal runden, mal quadratischen Türme prägen die Küsten Italiens. Die nordafrikanischen Sarazenen tauchten im 9. Jahrhundert, besonders aber zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, mit ihren Schiffen an den christlichen Mittelmeerufern auf, plünderten und zerstörten die Küstenorte, töteten oder verschleppten die Bevölkerung auf die Sklavenmärkte und drangen bis ins Landesinnere vor. Die Türme standen untereinander in Sichtkontakt, telegrafiert wurde mit Kanonenschüssen oder Feuersignalen. Heute sind alle korsischen und viele der italienischen Türme als historische Monumente erfasst und so gegen Zerstörung gesichert.


Nonza (Cap Corse)

Tour de L'Osse (Cap Corse) Pointe de la Parata (Iles des Sanguinaires) Tour de Roccapina (bei Sartene)
       
     
Fautea (bei Solenzara)      

Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und Links ohne Gewähr (11.2023)