Mit
Beginn des Bürgerkrieges erhielt er sein Offizierspatent zurück und trat am
14. Mai 1861 als Oberst des 13. Infanterieregiments wieder in die Armee der
Union ein. Seinen ersten Einsatz hatte er in der ersten Schlacht von Manassas
(auch erste Schlacht von Bull Run genannt) am 21. Juli 1861 unter General Irvin
McDowell, die für die Unionstruppen in einer Niederlage endete. Am
7. August 1861 zum Brigadegeneral befördert, übernahm er ein eigenes Kommando
in Kentucky. Wegen einer Fehleinschätzung der Lage zog er seine Truppen zurück.
Er wurde daraufhin seines Kommandos enthoben und in der Presse scharf
kritisiert. Als einige Blätter schließlich an seinem Geisteszustand
zweifelten, geriet Sherman in eine tiefe persönliche Krise, die sich in
Depressionen, Nervenzusammenbrüchen und Selbstmordgedanken äußerte.
Zu
Beginn des Jahres 1862 erhielt Sherman erneut ein Kommando, diesmal über eine
Division, die er im April in der Schlacht von Shiloh gegen die Truppen P.G.T.
Beauregards führte, mit dem er persönlich seit Jahren befreundet war und der
die Nacht vor der Schlacht in seinem (erbeuteten) Zelt verbrachte. Da Sherman
und Grant nicht mit einem Angriff rechneten, begann diese Schlacht eher gemächlich,
entwickelte sich aber schnell zu einem der blutigsten Zusammentreffen des ganzen
Kriegsjahres, das ungefähr 20.000 Soldaten das Leben kostete. Die Unionstruppen
gerieten an den Rand einer Niederlage; Sherman wurde leicht verwundet und verlor
zeitweise die Kontrolle über seine bedrängte Division. Erst die Zuführung von
25.000 Mann Verstärkung der Nordstaaten-Armee und die Tatsache, dass die Südstaaten-Befehlshaber
ihre Truppen zu spät zusammenzogen, ermöglichte es den Unionstruppen, die konföderierte
Armee unter Beauregard zum Rückzug zu zwingen. Nach der Schlacht von Shiloh
wurde Sherman am 1. Mai 1862 zum Generalmajor befördert.
Vom
Dezember 1862 an nahm Shermans Armee, weiterhin unter Grant, an mehreren
vergeblichen Versuchen teil, die Stadt Vicksburg einzunehmen, bis es nach sechswöchiger
Belagerung von Vicksburg endlich gelang, die Verteidiger unter General Pemberton
am 4. Juli 1863 zur Kapitulation und zur Übergabe der Stadt zu zwingen. Sherman
erhielt das Kommando über die Tennessee-Armee (Army of the Tennessee) und nahm
an den Kämpfen der Schlacht von Chattanooga teil (23.-25. November 1863). Nachdem
es den Unionstruppen gelungen war, die konföderierten Armeen bis nach Georgia
zurückzudrängen, erhielt Sherman, mittlerweile als Nachfolger Grants
Oberbefehlshaber über die Armee am westlichen Kriegsschauplatz, Mitte des
Jahres 1864 den Auftrag, auf den Eisenbahnknoten Atlanta vorzurücken und die
Stadt einzunehmen. Da
die Truppen Johnstons, große konföderierte Verluste in Grenzen haltend, bei
heftigen Widerstand weitgehend ein Rückzugsgefecht lieferten, gelang es
Sherman, Schritt für Schritt vorzurücken. Nachdem die konföderierte Armee,
nun unter dem Befehl des Südstaaten-Generals Hood, unter großen Verlusten
beider Seiten zurückgeschlagen worden war, marschierte Sherman am 2. September
1864 in Atlanta ein. Shermans
nächstes Ziel war nun die Hafenstadt Savannah an der Mündung des gleichnamigen
Flusses, die er mit seinen Truppen Mitte Dezember 1864 erreichte und kampflos
einnahm.
Shermans
Armee hinterließ auf diesem als Marsch zum Meer berüchtigten Vormarsch eine
Schneise der Verwüstung, ein frühes Beispiel einer absichtlich durchgeführten
Politik der "verbrannten Erde". Seine Soldaten sengten, plünderten
und brandschatzen alles, was auf ihrem Wege lag. Sie vernichteten Felder, Häuser,
Höfe und Hütten und nahmen alles an sich, was sie finden konnten; was sie
nicht mitnehmen konnten, zündeten sie an. Nachdem er sich sechs Wochen in
Savannah aufgehalten hatte, machte Sherman sich Anfang Februar 1865 daran, mit
seiner 60.000 Mann starken Armee die beiden Carolinas zu durchqueren. Er
marschierte zunächst durch South Carolina und hinterließ auch hier eine
blutige Spur der Zerstörung. Im Staat South Carolina, der für den Abfall der Südstaaten
mitverantwortlich gemacht wurde, zeigte sich erneut die Zerstörungswut der
Soldaten. Verwüstet wurde, was auf ihrem Weg lag, gleichgültig, ob es von
militärischem Wert war oder nicht. South Carolinas Hauptstadt Columbia wurde in
einer Orgie der Zerstörung dem Erdboden gleich gemacht.
Sherman
verfolgte mit seinen zerstörerischen Vormärschen durch das Gebiet der Südstaaten
primär zwei Ziele. Zum einen wollte er verhindern, dass die Bevölkerung der
gegnerischen Armee beistand, ihr Unterstützung, Hilfe oder Nachschub zukommen
ließ. Hierfür entzog er der Bevölkerung die letzten ökonomischen Ressourcen,
letztlich, wie oft zitiert, um den Krieg zu einem schnellen Ende zu führen. Zum
anderen wollte er der Bevölkerung der Südstaaten, die er für den Krieg
verantwortlich machte, die Grausamkeit des Krieges drastisch vor Augen führen,
um sie, ein für alle Mal, von diesem "Mittel der Politik"
abzuschrecken. Wegen dieser Kriegsführung, die eine verheerende Wirkung auf die
Moral der Zivilbevölkerung hatte und ihre Lebensgrundlagen zerstörte, gilt
Sherman als einer der ersten „modernen“ Generale. Nach
der Zerstörung South Carolinas wandte sich Sherman nach Norden und überschritt
die Grenze nach North Carolina, wo die Verwüstungen schlagartig aufhörten.
Kein Haus wurde mehr angetastet. Er beabsichtigte, sich in Goldsboro mit
weiteren 30.000 Mann zu vereinigen und dann gemeinsam mit Grant Lees Armee in
Petersburg/Virginia „auszuradieren“, wozu es aber nicht mehr kommen sollte. Bei
den Verhandlungen zur Kapitulation Breckinridges und Johnstons zeigte sich
Sherman entgegen der vorherigen Zerstörungswut von der großzügigen Seite, ein
Rachemotiv gegenüber Soldaten oder Zivilisten war nicht (mehr) zu erkennen.
Etliche seiner Zugeständnisse wurden, noch vor der offiziellen Übergabe der
Waffen, von Washington zurückgenommen. Letztlich wurden die Bedingungen, wie
sie mit Robert E. Lee ausgehandelt waren, übernommen.
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