Condor Flugdienst führte 1991 mit der
Condor Comfort Class als erste Ferienfluggesellschaft eine Business Class
ein. Im Herbst 1992 wurde die Tochter Südflug komplett in die Condor
Flugdienst integriert. Zwischen 1993 und 1996 war wieder eine Boeing 747 in
den Farben der Condor im Einsatz, eine 747-400 mit dem
Luftfahrzeugkennzeichen D-ABTD,[12] die allerdings keine Condor-Flüge
durchführte, sondern für Lufthansa nach Taiwan flog. Zu der Zeit war es
durch ein Gesetz der Volksrepublik China Fluggesellschaften, die Taiwan
anflogen, untersagt, auch die Volksrepublik China anzufliegen. Im Jahr 1995
weitete Condor ihre Beteiligungen aus. Inzwischen gehören die alpha Holding
GmbH (30 Prozent), die Kreutzer Touristik GmbH (37,5 Prozent), die Fischer
Reisen GmbH (100 Prozent) und mit 10 Prozent die Öger Tours GmbH zum
„Condor-Touristik-Verbund“. Condor Flugdienst übernahm außerdem den vom
Lufthansa-Konzern bis dahin gehaltenen Anteil von 50 Prozent an der zur
übrigen Hälfte Turkish Airlines gehörenden Charterfluggesellschaft
Sunexpress.
Der US-amerikanische Maler James Rizzi gestaltete 1996 zum 40-jährigen
Unternehmensjubiläum eine Boeing 757-200 zum fliegenden Kunstwerk, den „Rizzi
Bird“. Condor wurde mit zwölf Festbestellungen Erstkunde der Boeing 757-300.
Anfang des Jahres 1998 gründete Condor die Condor Berlin GmbH (CIB),
eine 100-prozentige Tochtergesellschaft mit Sitz in Berlin-Schönefeld. Diese
besaß den ICAO-Code CIB und bediente bis zu ihrer Integration in die
Muttergesellschaft am 1. Mai 2013 mit Airbus A320-200 Ziele auf der Kurz- und
Mittelstrecke.
1997 brachte die Lufthansa die
überwiegende Mehrheit Ihrer Anteile an der Condor in die gemeinsam mit
Karstadt gegründete C&N Touristic ein, aus der später die Thomas Cook
Group entstand. Aus Condor Flugdienst wurde 2002 die neue Marke „Thomas
Cook powered by Condor“. In Deutschland erhielten die Flugzeuge von Condor
und Condor Berlin nach und nach das neue Thomas-Cook-Design. Auf dem Rumpf
der Maschinen steht seitdem der Schriftzug „Thomas Cook“, auf dem Leitwerk
das Thomas-Cook-Logo. Die Hauptfarbe Gelb wurde durch Blau ersetzt. Im
Juni 2002 startete das erste von damals fünfzig Condor-Flugzeugen in der
neuen Gestaltung. 2003 wurde die Condor-Flotte um zwölf Boeing 757-200
reduziert, um Überkapazitäten im Markt abzubauen. Ab Mai 2004 flog die
Fluggesellschaft der Thomas Cook AG in Deutschland wieder unter dem
Markennamen Condor Flugdienst, da der Name Thomas Cook von den Deutschen
aufgrund des schwächeren Bekanntheitsgrads nicht angenommen worden war und
dies zu starken Einbußen in den Passagierzahlen führte. Bei der Lackierung
wurde lediglich der Thomas-Cook-Schriftzug in „Condor“ umlackiert, das
Thomas-Cook-Logo am Leitwerk blieb ebenso wie die Hauptfarbe blau. Condor
Berlin kaufte 2005 einen weiteren Airbus A320-200 und betrieb nun eine
Flotte von 13 Flugzeugen dieses Typs. 2006 folgte eine weitere A320-200,
außerdem starteten Condor und Germanwings eine Partnerschaft.
Am 22. Dezember 2006 unterzeichneten die
Lufthansa und die Karstadt Quelle eine Absichtserklärung, wonach der
Lufthansa-Konzern sich bereit erklärte, seinen Anteil von 50 Prozent an
Thomas Cook an die Karstadt Quelle zu einem Kaufpreis in Höhe von rund 800
Millionen Euro zu übereignen. Zugleich wurde vereinbart, den direkten
Kapitalanteil des Lufthansa-Konzerns an Condor von 10 auf 24,9 Prozent
aufzustocken und dem Lufthansa-Konzern zudem die Anteile der Condor an der
türkischen Charterfluggesellschaft SunExpress zu übertragen. Lufthansas
indirekter Kapitalanteil an der Condor von 45 Prozent ging mit dem Verkauf
ihrer Thomas-Cook-Anteile komplett an KarstadtQuelle über. Insgesamt
reduzierte die Deutsche Lufthansa somit ihren Kapitalanteil an der Condor
um 30,1 Prozentpunkte. KarstadtQuelle erhielt die Kaufoption, nach Ablauf
von zwei Jahren nach Schließung des Kaufvertrags den Anteil des
Lufthansa-Konzerns an Condor von 24,9 Prozent zu übernehmen. Im Gegenzug
erhielt der Lufthansa-Konzern eine Verkaufsoption auf den Kapitalanteil
der KarstadtQuelle AG (75,1 Prozent). Für den Fall, dass beide Unternehmen
ihre Optionen nicht nutzen, wurde dem Lufthansa-Konzern ein Vorkaufsrecht
auf die Thomas-Cook-Anteile an Condor zugestanden. Mit dieser
Anteilsregelung sollten die Start- und Landerechte von Condor auch
außerhalb Europas insbesondere für den Lufthansa-Konzern gesichert und ein
Aufkaufen durch ausländische Investoren zunächst vermieden werden.
Im September 2007 gab Air Berlin bekannt,
den Anteil von Thomas Cook übernehmen zu wollen. Der Kaufpreis sollte
durch die Ausgabe neuer Air-Berlin-Aktien (Anteil der Thomas Cook an Air
Berlin dann 29,99 Prozent) und in bar erfolgen und insgesamt 500 Millionen
Euro betragen, wobei die Transaktion bis zum 10. Februar 2009
abgeschlossen sein sollte. Der Anteil der Lufthansa von 24,9 Prozent, auf
den Thomas Cook eine Call-Option hatte, sollte dann im Februar 2010 an Air
Berlin übergeben werden. Die wechselseitigen Beteiligungen wurden am 5.
Oktober 2007 beim Bundeskartellamt zur Genehmigung vorgelegt. Das
Bundeskartellamt hatte von Anfang an erhebliche Bedenken und verlängerte
die Prüfungsfrist mehrfach. Am 11. Juli 2008 zogen Air Berlin und Thomas
Cook den Antrag auf Fusion beim Bundeskartellamt aufgrund der „erheblich
veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ zurück. Daraufhin wurde
versucht, die Condor in eine gemeinsame Fluglinie mit der Germanwings und
TUIfly einzubringen. Die Verhandlungen scheiterten jedoch Ende September
2008. Laut Thomas Cook sollte es nun keine weiteren Bemühungen um eine
Fusion geben. Thomas Cook übernahm 2009 die restlichen Condor-Anteile von
24,9 Prozent für 77 Millionen Euro von der Lufthansa. Seither hält die
Lufthansa keine Anteile mehr an Condor. Im Jahr 2012 verlegte Condor ihre
Zentrale von Kelsterbach in den neuen Frankfurter Stadtteil Gateway
Gardens am Frankfurter Flughafen.
Im Frühjahr 2013 wurde bekanntgegeben,
dass die Tochtergesellschaft Condor Berlin bis Mai 2013 aufgelöst und in
die Condor Flugdienst integriert wird. Im Frühjahr 2018 kooperierte Condor
mit der Fluggesellschaft Laudamotion, beendete die Zusammenarbeit aber
nach dem Einstieg von Ryanair bei Laudamotion. Im September 2013 stellten
Condor und Thomas Cook Airlines UK ihren gemeinsamen neuen Markenauftritt
vor, der ein vollständig neues Corporate Design und eine neue Bemalung der
Flotte in grau/weiß/gelb und dass „Sunny Heart“ beinhaltet. Als erste
Maschine erhielt Ende November 2013 eine Boeing 767-300ER die neue
Bemalung.
Im Februar 2019 kündigte Thomas Cook an, die Flugsparte, Thomas
Cook Group Airline, inklusive der Condor zum Verkauf zu stellen; der
Flugbetrieb lief normal weiter.[21] Nachdem zwischenzeitlich auch die
Lufthansa Interesse an Condor und optional auch den übrigen Thomas Cook
Airlines zeigte, wurde im Juli 2019 gemeldet, dass Thomas Cook den Verkauf
vorübergehend nicht weiter verfolgte.
Nachdem die Muttergesellschaft Thomas
Cook am 23. September 2019 Insolvenz angemeldet hatte, geriet die selbst
profitabel arbeitende Condor in Liquiditätsprobleme. Zur Überbrückung des
schwächeren Winterhalbjahrs erhielt sie ein KfW-Darlehen in Höhe von 380
Millionen Euro, für das die Bundesrepublik Deutschland und das Land Hessen
bürgen. Die von Condor beantragte Eigenverwaltung im Rahmen eines
Schutzschirmverfahrens wurde Anfang Dezember 2019 eröffnet. Im Rahmen der
Auflösung und Abspaltung aus der Thomas Cook Group brachte die Condor im
November 2019 auf einer Boeing 767-300ER mit dem Kennzeichen D-ABUF auf
dem Seitenleitwerk ihr altes Condor-Logo erneut an.
Am 24. Januar 2020 wurde bekannt, dass die Muttergesellschaft der
polnischen LOT, die Polska Grupa Lotnicza (PGL), die Condor übernehmen
solle. Im Februar 2020 gab das Bundeskartellamt die Übernahme durch PGL
frei. Zum 15. April 2020 sollte das von der Bundesregierung und dem Land
Hessen verbürgte Darlehen vollständig zurückbezahlt werden. Am 13. April
zog sich PGL jedoch vom Kauf der Condor zurück, da PGL selbst wegen der
kompletten Einstellung des Flugbetriebs von LOT aufgrund der
COVID-19-Pandemie Staatshilfen in Anspruch nehmen müsse.
Im April 2020 wurde bekannt, dass Condor
von der Bundesrepublik Deutschland einen Staatskredit für zwei Darlehen
über ca. 550 Mio. € erhalten wird, der auf dem Schutzschild-Programm der
Bundesregierung gegen die COVID-19-Pandemie basiert. Condor kann damit
sowohl die nun rückfällige, unbekannte Kaufsumme von PGL zurückerstatten
als auch den im Herbst 2019 gewährten Hilfskredit vom Staat und dem Land
Hessen über 256 Mio. € inklusive Zinsen zurückzahlen. Die EU hat diese
Finanzspritze abgesegnet. Der Schutzschirm wurde im Dezember 2020 wieder
verlassen. Aus Kostengründen wurde im Sommer 2020 der Verwaltungssitz von
der bisherigen Zentrale in Gateway Gardens nach Neu-Isenburg verlegt. Das
Gericht der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg kippte am 9. Juni 2021
die Genehmigung der EU-Kommission an Deutschlands 550 Mio. € Staatshilfe
nach Klage von Konkurrenzunternehmen Ryanair. Die ausgezahlten
Staatshilfen an Condor bleiben nach Gerichtsbeschluss der EuG praktisch
gesehen zunächst ohne Wirkung. Die Liquidität des Unternehmens bleibt
weiter durch die staatlich abgesicherten Darlehen erhalten. Die
Rückzahlung der staatlichen Kredite wird bis auf weiteres ausgesetzt. Im
Juli 2021 billigte die EU-Kommission nach Klage von Ryanair und erneuter
Prüfung wiederholt das Hilfspaket der deutschen Regierung von etwa 525
Mio. Euro.
Condor teilte im Mai 2021 mit, dass der
britische Vermögensverwalter Attestor 51 Prozent der Anteile übernommen
habe. Die übrigen 49 Prozent sollen zunächst bei der SG
Luftfahrtgesellschaft verbleiben, einer Zweckgesellschaft der zur
Noerr-Gruppe zählenden Team Treuhand GmbH, die seit dem Ende eines
Schutzschirmverfahrens für Condor als Treuhänder fungiert und formal die
Eigentümerrolle hat, nachdem der einstige Mutterkonzern Thomas Cook
zusammengebrochen war. Alle 4050 Arbeitsplätze sollten erhalten bleiben.
Noch im Juli 2021 soll der Finanzinvestor Attestor als neuer Anteilseigner
bei Condor Flugdienst einsteigen.
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