Allgemeines

Die Air Berlin PLC & Co. Luftverkehrs KG i.I. mit Sitz in Berlin und Basen auf den Flughäfen Berlin-Tegel und Düsseldorf war eine deutsche Fluggesellschaft. Sie war eine hundertprozentige Tochter der börsennotierten Air Berlin PLC, deren größter Einzelaktionär zuletzt die emiratische Etihad Airways war. Am 15. August 2017 beantragte Air Berlin die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, der eigenwirtschaftliche Flugbetrieb wurde mit Hilfe einer Bundesbürgschaft bis zum 27. Oktober 2017 fortgeführt. Teile der Gesellschaft, darunter das Geschäft am Flughafen Tegel und die Tochtergesellschaft LGW, wurden an die Lufthansa und easyJet verkauft. Air Berlin war bis dahin die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands gewesen. Die letzte Tochtergesellschaft der Air Berlin, Belair, meldete Mitte August 2018 Insolvenz an.


Geschichte (Auszüge)

Nachdem der amerikanische Pilot Kim Lundgren im Zuge der Ölpreiskrise seine Arbeit bei der Pan Am verloren hatte, gründete er im Juli 1978 die Air Berlin Inc. als Charterfluggesellschaft unter Zulassung durch die FAA im US-Bundesstaat Oregon, um Flüge von und nach West-Berlin anzubieten, was nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 nur Flugzeugen der Siegermächte gestattet war. Offizieller Sitz der Air Berlin USA war Miami, das zeitweise auch von Berlin aus angeflogen wurde. Der erste Flug der Gesellschaft führte am 28. April 1979 mit einer Boeing 707 von Berlin nach Palma de Mallorca. 1981 wurden die beiden 707 durch zwei kleinere Boeing 737 ersetzt. Air Berlin spezialisierte sich auf Ziele rund um das Mittelmeer, Palma war lange Zeit das meistangeflogene Ziel der Gesellschaft.

Nach der deutschen Einheit fiel auch die Lufthoheit der Alliierten, sodass ein Zulassungswechsel zum Luftfahrt-Bundesamt notwendig wurde. Am 16. April 1991 gründeten Joachim Hunold und Kim Lundgren die deutsche Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehrs KG und übernahmen die Air Berlin Inc. In der Folgezeit änderte der geschäftsführende Gesellschafter Joachim Hunold das Unternehmensprofil grundsätzlich. 1998 bot Air Berlin erstmals zehn Prozent der Sitzplatzkapazität direkt ohne Pauschalarrangement eines Veranstalters an, gleichzeitig startete ein täglicher Mallorca-Shuttle von Berlin, Düsseldorf und Paderborn. Mit zehn Flugzeugen wurden von neun deutschen Flughäfen sowie von Luxemburg aus Urlaubsziele um das Mittelmeer bedient. Seit 1999 war Air Berlin Mitglied der IATA. Bis 2001 stieg der Anteil der direkt verkauften Sitzplätze auf ein Viertel.

Mit 25 Maschinen vom Typ Boeing 737-800 wurden von 14 deutschen Flughäfen Ferienziele angeflogen. Als Reaktion auf die aufkommenden Billigfluggesellschaften begann Air Berlin im September 2002 damit, unter der Bezeichnung „City-Shuttle“ Verbindungen zu europäischen Großstädten mit hohem touristischen Aufkommen anzubieten. 2004 erwarb Air Berlin 24 Prozent der Anteile an der österreichischen Fluggesellschaft Niki. Die Fluggesellschaft Germania, die seinerzeit 577 Mitarbeiter beschäftigte und über eine Flotte von 44 Flugzeugen verfügte, sollte Ende 2005 durch einen Managementvertrag an Air Berlin gebunden werden; Vorbild hierfür war die bereits bestehende Partnerschaft der Air Berlin mit Niki. Air Berlin mietete Flugzeuge von Germania, im Gegenzug stellte Germania die von beiden Gesellschaften stark umkämpften Flüge nach Zürich und Wien ein. Der Vertrag kam jedoch nicht zustande; die Erbengemeinschaft der Germania konnte sich nicht über eine Übernahme durch Air Berlin einigen, Germania blieb daher eigenständig.

Im Vorfeld des für 2006 geplanten Börsengangs änderte Air Berlin im Januar ihre Unternehmensform von einer GmbH & Co. KG in eine Limited & Co. KG und überführte dabei die GmbH in eine Aktiengesellschaft nach britischem Recht (PLC). Der Börsengang der Air Berlin PLC war zunächst für den 5. Mai 2006 angesetzt, dann aber kurzfristig verschoben, da die ursprüngliche Preisspanne von 15 Euro bis 17,30 Euro zu hoch angesetzt worden war. Am 10. Mai 2006 wurde der Preis dann mit 12 Euro je Aktie bekanntgegeben, woraus sich ein Gesamterlös von 510 Millionen Euro ergab, rund 360 Millionen Euro weniger als ursprünglich geplant.

Im Dezember 2011 teilte Air Berlin mit, dass die arabische Fluggesellschaft Etihad Airways für 73 Millionen Euro ihren Anteil von 2,99 auf 29,21 Prozent aufstockt und damit zum größten Einzelaktionär der Gesellschaft wird. Während dies für die finanziell angeschlagene Air Berlin eine wirtschaftliche Entlastung bedeutete, wollte Etihad von deren europäischem Streckennetz profitieren. Das gemeinsame Streckennetz von Etihad Airways und Air Berlin umfasste 239 Ziele in 77 Ländern. Ab Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main und München standen durch tägliche Direktflüge insgesamt 42 Verbindungen pro Woche nach Abu Dhabi, der Heimatbasis von Etihad, zur Verfügung. Von dort aus bestanden Weiterflugmöglichkeiten zur Arabischen Halbinsel, nach Asien, Afrika und Australien. Air Berlin flog ab Januar 2012 siebenmal wöchentlich nonstop von Berlin nach Abu Dhabi. Die neue Flugverbindung war auch Auftakt des Codeshare-Abkommens zwischen Air Berlin und Etihad Airways. Seit März 2012 kooperierten auch die Vielfliegerprogramme Topbonus und Etihad Guest. Im Juni 2012 schlossen sich der Kooperation bei den Bonusprogrammen auch airberlin business points und Etihad Airways Business Connect für kleine und mittelständische Unternehmen an. Im Dezember 2012 gab Air Berlin schließlich bekannt, das Vielfliegerprogramm Topbonus in eine eigene Gesellschaft, Topbonus Limited, auszugliedern. Etihad wurde mit 70 Prozent Anteil größter Anteilseigner der neuen Gesellschaft, während Air Berlin 30 Prozent behielt. Als Kaufpreis für das Vielfliegerprogramm erhielt Air Berlin 184 Millionen Euro von Etihad.

Am 11. August 2017 kündigte Etihad Air Berlin die weitere finanzielle Unterstützung auf. Am 15. August 2017 stellten die Fluggesellschaft und ihre persönlich haftende Gesellschafterin (Air Berlin PLC) jeweils Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung mit dem Sachwalter der Gläubiger, Lucas Flöther, Vorstandschef Thomas Winkelmann und dem Generalbevollmächtigten Frank Kebekus. Auch für die formal britische PLC wurde dabei gemäß EuInsVO die Zuständigkeit des Amtsgericht Charlottenburg festgestellt.[83] Der Flugbetrieb wurde zunächst weitergeführt, finanziert durch einen mit Bundesbürgschaft abgesicherten Übergangskredit in Höhe von 150 Millionen Euro, der trotz Beschwerde des Konkurrenten Ryanair von der EU-Kartellbehörde genehmigt wurde. Am 25. August 2017 stellte auch die Gesellschaft, in die das Vielfliegerprogramm Topbonus ausgegliedert ist, und an der Etihad 70 % der Anteile hält, den Insolvenzantrag.

Im Rahmen des Insolvenzverfahrens gaben u. a. Lufthansa, easyJet und Niki Lauda gemeinsam mit Condor Angebote für Teile von Air Berlin ab; die Bieterfrist endete am 15. September 2017. Am 25. September 2017, einen Tag nach der Bundestagswahl, wurde bekanntgegeben, dass man mit Easyjet und Lufthansa über die Übernahme der meisten Flugzeuge verhandle. Außerdem werde man weiter mit anderen Interessenten über den Verkauf von anderen Teilbereichen, wie zum Beispiel Air Berlin Technik, verhandeln. Am 12. Oktober 2017 einigte sich die Lufthansa auf eine Übernahme der Air-Berlin-Tochterunternehmen Niki und LGW sowie den Betrieb von 20 Flugzeugen. Die Anteile sollte 210 Mio. Euro kosten. Die Verhandlungen mit easyJet wurden fortgeführt.

Kurz nach Einstellung des Flugbetriebs von Air Berlin teilte das britische Unternehmen mit, dass man sich für 40 Mio. Euro auf die Übernahme von 25 Flugzeugen vom Typ A320 am Flughafen-Standort Tegel geeinigt habe. Für die Maschinen will easyJet Leasing-Verträge abschließen. Bis zu 1000 Piloten und Flugbegleiter sollen auf der Grundlage von mit der Gewerkschaft ver.di ausgehandelten Tarifverträgen eingestellt werden.


Flugpläne

01.05. bis 31.10.2002
01.09.2003 bis 01.04.2004
01.05. bis 31.10.2005
01.05. bis 31.10.2008
01.05. bis 31.10.2009
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