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Die
eigentliche Schlacht am Antietam begann im Morgengrauen des 17. September
gegen 5:30 Uhr, als General Hookers I. Korps auf die linke Flanke der
Konföderierten vorrückte, wo sich der Großteil von Jacksons II. Korps
auf Höhe eines weiteren Wäldchens (West Woods) verteilte. Von dort zogen sich
die konföderierten Stellungen in einem Bogen bis ins Gelände jenseits des
Hagerstown Turnpike. Jackson standen zu diesem Zeitpunkt etwa 7700 Mann zur
Verfügung, Hooker etwa 1000 Mann mehr. Die Karte links zeigt eine Grafik
des Angriffs, die Karte rechts eine Kombination aus Grafik und heutigem
Erscheinungsbild des Geländes. Beide können durch Anklicken vergrößert
werden. |
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Der
Angriff der Unionstruppen erfolgte aus nördlichen und nordöstlichen Stellungen
entlang des Hagerstown Turnpike und zielte auf eine Artilleriestellung der Südstaatler,
die sich östlich dieses Weges auf einem Plateau befand. Westlich des Hagerstown
Turnpike stand in der Nähe eine kleine Kirche, die von der aus Deutschland
stammenden pietistischen und pazifistischen Sekte der Dunker (=Täufer, vom
deutschen Tunker) errichtet worden war. Am Morgen des Angriffs erschwerte
Bodennebel den Unionssoldaten die Sicht, das weiß gestrichene Kirchengebäude
hob sich aber gut von der Umgebung ab und markierte so die Richtung, in die der
Angriff der Potomac-Armee erfolgen sollte.
Als die Unionstruppen vorrückten, eröffnete
die Berittene Artillerie der Konföderierten unter J.E.B. Stuart das Feuer.
Batterien der Union, die sich auf einer Hügelkette am nördlichen Rand des
Schlachtfeldes befanden, schossen zurück. Zu ersten Kämpfen kam es vor dem östlichen
Wäldchen, wo eine konföderierte Brigade mehrere Unionsregimenter zurückdrängen
konnte. Den
Großteil des Geländes zwischen den Unionstruppen und den konföderierten
Stellungen nahm Weideland ein. Genau in der Mitte, nördlich des Plateaus, lag
jedoch ein etwa 8 ha großes Maisfeld, in dem die Stängel mehr als
mannshoch waren. Beim Vorrücken entdeckten die Unionstruppen durch in der Sonne
aufblitzende Bajonettspitzen, dass sich Soldaten der Konföderierten darin
versteckt hielten. Hooker befahl, den Vormarsch anzuhalten und diesen unübersichtlichen
Frontabschnitt mit vier Batterien zu beschießen. Das beiderseitige Artillerie-
und Gewehrfeuer, das sich entwickelte, war so heftig, dass das Maisfeld wie mit
einer Sense niedergemäht wurde. Hooker schrieb später in seinem Bericht:
“
… every stalk of corn in the northern and greater part of the field was cut
as closely as could have been done with a knife, and the slain lay in rows
precisely as they had stood in their ranks a few moments before. It was never
my fortune to witness a more bloody, dismal battle-field.… ”
"…
auch der letzte Stängel Mais im nördlichen und größten Teil des Feldes war
säuberlich wie mit einem Messer abgeschnitten und die Gefallenen lagen genau
in den Reihen da, in denen sie ein paar Augenblicke zuvor noch in
Gefechtsgliederung gestanden hatten. Niemals zuvor hat mich das Schicksal zum
Zeugen eines solch blutigen, trostlosen Schlachtfeldes gemacht. …“
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Die
Unionstruppen rückten nun auf einer Linie von rund 800 Metern Länge vor.
Zu heftigen Schusswechseln kam es erneut vor dem östlichen Wäldchen, wo eine
Unionsbrigade sich ins Maisfeld vorkämpfte, den Widerstand einer zahlenmäßig
unterlegenen konföderierten Brigade aus Georgia aber nicht brechen konnte. Auch
an ihrer rechten Flanke trafen die Unionstruppen auf erbitterten Widerstand,
konnten aber Geländegewinne am westlichen Wäldchen und im Maisfeld erzielen
und näherten sich allmählich dem Plateau. Der Hagerstown Turnpike war von
teils hohen Holzgattern flankiert, die als Deckung genutzt werden konnten, die
Soldaten beim Überklettern aber auch exponierten, was sie zu leichten
Zielscheiben von Scharfschützen machte. Da um das Gelände beiderseits des
Weges an diesem Morgen heftig gerungen wurde, entwickelten sich die Gatter für
viele Soldaten zur tödlichen Falle.
Soldaten
der Union waren südlich des Maisfeldes schon nahe an das Plateau herangerückt,
als Jacksons zurückgeworfene Truppen durch die Division von General John B. Hood
verstärkt wurden. Sie war von Jackson in Reserve gehalten worden, da die
Soldaten nach den Kämpfen am Vorabend erschöpft waren und sich hatten ausruhen
sollen. Hoods Männer waren angeblich wütend und daher besonders motiviert zum
Kampf gegen die Unionsarmee, weil sie für ihren Einsatz das erste warme Frühstück
seit Tagen hatten unterbrechen müssen. Sie konnten die feindlichen Truppen
wieder durch das Maisfeld zurückdrängen, erlitten dabei jedoch hohe Verluste.
Das 1. Texanische Regiment der Division verlor 82% seiner Soldaten in
nur 30 Minuten. Trotzdem bewahrte der Vorstoß von Hoods Division die linke
Flanke der Nord-Virginia-Armee vor dem Zusammenbruch. Der Angriff von Hookers I. Korps
kam zum Stehen.
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McClellan
hatte versäumt, Hookers Angriff durch die zwei Divisionen des nahe stehenden
XII. Korps von Mansfield unterstützen zu lassen. Als das XII. Korps
gegen 7:30 Uhr schließlich vom östlichen Wäldchen her in das
Kampfgeschehen eingriff, waren Hookers Truppen schon zu erschöpft, als dass der
Union daraus ein entscheidender Vorteil erwachsen konnte. General Lee war genügend
Zeit verblieben, der zweiten Angriffswelle der Union mit der Entsendung von drei
neuen Divisionen zu begegnen. Trotzdem gelang es dem XII. Korps, Hoods
Truppen wieder aus dem Maisfeld zu vertreiben und eine Unionsbrigade konnte im
Verlauf des Angriffs sogar die konföderierten Batterien auf dem Plateau nahe
der Dunker-Kirche einnehmen. Inzwischen
war Mansfield jedoch tödlich verwundet worden. Auch Hooker wurde durch die
Kugel eines konföderierten Scharfschützen im Fuß getroffen und musste vom
Schlachtfeld getragen werden. Der Verlust der beiden kommandierenden Generale am
nördlichen Frontabschnitt verunsicherte die Unionstruppen und die Brigade am
Plateau zog sich nach heftigem Gegenfeuer der Konföderierten aus dem westlichen
Wäldchen wieder zurück. Das Kommando des I. Korps ging nun auf
Brigadegeneral Meade über, das Kommando des XII. Korps auf Brigadegeneral
Alpheus S. Williams. Nach
dreieinhalb Stunden Kampf, um 9 Uhr morgens, waren bereits über 8000 Mann
am nördlichen Frontabschnitt tot, verwundet oder vermisst, ohne dass eine der
beiden Seiten einen nennenswerten Vorteil errungen hätte
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McClellan
hatte die drei Divisionen des II. Korps der Potomac-Armee unter
Generalmajor Sumner zunächst weit östlich des Kampfgeschehens in der Nähe
seines Hauptquartiers zurückgehalten. Erst um 7:20 Uhr schickte er zwei
von Sumners Divisionen zum Schlachtfeld vor, wo sie erst eineinhalb Stunden später
eintrafen. Ohne seine Aktionen mit Meade und Williams zu koordinieren, befahl
Sumner gegen 9 Uhr seinen zwei Divisionen, die unter dem Kommando von
Generalmajor John Sedgwick und Brigadegeneral William H. French standen,
einen erneuten Angriff auf die linke Flanke der Konföderierten. Das Unternehmen
war so überstürzt, dass Frenchs Division beim Vorstoß am östlichen Wäldchen
den Anschluss verlor. Offenbar desorientiert, wohin er seine Truppen lenken
sollte, befahl French einen Linksschwenk, um das Plateau südlich zu umgehen. Er
führte seine Männer so unbeabsichtigt zu den mittleren Stellungen der Konföderierten
vor Sharpsburg, wo noch gar keine Kämpfe stattgefunden hatten. |
Sumner
verblieben so für seinen Angriff nur die 5400 Mann von Sedgwicks Division.
Diese konnten fast ungehindert über Maisfeld und Hagerstown Turnpike vorrücken.
Das scheinbare Zurückweichen der Konföderierten erwies sich jedoch als Falle,
denn Jacksons Truppen, zu denen abermals frische Divisionen gestoßen waren,
nahmen die Unionssoldaten beim Erreichen des westlichen Wäldchens von drei
Seiten gleichzeitig unter Feuer. Da Soldaten in den hinteren Reihen der Union fürchteten,
eigene Kameraden zu treffen, wurden sie zur Zielscheibe, ohne das Feuer erwidern
zu können. Nach nicht mal einer halben Stunde musste Sedgwicks Division zurückweichen.
Sie hatte über 2000 Gefallene, Verwundete und Vermisste zu beklagen. Zu
den Schwerverwundeten gehörte auch der junge Oliver Wendell Holmes, Jr., der später
zum Richter am Obersten Gerichtshof aufsteigen sollte. Ein anschließender konföderierter
Gegenstoß auf die Wiesen vor dem westlichen Wäldchen wurde mit Artilleriefeuer
der Union beantwortet und musste abgebrochen werden.
Zu
letzten größeren Gefechten auf dem nördlichen Teil des Schlachtfeldes kam es
gegen 10 Uhr, als zwei Regimenter des XII. Korps der Union erneut
versuchten, Hookers ursprünglichen Plan umzusetzen und vom östlichen Wäldchen
her auf Plateau und Dunker-Kirche vorrückten. Der Angriff kam wegen konföderierter
Gegenwehr und fehlender Verstärkungen zum Stehen, aber die Unionstruppen
verbuchten kleinere Geländegewinne zwischen Maisfeld und westlichem Wäldchen.
Damit
endete die erste Phase der Schlacht nach vier Stunden mit mehr als 12.000 Mann
Verlusten, einschließlich zweier kommandierender Generäle der Union. Fünf
Divisionen der Union und vier der Konföderierten waren so stark in
Mitleidenschaft gezogen, dass sie ins restliche Kriegsgeschehen dieses Tages
nicht mehr eingreifen konnten. McClellans Plan, die linke Flanke der
Nord-Virginia-Armee aufzurollen, war gescheitert. Da der Angriff der
Unionstruppen nicht in einem massiven Schlag, sondern sukzessive erfolgte, wurde
die starke numerische Überlegenheit der Potomac-Armee auf diesem Teil des
Schlachtfeldes zu keinem Zeitpunkt voll ausgespielt. Das Ergebnis war eine Serie
von verlustreichen Gefechten um ein verhältnismäßig kleines Terrain, die
letztlich in einem Patt endeten. Augenzeugenberichten zufolge hatte allein der
Bereich des Maisfeldes an diesem Morgen fünfzehn Mal den Besitzer
gewechselt
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