17. September 1862 - Morgens


Dunker Church / Cornfield

Die eigentliche Schlacht am Antietam begann im Morgengrauen des 17. September gegen 5:30 Uhr, als General Hookers I. Korps auf die linke Flanke der Konföderierten vorrückte, wo sich der Großteil von Jacksons II. Korps auf Höhe eines weiteren Wäldchens (West Woods) verteilte. Von dort zogen sich die konföderierten Stellungen in einem Bogen bis ins Gelände jenseits des Hagerstown Turnpike. Jackson standen zu diesem Zeitpunkt etwa 7700 Mann zur Verfügung, Hooker etwa 1000 Mann mehr. Die Karte links zeigt eine Grafik des Angriffs, die Karte rechts eine Kombination aus Grafik und heutigem Erscheinungsbild des Geländes. Beide können durch Anklicken vergrößert werden.

Der Angriff der Unionstruppen erfolgte aus nördlichen und nordöstlichen Stellungen entlang des Hagerstown Turnpike und zielte auf eine Artilleriestellung der Südstaatler, die sich östlich dieses Weges auf einem Plateau befand. Westlich des Hagerstown Turnpike stand in der Nähe eine kleine Kirche, die von der aus Deutschland stammenden pietistischen und pazifistischen Sekte der Dunker (=Täufer, vom deutschen Tunker) errichtet worden war. Am Morgen des Angriffs erschwerte Bodennebel den Unionssoldaten die Sicht, das weiß gestrichene Kirchengebäude hob sich aber gut von der Umgebung ab und markierte so die Richtung, in die der Angriff der Potomac-Armee erfolgen sollte. Als die Unionstruppen vorrückten, eröffnete die Berittene Artillerie der Konföderierten unter J.E.B. Stuart das Feuer. Batterien der Union, die sich auf einer Hügelkette am nördlichen Rand des Schlachtfeldes befanden, schossen zurück. Zu ersten Kämpfen kam es vor dem östlichen Wäldchen, wo eine konföderierte Brigade mehrere Unionsregimenter zurückdrängen konnte. Den Großteil des Geländes zwischen den Unionstruppen und den konföderierten Stellungen nahm Weideland ein. Genau in der Mitte, nördlich des Plateaus, lag jedoch ein etwa 8 ha großes Maisfeld, in dem die Stängel mehr als mannshoch waren. Beim Vorrücken entdeckten die Unionstruppen durch in der Sonne aufblitzende Bajonettspitzen, dass sich Soldaten der Konföderierten darin versteckt hielten. Hooker befahl, den Vormarsch anzuhalten und diesen unübersichtlichen Frontabschnitt mit vier Batterien zu beschießen. Das beiderseitige Artillerie- und Gewehrfeuer, das sich entwickelte, war so heftig, dass das Maisfeld wie mit einer Sense niedergemäht wurde. Hooker schrieb später in seinem Bericht:

“ … every stalk of corn in the northern and greater part of the field was cut as closely as could have been done with a knife, and the slain lay in rows precisely as they had stood in their ranks a few moments before. It was never my fortune to witness a more bloody, dismal battle-field.… ”              "… auch der letzte Stängel Mais im nördlichen und größten Teil des Feldes war säuberlich wie mit einem Messer abgeschnitten und die Gefallenen lagen genau in den Reihen da, in denen sie ein paar Augenblicke zuvor noch in Gefechtsgliederung gestanden hatten. Niemals zuvor hat mich das Schicksal zum Zeugen eines solch blutigen, trostlosen Schlachtfeldes gemacht. …“

Die Unionstruppen rückten nun auf einer Linie von rund 800 Metern Länge vor. Zu heftigen Schusswechseln kam es erneut vor dem östlichen Wäldchen, wo eine Unionsbrigade sich ins Maisfeld vorkämpfte, den Widerstand einer zahlenmäßig unterlegenen konföderierten Brigade aus Georgia aber nicht brechen konnte. Auch an ihrer rechten Flanke trafen die Unionstruppen auf erbitterten Widerstand, konnten aber Geländegewinne am westlichen Wäldchen und im Maisfeld erzielen und näherten sich allmählich dem Plateau. Der Hagerstown Turnpike war von teils hohen Holzgattern flankiert, die als Deckung genutzt werden konnten, die Soldaten beim Überklettern aber auch exponierten, was sie zu leichten Zielscheiben von Scharfschützen machte. Da um das Gelände beiderseits des Weges an diesem Morgen heftig gerungen wurde, entwickelten sich die Gatter für viele Soldaten zur tödlichen Falle.

Soldaten der Union waren südlich des Maisfeldes schon nahe an das Plateau herangerückt, als Jacksons zurückgeworfene Truppen durch die Division von General John B. Hood verstärkt wurden. Sie war von Jackson in Reserve gehalten worden, da die Soldaten nach den Kämpfen am Vorabend erschöpft waren und sich hatten ausruhen sollen. Hoods Männer waren angeblich wütend und daher besonders motiviert zum Kampf gegen die Unionsarmee, weil sie für ihren Einsatz das erste warme Frühstück seit Tagen hatten unterbrechen müssen. Sie konnten die feindlichen Truppen wieder durch das Maisfeld zurückdrängen, erlitten dabei jedoch hohe Verluste. Das 1. Texanische Regiment der Division verlor 82% seiner Soldaten in nur 30 Minuten. Trotzdem bewahrte der Vorstoß von Hoods Division die linke Flanke der Nord-Virginia-Armee vor dem Zusammenbruch. Der Angriff von Hookers I. Korps kam zum Stehen.

McClellan hatte versäumt, Hookers Angriff durch die zwei Divisionen des nahe stehenden XII. Korps von Mansfield unterstützen zu lassen. Als das XII. Korps gegen 7:30 Uhr schließlich vom östlichen Wäldchen her in das Kampfgeschehen eingriff, waren Hookers Truppen schon zu erschöpft, als dass der Union daraus ein entscheidender Vorteil erwachsen konnte. General Lee war genügend Zeit verblieben, der zweiten Angriffswelle der Union mit der Entsendung von drei neuen Divisionen zu begegnen. Trotzdem gelang es dem XII. Korps, Hoods Truppen wieder aus dem Maisfeld zu vertreiben und eine Unionsbrigade konnte im Verlauf des Angriffs sogar die konföderierten Batterien auf dem Plateau nahe der Dunker-Kirche einnehmen. Inzwischen war Mansfield jedoch tödlich verwundet worden. Auch Hooker wurde durch die Kugel eines konföderierten Scharfschützen im Fuß getroffen und musste vom Schlachtfeld getragen werden. Der Verlust der beiden kommandierenden Generale am nördlichen Frontabschnitt verunsicherte die Unionstruppen und die Brigade am Plateau zog sich nach heftigem Gegenfeuer der Konföderierten aus dem westlichen Wäldchen wieder zurück. Das Kommando des I. Korps ging nun auf Brigadegeneral Meade über, das Kommando des XII. Korps auf Brigadegeneral Alpheus S. Williams. Nach dreieinhalb Stunden Kampf, um 9 Uhr morgens, waren bereits über 8000 Mann am nördlichen Frontabschnitt tot, verwundet oder vermisst, ohne dass eine der beiden Seiten einen nennenswerten Vorteil errungen hätte

McClellan hatte die drei Divisionen des II. Korps der Potomac-Armee unter Generalmajor Sumner zunächst weit östlich des Kampfgeschehens in der Nähe seines Hauptquartiers zurückgehalten. Erst um 7:20 Uhr schickte er zwei von Sumners Divisionen zum Schlachtfeld vor, wo sie erst eineinhalb Stunden später eintrafen. Ohne seine Aktionen mit Meade und Williams zu koordinieren, befahl Sumner gegen 9 Uhr seinen zwei Divisionen, die unter dem Kommando von Generalmajor John Sedgwick und Brigadegeneral William H. French standen, einen erneuten Angriff auf die linke Flanke der Konföderierten. Das Unternehmen war so überstürzt, dass Frenchs Division beim Vorstoß am östlichen Wäldchen den Anschluss verlor. Offenbar desorientiert, wohin er seine Truppen lenken sollte, befahl French einen Linksschwenk, um das Plateau südlich zu umgehen. Er führte seine Männer so unbeabsichtigt zu den mittleren Stellungen der Konföderierten vor Sharpsburg, wo noch gar keine Kämpfe stattgefunden hatten.

Sumner verblieben so für seinen Angriff nur die 5400 Mann von Sedgwicks Division. Diese konnten fast ungehindert über Maisfeld und Hagerstown Turnpike vorrücken. Das scheinbare Zurückweichen der Konföderierten erwies sich jedoch als Falle, denn Jacksons Truppen, zu denen abermals frische Divisionen gestoßen waren, nahmen die Unionssoldaten beim Erreichen des westlichen Wäldchens von drei Seiten gleichzeitig unter Feuer. Da Soldaten in den hinteren Reihen der Union fürchteten, eigene Kameraden zu treffen, wurden sie zur Zielscheibe, ohne das Feuer erwidern zu können. Nach nicht mal einer halben Stunde musste Sedgwicks Division zurückweichen. Sie hatte über 2000 Gefallene, Verwundete und Vermisste zu beklagen. Zu den Schwerverwundeten gehörte auch der junge Oliver Wendell Holmes, Jr., der später zum Richter am Obersten Gerichtshof aufsteigen sollte. Ein anschließender konföderierter Gegenstoß auf die Wiesen vor dem westlichen Wäldchen wurde mit Artilleriefeuer der Union beantwortet und musste abgebrochen werden. Zu letzten größeren Gefechten auf dem nördlichen Teil des Schlachtfeldes kam es gegen 10 Uhr, als zwei Regimenter des XII. Korps der Union erneut versuchten, Hookers ursprünglichen Plan umzusetzen und vom östlichen Wäldchen her auf Plateau und Dunker-Kirche vorrückten. Der Angriff kam wegen konföderierter Gegenwehr und fehlender Verstärkungen zum Stehen, aber die Unionstruppen verbuchten kleinere Geländegewinne zwischen Maisfeld und westlichem Wäldchen.

Damit endete die erste Phase der Schlacht nach vier Stunden mit mehr als 12.000 Mann Verlusten, einschließlich zweier kommandierender Generäle der Union. Fünf Divisionen der Union und vier der Konföderierten waren so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sie ins restliche Kriegsgeschehen dieses Tages nicht mehr eingreifen konnten. McClellans Plan, die linke Flanke der Nord-Virginia-Armee aufzurollen, war gescheitert. Da der Angriff der Unionstruppen nicht in einem massiven Schlag, sondern sukzessive erfolgte, wurde die starke numerische Überlegenheit der Potomac-Armee auf diesem Teil des Schlachtfeldes zu keinem Zeitpunkt voll ausgespielt. Das Ergebnis war eine Serie von verlustreichen Gefechten um ein verhältnismäßig kleines Terrain, die letztlich in einem Patt endeten. Augenzeugenberichten zufolge hatte allein der Bereich des Maisfeldes an diesem Morgen fünfzehn Mal den Besitzer gewechselt

  
       

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