JÜDISCHES VIERTEL


Allgemeines

Es befindet sich schon sehr lange an diesem Platz, denn im Mittelalter lebten in Prags Altstadt (Stare Mesto) zwei jüdische Gemeinden nebeneinander. Einerseits gab es die aus dem Westen zugereiste Gemeinde, die sich um die Altneusynagoge konzentriert hat und zum anderen gab es die aus dem byzantinischen Reich stammenden Juden im Bereich der heutigen Spanischen Synagoge. Mit der Zeit verwuchsen diese beiden Teile immer mehr und es gab schließlich nur noch ein jüdisches Viertel. Dieses wurde als ein Ghetto abgeschlossen und die darin lebenden Juden wurden lange Zeit mit Gesetzen erniedrigt. So mussten sie zum Beispiel im 16. Jahrhundert einen gelben Kreis als Erkennungszeichen tragen. Diese Diskriminierungen hatten erst mit Kaiser Joseph II. eine Linderung erfahren. Deswegen benannte man das Ghetto später nach ihm: Josefov bzw. Josephstadt.  Doch im 19. Jahrhundert beschlossen die Stadtväter, das jüdische Viertel niederzureißen aufgrund der herrschenden hygienischen Verhältnisse. Dies „überlebten“ nur einige Gebäude: das Rathaus, einige Synagogen und der alte jüdische Friedhof.


Spanische Synagoge

Die heutige Synagoge wurde im Jahr 1837 auf dem Platz der Alten Schule gegründet. Die Alte Schule, die war auf diesem Platz von dem Jahr 1142 gewesen, war vielmals während antisemitischer Erhebungen vernichtet gewesen (zum Beispiel im Jahr 1389, 1516, 1604, 1622). Im Jahr 1693 war auf Befehl des Kaisers geschlossen, aber im Jahr 1703 hatte die Gemeinde der Prager Juden erreicht, dass die Schule wiedereröffnet wurde. Nach der Verweisung der Juden aus Prag im Jahr 1744 war die Alte Schule verödet und später auch ausgebrannt. Im Jahr 1868 wurde auf den Gründen der Alten Schule die Spanische Synagoge gebaut. Im Jahr 1955 ist diese Synagoge dem Jüdischen Museum angeschlossen worden und eine neue Ausstellung der synagogialen Textilien ist dort installiert worden. 1968 ist die Spanische Synagoge neu rekonstruiert worden. Das eigene Gebäude der Synagoge ist im pseudomaurischen Stil gebaut. Die Draufsicht ist mit der Pendeutivkuppel verdeckt, die auf einem großem Tamburgurtband sitzt. Das Gurtband ist mit den gepaarten Gusseisenbalustraden getragen. Die Synagoge hat vier große Fenster mit Hufeisenbögen und wurde von Ing. V.I.Ullmann entworfen. Den Interieur dekorieren Arabesken, Motive der Davidsterne und maurisches Gipsstück. Der Entwurf des Interieurs erarbeiteten J.Niklas, A. Baum und B. Münzberger, denen Alhambra als Vorlage diente (und deshalb auch der Name - Spanische).


Maisel- Synagoge

1590- 1592 von Mordechai Maisel (Vorsteher von Josefov) gestiftet

Baumeister: Josef Wahl und Juda Goldsmied de Herz

starke Beschädigungen beim Brand von 1689 ® Renovierung im Barockstil

nochmaliger Umbau 1893 – 1905 im Renaissancestil

Ausstellungsraum und Depot des Jüdischen Museums

Exposition: - Geschichte der Juden in Böhmen und Mähren 10. –18. Jahrhundert

Renaissance (Synagogenbau, Mordechai Maisel)

traditionelle jüdische Gelehrsamkeit (Talmud)


Pinkas- Synagoge

1535 von Aron Meschullam Horowitz gestiftet

zwischen seinem eigenen Haus und dem Jüdischen Friedhof

in den Nachkriegsjahren wurde sie Gedenkstätte für tschechischen und mährische Juden, die dem NS-Regime zum Opfer gefallen sind

die Namen der Opfer und ihre Geburts- und Sterbedaten sowie der Gemeindename wurden auf die Wände der Synagoge geschrieben

sie wurde 1968 wegen Baufälligkeit geschlossen und das kommunistische System verhinderte die Renovierung absichtlich

1990 Ende der Bauarbeiten

zwischen 1992 und 1996 wurden die 80 000 Namen der Toten wieder an die Wände geschrieben


Alt-Neu Synagoge

Die zweite Synagoge der Judenstadt (nach der "Altschul") hieß ursprünglich Neue oder Große Schule. Der Legende nach wurzelt die Bezeichnung "Alt-Neu" im hebräischen "al tnaj", sinngemäß der Bedingung, dass die auf wunderbare Weise in den Grundmauern verankerten Steine des Salomonischen Tempels in Jerusalem am Jüngsten Tag zurückgebracht werden müssen. Errichtet wurde das ehrwürdige Gebetshaus wohl wegen des Zuzugs deutscher Juden aus Worms, Speyer und Regensburg um 1270 von der Königlichen Bauhütte, die damals am Agnes-Kloster arbeitete. Stilistisch weist es Beziehungen zur frühen Zisterziensergotik auf. Das im 15. Jahrhundert hinzugefügte hohe Satteldach mit spätgotischen Giebeln erinnert dagegen an norddeutsche Backsteingebäude. Die niederen Anbauten dienten als Vorhalle und Frauensaal.


Klausensynagoge

Die Klausensynagoge steht in der unmittelbaren Nachbarschaft des Alten Jüdischen Friedhofs. Ihr Name rührt vom deutschen Wort „Klause“ her (lat. claustrum). Mit dem Wort Klausen wurden drei ursprüngliche kleinere Gebäude bezeichnet, die der Vorsteher der Judenstadt Mordechai Maisel 1573 hier errichten ließ. Das heutige Gebäude der Klausensynagoge entstand erst nach dem verheerenden Ghettobrand von 1689 und wurde 1694 vollendet. Ein weiterer Umbau fiel in die 80. Jahre des 19. Jahrhunderts. In der Geschichte der Prager Judenstadt kam der Klausensynagoge eine wichtige Stellung zu. Sie war die größte Synagoge im Ghetto und zugleich das der Prager Beerdigungsbruderschaft vorbehaltene Gotteshaus. Die Ausstellung Jüdische Traditionen und Bräuchel im Hauptschiff der Synagoge erläutert die Bedeutung der Synagoge und der einzelnen jüdischen Festtage. Auf der Empore werden das Alltagsleben der jüdischen Familie und die Bräuche in Zusammenhang mit Geburt, Beschneidung, dem Fest Bar Mizwa, dem Heiratsritual, Scheidung und dem jüdischen Haushalt dargestellt.

 

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jüdischer Friedhof

Was wie kunstvoll arrangiert aussieht, entstand aus purer Platznot: Weil auf dem jüdischen Friedhof Gräber nicht nach einer bestimmten Zeit "aufgehoben" wurden, musste jahrhundertelang neue Erde aufgeschüttet werden. Als Ergebnis liegen die Toten hier in bis zu neun Schichten beieinander, und die Steine stehen dicht an dicht. Das bekannteste Grab des Friedhofs gehört dem 1609 gestorbenen Schöpfer des legendären Golems, Jehuda Liwa ben Bezallel, genannt Rabbi Löw. Das letzte Begräbnis fand hier nachweislich im Mai 1787 statt, aber wann das erste der schätzungsweise 200 000 Gräber errichtet wurde, weiß niemand so genau. Der älteste der 12 000 Steine stammt jedenfalls aus dem Jahr 1439. Wer das gab von Franz Kafka sucht, wird es hier nicht finden - der Schriftsteller liegt auf dem neuen jüdischen Friedhof.

 

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Zeremoniensaal

 

Das Gebäude von ehemaligem Zeremoniensaal und Leichenhalle beim Alten jüdischen Friedhof wurde in den Jahren 1911–12 nach einem Entwurf des Architekten J. Gerstl in pseudoromanischem Stil errichtet. Im Rahmen des Jüdischen Museums wurde dieser Zeremoniensaal der 1564 begründeten Prager Beerdigungs-Bruderschaft Chewra Kadischa zum Ausstellungsraum. In Erd- und Obergeschoss ist der Schlussteil der Ausstellung Jüdische Traditionen und Bräuche II untergebracht. Er ist der Thematik Krankheiten und Medizin im Ghetto, Tod, jüdische Friedhöfe in Böhmen und Mähren sowie der Tätigkeit der Prager Beerdigungsbruderschaft gewidmet.


Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und Links ohne Gewähr (12.2023)