Am
20. Januar 1778 landete James Cook auf seiner dritten Pazifikreise auf der Insel
Kauai, die bereits am 18. Januar gesichtet worden war. Der eigentliche Zweck
seines Unternehmens bestand darin, eine Passage in den Atlantik zwischen Alaska
und Sibirien zu finden. Er nannte die Inseln, auf denen noch immer mehrere Königreiche
bestanden, zu Ehren von Lord Sandwich „Sandwich Islands“ (Sandwichinseln).
Cook betrieb Tauschgeschäfte mit den Einheimischen und ließ neben Schweinen
und Ziegen diverses Saatgut zurück. Allerdings schleppte Cooks Besatzung auch
Geschlechtskrankheiten auf der Insel ein, welche die Bevölkerung innerhalb der
folgenden 80 Jahre von 300.000 auf 60.000 schrumpfen ließen. Am
17. Januar 1779 ging Cook mit seinen Schiffen in der Kealakekua-Bucht auf der
Insel Hawaii vor Anker, wo zu dieser Jahreszeit die einheimische Bevölkerung
ein Fest zu Ehren des Gottes Lono feierte. Cook wurde sehr gut aufgenommen und
wohl sogar als jene Gottheit verehrt. Im Februar 1779 verließ Cook die Inseln,
kehrte aber für Reparaturarbeiten an einem seiner durch einen Sturm beschädigten
Schiffe wenige Tage später in die Kealakekua-Bucht zurück. Diesmal war der
Empfang nicht mehr so freundlich und nach einigen Missverständnissen mit den
Einheimischen wurden er und ein Teil seiner Mannschaft am 14. Februar 1779 getötet.
Kamehameha
I. einigte gewaltsam die Inseln Hawaiis. Ab 1810 war er alleiniger Herrscher und
damit der erste König von Hawaii. Seine Kamehameha-Dynastie regierte bis 1872,
danach folgten noch drei gewählte Könige. Die
Unabhängigkeit Hawaiis war immer wieder bedroht. Bereits 1815-1817 scheiterte
der Versuch des in russischen Diensten stehenden Deutschen Georg Anton Schäffer
eigenhändig, ohne Unterstützung der zaristischen Regierung, die Kontrolle über
die nördlichen Inseln Kauai und Niihau zu bekommen. Ebenso scheiterte die
kurzzeitige Annexion Hawaiis vom 10. Februar 1843 bis zum 31. Juli 1843 durch
den Briten Lord George Paulet und 1849 wegen der Besetzung Honolulus durch den
Franzosen Legoarant de Tromeli. Erfolgreich war dann der Putsch von 1893. Die
Beziehungen Hawaiis zu den Vereinigten Staaten waren anfangs sehr gut. So ließen
sich ab 1820 US-amerikanische Missionare in Honolulu nieder und Königin
Kaahumanu bekannte sich 1824 zum Protestantismus. Am 19. Dezember 1842 erfolgte
die Anerkennung der Unabhängigkeit Hawaiis durch die Vereinigten Staaten. Der
Einfluss wurde dennoch etwa seit 1850 immer größer. 1875 wurde ein Vertrag
geschlossen, der es erlaubte, Zucker aus Hawaii zollfrei in die USA zu
exportieren. 1887 konnten die USA nach einer Ergänzung des Vertrags den
Marinestützpunkt Pearl Harbor übernehmen. Als Königin Liliuokalani († 1917)
den US-amerikanischen Einfluss zurückdrängen wollte, wurde sie 1893 in einem
von Plantagenbesitzern und den USA unterstützten Putsch gestürzt und 1894 die
Republik Hawaii errichtet.
Unter
dem äußeren Druck und auch zur Absicherung der Herrschaft gab es eine Reihe
von wichtigen Reformen. Dazu gehörten die Verfassungen von 1840, 1852, 1864,
1887 und die geplante Verfassung von 1893. Bedeutend war 1819 der symbolische
Bruch des Kapu-Systems durch Kamehameha II., seiner Mutter und Kaahumanu durch
das gemeinsame Essen eigentlich für Frauen verbotener Speisen. Ebenfalls
wichtig war die Landverteilung Kamehamehas III. von 1848, „The Great
Mahele“, wodurch Privatbesitz von Land ermöglicht wurde, was dazu führte,
dass Ausländer rasch zu großen Landbesitzern aufstiegen.
Die
wirtschaftlichen Beziehungen Hawaiis mit der Außenwelt bestanden anfangs darin,
die Besatzung von Handelsschiffe mit Proviant und Ersatzteilen zu versehen, die
Waren in Guangzhou verkauften, dem zwischen 1757 und 1842 einzigen erlaubten
Handelsposten in China für Nichtchinesen. Die Schiffe kamen beispielsweise von
Neuengland und segelten über Kap Hoorn zum Pazifischen Nordwesten und
Russisch-Amerika, wo sie Pelze von Seeottern erwarben und nach China brachten.
Es entstand ein Tauschsystem, welches durch des Erklären von Dingen als Kapu
organisiert wurde. Bald erwies sich der Export von Sandelholz von Hawaiis nach
China ebenfalls als wirtschaftlich erfolgreich. Seit 1810 unternahm Kamehameha
I. Anstrengungen, den Handel mit diesem Rohstoff zu monopolisieren, was ihm
schließlich 1812 auch gelang. In den 1820er bis 1860er Jahren waren Lāhainā
und Honolulu dann wichtige Häfen für die Walfänger im Nordpazifik, wo sie
handelten und manche auch überwinterten. Nach dem Beginn der kommerziellen Erdölförderung
ab 1858 ließ der Bedarf nach Waltran nach und Zucker wurde zum wichtigsten
Exportgut. Für den Zuckerrohranbau wurde die Einwanderung von Vertragsarbeitern
unter anderem aus China (ab 1852), Südseeinsulanern (ab 1859), Japanern (ab
1868) und Portugiesen (ab 1878) gefördert, im 20. Jahrhundert dann auch für
den Ananasanbau (Koreaner 1903, Philipinos 1906, Spanier 1907). Erst 1946 endete
offiziell die Anwerbung von Arbeitskräften.
Am
15. Februar 1894 wurde ein Komitee gebildet, das im März offiziell den Auftrag
zur Ausarbeitung einer Verfassung für die zu gründende Republik Hawaii
erhielt, da die Bemühungen um eine schnelle Annexion durch die USA keinen
Erfolg hatten. Diese Verfassung wurde am 3. Juli 1894 durch einen
Verfassungskonvent bestätigt und trat am folgenden Tag in Kraft. Die so begründete
Republik wurde zwar kurz darauf durch die USA anerkannt, sollte aber vor allem
dem Ziel der Annexion dienen. Die
Republik war nur von kurzer Dauer. Wegen der großen strategischen Bedeutung
wurde Hawaii während des Spanisch-Amerikanischen Krieges durch eine gemeinsame
Entschließung (joint resolution) des Senates und des Repräsentantenhauses vom
7. Juli 1898 durch die Vereinigten Staaten annektiert. Der formelle Akt fand am
12. August 1898 statt. Diese Machtübernahme stieß bei vielen Einheimischen auf
Widerstand und Proteste. Das
US-Territorium Hawaii erhielt mit dem Hawaiian Organic Act vom 30. April 1900
(in Kraft ab 14. Juni 1900) eine entsprechende Verwaltung. Nach dem Ersten
Weltkrieg wurde Pearl Harbor zum wichtigsten Flottenstützpunkt der USA im
Pazifik ausgebaut. 1901
gründete James Dole in Hawaii die „Hawaiian Pineapple Company“.
Mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor am 7. Dezember
1941 begann für die Vereinigten Staaten der Zweite Weltkrieg und über Hawaii
wurde das Kriegsrecht verhängt. Nachdem
die Einwanderung von Asiaten und US-Amerikanern die Hawaiier zur Minderheit im
eigenen Land gemacht hatte, wurde Hawaii am 21. August 1959 nach einem
Volksentscheid zum 50. Bundesstaat der USA, und William F. Quinn zum ersten
hawaiischen Gouverneur erklärt. Die
USA verabschiedeten 1993 die Apology Resolution (formell United States Public
Law 103–150), mit der sie den Putsch gegen die Monarchie von 1893 für
unrechtmäßig erklärten und dafür um Entschuldigung baten. Am 23. November
1993 wurde das Gesetz von beiden Häusern des Kongresses verabschiedet und am
gleichen Tag von Präsident Bill Clinton unterzeichnet. Die
polynesische Urbevölkerung, nun in der Minderheit, fordert heute wieder mehr
Unabhängigkeit, Rechte und Land für die Hawaiier sowie eine Sezession von den
Vereinigten Staaten. Heute leben lediglich noch 120.000 Nachkommen (meist
Mischlinge) der zu Zeiten Cooks 300.000 Ureinwohner auf den Inseln.
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