Kaiserin Anna stiftete 1617 testamentarisch das Kapuzinerkloster und verfügte
den Bau der Gruft. Ein Jahr später starb sie, im Jahr darauf ihr Mann, Kaiser
Matthias. Begonnen wurde der Bau unter seinem Nachfolger Ferdinand II. (reg.
1619–1637) im Jahr 1622. Wegen des Dreißigjährigen Krieges dauerte der Bau elf
Jahre. Nach der Fertigstellung im Jahr 1633 wurden die Särge von Anna und
Matthias in die Gruft überführt. Seither wurde die Gruft insgesamt achtmal
erweitert.
Kaiser Ferdinand III. (reg. 1637–1657) gab den ersten Auftrag zur Erweiterung
der Gruft. Dadurch schuf er die Grundlage zum Ausbau der Kaisergruft zu einer
Erbbegräbnisstätte der Familie Habsburg (später Habsburg-Lothringen). 1662
lieferte Steinmetzmeister Ambrosius Ferrethi aus Kaisersteinbruch für die
Gründer- und die Leopoldsgruft Bodenplatten und Stiegenstufen aus glattpoliertem
Kaiserstein.
In den Jahren 1908 / 1909 wurde anlässlich des
60-Jahre-Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. der nach ihm
benannte Teil erweitert. Zu seiner Zeit erfolgte auch die Verkleidung des
vom Kloster hinunterführenden Stiegenganges mit weißen Fliesen; 1909 wurde
elektrisches Licht installiert. Die bisher letzte Erweiterung (Neue Gruft)
fand von 1960 bis 1962 unter der Leitung von Karl Schwanzer im Auftrag der
Republik Österreich statt.
Heute ist die Kaisergruft die letzte Ruhestätte für 12 Kaiser, 19 Kaiserinnen
und viele weitere Mitglieder der Familie Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen.
Künstlerisch bemerkenswert sind die Karlsgruft (unter Kaiser Karl VI. vor 1720
angelegt, geplant von Johann Lucas von Hildebrandt) und die
Maria-Theresien-Gruft (1758, geplant von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey und
Nikolaus Pacassi), die in anmutigem Rokokostil gehalten ist. Der große,
spätbarocke Doppelsarkophag für Maria Theresia und Kaiser Franz I. Stephan von
Lothringen stammt von Balthasar Ferdinand Moll und wurde bereits zu ihren
Lebzeiten angefertigt.
Als einzige Protestantin wurde hier 1829 Erzherzogin Henriette, Frau des
erfolgreichen Feldherrn und Kaiserbruders Erzherzog Karl, bestattet, die bei
ihrer Einheirat in die Familie Habsburg-Lothringen ihre Konfession nicht
geändert hatte. Diese Bestattung musste von Kaiser Franz I. durchgesetzt werden.
Als bisher letzte Bestattung fand die von Otto Habsburg, Sohn des letzten
Kaisers von Österreich, und seiner 2010 gestorbenen Frau Regina von
Sachsen-Meiningen am 16. Juli 2011 statt. Der letzte Kaiser selbst, Karl I.
(reg. 1916–1918), ist nach wie vor an seinem letzten Exilort, Funchal auf
Madeira, bestattet. Die letzte Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn,
Zita, wurde jedoch hier bestattet.Die Nachkommen des letzten
österreichisch-ungarischen Herrscherpaares werden seit 1970 in der
Loretokapelle des Klosters Muri im Aargau in der Schweiz, nicht weit weg
von der Burg Habsburg, zur Ruhe gebettet.
Das Kloster Muri war
Bestattungsort der Familie Habsburg von der Stiftung durch den Stammvater
Radbot von Habsburg bis 1260. Seither haben jedoch auf ausdrücklichen
Wunsch der Verstorbenen weitere Beisetzungen von Familienmitgliedern in
der Gruftkapelle der Kaisergruft stattgefunden. In der Kaisergruft ruhen
138 Leichen sowie vier Herzurnen.
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