Gaius Marius erwähnt
eine Siedlung an diesem Ort um 102 v. Chr. Der Name Ayga Mortas
(„Totes Wasser“) wird erstmals im 10. Jahrhundert verwendet. Die Stadt war
bis zum 16. Jahrhundert einer der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte der
französischen Mittelmeerküste. Von hier segelte Ludwig der Heilige, dem
auf dem Hauptplatz eine Statue errichtet ist, zum Sechsten und Siebten
Kreuzzug ab. Karl V. und Franz I. trafen sich 1538 in Aigues-Mortes, um
Verhandlungen zu führen, die zum Friedensvertrag von Nizza führten. 1240 hat Ludwig der
Heilige das Gebiet erworben und 1248 angefangen, die Stadt als Bastide zu
errichten. Er brauchte unbedingt einen Mittelmeerhafen, der auf
königlichem Gebiet lag. Bis in das 13. Jahrhundert hinein besaß der
französische König kein Land in Süd-Frankreich. Das Gebiet der Provence
gehörte zum Römischen Reich, während das Languedoc-Roussillon den Königen
von Aragón gehörte. Aigues-Mortes befand sich damals an den Ufern einer
großflächigen Lagune und war durch Kanäle mit dem Meer verbunden. Zu den
westlichsten Deltagebieten der Rhône führten Wege durch weitläufige Moore.
Ludwig ließ eine Fernstraße auf einem Damm bauen, die die einzige
Verbindung zum Festland bildete und später vom Tour Carbonnière
verteidigt wurde. Ludwig ließ zwischen
1241 und 1250 die Tour de Constance errichten und brach 1248 zum 7.
Kreuzzug auf. Die Planung der Stadt und ihre Erbauung waren zu dieser Zeit
fast fertiggestellt. Im Jahre 1268 wurde zur Finanzierung des Baues der
Stadtmauer eine Steuer erhoben von 1 Dinar pro Pfund einer Ware. 1270
starb Ludwig während seines achten Kreuzzuges an Typhus. Seine Nachfolger,
insbesondere sein Sohn Philipp der Kühne, ließen später ein
Festungsviereck anlegen mit einem umlaufenden Wehrgang mit 10 Stadttoren.
Während des Krieges mit Aragón stockte der Aufbau, wurde aber auf
Betreiben von Philipp IV. dem Schönen wieder aufgenommen. Zu Beginn des
16. Jahrhunderts war die Stadtmauer vollendet. Diese Grundform ist heute
noch erhalten. Das gesamte Fundament der vom Architekten Eudes de
Montreuil entworfenen Stadtmauer ruht auf einer hölzernen Plattform, die
bis auf den Grund von in den Boden gerammten Eichenpfählen gestützt wird.
Sie ist 1634 m lang. Zunächst entwickelte
sich Aigues-Mortes gut als Hafenstadt, doch durch Verlandung der Lagune
wich das Meer allmählich immer weiter zurück (heute liegt die Stadt 6 km
vom Meer entfernt). Zudem fiel 1481 die Provence an Frankreich und
Marseille verdrängte die Stadt als französischer Mittelmeerhafen. Von da
an konzentrierten sich die Bewohner statt auf den Handel auf den Weinbau
und die Salinen. Salz war im Mittelalter überaus wichtig. Venedig hat
stets viel Wert auf seine Monopolstellung im Salzhandel gelegt. Salz galt
damals weniger als Gewürz, sondern als Konservierungsmittel von Nahrung.
Noch heute wird außerhalb der Stadtmauern intensiv Salz, insbesondere
Fleur
de Sel, gewonnen. Die hugenottische Stadt wurde am 22. August 1622
von ihrem Kommandanten, Gaspard III. de Coligny, duc de Châtillon,
kampflos an Louis XIII. übergeben, der mit einer Armee vor Aigues Mortes
erschienen war, um die Hugenottenrebellion im Languedoc zu unterdrücken.
Das brachte de Coligny eine Belohnung von 5.000 Livres und den
Marschallstab ein. 1893 kam es in den Salinen zu schnell
eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen Ortsansässigen und
italienischen Wanderarbeitern, die zu einem Massaker an den Italienern
führten. Nach einer offiziellen Bilanz gab es 8 Tote und 50 Verletzte,
während italienische Berichte von 50 Toten und 150 Schwerverletzten
sprechen
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