Die
Samaria-Schlucht im Westen der griechischen Insel
Kreta
ist mit 13 Kilometern Länge eine der längsten Schluchten
Europas (irrtümlich wird oft 18 km angegeben, dies aber ist die Länge des
gesamten Fußweges von Omalos nach Roumeli). Sie führt aus über 1.200 m Höhe
fast von der Mitte der Insel bis zum Libyschen
Meer. An Länge wird die Samaria-Schlucht durch den Grand
Canyon du Verdon in Frankreich mit seinen über 20 Kilometern Länge übertroffen.
Die Samaria-Schlucht ist einer der touristischen Höhepunkte Kretas; bis zu
4.000 Menschen täglich durchwandern sie während der sommerlichen Hochsaison.
Die Schlucht wird gesäumt von bis zu 600 m hohen senkrechten Felswänden, die
an der engsten Stelle der Schlucht einen Durchlass von lediglich 3 bis 4 Metern
lassen. Die Schlucht liegt an der Südküste Westkretas und zieht sich von der Omalos-Hochebene
westlich der weißen Berge (Lefka Ori) bis hinunter zum Libyschen Meer. Am Ausgang der Schlucht liegt der
kleine Hafenort Agia Roumeli, der erst in den letzten Jahrzehnten nach Aufstieg der Schlucht zur
Touristenattraktion entstanden ist. Politisch gehört das Gebiet zur Präfektur
Chania. Entstanden
ist die Schlucht vermutlich vor etwa 14 Millionen Jahren durch tektonische
Bewegungen. Abfließendes Regenwasser und später das Wasser aus 22 Quellen
erodierten das Gestein und gruben damit die heutige tiefe Schlucht in die
Landschaft. Während der Befreiungskämpfe der
Griechen
gegen die türkischen
Invasoren im 19. Jahrhundert war die Schlucht von großer strategischer
Bedeutung: Sie diente Rebellen als Versteck und Stützpunkt und konnte trotz
mehrfacher Versuche durch die Aggressoren nie eingenommen werden. Während des
Zweiten
Weltkrieges und der Besetzung
der Insel Kreta durch die Deutschen (1941)
setzte sich die griechische Regierung, bestehend aus König Georg
II. und dem Ministerpräsidenten Emanuel Tsouderos, durch die Schlucht an die Küste ab und floh von dort mit britischer
Hilfe nach Ägypten. Die Samaria-Schlucht wurde
1962
per königlichem Dekret zum Naturschutzgebiet erklärt und ist seit 1965
unbewohnt. Die wenigen Bewohner von Samaria, einer kleinen
Holzfällersiedlung in der Mitte der Schlucht, wurden enteignet und umgesiedelt.
Im Jahr 1980 wurde
Griechenland für seine Bemühungen um die Schlucht vom Europarat
ausgezeichnet. Die Samaria-Schlucht weist einen auffällig hohen Baumbestand
auf, u.a. wachsen hier prächtige Kiefern, Pinien, Platanen
und Zypressen.
An den Hängen der Schlucht finden sich außerdem Kretischer
Ahorn und Kermeseichen.
Aufgrund der langen Isolation der Schlucht kommen hier allein 14 endemische
Pflanzenarten vor. Die Samaria-Schlucht ist zudem das letzte natürliche
Rückzugsgebiet der kretischen Wildziege (Kri-Kri).
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