DOCKLANDS

 


Allgemeines

Docklands ist der halboffizielle Name eines Stadtteils im Osten von London. Er besteht aus Teilen der Stadtbezirke Southwark, Tower Hamlets, Newham, Lewisham und Greenwich. Die namensgebenden Docks waren früher Teil des Hafens von London, einst der größte Hafen der Welt. Die Schifffahrt wurde aufgegeben und das brachliegende Gelände für Wohn- und Geschäftszwecke umgewandelt. Es entstanden große Bürogebäudekomplexe wie Canary Wharf. Die Einwohnerzahl hat sich in den zwanzig Jahren nach Beginn der Neuerschließung mehr als verdoppelt. Die Docklands haben sich zu einem Geschäftszentrum und zu einer exklusiven Wohnlage entwickelt. Nicht alle alten Lagerhäuser und Werften wurden abgerissen, sondern wurden in Appartementhäuser und Einkaufszentren umgewandelt. Die ehemaligen Docks werden als Yachthäfen oder Wassersportzentren verwendet. Die Umwandlung der Docklands hatte nicht nur positive Aspekte. Der steile Anstieg der Preise während des Immobilienbooms führte zu Spannungen zwischen den Neuankömmlingen und der alteingesessenen Dockarbeiter-Bevölkerung, die sich immer mehr an den Rand gedrängt fühlt. An vielen Orten ist ein scharfer Kontrast zu beobachten, teure Luxus-Appartements stehen gleich neben heruntergekommenen Sozialwohnungen.

 


Geschichte

Zur Zeit der Römer sowie im Mittelalter legten die Schiffe an kleinen Docks an, entweder in der City of London oder in Southwark; eine Gegend, die heute als Pool of London bezeichnet wird. Das größte Problem war, dass es keinen Schutz vor Naturgewalten und Dieben gab. Dazu kam, dass enormer Platzmangel an der Kaiseite herrschte. Deshalb wurde 1696 erstmals weiter flussabwärts ein Dock gebaut. Die Howland Great Dock bildete das Kernstück der späteren Surrey Commercial Docks. Dieser neue Hafen bot nun großen, sicheren und geschützten Platz für 120 Schiffe. Er war sofort ein großer kommerzieller Erfolg und bildete die Vorlage für spätere Erweiterungen.  Unter der Herrschaft der Könige Georg III. und Georg IV. entstanden die West India Docks (1802), die East India Docks (1805), die Surrey Docks (1807), die St. Katherine Docks (1828) und eine Erweiterung der West India Docks (1829). Unter der Herrschaft von Königin Victoria expandierte das Hafengebiet noch weiter nach Osten: Royal Victoria Dock (1855), Millwall Dock (1868), Royal Albert Dock (1880). Als letzte Erweiterung kam 1921 der King George V Dock hinzu. Die Bombardierungen durch die deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg verursachten riesige Schäden. Viele Docks waren nach Kriegsende nicht passierbar. Dennoch erlebten die Docklands in den 1950er Jahren eine Phase des zunehmenden Wohlstands. Das Ende kam plötzlich, zwischen 1960 und 1970, als Containerschiffe in großem Stil eingeführt wurden. Die Londoner Docks waren auf einmal viel zu klein, um die größer gewordenen Schiffe überhaupt abfertigen zu können. Die gesamte Hafenindustrie zog weiter flussabwärts zu den Hochseehäfen in Tilbury und Felixstowe. Zwischen 1960 und 1980 wurden sämtliche Docks in London geschlossen. Die Arbeitslosenquote war hoch, die Gegend verarmte, die Gebäude verfielen.


Canary Wharf

Canary Wharf war einst der Standort von Lagerhäusern inmitten der Docks. Der Name leitet sich ab vom Seehandel mit den Kanarischen Inseln, der von hier aus abgewickelt wurde. In den 1960er Jahren setzte der Zerfall der Hafen- und Industrieanlagen ein. 1981 beschloss die britische Regierung ein ehrgeiziges Programm, mit dem ein 21 km² großes Gebiet neu belebt werden sollte. Um das Projekt zu koordinieren, wurde die Entwicklungsgesellschaft LDDC gegründet. In den ersten Jahren ließen sich hier Betriebe der Leichtindustrie nieder, der größte Mieter in Canary Wharf war ein TV-Produktionsstudio. 1984 besuchte Michael von Clem, der Vorsitzende der Investmentbank Credit Suisse First Boston, im Auftrag eines Kunden die Docklands, um nach einem Standort für einen Lebensmittelverarbeitungsbetrieb Ausschau zu halten. Er war sich auch bewusst, dass die Büros der Bank in der City of London zu klein waren, vor allem im Hinblick auf die bevorstehende Deregulierung der Finanzmärkte im Jahr 1986. Von Clem hatte die Idee, das Gebiet für Bürobauten zu nutzen. Als 1987 die Docklands Light Railway eröffnet wurde, hatte man in Canary Wharf keine Station errichtet, da man nicht mit einer Entwicklung des Gebiets rechnete. 1988 übernahm jedoch das kanadische Unternehmen Olympia and York das Projekt und brachte es zur Baureife. Die Bauarbeiten begannen im selben Jahr, die erste Phase war 1992 abgeschlossen. Olympia and York verpflichtete sich, die Hälfte der Kosten für die geplante Verlängerung der Jubilee Line zu übernehmen. Zu Beginn der 1990er Jahre brach der weltweite Immobilienmarkt ein. Die Nachfrage nach Büroräumlichkeiten ging stark zurück und Olympia and York ging bankrott. Die obere Hälfte des Wolkenkratzers One Canada Square blieb ohne Mieter, Canary Wharf wurde zum Symbol der Immobilienkrise. Im Dezember 1995 kaufte ein internationales Konsortium das Gelände. Damals waren hier rund 13.000 Arbeitsplätze angesiedelt, doch noch immer stand über die Hälfte der vorhandenen Büroliegenschaften leer. Ein wichtiges Ereignis für die Wiederbelebung des Projekts Canary Wharf war der Baubeginn der Jubilee Line, der mehrmals verschoben worden war. Von da an betrachteten Unternehmen das Gebiet zunehmend als Alternative zu den traditionellen Geschäftszentren. Die zunehmende Nachfrage führte nicht nur zur Fertigstellung der noch nicht begonnenen Bauphasen, es wurden auch zusätzliche Projekte verwirklicht. Im März 2004 wurde die Betriebsgesellschaft Canary Wharf Group plc durch ein Konsortium von Investoren übernommen, das den Namen Songbird trägt und von Morgan Stanley angeführt wird. Zu den Unternehmen, die sich in Canary Wharf niedergelassen haben, gehören Finanzinstitute wie Credit Suisse, HSBC, Citigroup, Lehman Brothers, Morgan Stanley, Bank of America und Barclays Bank. Auch bedeutende Medienunternehmen haben hier ihre Hauptsitze, darunter Daily Telegraph, The Independent, Reuters und The Daily Mirror. Ebenfalls hier vertreten sind der Europa-Hauptsitz von Texaco, der Hauptsitz von Clifford Chance, eine der weltweit größten Anwaltssozietäten, und die britische Finanzaufsicht FSA. Zu Beginn des Jahres betrug die offizielle Zahl der hier arbeitenden Angestellten 78.000, wovon 25% in den fünf umliegenden Stadtbezirken leben. Canary Wharf entwickelt sich auch immer mehr zu einem teuren und exklusiven Einkaufsviertel, insbesondere nach der Eröffnung des Jubilee Place-Einkaufszentrums im Jahr 2004. Es gibt über 200 Läden mit mehr als 4500 Verkaufsangestellten. Jede Woche gehen rund 500.000 Personen hierhin zum Einkaufen. Canary Wharf verfügt über eine ausgezeichnete Anbindung an das Netz des öffentlichen Nahverkehrs. Seit 1991 hält an der Station Canary Wharf die vollautomatische Stadtbahn Docklands Light Railway (DLR). 1999 wurde die Jubilee Line der London Underground eröffnet, die in der gleichnamigen, aber räumlich getrennten Station Canary Wharf hält. Der Flughafen London City liegt nur ein paar Kilometer östlich und kann mit regelmäßig verkehrenden Bussen, Taxis und seit Dezember 2005 mit der DLR in unter 15 Minuten erreicht werden. Vom Canary Wharf Pier aus stellen Schiffe auf der Themse weitere Verbindungen in Richtung Innenstadt her; die Thames Clipper verkehren unter der Woche alle 20 Minuten.

 

 

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