Die Gegend war in frühen Zeiten eine
Morastlanschaft, durch die die Straße zwischen Paris und
Saint-Denis führte. In der Zeit der Merowinger wurde an der
Straße ein Friedhof (später Cimetière des Innocents genannt)
angelegt. Um 1130 erhob Ludwig VI. die Friedhofkapelle in den
Rang einer Kirche. Im Jahre 1135 verlegte König Ludwig VI. den
zentralen Marktplatz vom Place de Grève (heute: Place de
l’Hôtel-de-Ville) in die damalige Ortschaft Les Champeaux (auch:
Petits Champs). Dieser Ort war ein Sumpfgebiet außerhalb der
Stadtmauern. Im Jahre 1183 erwarb König Philipp II. das ganze
Eigentum am Gelände. Schon zu der Zeit war es ein großer Markt,
auf dem Lebensmittel, Textilien, Schuhe und Kurzwaren verkauft
wurden. Die Händler ließen sich in Unterständen nieder, die sich
in der Nähe der Häuser der Hersteller befanden. Nach und nach
kamen weitere Händler zu den bereits ansässigen hinzu. Aufgrund
des Wachstums ließ Philipp II. die ersten Hallen aufstellen, um
Weber und Tuchhändler zu beherbergen. Der Markt dehnte sich
weiterhin aus, so dass man seit dem 16. Jahrhundert seine
Neuorganisation und die Erweiterung der Wege in Betracht zog.
Man ließ Häuser mit Säulenhallen im Erdgeschoss oder bedeckten
Galerien bauen, die unter dem Namen Piliers des Halles (deutsch
Pfeiler der Hallen) bekannt sind. Der nahe gelegene, 1780
geschlossene, Cimetière des Innocents wurde 1789 zum Blumen-,
Obst- und Gemüsemarkt (Marché des innocents) ausgebaut. Während
der Zeit der Französischen Revolution und des ersten
Kaiserreiches wurde das Stadtbild stark verändert. Paris litt
unter Sicherheits- und Hygieneproblemen und man begann, sich
über die Versorgung der Hauptstadt Gedanken zu machen. Napoleon
I. reorganisierte die überdachten Märkte und ließ eine Regelung
für die Schlachtung der Tiere ausarbeiten. Er plante, eine
zentrale Markthalle zwischen dem Marché des innocents und der
Getreide-Markthalle bauen zu lassen. Trotz allem veranlassten
die ab 1830 auftretenden Hygiene- und Verkehrsprobleme den
Präfekten Rambuteau, 1842 eine Kommission, die Commission des
Halles, einzusetzen. Sie sollte untersuchen, ob die Hallen an
ihrem bisherigen Standort bleiben oder verlegt werden sollten.
Einen 1848 ausgeschriebenen Architektenwettbewerb gewann Victor
Baltard mit seinem Plan, am bisherigen Standort zwölf Pavillons
aus Glas und Metall zu bauen. Der erste Pavillon war noch aus
Stein gefertigt, gefiel aber Napoléon III. nicht mehr, nachdem
er auf einer London-Reise den Crystal Palace besichtigt hatte,
der aus vorgefertigten Eisenteilen und Glassegmenten errichtet
worden war. So musste der erste Pavillon abgerissen und neu
erbaut werden. Zehn Pavillons entstanden zwischen 1852 und 1870,
die beiden letzten wurden 1936 vollendet. Zur gleichen Zeit
wurde unter Aufsicht von Eugénie de Montijo im Rahmen der
Baupläne von Georges-Eugène Haussmann die Rue des Halles
errichtet (am 21. Juni 1854 beschlossen, 1870 fertiggestellt),
als prachtvolle Anfahrtsstraße vom Place du Châtelet zu dem
neuen Marktplatz, verbunden mit der gerade fertiggestellten
Ost-West-Achse, der Rue de Rivoli, und der Nord-Süd-Achse, dem
Boulevard de Sébastopol. Im Jahre 1959 wurde beschlossen, den
Markt nach Rungis (im Pariser Umland) und in den Stadtteil La
Villette zu verlagern. 1963 schlug der Pariser Präfekt vor, das
rechte Seine-Ufer zwischen Seine und Gare de l’Est zu erneuern.
Das Projekt wurde nicht angenommen, aber der Pariser Gemeinderat
gründete ein Planungsbüro für die Einrichtung der Markthallen
und angrenzenden Sektoren. Die ersten Projekte werden vom
Gemeinderat der Stadt abgewiesen, die zu renovierende Fläche
wurde von 32 auf 15 Hektar verkleinert und der Rest sollte
saniert werden. Weiterhin wurde eine unterirdische Einrichtung
der Hallen in Betracht gezogen. Als 1969 der Markt endgültig
verlegt wurde, fanden kulturelle Protestaktionen in den
Pavillons statt. 1971 werden die ersten sechs Pavillons
abgerissen, um einen RER-Bahnhof und das Forum des Halles zu
bauen. Auf den Baustellenlöchern der abgerissenen Pavillons und
angrenzenden Häuserblöcke wurden Filmszenen zu Touche pas à la
femme blanche! (Berühre nicht die weiße Frau) von Marco Ferreri
und der Film Le locataire (Der Mieter) von Roman Polański
gedreht. Am 7. Dezember 1977 wurde der neue RER-Bahnhof Châtelet
– Les Halles eingeweiht, am 4. September 1979 folgte die
Eröffnung des unterirdischen Einkaufs- und Freizeitzentrums
Forum des Halles. Der zweite Teil des Forums (Architekt: Paul
Chemetov) wurde 1985 eröffnet. Im gleichen Jahr wurden
oberirdisch Gärten angelegt. Die ehemaligen
Lebensmittel-Großhandelsgeschäfte sind nach und nach
verschwunden und haben sich in moderne Boutiquen umgewandelt.
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