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Am 15. Oktober 1934 begann der Bau der Henschel
Flugzeug-Werke (HFW) in Schönefeld, die bis zum Ende des Zweiten
Weltkriegs über 14.000 Flugzeuge bauten. Hierfür wurden drei je 800 m
lange Start- und Landebahnen aus Beton errichtet. Während der Schlacht
um Berlin wurden die HFW am 22. April 1945 von sowjetischen Truppen
besetzt. Nachdem die sowjetische Besatzungsmacht die Betriebsanlagen für
den Flugzeugbau entweder demontiert und abtransportiert oder gesprengt
hatte, wurden auf dem Gelände bis 1947 Eisenbahnen repariert sowie
Landmaschinen gebaut und instand gesetzt.
Im Jahr 1946 zogen die sowjetischen Luftstreitkräfte von Johannisthal
nach Schönefeld um; Aeroflot nahm im selben Jahr den Flugbetrieb auf. Am
17. Juli 1947 ordnete die Sowjetische Militäradministration in
Deutschland im SMAD-Befehl Nummer 93 den Aufbau eines zivilen Flughafens
in Schönefeld an. Nach der Beendigung des ursprünglichen Baus 1959 wurde
der Flughafen bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 mehrmals
ausgebaut. Dadurch wurde er zum Zentralflughafen der DDR; eingeplant war
eine Kapazität von langfristig 18 Millionen Passagieren pro Jahr. Er
wurde zu einem Jugendobjekt erklärt, was die Bedeutung für die DDR
unterstrich und beinhaltete, dass hier überwiegend junge Menschen Arbeit
fanden.
Die Lage außerhalb der Stadtgrenzen Berlins führte dazu, dass in
Schönefeld (anders als in Tegel und Tempelhof) trotz der besonderen
Stellung im Zusammenhang mit dem Viermächte-Status Berlins nicht nur
alliierte Fluggesellschaften, sondern auch solche aus sämtlichen Staaten
der Welt uneingeschränkt starten und landen konnten. „Sämtliche Staaten“
umfasste auch DDR-Fluglinien wie die Interflug oder vor ihrer Auflösung
1963 die Deutsche Lufthansa der DDR. Rein rechtlich hätten sogar
westdeutsche Fluggesellschaften wie die Lufthansa Schönefeld anfliegen
können, was aber angesichts des Kalten Krieges aus ideologischen Gründen
nicht erfolgte. Lediglich das östliche Ende der Startbahn Nord ragte ein
Stück nach Bohnsdorf hinein, sodass ein östlicher Anflug (bzw. Start in
Richtung Osten) auf dieser Startbahn teilweise über Ost-Berliner
Stadtgebiet erfolgen musste, was zwar für nicht-alliierte
Fluggesellschaften strenggenommen nicht rechtens war, jedoch von den
Besatzungsmächten offenbar geduldet wurde.
Am 3. Oktober 1959 landete in Berlin-Schönefeld erstmals ein
Düsenpassagierflugzeug, eine Caravelle der SAS. Der Flughafen wurde 1961
als Gruppe 1 der ICAO eingestuft.
Im Jahr 1960 beschloss die DDR-Führung einen Generalplan zur Erweiterung
zum Zentralflughafen Berlin-Schönefeld. Grundlage der Planung waren die
erwarteten Passagierzahlen für die kommenden Jahrzehnte (3,5 Millionen
für Schönefeld und rund 14 Millionen für ganz Berlin bis zum Jahr 1980)
sowie die Notwendigkeit eines Flughafens, der die Erfordernisse modernen
Strahlverkehrs und effizienter Passagierabfertigung erfüllt. Die
Planungen sahen die Trennung des Kurz- und Langstreckenverkehrs vor.
Nördlich des Bahnhofs sollte ein Abfertigungsgebäude mit zwei Pieren
sowie zwei kurzen Pisten entstehen; südlich ein Abfertigungsgebäude mit
ebenfalls zwei Pieren und einer oder zwei zusätzlichen Start- und
Landebahnen. Die bestehende Bahn sollte auf über vier Kilometer
verlängert werden. Darüber hinaus war eine großzügige Anbindung mit
S-Bahn-, U-Bahn- und Fernbahnverkehr geplant.
Von den 1960er Jahren bis zur politischen Wende in der DDR war der
Zentralflughafen Berlin-Schönefeld auch für die Bevölkerung aus
West-Berlin sehr interessant, weil sich von hier aus viele Ziele in
Osteuropa, wie beispielsweise Budapest oder Prag, sowie später immer
mehr Ziele in Westeuropa (außer in der Bundesrepublik) erreichen ließen,
die von den Flughäfen Tempelhof bzw. Tegel aus entweder nicht bedient
oder erheblich teurer angeflogen wurden. Da im Flugverkehr des Ostblocks
die Abgeltung von Kerosin oft im Rahmen besonderer Handelsbedingungen
innerhalb der Staaten untereinander erfolgte, spielten die
Betriebskosten für die Interflug nur eine untergeordnete Rolle, sodass
sie es sich leisten konnte, die Flugpreise teilweise bis zu 70 Prozent
unter das Niveau streckengleicher Flüge von Tegel oder Tempelhof aus zu
senken. Als Zubringer für West-Berliner Passagiere existierte ab 1963
auf Initiative des West-Berliner Ostblockreisen-Anbieters Otto Haffner
eine Busverbindung der Ost-Berliner Verkehrsbetriebe, für die die DDR
eigens den Grenzübergang Waltersdorfer Chaussee angelegt hatte. Die 1990
eingestellte Buslinie führte vom Flughafen zum Hotel Arosa in
Charlottenburg (Kurfürstendamm Ecke Adenauerplatz), hielt am
Messegelände am dortigen Zentralen Omnibusbahnhof sowie in Wilmersdorf
an der Güntzel- Ecke Uhlandstraße vor Haffners Reisebüro Helios.
Die Grenze von einer Million Passagiere wurde 1969 überschritten, was
bis auf drei Millionen 1990 gesteigert werden konnte. Kurz vor dem Ende
der DDR wurden durch die Interflug von Schönefeld aus 53 Ziele auf vier
Kontinenten bedient.
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