Der Kapitolshügel gehörte ursprünglich nicht zur
frühen Besiedlung Roms und wurde erst mit der Nutzung des Forum Romanum
im 6. Jahrhundert v. Chr. genutzt und integriert. Die nördliche der
beiden Hügelkuppen beherbergte ab dieser Zeit die Fluchtburg und wurde
deshalb auch als arx (Zuflucht, Bollwerk) bezeichnet. Dort stand seit
344 v. Chr. der Tempel der Göttin Iuno Moneta. Mit diesem Tempel war
auch die römische Münzprägung verbunden. Nach der Stadtgeschichte des
Livius retteten die heiligen Gänse des Iuno-Heiligtums die Stadt im
Jahre 387 v. Chr. vor einer gallischen Erstürmung, indem sie den
nächtlichen Angriff bemerkten und die Römer mit ihrem Geschnatter
aufweckten. Nach dieser Legende versinnbildlichen die kapitolinischen
Gänse aufmerksame Wächter. Später kamen weitere Tempel, vor allem für
orientalische Götter, hinzu. Vermutlich seit dem 6. Jahrhundert nimmt
die Stelle des ehemaligen heidnischen Tempels die Kirche Santa Maria in
Aracoeli ein. Nahe von deren Apsis befand sich vermutlich das
Auguraculum, jener kleine heilige Bezirk, von dem aus die Auguren die
öffentlichen Vorzeichen lasen. Auf der südlichen Anhöhe befand sich seit
dem späten 6. Jahrhundert v. Chr. das Capitolium, der wichtigste Tempel
des antiken Roms, der der sogenannten Kapitolinischen Trias aus Jupiter
Optimus Maximus Capitolinus, Juno Regina und Minerva geweiht war. Als
das sakrale Zentrum Roms und damit des gesamten Römischen Reiches gewann
es auch politische Bedeutung. Der Amtsantritt der Konsuln wurde dort
ebenso immer mit einem feierlichen Opfer begangen wie der Abschluss der
Triumphzüge, die regelmäßig zum Kapitol führten. Dort opferte der
Triumphator vor dem Capitolium am Altar des Jupiter Soter, um damit
seinen Triumphzug abzuschließen. Außer dem Hauptheiligtum der
Kapitolinischen Trias befanden sich weitere Tempel in dem area
Capitolina genannten heiligen Bezirk auf der südlichen Anhöhe, der von
einer Mauer eingefasst war und nachts geschlossen wurde – bewacht von
Hunden unter der Führung eines Tempeldieners. In die Unterkunft dieses
Dieners flüchtete der noch junge Domitian, als die Truppen des Vitellius
das Kapitol stürmten. Unter der Area befanden sich unterirdische,
favissae genannte Kammern, die Material niedergelegter Tempel und Bauten
sowie alte Weihungen und Weihgeschenke enthielten. Im Bezirk der area
Capitolina befanden sich die kleineren Heiligtümer der Fides, des
Jupiter Tonans, des Jupiter Feretrius, des Mars Ultor (bevor dieser auf
das Augustusforum verlegt wurde), der Venus Erycina, die Tempel der Ops,
der Mens und des Veiovis, der sich auf der Senke zwischen den beiden
Kuppen befand. Nahe dem Kapitolstempel stand außerdem die aedes
Tensarum, der Aufbewahrungsort der silbernen und elfenbeinernen
Festwagen, in denen Götterstatuen zu Spielen in den Circus Maximus
überführt wurden. Neben zahlreichen Altären für weitere Gottheiten
zierten teils kolossale Statuen das Kapitol. Unter ihnen befand sich das
kolossale Standbild des Jupiter, das Spurius Carvilius Maximus 293 v.
Chr. aus der Beute des dritten Samnitenkriegs gestiftet hatte. Es war so
groß, dass es vom Heiligtum des Iuppiter Latiaris auf dem Monte Cavo in
den Albaner Bergen aus gesehen werden konnte. Im Jahr 209 v. Chr. wurde
ein aus Tarent stammender, kolossaler und aus Bronze gefertigter
Herakles des Lysipp dort aufgestellt. Unzählige Porträtstatuen und
Siegesdenkmäler, darunter ein Bogen der gens Calpurnia, fanden in der
Area Aufstellung, so dass regelmäßig Weihungen weggeräumt, unter der
Area deponiert oder zu anderen Orten versetzt werden mussten. Ein
weiterer wichtiger Ort ist der Tarpejische Felsen an der Südspitze des
Kapitols, auf dem Todesurteile durch Hinabstoßen des Verurteilten vom
Fels vollstreckt wurden. In der Senke zwischen nördlicher und südlicher
Anhöhe befand sich ein als Asylum bezeichneter Hain, östlich davon das
Tabularium, das Staatsarchiv des Römischen Reichs.
|