Das Gebäude
wurde als erstes aus dem Wiener Stadterweiterungsfond bestrittenes
Monumentalgebäude der Ringstraße im Jahr 1860 ausgeschrieben. Bereits
Ende 1861 begann der 1869 fertiggestellte Bau nach Plänen der Architekten
von Sicardsburg und van der Nüll im Stil der Neorenaissance. Das Gebäude
wurde jedoch von der Öffentlichkeit nicht sehr geschätzt. Einerseits
konnte es gegenüber dem riesigen Heinrichshof, einem privaten Zinshaus,
seine monumentale Wirkung nicht richtig entfalten. Andererseits wurde,
nachdem das Ringstraßenniveau vor der Oper nach Baubeginn um einen Meter
gehoben wurde, diese als „versunkene Kiste“ und – in Analogie zum
militärischen Desaster von 1866 – „Königsgräz der Baukunst“
heftig kritisiert. Die Eröffnungspremiere war "Don Giovanni" am
15. Mai 1869.
1920 erfolgte die Umbenennung von „k.k. Hofoper“ zu
„Staatsoper“. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges am 12. März 1945
geriet die Oper nach amerikanischen Bombardements in Brand. Die
Vorderfront, die schon vorsorglich vermauert war, blieb erhalten. Die
Zuschauerränge und die Bühne wurde aber ein Raub der Flammen. Lange Zeit
gab es Diskussionen, ob die Oper wieder im ursprünglichen Zustand
aufgebaut werden sollte. Schließlich setzte sich die Idee des
Wiederaufbaus durch. Maßgeblich beteiligt war der damalige
Wiederaufbauminister Odo Illig. Eine politische Entscheidung traf Leopold
Figl im Jahr 1946 mit dem Ziel, bis 1949 eine bespielbare Oper wieder
öffnen zu können. Doch bis 1949 war gerade ein Notdach über der Oper
errichtet, der Wiederaufbau dauerte noch an.
Erst am 5. November 1955,
also nach dem Staatsvertrag, konnte die Staatsoper mit "Fidelio"
neu eröffnet werden. Als Besucher war auch der damalige amerikanische
Außenminister Dulles zugegen. Auch der Österreichische Rundfunk
(ORF) nutzte die Eröffnung für eine seiner ersten
Liveübertragungen zu einer Zeit, in der es erst ca. 800 Fernseher in ganz
Österreich gab. Die Wiener
Staatsoper hat ein Repertoire: über 50 Produktionen stehen alljährlich
auf dem Spielplan. Daher kann das Haus zehn Monate im Jahr nahezu täglich
mit Opern bespielt werden. Der weltbekannte
Dirigent Herbert von Karajan führte in seiner Direktionszeit das
Prinzip ein, Opern ausschließlich in der Originalsprache aufzuführen. Außerdem
hob er das bis dahin gültige Ensembleprinzip mit lediglich vereinzelten
Gastsängern auf und begann damit, die international besten Sänger an die
Staatsoper zu engagieren, wobei zumeist nur die kleineren Partien aus dem
Ensemble besetzt wurden. Damals begann
eine Zusammenarbeit mit der Mailänder Scala, die sich auf Produktionen
ebenso bezog wie auf die Besetzungen. Die wichtigsten Mitglieder der
Wiener Staatsoper traten nun auch in Mailand auf, vor allem bei Werken von
Mozart oder Strauss.
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