Dieser
Flug war ein Airbus A320-211 auf dem Weg von Frankfurt am Main (FRA) nach
Warschau (WAW). Die eingesetzte Maschine mit der Flugzeugkennung D-AIPN
(„Kulmbach“) verunglückte am 14. September 1993 nach der Landung. Auf Grund
von Nässe und den am Tag vermehrt auftretenden Scherwinden war sie mit einer zu
hohen Geschwindigkeit auf dem Flughafen gelandet. Das Unglück forderte zwei
Todesopfer.
Nachdem
der Airbus A320 einen problemlosen Flug hatte, wurde den Piloten um 15:28 Uhr
Ortszeit von der Warschauer Anflugkontrolle mitgeteilt, dass andere Piloten
berichteten, es seien Scherwinde aufgetreten. Für die Landung war Landebahn 11
mit 2800 Metern Länge vorgesehen. Die Maschine hatte nach 770 Metern den ersten
Bodenkontakt mit dem ausgefahrenen rechten und schließlich nach 1525 Metern mit
dem linken Hauptfahrwerk. Bereits beim ersten Bodenkontakt betätigte der Pilot
die Radbremsen, welche aber aufgrund der ungenügenden Haftung auf der nassen
Landebahn nicht griffen. Erst zum Zeitpunkt des Aufsetzens des linken Fahrwerkes
gab die Schaltlogik des Fly-by-Wire-Systems die beiden Bremshilfen Ground
Spoiler und den Umkehrschub frei. Die Maschine war nun aufgrund der nassen
Landebahn nicht mehr unter Kontrolle und die Geschwindigkeit von immer noch 72 Knoten
(ca. 133 km/h) ermöglichten es den Piloten nicht mehr, das Flugzeug
schnell genug abzubremsen. Da die Landebahn am Ende durch einen Erdwall begrenzt
war, zog der Pilot die Maschine nach rechts, sodass sie mit der linken Tragfläche
zuerst aufprallte. Die Maschine ging anschließend in Flammen auf, da das linke
Triebwerk zerstört wurde. Der 1. Offizier im Cockpit kam durch innere
Verletzungen bei dem Aufprall auf Cockpitinstrumente ums Leben. Ein Passagier
starb an einer Kohlenmonoxidvergiftung, wahrscheinlich weil er - behindert durch
einen Wirbelbruch - sich nicht selbst retten konnte. Weitere 54 Passagiere
wurden verletzt in Krankenhäuser der Umgebung gebracht. Acht Personen wurden
ambulant behandelt.
Als
Ursache für diesen Unfall hält der Untersuchungsbericht eine Kombination von
Faktoren fest: Eine
Ursache lag bei der Cockpitbesatzung, die gleich mehrere Fehler beging. So
sei sie unter anderem nicht in der Lage gewesen, die plötzlich einsetzenden
Scherwinde zu bemerken. Außerdem habe der den Sprechfunk führende Pilot
den fliegenden Piloten nicht auf die Scherwindkomponente von mehr als 10 Knoten
hingewiesen, wie es das Betriebshandbuch des A320 empfiehlt. Die Besatzung
habe, als sie die Landezone der Landebahn bereits deutlich überflogen
hatte, kein Durchstarten eingeleitet, solange es noch ohne Probleme möglich
gewesen wäre.
Auch
die Mannschaft des Towers in Warschau wird im Unfalluntersuchungsbericht
belastet: Sie habe keine aktuellen Wetterdaten besessen, da die
Windinformationen nur mit Verspätung beim Tower eintrafen.
Des
Weiteren habe die unzureichende Beschreibung des Bremssystems in der
Anleitung zum Betrieb des Flugzeuges zum Misslingen der Landung beigetragen:
Die Piloten hätten nicht den Mechanismus der automatischen Bremskontrolle
verwendet, sondern vor der Landung das Bremssystem aktiviert und das
Bremsmanöver eingeleitet, sobald die Maschine Bodenkontakt bekommen hätte.
Bodenkontakt galt zur Zeit des damaligen Wissens seitens des Herstellers als
dann erreicht, wenn das Fahrwerk mit mindestens 12t belastet wird und sich
die Räder des Hauptfahrwerkes in Drehung befinden.
Aufgrund des starken Wasserfilms und des dadurch entstehenden Aquaplanings
setzte die Maschine zwar auf, die Räder drehten sich jedoch so langsam,
dass der Bordcomputer davon ausging, dass sich die Maschine noch nicht auf
dem Boden befinde, und jegliches Bremsmanöver verweigerte. Zudem setzte die
Maschine erst sehr weit hinten auf der Bahn auf, so dass schon vor dem
Bodenkontakt wertvolle Bremsstrecke verschenkt wurde. Als die Systeme schließlich
die Vollbremsung einleiteten (Radbremsen, Spoiler und Schubumkehr) reichte
die Restlänge der Landebahn nicht mehr aus, um die Maschine rechtzeitig zum
Stillstand zu bringen.
Die
Software des Fly-by-Wire-Systems aller Typen der A320-Familie wurde überarbeitet
und der notwendige Aufsetzdruck von 12t auf 2t gesenkt. Ferner ist die
Aktivierung der Bremsklappen und der Schubumkehr nicht mehr an die Raddrehung
gekoppelt, die Bremsaktivierung jedoch nach wie vor. Somit soll gewährleistet
sein, dass auch bei sich nicht drehenden Rädern die aerodynamischen Bremsen in
jedem Fall funktionieren.