Wolfshagen im Harz - Geschichte Teil 1 - bis 2000

 

 


Allgemeines

Wolfshagen im Harz ist ein staatlich anerkannter Luftkurort und Ortsteil von Langelsheim im Landkreis Goslar, Niedersachsen.  Der Ort hat heute ca. 2.400 Einwohner und liegt auf einer Höhe von 260 bis 430 m am Nordrand des Harzes zwischen der Innerstetalsperre im Westen und der Granetalsperre im Osten, und zwischen den Städten Seesen und Goslar. Die Natur rund um Wolfshagen erfreut sich einer Naturbelassenheit und Reinheit, die dem Namen Luftkurort Wolfshagen im Harz alle Ehre macht. Somit treffen sich hier viele Tier- und Pflanzenarten an, wobei einige nur noch in der Harzregion vorkommen oder auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten stehen. Der Name "Wolfshagen" geht auf eine Einrichtung zum Fangen von Wölfen zurück, die bis ins 18. Jh. im Harz lebten und viele Schäden anrichteten. Im Tal des Flüsschens Tölle gab es mehrere Fangvorrichtungen, bei denen es sich um Plätze handelte, die mit Dornenhecken umgeben waren. Das Ortswappen stammt aus dem Jahr 1947. Auf einem silbernem Schild sind drei Tannen mit einem springenden schwarzen Wolf mit roter Zunge abgebildet. Dies soll an die Holz- und Forstwirtschaft in Wolfshagen erinnern und auf die Existenz sogenannter Wolfsgärten (Fangeinrichtungen für Wölfe) hinweisen.


Zeittafel (Auszüge)

bis 400 v.Chr.

Im Tölletal gibt es möglicherweise einzelne Siedlungen (nicht genau belegbar)

500

Die Ritter von der Gowische errichten eine Burg in der Nähe der heutigen Kirche

937

Die Ritter von der Gowische bauen eine größere Burg auf dem Burghagen.

1000

Am Frankenberg werden von den Rittern von der Gowische ortsfremde Bergbau- und Verhüttungsspezialisten angesiedelt

1070

Eine handschriftliche Notiz von Heinrich IV. gibt einen Hinweis auf den Ort Wolfshagen und die Ritter von der Gowische

1158

Die Wälder um Wolfshagen werden von Herzog Heinrich der Löwe an die Ritter von der Gowische weitergegeben

1172

Das Kloster Steterburg erwirbt ein "Gut" in Wolfshagen

1199

Viele Wolfshäger Bergbauspezialisten gehen ins Erzgebirge (heutige Stadt Freiberg)

1300 ff

Die Ritterfamilie von der Gowische zerfällt.

1316

Der Name "Wulweshagen" wird erstmalig im Jahr 1316 erwähnt. Der 1. März ist allgemein bekannt als der Geburtstag von Wolfshagen, weil dieser Tag in einer Schenkungsurkunde erwähnt wird. Heinrich, Herzog von Braunschweig, schenkt die Hälfte des Waldes Scherde (Schäder) dem Ritter Widekind von Garsenbüttel zum Zwecke der Vergabung an ein Gotteshaus. (700-Jahr-Feiern: HIER)

1325

Bau der ersten Kapelle durch die Familie von der Gowische

1356

Herzog Ernst der Jüngere verkauft Wolfshagen an den Goslarer Ratsherren Hans Meise. Wolfshagen war ein blühendes Dorf bis zum Jahr 1350, bis der Erzabbau im Rammelsberg in Goslar zum Erliegen kam. Die kleinen Wolfshäger Hüttenbetriebe waren am Ende. 

1450

Durch den Neubeginn des Bergbaus am Rammelsberg geht es auch in Wolfshagen wieder aufwärts

1475

Am Borberg entsteht das erste Kupferbergwerk

1514

Durch das Amt Seesen wird eine "zinspflichtige" Sägemühle in Wolfshagen erwähnt

1539

Die Bevölkerung wird erstmalig gezählt (23 Männer), Frauen und Kinder zählen nicht

1556

Am Exeberg entsteht das Eisenbergwerk von Erasmus Ebner

1580

Das grösste Bergwerk am Borberg (König David) entsteht

1594

Die Kirche Wolfshagen wird Seesen unterstellt

16. Jh.

Später im 16. Jh entstand die Sophienhütte am Talausgang der Tölle. Sie war nach der Gemahlin von Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig benannt. Etwas später entstand an der Grane die Herzog-Juliushütte, wo viele Wolfshäger arbeiten konnten.

1629 ff

Während des 30-jährigen Krieges droht Wolfshagen die Zerstörung und Plünderung. Im Jahr 1629 wird daher die Kirchenglocke ausgebaut und nach Goslar gebracht. Dort wird sie für 140 Mariengulden als Pfand übergeben. Von dem Geld für die Glocke kann man den Ort freikaufen, muss aber noch fast 60 Jahre lang die Schulden zurückzahlen.  

1638

Die Superindentur Harzburg wird kirchliche Oberbehörde für Wolfshagen

1639

Mitte des 17. Jahrhunderts gibt es in Wolfshagen ca. 200 Einwohner. Aufzeichnungen über Getraute, getaufte und Begrabene beginnen, sind aber nicht mehr auffindbar.

1697 bis 1781

Bergbauversuche am Heimberg in den Gruben Sankt Edmund, Trönberg und Herzog von Cumberland I-III

1713 bis 1739

Bau der Kirche am heutigen Standort

1743

Wiederaufnahme des Bergbaus am Burghagen, Bau eines Pochwerkes an der Tölle

1746

Bau der alten Försterei auf den Försterwiesen im Tölletal

1774

In Wolfshagen gibt es 568 Einwohner, die in 82 Häusern leben

1779

Die erste Gemeindebäckerei am Bäckerbrink wird von Johann Friedrich Tilly in Betrieb genommen

1781

Die Schützengesellschaft wird von 20 Männern gegründet, die im August auch das erste Schützenfest veranstalten

1797

Heinrich Engelhard Steinweg wird in Wolfshagen geboren

1798

Im Jahr 1798 werden in Wolfshagen 786 Einwohner und 103 Häuser gezählt

1807

Unter der Französichen Herrschaft wird Wolfshagen dem Kanton Goslar zugeteilt

1814

Wolfshagen wird dem Kreisgericht Harzburg unterstellt

1823

Die kleine Kirchenglocke wird erneuert und ersetzt die 200 Jahre alte Glocke. In Wolfshagen leben 1059 Einwohner.

1824

Der Schriftsteller Heinrich Christian Engelhard Heine wird in Wolfshagen geboren

1825

Wolfshagen wird dem Amt Lutter am Barenberge zugeordnet

1844

Der Kirchturm und auch die Orgel in der Kirche werden umgebaut. Die Einweihung erfolgt 1846.

1850

Wolfshagen wird dem Kreis Gandesheim zugeordet

1851

Das heutige Pfarrhaus wird gebaut und bis 1903 als zweites Schulgebäude genutzt

1853

Mitten im Ort auf der Großen Meine wird ein Spritzenhaus für die Freiwillige Feuerwehr gebaut. Das Gebäude wird später auch als Leichenhalle genutzt.

1857

Die Seuche "Rote Ruhr" grassiert in Wolfshagen und fordert 15 Opfer

1858

In Wolfshagen leben jetzt 1334 Einwohner

1870 bis 1871

Im Deutsch-Französichen Krieg fallen 15 Wolfshäger Männer bei der schlacht von sedan.

1874

Die Freiwillige Feuerwehr Wolfshagen wird gegründet

1875

Die Wolfshäger Schützengesellschaft wird gegründet, ebenso der Männergesangsverein

1883

Der Männeturnverein (MTV) Wolfshagen wird gegründet

1884

Die Kirchenorgel wird neu gebaut, eine neue Turmuhr wird eingebaut und die kleine Glocke wird neu gegossen 

1885

Am Heimberg-Frauenberg beginnt Heinrich Habig mit seinen Söhnen den Abbau von Diabas-Gestein

1886

Der Ortsverschönerungsverein (heute Harzklub Zweigverein Wolfshagen) wird von Lehrern der örtlichen Volksschule gegründet und 1892 in Harzklub Zweigverein Wolfshagen umbenannt.

1890

Mit Hilfe des Harzklub gelang es, dass Wolfshagen im Jahr 1890 ein staatlich anerkannter Luftkurort wurde. Das Kurhotel Genz und das Badehaus Burghagen werden gebaut.

1892

Bau einer öffentlichen Wasserleitung zwischen Steinbruch und Oberdorf (heute Streittorstraße und Goldklumpen) als Erstz für einige Dorfbrunnen

1893

Im Jahr 1893 gibt es den ersten Poststempel, auf dem Wolfshagen (Harz) steht. Eine Postagentur befindet sich ebenfalls im Ort.

1894

Die Kirche wird erneut umgebaut und erhält einen neuen Turm

1897

In Wolfshagen leben 1635 Einwohner in 183 Häusern

1901 bis 1903

Das neue Schulgebäude an der Trift wird gebaut, die Villa Dorothea durch den Gastwirt Gustav Höfner gebaut

1904

Wolfshagen wird selbständige Pfarre und ist nicht mehr eine Filale von Astfeld

1905

An der Varleystraße (heute am Hotel Tannengrund) richtet der Naturheilverein Wolfshagen eine Flussbadeanstalt ein

1905

In Wolfshagen gibt es 1707 Einwohner, 208 Häuser und 440 Haushalte

1907

Die Reste der Burg von der Gowische am Burghagen werden durch den Harzklub freigelegt

1914

Im Haus von Kaufmann Fricke befindet sich die Spar- und Darlehnskasse Wolfshagen

1914 bis 1918

Im Ersten Weltkrieg fallen 69 Männer aus Wolfshagen und 11 werden vermisst

1917

Die große Kirchenglocke wird abgegeben und eingeschmolzen

1919

Die Villa Victoria wird von der Halberstädter Krankenkasse übernommen

1920

Es wird eine Kur-Taxe in Wolfshagen eingeführt, die nur von Personen zu zahlen war, die länger als 5 Tage im Ort blieben. 

1924

Der Fosseckensteinbruch am Heimberg wird eingerichtet

1925

Die neue Kirchenglocke wird eingebaut

1926

Der DRK Ortsverein wird gegründet. Die Unterbringung erfolgt im Spritzenhaus in der Ortsmitte.

1929

Zwischen Goslar und Wolfshagen wird eine Kraftpostverbindung zur Personenbeförderung eingerichtet.

1930

Der TSV Wolfshagen wird von den Brüdern Sälzer (Hermann und Willi) gegründet

1931

Die neue Friedhofskapelle wird eingeweiht

ab 1933

Die Bewohner (Kinder, Jugendliche, Männer) mussten der Hitlerjugend, dem Bund Deutscher Mädchen oder der SA beitreten.

1935

Die ersten KDF (Kraft durch Freude) - Urlauber kommen mit Planwagen und Musik nach Wolfshagen

1936

Das 1920 gegründete Sägewerk Röttger & Co wird durch einen Großbrand zerstört

1937

Der Harzklub-Zweigverein Wolfshagen wird verboten und in den NS-Kulturbund eingebunden. 

1939

Ausbruch der 2. Weltkrieges. Wolfshagen hat 2038 Einwohner

1942

Die Kirchenglocke muss erneut abgegeben werden und wird für Kriegszwecke eingeschmolzen

1945

Ein Englischer Bomber stürzt am Großen Sülteberg in der Nähe des Kinderheims ab. Die 8 Besatzungsmitglieder werden zunächst auf dem Wolfshäger Friedhof beigesetzt, aber später in ihre Heimat überführt

1945

Am 10. April besetzen die Amerikaner Wolfshagen mit Panzern und ca. 70 Soldaten. Das Dorf wird durchsucht, aber nicht geplündert. Insgesamt fielen 125 Männer im Krieg, während 55 noch vermisst blieben.

1946

Die Villa Viktoria am Goldklumpen wird in ein Altenheim umgebaut und vom Ladkreis Gandersheim übernommen.

1947

Am Austritt des Bauerholzbaches wird eine Wasseraufbereitungsanlage in Betrieb genommen

1948

In der Menschenwiese (heute Lautenthaler Straße) wird von Arnold Hund die erste Tankstelle eröffnet (eine Säule mit Handpumpe)

1948

Die Villa Viktoria wird geschlossen und in eine Jugendherberge mit 150 Betten umgebaut

1949

Auf dem Gelände der Villa Dorothea wird eine Bekleidungsfabrik eröffnet (heute Modefabrik Hausbrandt)

1949

Der Harzklub-Zweigverein Wolfshagen beginnt unter Walter Pahl wieder mit der Arbeit. Zeitgleich bekommt Wolfshagen eine Straßenbeleuchtung.

1950

Der "kleine" Campingplatz am Krähenberg mit 30 Stellplätzen wird eröffnet.

1950

Das Neubaugebiet an der Breslauer Straße wird erschlossen

1951

Alle Häuser und Straßen erhalten Namen und neue Hausnummern.

1952

Das erste Schwimmbad wird im Jahr 1952 gebaut. Zeitgleich wird der Sportplatz auf die Mispliethwiesen verlegt.

1953

Die Hamburger Firma Rathjens übernimmt den Diabas-Steinbruch.

1955

Die Grundschule bekommt ein Nebengebäude mit Toiletten, Duschen und einem Versammlungsraum

1958

Die Umgehungsstraße am Heimberg wird zur Entlastung des Ortes fertiggestellt

1961

Der Fanfarenzug Wolfshagen wird gegründet und am Jahnskamp wird ein Kurpark eingerichtet

1962

Ein vermutlicher Tornado richtet am Rieseberg und am Borberg große Schäden an den Bäumen an

1963

Die Turnhalle mit dem Sportgelände dahinter wird hinter der Grundschule gebaut

1965

Die alte Müllkippe an den Mispliethwiesen wird mit Abraum aus dem Steinbruch zugeschüttet

1966

Neubau der Badeanstalt im Tannengrund als beheizbares Waldfreibad

1966

Die Hahnenkleer Bank eröffnet eine Filiale in Wolfshagen

1968

Der Bauerholzbach wird überbaut. Die Straße (Kreisstraße 35) nach Lautenthal wird umgebaut und verbreitert

1968

Der "große" Campingplatz wird auf den Schäderwiesen eingerichtet. Er hat 300 Stellplätze.

1968

Die alte Orgel in der Kirche wird erneuert und der Straßenengpass im Tölletal wird beseitigt

1968 bis 1972

Die Ferienhaussiedlung unterhalb des Campingplatzes entsteht. Es werden 120 NURDA-Häuser gebaut.

1969

Der Borbergsbach wird in der Ortsmitte mit mehreren Häusern überbaut

1969

In Wolfshagen leben 2820 Einwohner in 510 Häusern. Es gibt schon 351 Gästebetten in Hotels und Pensionen. Insgesamt werden über 65.000 Übernachtungen in Wolfshagen gezählt.

1971

Das neue Feuerwehr-Gerätehaus neben der Schule wird eingeweiht. Es bietet Platz für 3 Fahrzeuge. Im August gibt es in Wolfshagen einen Wassernotstand, der mithilfe der Feuerwehr bekämpft wurde.

1971 bis 1972

Der Campingplatz wird auf 600 Stellplätze ausgebaut.

1972

Wolfshagen wird zusammen mit Astfeld, Bredelem, Lautenthal, Herzog-Julius-Hütte und Langelsheim zur Stadt Langelsheim zusammengefasst (Kurzbezeichnung Langelsheim 3)

1972

An der Hauptstraße wird die sog. Kur-Apotheke eröffnet

1973

Ein starker Orkan richtet in den Wäldern rund um Wolfshagen große Schäden an

1974

Der Harzklub-Zweigverein Wolfshagen weiht die Schäderbaude ein, die von mitgliedern komplett in Eigenleistung gebaut wurde.

1975

Die Bezirksregierung in Braunschweig ernennt Wolfshagen zum Staatlich anerkannten Erholungsort. Im August wird die Feuerwehr Wolfshagen bei den großen Heidebränden in Niedersachsen eingesetzt.

1976

In Wolfshagen werden insgesamt 197.000 Übernachungen gezählt, davon allein 113.000 auf dem Campingplatz.

1977

Der Kindergarten Wolfshagen wird in einem Haus hinter dem Kinderheim am Sülteberg eröffnet

1977

Da der Landkreis Gandersheim aufgelöst wurde, gehört Wolfshagen nurn zum Landkreis Goslar

1979

In Wolfshagen leben 2840 Einwohner. Der Fremdenverkehrsverein wird gegründet.

1982

Die neue Wolfshäger Festhalle am Jahnskamp wird eingeweiht

1986

Der Diabas-Steinbruch wird nach 100 Jahren geschlossen und in der Folgezeit renaturiert.

1996

Das Neubaugebiet am Töllegrund wird zur Bebauung freigegeben

1997

Die Kreuzallee wird verlängert und führt nun bis zum Ferienhausgebiet

1999

Das Sägewerk Röttger & Co wird geschlossen und später abgerissen


 Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen / Daten und Links ohne Gewähr (02.2024)