PELOPONNES


Peloponnes

Der Peloponnes ist eine Halbinsel im Süden mit etwa einer Million Bewohnern. Der Name ist hergeleitet von der mythologischen Gestalt Pelops, der ein Sohn des sagenhaften Königs Tantalos gewesen sein soll. Der zweite Teil des Namens ist das griechische Wort für Insel, νήσος Nisos in altgr. Aussprache Nesos, also Insel des Pelops. Auf griechisch ist das grammatische Geschlecht der Halbinsel weiblich, im Deutschen hat sich kein einheitlicher Gebrauch durchgesetzt. Laut Brockhaus heißt es „der Peloponnes“ oder (fachsprachlich) „die Peloponnes“. Im Mittelalter war für den Peloponnes auch die (italienische) Bezeichnung Morea geläufig. Die Franchthi-Höhle in der Argolis ist der älteste Platz in Griechenland, an dem prähistorische Funde (ab 15.000 v. Chr.) gemacht wurden. Im Altertum war der Peloponnes Zentrum der mykenischen Kultur, die um 1100 v. Chr. ein abruptes Ende fand. Neben den Dorern hielten sich im Nordwesten die Achaier. In der klassischen Zeit unter der Herrschaft Spartas und seines Peloponnesischen Bundes wurde es nach dem Fall Spartas bei der Schlacht von Leuktra 371 v. Chr. vom Arkadischen Bund beherrscht. Nach der Makedonenherrschaft schlossen sich Teile des Peloponnes im Achäischen Bund zusammen, der 146 v. Chr. von den Römern nach der Zerstörung Korinths aufgelöst wurde. Am Ende der Spätantike wurden große Teile der Halbinsel von eindringenden slawischen Gruppen besiedelt (siehe hierzu Landnahme der Slawen auf dem Balkan). Nach jahrhundertelanger Zugehörigkeit zu Byzanz wurde die Halbinsel, die nun Morea bzw. Morée genannt wurde, 1204 von den Kreuzrittern erobert. Die Gegend rund um Mystras wurde aber bald wieder byzantinisch und zu einem Zentrum der Halbinsel, die weitgehend von den Byzantinern zurückerobert wurde. Ab dem 15. Jahrhundert wechselte der Besitz zwischen Venedig und dem Osmanischen Reich. Von 1686–1715 war die gesamte Morea erstmals territorial vollständig eine venezianische Provinz, nach der Unabhängigkeit Griechenlands 1822 wurde sie unter ihrem antiken Namen Teil des neuen Staates.


Patras

Patras ist eine der wichtigen Hafenstädte sowie Hauptstadt des Nomos Achaia und der Region Westgriechenland. Die Stadt liegt (seit der Zerstörung während des Befreiungskriegs 1821 neuaufgebaut) amphitheatralisch auf der südöstlichen Küste des gleichnamigen Meerbusens (Golf von Patras) in einer fruchtbarer Gegend, hat eine Anzahl schöner, breiter und geradliniger Straßen, die sich vom Strand hügelan ziehen, mehrere öffentliche Plätze, Kais sowie eine Zitadelle. Patras ist unter anderem Sitz des Erzbischofs von Patras sowie der Universität Patras. Die Stadt ist in Griechenland bekannt als Karnevalshochburg, der Patras-Karneval oder Patrino Karnavali ist ein zwei Monate langes imposantes Fest im Winter. Es ist der größte Karneval in Griechenland mit ca. 50.000 Karnevalisten. Die Einwohnerzahl beträgt 171.616 (2001), damit ist Patras nach Athen, Thessaloniki und Piräus die viertgrößte Stadt Griechenlands. Im Jahr 2006 war Patras Kulturhauptstadt Europas.

Die Stadt Patras wurde im Altertum, der Überlieferung nach vom Achäer Patreus, gegründet durch Vereinigung von drei Städten, Aroe, Antheia und Mesatis. Doch deuten orientalische Kulte, welche sich dort erhielten, darauf hin, dass zuerst wahrscheinlich Phöniker hier ansässig waren. Als Hafenstadt wurde sie bald eine der ersten unter den zwölf achäischen Städten. Aus ihrem Bündnis mit drei anderen achäischen Städten um 280 v. Chr. entstand der Achäische Bund. Augustus gewährte den Paträern, deren Stadt damals ziemlich heruntergekommen war, allein unter den Achäern die Freiheit sowie die Rechte und Immunitäten einer römischen Kolonie. Seit dieser Zeit führte die Stadt auf den Münzen den Namen Colonia Augusta Aroe Patrensis.

Patras besaß auch eine der ersten Christengemeinden im Land und war neben Korinth der Ausgangspunkt für die Christianisierung der Halbinsel. Nach der Legende erlitt hier der Apostel Andreas den Märtyrertod. Seine Gebeine kamen 357 nach Konstantinopel, das Kopfreliquiar (1462 bis 1964 in Rom) wird heute wieder in Patras verehrt. 1205 wurde die Stadt von Wilhelm von Champlitte erobert und zum Sitz des Fürstentums Achaia erkoren. Der noch im gleichen Jahre gewählte, allerdings erst 1207 päpstliche bestätigte lateinische Erzbischof war gleichzeitig Primas des Fürstentums. 1408 verkaufte Johann II. sein kleines Reich an die Venezianer, denen Patras 1463 von den Türken entrissen wurde. Im Jahr 1571 findet die Seeschlacht von Lepanto zwischen den Flotten der Heiligen Liga und des Osmanischen Reiches im Golf von Patras statt. 1770 eroberten die Russen und Mainoten Patras, mussten es aber noch in demselben Jahr wieder räumen, worauf es von den Türken verbrannt wurde.

1820 litt Patras bedeutend durch ein Erdbeben. Hier begann die griechische Revolution mit dem Auflauf vom 12. Februar 1821, wobei die Türken in die Zitadelle gedrängt wurden. Als ein militärisch wichtiger Punkt wurde die Stadt während des Freiheitskriegs ein Hauptschauplatz des Kampfes, aber am 15. April 1822, nachdem Jussuf Pascha die Zitadelle entsetzt hatte, von den Türken eingeäschert. Ibrahim Pascha leitete von Patras aus die Belagerung von Messolongi. 1828 nahmen es die französischen Hilfstruppen unter Schneider für Griechenland in Besitz; 1833 wurden die Franzosen durch bayerische Truppen abgelöst, die mit dem neuen König Griechenlands, Otto I. aus dem Haus Wittelsbach ins Land gekommen waren. Im 19. Jahrhundert wurden über Patras vor allem Korinthen nach Großbritannien und Frankreich ausgeführt. Beim Einkauf von Korinthen kam Gustav Clauss in die Gegend und gründete später Achaia-Clauss, eines der größten Weinhandelsunternehmen Griechenlands.

Während des zweiten Weltkrieges wurde die Stadt erst Ziel von italienischen Luftangriffen und später von Truppen der Achsenmächte besetzt. Ein deutscher Kommandoposten wurde errichtet und deutsche sowie italienische Truppen in der Stadt stationiert. Am 13. Dezember 1943 töteten deutsche Soldaten in einer Vergeltungsaktion 676 Einwohner des nahe gelegenen Ortes Kalavrita. Seit Gründung der Universität Patras (sowie Technisches Ausbildungsinstitut Patras) im Jahre 1964 ist Patras eine Universitätsstadt.


Golf von Patras

Der Golf von Patras ist ein Golf, der sich vom östlichen Teil des Ionischen Meeres zwischen Oxeia und Kap Araxos im Süden über den Golf von Korinth an den Kaps Rio und Antirrio bis zum Osten bis zur Rion-Antirion-Brücke erstreckt. Die Ausdehnung beträgt 350 bis 400 km². Er hat eine Länge von 40 bis 50 km und eine Breite von 10 bis 20 km. Der Hafen von Patras liegt südöstlich. Es gibt nur zwei weitere Häfen: Messolonghi und Rio-Antirio; hier befindet sich der Ausgangsort für Fährrouten nach Ancona und Brindisi in Italien sowie nach Kefallonia. Es gibt Strände im Süden, Osten und Norden. Aufgrund der reichen Fischgründe ist die Fischerei ein bedeutender Wirtschaftszweig. In diesem Golf fanden mehrere Seeschlachten statt, z.B. Seeschlacht von Lepanto (1499, 1500 und 1571). Hier sanken auch einige Schiffe, u.a. die Vivi am 11. September 1940 (Minenkontakt).


Monemvasia

Monemvasia ist eine Kleinstadt, die im byzantinischen Reich bedeutender Stützpunkt und Festung war. Sie liegt auf einem Felsen vor der Küste der Präfektur (nómos) Lakonien im Südosten der Halbinsel Peloponnes. Ihren Namen verdankt die Stadt ihrer Lage: moni embasia = einziger Zugang. Sie galt bis zur griechischen Unabhängigkeit 1821/30 wegen ihrer schweren Einnehmbarkeit als das Gibraltar des Ostens. Die Stadt ist auch Namensgeberin für den Malvasier, einen Rotwein, der von dort aus exportiert wurde Monemvasia liegt auf der seewärtigen Südost-Seite eines Felsens von ca. 300 Meter Höhe und 1,8 km Länge. Die Ansiedlung besteht aus zwei Teilen: Der ummauerten mittelalterlichen Unterstadt am Abhang des Felsens und der Zitadelle auf der Höhe des Felsens, die nur über einen einzigen, vielfach gewundenen, steilen und gut gesicherten Weg erreicht werden kann. Die Zitadelle ist seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt.

Im Jahr 583 wurde die erste Ansiedlung auf dem Felsen von Monemvasia vor der Küste des Peloponnes errichtet, als Schutz für die Bewohner der umliegenden Siedlungen des Festlandes vor den slawischen und awarischen Angriffen, die mit der Vernachlässigung der byzantinischen Balkanverteidigung unter Justinian I. und seinen Nachfolgern einsetzten. Die Stadt bildete in den folgenden Jahrhunderten ein Rückzugsgebiet der byzantinischen Herrschaft in Südgriechenland und war Ausgangspunkt der Rückeroberung der Halbinsel Peloponnes. Die Stadt war auch wichtig zur Sicherung des Seewegs von Konstantinopel nach Venedig. Die Festung war lange uneinnehmbar und hielt sowohl den zahlreichen arabischen Belagerungen als auch dem normannischen Eroberungsversuch von 1147 stand. Es wird berichtet, dass ein Kornfeld in der Zitadelle vorhanden war, das - zusammen mit den zahlreichen Zisternen - ausreichte, eine Besatzung von 30 Mann auf Dauer zu ernähren; damit war die Zitadelle autark und konnte unbegrenzt verteidigt werden.

Nach dem Fall Konstantinopels im 4. Kreuzzug blieb Monemvasia eine freie byzantinische Stadt und konnte erst 1249 nach dreijähriger Belagerung durch die seit 1204 das Festland kontrollierenden Franken zur Kapitulation genötigt werden. 1263 mussten die Franken Monemvasia zusammen mit Mystras an das byzantinische Reich zurückgeben. Nach den osmanischen Eroberungen von Konstantinopel 1453, Misthra 1460 und Trapezunt 1461 war Monemvasia noch das, was vom Römischen Imperium übrigblieb. Auf sich allein gestellt nicht überlebensfähig, unterstellte sich die Stadt erst einem katalanischen Seeräuber, der bald wieder vertrieben wurde, dann dem Papst, der aber militärisch nicht zu ausreichendem Schutz in der Lage war, und schließlich 1464 Venedig, das die Stadt bis 1540 gegen die Türken zu halten vermochte.

1540 bis 1690 türkisch, fiel der Ort 1690 bis 1715 wieder an Venedig, nach Verhandlungen 1715 wieder an die Türken. In der zweiten türkischen Epoche setzte ein Bevölkerungsschwund ein, der die in ihren Glanzzeiten zwischen 10.000 und 25.000 Menschen zählende Bevölkerung auf wenige Hundert reduzierte. Die letzte freie griechische Stadt war im Befreiungskrieg von 1821 bis 1830 auch die erste, die die Türken aufgeben mussten. 1822 tagte hier die erste griechische Nationalversammlung. Dennoch gelang es der Stadt nicht, sich zu erholen, sie versank im Gegenteil nahezu völlig in die Bedeutungslosigkeit und wurde ein sterbendes Dorf, das 1971 noch 32 Einwohner zählte. Auf dem Ufer gegenüber dem Felsen entstand ein modernes Dorf, das Gefira ("Brücke") genannt wird, im Gegensatz zur alten Stadt, die Kastro heißt. Nach 1980 setzte der Wiederaufbau der alten Stadt ein, die nun eine beliebte Wochenendresidenz wohlhabender Athener wurde. Heute werden die mittelalterlichen Gebäude nach und nach restauriert; viele von ihnen sind zu Hotels umgewandelt worden.

Monemvasia ist der Geburtsort des griechischen Dichters Giannis Ritsos, der auf dem Friedhof von Monemvasia begraben ist.


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