VULKANAUSBRUCH - KRYSUVIK 2021


Allgemeines

Der Ausbruch im Krýsuvík-Vulkansystem auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands – rund 30 km südwestlich von Reykjavik – begann am 19. März 2021 am Südabhang des Bergmassives Fagradalsfjall. Auf der Halbinsel Reykjanes gab es zuvor seit fast 800 Jahren keinen Vulkanausbruch; der letzte Ausbruch ereignete sich im Jahr 1240, also in der Sturlungen-Zeit. Eine einheitliche Bezeichnung des Ausbruchs hat sich noch nicht herausgebildet. Zu Beginn des Ausbruchs war die Bezeichnung „Geldingadalir-Eruption“ anzutreffen, da die Ausbrüche in diesem Tal begannen. Vom Smithsonian Institution wird der Ausbruch nach dem Krýsuvík-Trölladyngja-Vulkansystem bezeichnet. Oft wird der Ausbruch in Verbindung mit dem Bergmassiv Fagradalsfjall gebracht, in dessen Nähe er begonnen hat.

       

Lage Parken / Lava Mai 2021 Anfang Juli 2021

Geschichte (Auszüge)

Die Spalteneruption begann am 19. März 2021 gegen 21:40 Uhr Ortszeit in den Geldingadalir am Südhang des Bergmassives Fagradalsfjall, südlich des Hauptgipfels Langhóll. Dabei drang Magma des Vulkansystems Krýsuvík an die Oberfläche, das sich in den Wochen vor dem Ausbruch in einer Intrusion gesammelt hatte. Die Eruption fand zu Beginn gut abgeschlossen in dem Tal statt, in dem sich die Spalte geöffnet hat. Zahlreiche Besucher kamen während des Ausbruchs in das Gebiet. Durch den Ausbruch sind bisher keine bewohnten Gebiete gefährdet (der nächstgelegene bewohnte Ort ist das 10 km entfernte Grindavik im Südwesten). Es werden nur sehr geringe Mengen an vulkanischer Asche erwartet, weshalb auch der Flugverkehr – anders als beim explosiven Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 – nicht betroffen ist.

Drei Straßen nahe dem Vulkan wurden vorübergehend gesperrt: Reykjanesbraut 41 im Norden, Suðurstrandarvegur 427 im Süden und Krýsuvíkurvegur 42 im Osten. Dem Ausbruch gingen zahlreiche Erdbeben durch das aufsteigende Magma voraus. Man hielt zuvor einen Ausbruch beim Vulkanberg Keilir für möglich. Am 29. März 2021 verkündete das isländische meteorologische Büro Veðurstofa Íslands (IMO), dass die bis dahin neun Tage andauernde Eruption in den Geldingadalir dünnflüssige basaltische Lava mit geringer explosiver Aktivität fördert.

Am 5. April öffneten sich weitere Spalten nördlich der Geldingadalir. Die Lava aus den Spalten bildete einen mehrere hundert Meter langen Lavafluss nach Süd-Osten durch ein steiles Trockental abwärts und breitet sich zu den Meradalir hin aus. Am 7. April 2021 kurz nach Mitternacht öffnete sich zwischen der ersten und der zweiten Ausbruchsstelle eine dritte Spalte in einer Reihe mit den anderen. Dort ausfließende Lava fließt in die Geldingadalir. Am 10. April öffnete sich zwischen der zweiten und der dritten Spalte eine weitere, vierte Spalte. Insgesamt 10 Personen litten seit Beginn der Eruptionen unter Vergiftungssymptomen, nachdem sie vulkanischen Gasen ausgesetzt waren. Am 14. April waren insgesamt acht Spalten aktiv. Drei Tage später hat sich eine weitere kleine Spalte geöffnet. Allerdings scheinen nicht mehr alle Eruptionsspalten aktiv zu sein, wahrscheinlich sind es insgesamt nur noch sieben.

In der Nacht zum 27. April 2021 wuchs der Lavaausstoß an einem der Schlote an. Dabei entstanden Fontänen in Höhe von über 50 Metern Höhe. Am 10. Mai 2021 bedeckte das Lavafeld eine Fläche von 1,78 km², es waren 30,7 Millionen m³ Lava ausgetreten und der Lavastrom war leicht auf 12,9 m³/s angestiegen. Am 4. Juni 2021 wurde eine weitere Erhebung, die ursprünglich namenlos war, aber nach Entstehung des Kraters 5 umgangssprachlich als Gónhóll („Glotzhügel“) bezeichnet wurde, vollständig von Lava eingeschlossen. Von ihm hatte man bis dahin noch die beste Sicht auf den aktiven Krater. Der seither nächstgelegene Beobachtungspunkt zum Krater ist mehr als doppelt so weit entfernt.

Seit dem 13. Juni 2021 fließt die Lava direkt aus den südlichen Geldingadalir in das Tal Nátthagi und machte damit einen weiteren Fußweg in die Nähe des Kraters unpassierbar. Am 27. Juni 2021 wurden Infrarotaufnahmen des Lavafeldes veröffentlicht. Darauf ist zu erkennen, das weite Bereiche des Lavafeldes unter einer erstarrten Kruste immer noch flüssig sind, und sich Kanäle ausgebildet haben, in denen die Lava weiter fließt. Zu einer vorübergehenden Verringerung der vulkanischen Aktivitäten kam es am 28. Juni 2021. Es wurde vermutet, dass ein großer Teil des Kraterrandes abbrach und in den Schlot stürzte und so den Austritt von Lava und infolgedessen auch deren Entgasung behinderte.

Zu einer vorübergehenden Verringerung der vulkanischen Aktivitäten kam es am 28. Juni 2021. Vermutlich war ein großer Teil des Kraterrandes abgebrochen und in den Schlot gestürzt und behinderte so den Austritt von Lava und damit auch deren Entgasung. Direkt beobachtet worden war der Einsturz aber nicht, weil das Gebiet von lang anhaltendem dichten Nebel überzogen war. Später stabilisierte sich die vulkanische Aktivität aber wieder; der Lavaausfluss war weiterhin auf im Wesentlichen unverändertem Niveau. Seit dem 21. August 2021 fließt Lava erneut in das Tal Nátthagi und damit in die Nähe der Straße. In der Zeit davor strömte die Lava in nordöstliche Richtung in die Meradalir.

Seit Donnerstag, dem 2. September 2021 war kein Lavafluss aus dem Krater mehr zu sehen gewesen. Der Vulkan war deutlich inaktiver. Allerdings entströmte dem Krater noch sehr viel Gas, und im Dunkeln konnte ein rotes Glühen wahrgenommen werden. Am Samstag, dem 11. September 2021 war ab 18:00 Uhr erneut Aktivität zu beobachten. Lava quoll im Krater empor, trat an dessen Basis durch Spalten aus, und floss auf ein altes Lavafeld. Dort ergoss sich die Lava durch von vorherigen Lavaflüssen vorhandenen Lavaröhren in das Tal Geldingadalur. Dort endeten die Röhren am Grunde eines Lavateiches, der sich dort gebildet hatte, die Lava quoll hervor und wegen weiterer Entgasung bildeten sich dort kleine Fontänen. Es handelt sich also nicht um „neue“ Ausbruchsstellen.

Ab dem 18. September 2021 kam die Aktivität erneut zum Erliegen, auch der Tremor ließ stark nach. Dafür begann dann am 27. September 2021 wieder ein Erdbebenschwarm südlich bzw. südwestlich des Keilir. Obwohl nicht komplett klar ist, dass sich dort ein neuer Ausbruch anbahnt, der Grund könnten auch Spannungszustände aus anderen Ursachen sein, wurde am 1. Oktober 2021 davor gewarnt, das Gelände zu betreten. Falls es dort zu einem Ausbruch kommt, dürfte er ähnlich wie der Fagradalsfjall-Ausbruch ablaufen, allerdings könnte er nach Modellrechnungen die zehnfache Menge an Lava ausstoßen. Die Ausbruchsstelle wäre dort wesentlich näher am Ursprung des Magmas. Die Erdbeben könnten auch der Grund für verstärkten Dampf aus dem bekannten geothermalen Feld beim Keilir sein, berichtete das Icelandic Meteorological Office. Auch zwei Wochen nachdem keine frische Lava mehr aus dem Krater am Fagradalsfjall geflossen ist, konnten gelegentlich immer noch Lavaflüsse beobachtet werden. Diese resultierten aus einer Umlagerung von Lava in den Lavateichen rund um den Vulkan. So ist aus dem nördlichen Geldingadalur Lava in das südliche Geldingadalur und das Natthagi geflossen, wodurch sich das Gelände im Norden um 5–7 m absenkte. Der Fluss der Lavaumlagerungen betrug ca. 1 m³/s. Von Anfang bis zum Ende des Ausbruchs am 18. September sind 150 Millionen Kubikmeter Lava ausgeflossen und diese bedeckt 4,85 Quadratkilometer.

Am 18. Oktober 2021 wurde die Warnstufe von „Orange“ auf „Gelb“ gesenkt, nachdem seit 18. September keine neue Lavaförderung mehr erfolgte. Das Icelandic Meteorological Office konstatierte, dass das Krýsuvík-Vulkansystem sich in einem nicht-eruptiven Status befände. Die Aktivität könne aber wieder zunehmen, so dass die Lage weiter genau beobachtet werde. Am 18. Dezember 2021 war seit drei Monaten keine Lava mehr aus dem Vulkan ausgebrochen. Das ist der Zeitpunkt, wo der Ausbruch für beendet erklärt wurde.


INFO-SEITEN / VIDEOS

KARTE - Umbrotasvæðið á Reykjanesskaga (lmi.is)

3D - Eruption at Fagradalsfjall (ni.is)

Visit Reykjanes

Webcams


Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia - YOUTUBE-Videos /  Daten und Links ohne Gewähr (12.2022)