GESCHICHTE (AUSZÜGE)


Anfänge

Es waren vermutlich Polynesier von den Marquesas-Inseln, welche zwischen dem zweiten und sechsten Jahrhundert (nach anderer Ansicht etwa seit 800 n. Chr.) nach Hawaii gelangten. Eine zweite Siedlerwelle von Polynesiern folgte etwa im 11. Jahrhundert von Tahiti aus. Die Seefahrer waren in der Lage, die ungeheure Entfernung von etwa 5500 Kilometern von den Marquesas mit großen Auslegerkanus dank einer ausgefeilten Navigationstechnik zu überwinden. Sie navigierten nach den Sternen, nach der Dünung, nach Wolkenbildung und -zug und nach Vogelschwärmen. All diese Informationsquellen zusammengenommen ermöglichten es ihnen, über Tausende von Kilometern zielgenau eine bestimmte Insel anzusteuern. Ihre Doppelrumpfboote bestanden aus ausgehöhlten und mit Harzen abgedichteten Baumstämmen als Schwimmkörpern. Diese wurden durch sich in der Mitte zwischen ihnen kreuzende Balken zusammengehalten. An der Spitze der neu-hawaiischen Gesellschaft standen die Adligen, die ihre mystische Abstammung auf Götter zurückführten und ihre Macht auf das Prinzip des Kapu stützten. Das Kapu erlaubt und verbietet bestimmte Handlungen beziehungsweise den Zutritt zu bestimmten Orten. Den Adligen folgten gesellschaftlich die Priester und nach diesen kam das gemeine Volk. Zeitweise kam es zu Kriegen zwischen verschiedenen Stämmen; ein Clan wurde jeweils vom Alii angeführt, einem von den Göttern abstammenden Häuptling, oft eine Frau. Es wird vermutet, dass der Spanier Juan Gaetano 1527 auf Hawaii landete.


Ab dem 18. Jahrhundert

Am 20. Januar 1778 landete James Cook auf seiner dritten Pazifikreise auf der Insel Kauai, die bereits am 18. Januar gesichtet worden war. Der eigentliche Zweck seines Unternehmens bestand darin, eine Passage in den Atlantik zwischen Alaska und Sibirien zu finden. Er nannte die Inseln, auf denen noch immer mehrere Königreiche bestanden, zu Ehren von Lord Sandwich „Sandwich Islands“ (Sandwichinseln). Cook betrieb Tauschgeschäfte mit den Einheimischen und ließ neben Schweinen und Ziegen diverses Saatgut zurück. Allerdings schleppte Cooks Besatzung auch Geschlechtskrankheiten auf der Insel ein, welche die Bevölkerung innerhalb der folgenden 80 Jahre von 300.000 auf 60.000 schrumpfen ließen. Am 17. Januar 1779 ging Cook mit seinen Schiffen in der Kealakekua-Bucht auf der Insel Hawaii vor Anker, wo zu dieser Jahreszeit die einheimische Bevölkerung ein Fest zu Ehren des Gottes Lono feierte. Cook wurde sehr gut aufgenommen und wohl sogar als jene Gottheit verehrt. Im Februar 1779 verließ Cook die Inseln, kehrte aber für Reparaturarbeiten an einem seiner durch einen Sturm beschädigten Schiffe wenige Tage später in die Kealakekua-Bucht zurück. Diesmal war der Empfang nicht mehr so freundlich und nach einigen Missverständnissen mit den Einheimischen wurden er und ein Teil seiner Mannschaft am 14. Februar 1779 getötet.

Kamehameha I. einigte gewaltsam die Inseln Hawaiis. Ab 1810 war er alleiniger Herrscher und damit der erste König von Hawaii. Seine Kamehameha-Dynastie regierte bis 1872, danach folgten noch drei gewählte Könige. Die Unabhängigkeit Hawaiis war immer wieder bedroht. Bereits 1815-1817 scheiterte der Versuch des in russischen Diensten stehenden Deutschen Georg Anton Schäffer eigenhändig, ohne Unterstützung der zaristischen Regierung, die Kontrolle über die nördlichen Inseln Kauai und Niihau zu bekommen. Ebenso scheiterte die kurzzeitige Annexion Hawaiis vom 10. Februar 1843 bis zum 31. Juli 1843 durch den Briten Lord George Paulet und 1849 wegen der Besetzung Honolulus durch den Franzosen Legoarant de Tromeli. Erfolgreich war dann der Putsch von 1893. Die Beziehungen Hawaiis zu den Vereinigten Staaten waren anfangs sehr gut. So ließen sich ab 1820 US-amerikanische Missionare in Honolulu nieder und Königin Kaahumanu bekannte sich 1824 zum Protestantismus. Am 19. Dezember 1842 erfolgte die Anerkennung der Unabhängigkeit Hawaiis durch die Vereinigten Staaten. Der Einfluss wurde dennoch etwa seit 1850 immer größer. 1875 wurde ein Vertrag geschlossen, der es erlaubte, Zucker aus Hawaii zollfrei in die USA zu exportieren. 1887 konnten die USA nach einer Ergänzung des Vertrags den Marinestützpunkt Pearl Harbor übernehmen. Als Königin Liliuokalani († 1917) den US-amerikanischen Einfluss zurückdrängen wollte, wurde sie 1893 in einem von Plantagenbesitzern und den USA unterstützten Putsch gestürzt und 1894 die Republik Hawaii errichtet.

Unter dem äußeren Druck und auch zur Absicherung der Herrschaft gab es eine Reihe von wichtigen Reformen. Dazu gehörten die Verfassungen von 1840, 1852, 1864, 1887 und die geplante Verfassung von 1893. Bedeutend war 1819 der symbolische Bruch des Kapu-Systems durch Kamehameha II., seiner Mutter und Kaahumanu durch das gemeinsame Essen eigentlich für Frauen verbotener Speisen. Ebenfalls wichtig war die Landverteilung Kamehamehas III. von 1848, „The Great Mahele“, wodurch Privatbesitz von Land ermöglicht wurde, was dazu führte, dass Ausländer rasch zu großen Landbesitzern aufstiegen.

Die wirtschaftlichen Beziehungen Hawaiis mit der Außenwelt bestanden anfangs darin, die Besatzung von Handelsschiffe mit Proviant und Ersatzteilen zu versehen, die Waren in Guangzhou verkauften, dem zwischen 1757 und 1842 einzigen erlaubten Handelsposten in China für Nichtchinesen. Die Schiffe kamen beispielsweise von Neuengland und segelten über Kap Hoorn zum Pazifischen Nordwesten und Russisch-Amerika, wo sie Pelze von Seeottern erwarben und nach China brachten. Es entstand ein Tauschsystem, welches durch des Erklären von Dingen als Kapu organisiert wurde. Bald erwies sich der Export von Sandelholz von Hawaiis nach China ebenfalls als wirtschaftlich erfolgreich. Seit 1810 unternahm Kamehameha I. Anstrengungen, den Handel mit diesem Rohstoff zu monopolisieren, was ihm schließlich 1812 auch gelang. In den 1820er bis 1860er Jahren waren Lāhainā und Honolulu dann wichtige Häfen für die Walfänger im Nordpazifik, wo sie handelten und manche auch überwinterten. Nach dem Beginn der kommerziellen Erdölförderung ab 1858 ließ der Bedarf nach Waltran nach und Zucker wurde zum wichtigsten Exportgut. Für den Zuckerrohranbau wurde die Einwanderung von Vertragsarbeitern unter anderem aus China (ab 1852), Südseeinsulanern (ab 1859), Japanern (ab 1868) und Portugiesen (ab 1878) gefördert, im 20. Jahrhundert dann auch für den Ananasanbau (Koreaner 1903, Philipinos 1906, Spanier 1907). Erst 1946 endete offiziell die Anwerbung von Arbeitskräften.

Am 15. Februar 1894 wurde ein Komitee gebildet, das im März offiziell den Auftrag zur Ausarbeitung einer Verfassung für die zu gründende Republik Hawaii erhielt, da die Bemühungen um eine schnelle Annexion durch die USA keinen Erfolg hatten. Diese Verfassung wurde am 3. Juli 1894 durch einen Verfassungskonvent bestätigt und trat am folgenden Tag in Kraft. Die so begründete Republik wurde zwar kurz darauf durch die USA anerkannt, sollte aber vor allem dem Ziel der Annexion dienen. Die Republik war nur von kurzer Dauer. Wegen der großen strategischen Bedeutung wurde Hawaii während des Spanisch-Amerikanischen Krieges durch eine gemeinsame Entschließung (joint resolution) des Senates und des Repräsentantenhauses vom 7. Juli 1898 durch die Vereinigten Staaten annektiert. Der formelle Akt fand am 12. August 1898 statt. Diese Machtübernahme stieß bei vielen Einheimischen auf Widerstand und Proteste. Das US-Territorium Hawaii erhielt mit dem Hawaiian Organic Act vom 30. April 1900 (in Kraft ab 14. Juni 1900) eine entsprechende Verwaltung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Pearl Harbor zum wichtigsten Flottenstützpunkt der USA im Pazifik ausgebaut. 1901 gründete James Dole in Hawaii die „Hawaiian Pineapple Company“.

Mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 begann für die Vereinigten Staaten der Zweite Weltkrieg und über Hawaii wurde das Kriegsrecht verhängt. Nachdem die Einwanderung von Asiaten und US-Amerikanern die Hawaiier zur Minderheit im eigenen Land gemacht hatte, wurde Hawaii am 21. August 1959 nach einem Volksentscheid zum 50. Bundesstaat der USA, und William F. Quinn zum ersten hawaiischen Gouverneur erklärt. Die USA verabschiedeten 1993 die Apology Resolution (formell United States Public Law 103–150), mit der sie den Putsch gegen die Monarchie von 1893 für unrechtmäßig erklärten und dafür um Entschuldigung baten. Am 23. November 1993 wurde das Gesetz von beiden Häusern des Kongresses verabschiedet und am gleichen Tag von Präsident Bill Clinton unterzeichnet. Die polynesische Urbevölkerung, nun in der Minderheit, fordert heute wieder mehr Unabhängigkeit, Rechte und Land für die Hawaiier sowie eine Sezession von den Vereinigten Staaten. Heute leben lediglich noch 120.000 Nachkommen (meist Mischlinge) der zu Zeiten Cooks 300.000 Ureinwohner auf den Inseln.


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