Montmatre

allgemeines / geschichte

Für den Namen des immerhin größten Berges von Paris (er ist mit 128 Metern die höchste Erhebung der Stadt) gibt es zwei Versionen: Man nimmt an, dass hier früher ein Tempel gestanden hat, der dem römischen Gott Merkur geweiht war. So hieß der Berg Mont de Mercure (Berg des Merkur). Die zweite Variante ist auf der Legende um den heiligen Dionysos begründet. Dieser war der erste Bischof von Paris und soll auf dem Montmartre zusammen mit Eleutherius und Rustikus geköpft worden sein. Nach der Legende lief er aber auch ohne Kopf noch 2000 Schritte, bis der Tod endgültig eintrat. Nach dieser Legende wurde der Berg Mont des Martyrs (Berg der Märtyrer) genannt. Zur Zeit der Französischen Revolution wurde das auf dem Montmartre stehende Benediktinerkloster unter der Führung von Jean-Paul Marat 1794 vollständig zerstört; der Montmartre erhielt zeitweise den Namen Mont-Marat. Berühmt geworden ist die Butte Montmartre (Montmartre-Hügel) erst um die Jahrhundertwende, als aus aller Welt Künstler auf den Montmartre kamen, um in dem ehemaligen Weinbauerndorf eine Künstlerkolonie zu bilden. Der Kubismus fand dort seine Anfänge, denn auch Picasso, Braque und Jean Gris mieteten eines der heruntergekommenen Studios des Bateau-Lavoir. Andere weltberühmte Maler waren zum Beispiel Manet, Utrillo, Van Gogh, Max Jacob und Apollinaire. Toulouse Lautrec kommt im Zusammenhang mit dem Montmartre eine besondere Bedeutung zu, denn durch ihn wurde eines der Wahrzeichen des Montmartres, das Moulin Rouge, verewigt. Nach dem ersten Weltkrieg wanderten die Künstler in das Viertel Montparnasse ab. Die Place du Tertre erinnert nur noch schwach an vergangene Tage, und die Künstler haben sich eher auf den Kommerz als auf Kunst verlegt. Dennoch - oder gerade deshalb - hat der Platz eine sehr angenehme Atmosphäre. Sie können sich gemütlich in eines der - allerdings nicht ganz preisgünstigen - Lokale um den Platz setzen und den Vorbeipromenierenden zusehen. Wer sich vom Touristenrummel abwendet und in die kleinen Gässchen auf dem Montmartre einbiegt, spürt die Romantik und Vielfalt des Berges. Oft tut sich ein unerwartet schöner Ausblick auf die Stadt auf, der so gar nicht den üblichen Ansichtskartenbildern gleicht, dafür aber um einiges beeindruckender ist. Das kleine Dorf auf dem Berg scheint sich trotz der Touristenströme seine Ursprünglichkeit bewahrt zu haben.

   
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Funiculaire de Montmartre

Der Funiculaire de Montmartre  ist im eigentlichen, engeren Sinne keine Standseilbahn, sondern ein Schrägaufzug mit zwei Kabinen. Er führt auf den Hügel von Montmartre und damit auch zu der dort gelegenen weltbekannten Basilika Sacré-Cœur. Die im 18. Arrondissement von Paris gelegene Bahn wird von der RATP betrieben, die für den ÖPNV der Stadt Paris zuständig ist. Zurzeit ist eine Kabine der Seilbahn außer Betrieb gestellt (Stand seit Juli 2007). Die am 1. Juni 1991 in Betrieb genommene Bahn ersetzt ein früheres Modell. Sie wird elektrisch angetrieben und ist mit zwei unabhängigen Kabinen mit jeweils 60 Plätzen ausgestattet. Damit erreicht sie eine Kapazität von 2.000 Passagieren pro Stunde und Richtung. Die 36 Meter Höhenunterschied bei einer Streckenlänge von 108 Meter erklimmt sie in weniger als 90 Sekunden. Die beiden Stationen am Start- und Endpunkt mit ihrer transparenten Architektur stammen vom Architekten François Deslaugiers, wohingegen die neuen Kabinen mit ihren großen Fensterpartien von dem Designer Roger Tallon entworfen wurden, von dem auch die Wagen des TGV Atlantique stammen. Das Dach der Kabinen ist teilweise aus Glas, was dem Passagier ermöglicht, schon während des Aufstiegs die Basilika Sacré-Cœur zu bewundern. Für jede Kabine gibt es unabhängige Winden und Kabel, so dass der Betrieb im Falle eines Ausfalles einer Kabine, z.B. aufgrund von Wartungsarbeiten, auch mit nur einer Kabine fortgeführt werden kann. Den ersten Bau einer Standseilbahn auf den Hügel beschloss der Stadtrat schon 1891. Am 13. Juli 1900 wurde sie erstmalig in Betrieb genommen und der Betrieb der Firma Decauville übertragen. Zwischen dem 1. November 1931 und dem 2. Februar 1935 wurde die Bahn durch einen Bus ersetzt. Im Jahre 1933 wurde die STCRP (Société des transports en commun de la région parisienne) zum neuen Betreiber und beauftragt, die Infrastruktur zu modernisieren. Das System einer Wasser-Standseilbahn wurde ersetzt durch die zwei elektrisch betriebenen Kabinen. Einige Jahre später wurde der RATP die Verantwortung übertragen. Im Jahre 1990 und 1991 wurde die Anlage komplett erneuert. Dafür musste der Betrieb vom 1. Oktober 1990 bis zum 1. Juni 1991 ausgesetzt werden. In dieser Zeit übernahm der sogenannte « Montmartrobus », der seither zwischen der Place Pigalle und der Spitze des Hügels verkehrt, den Personentransport.

   
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Moulin Rouge

Am Fuß des Montmartre befindet sich das Moulin Rouge. Hier zeigt sich eine andere, nicht weniger bekannte Seite des Montmartres: Das Vergnügungsviertel Pigalle ist mit seinem Boulevard de Clichy berühmt für Sexshops und   Prostituierte. Man mag sich fragen warum das Moulin Rouge dort steht und warum sich eines der berühmtesten Nachtlokale ausgerechnet in einer Mühle befindet. Tatsache ist aber, dass bis Anfang des 19. Jahrhunderts über 30 Mühlen in Montmartre mahlten. Sie förderten Silex aus unterirdischen Gipslagerstätten, bis sie aufgegeben werden mussten, da der Berg vom Einsturz bedroht war. Das Moulin Rouge wurde 1889 von Joseph Oller erbaut, der bereits das Varieté L'Olympia besaß. Am 6. Oktober 1889 wurde das Haus eröffnet. Der Name geht auf die bekannte Nachbildung einer roten Mühle auf dem Dach zurück. Zunächst wurde das Moulin Rouge für Bälle (frz. Bals) genutzt, bei denen Tänzerinnen vor allem den Cancan und Chahut tanzten. Hier traten die berühmtesten Pariser Stars der Zeit auf, unter anderem La Goulue, Yvette Guilbert, Jane Avril, Mistinguett und Le Pétomane. Viele dieser Namen wurden nicht zuletzt durch die Werbeplakate von Henri de Toulouse-Lautrec und deren zahlreiche Nachdrucke sehr bekannt. Später wurden im Moulin Rouge Operetten und Revuen aufgeführt. Auch als Kino wurde es manchmal genutzt. Seit 1955 werden so genannte dinner-spectacles aufgeführt. In den ersten Jahren traten bei diesen auch berühmte Chanson-Interpreten wie Charles Trenet oder Charles Aznavour auf. 1964 wurde als Attraktion auf der Bühne ein „Aquarium“ installiert, in dem nackte Tänzerinnen auftraten bzw. schwammen. Nach einer finanziellen Krise Mitte der 1990er Jahre konnte das Haus ab ca. 2000 wieder Erfolge verzeichnen, wozu ab 2001 auch der bekannte Kinofilm Moulin Rouge! beitrug. Das Haus hat 850 Sitzplätze und wurde im Jahr 2000 von rund 420.000 Gästen besucht. Name und Stil des berühmten Pariser Vorbilds wurden von zahlreichen anderen Varietés und Diskotheken auf der ganzen Welt kopiert. Das Moulin Rouge in Wien wurde allerdings bereits fünf Jahre vor dem Pariser Varieté (1884) errichtet.

    
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Sacre-Coeur

Die Basilique du Sacré-Cœur (Basilika vom Heiligen Herzen) ist eine römisch-katholische Wallfahrtskirche, auf dem Hügel von Montmartre in Paris und bildet den höchstgelegenen Punkt (von 203m) der Stadt nach dem Eiffelturm. Die Kirche im „Zuckerbäckerstil“ wurde im 19. Jahrhundert vom Architekten Paul Abadie begonnen, der sich in einem Wettbewerb gegen 78 Mitbewerber durchgesetzt hatte und dessen Entwurf deutlich durch die Architektur römisch-byzantinischer Kirchen wie der Hagia Sophia und des Markusdoms in Venedig inspiriert wurde. Sacré-Cœur sollte später selbst Vorbild für andere Sakralbauten des 20. Jahrhunderts werden, zum Beispiel für die Theresenbasilika in Lisieux. Abadie verstarb bereits 1884, als der Bau erst begonnen war. Ihm folgten bis zur Fertigstellung sechs Architekten in der Bauleitung nach. Den Ort hatte zuvor der Erzbischof von Paris und spätere Kardinal Joseph Hippolyte Guibert ausgewählt, und der Grundstein wurde 1875 gelegt, also im selben Jahr, in dem die Verfassung der Dritten Republik in Kraft trat. Dieser symbolische Gehalt war durchaus beabsichtigt. Der Staat unterstützte das Projekt finanziell, nachdem die Nationalversammlung den Neubau zu einem nationalen Projekt erklärt hatte. Die Kirche sollte aber auch dem Gedenken an die französischen Opfer des französisch-preußischen Krieges und der „Abbüßung der Verbrechen der Kommunarden“ dienen und sie ist auch eine Reaktion auf die Eroberung Roms, der heiligen Stadt, durch die Truppen Viktor Emanuels II. und der „Gefangenschaft“ des Papstes Pius IX. - hierbei spielt das Motiv der Buße für eine angebliche spirituelle Verkommenheit eine Rolle, in der die Honoratioren, die den Bau initiierten, die Ursache für diese beiden Ereignisse sahen. Die 40 Millionen Francs, die der Bau letztendlich verschlang, wurden teilweise durch Spenden aufgebracht (die Namen der Spender meißelte man in den Stein des Neubaus), und 1914 wurde die Basilika Sacré-Cœur schließlich fertiggestellt. Die Weihe fand erst am 16. Oktober 1919, also nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, statt. Die religiöse Widmung der Kirche gilt dem Herzen Christi. Das ist bemerkenswert für eine Zeit der besonderen Marienverehrung - die großen Basiliken jener Zeit wurden in der Regel Maria geweiht, wie die in Lourdes, Lyon und Marseille. Die Herz-Jesu-Verehrung wurde jedoch durch die Einführung des Herz-Jesu-Festes durch Papst Pius IX. 1856 - auch auf Betreiben französischer Bischöfe - gestärkt und von Leo XIII. in seiner Enzyklika „Annum Sacrum“ von 1899 wieder aufgegriffen. Sacré-Cœur wurde aus Château-Landon-Steinen zusammengefügt, einem frostresistenten Travertin aus dem gleichnamigen Ort im heutigen Departement Seine-et-Marne, der durch die Witterung sein Calcit abgibt und so mit der Zeit ein kreideartiges Weiß annimmt. Die Fundamente reichen 33 Meter in den Boden, um die Kirche vor dem Einsinken in den lehmigen Untergrund zu bewahren. Die Kirche selbst misst 85 mal 35 Meter und besitzt eine Höhe von 83 Metern. Die große Kuppel selbst ist allein 55 Meter hoch, von ihr kann man bei guten Wetterverhältnissen bis zu 40 km weit sehen. Die Ikonographie der Basilika ist nationalistisch geprägt: Das dreibogige Hauptportal wird von Reiterstatuen der Nationalheiligen Jeanne d'Arc und Ludwig IX. flankiert, die von Hippolyte Lefèbvre geschaffen wurden. Die große Glocke, mit 19 Tonnen Gewicht eine der größten der Welt und 1895 in Annecy gegossen, heißt la Savoyarde nach dem 1860 französisch gewordenen Savoyen. Seit 1885 (einer Zeit, als die Kirche erst teilweise fertiggestellt war) befindet sich über dem Hochaltar eine Monstranz mit dem „Heiligen Sakrament“, einer konsekrierten Hostie, die als Leib Christi verehrt wird. Die Basilika birgt in ihrer Apsis das Christusmosaik des Künstlers Luc-Olivier Merson (fertiggestellt 1922), mit 475 m² eines der größten Mosaiken der Welt. Es ist Jesus mit geöffneten Armen zu erkennen. Heute ist Sacré-Cœur eine der von Touristen meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Paris. Durch die erhöhte Lage sind insbesondere die Treppen vor dem Gebäude bei allen beliebt, die die Aussicht über die Stadt genießen möchten. Leider ist deshalb auch die Anzahl der aufdringlichen Straßenhändler, Postkartenverkäufer und Taschendiebe im Umfeld der Kirche besonders groß. Alternativ kann man auch mit dem Funiculaire de Montmartre, einer Standseilbahn, zur Basilika gelangen.

   
 

Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und Links ohne Gewähr (11.2023)