SCHLACHT AUF DER ABRAHAM-EBENE (13.SEPTEMBER 1759)

Allgemeines

Die Schlacht auf der Abraham-Ebene (franz Plaine d'Abraham) vor den Toren der Stadt Québec vom 13. September 1759 zwischen Briten und Franzosen entschied den Franzosen- und Indianerkrieg auf dem Kriegsschauplatz in Nordamerika. Das nur etwa 30 Minuten dauernde Gefecht entschied auch die dreimonatige Belagerung von Québec durch die Briten und muss deshalb mit dieser zusammen betrachtet werden.


Vorspiel: die Belagerung von Québec

Der britische Angriff auf Québec war ein Teil eines Doppelangriffs auf das französische Kanada und fand parallel zu einem Vorstoß von Truppen unter General Jeffrey Amherst, 1. Baron Amherst, auf dem Landweg auf Montréal statt. Am 26. Juni 1759 landeten die Briten auf der Île d'Orléans im Sankt-Lorenz-Strom nahe Québec, das von französischen Truppen unter dem Kommando des Generals Louis-Joseph de Montcalm verteidigt wurde. Sie profitierten dabei davon, dass Montcalm aufgrund der Informationen französischer Marineoffiziere vor Ort ein Eindringen der britischen Flotte in den St. Lorenz aufgrund der damit verbundenen navigatorischen Schwierigkeiten für unmöglich gehalten hatte. Die überlegene Seemannschaft der britischen Flotte und ihrer Navigatoren, die Nutzung französischer Lotsen und die sorgfältige Auslotung des schwierigsten Stücks des Wegs, der sog. „Traverse“, bei der sich der spätere Entdecker James Cook auszeichnete, ermöglichten es den Briten jedoch, ihre Flotte und Armee ohne Verluste bis vor Quebec zu bringen.

Ausgangspunkt für die britische Invasion war die Kap-Breton-Insel, die bereits 1758 erobert worden war. Die Invasionsflotte der Royal Navy unter Admiral Charles Saunders bestand aus 49 Schiffen mit 13.500 Besatzungsmitgliedern, die Armee unter dem Kommando von General James Wolfe aus 7030 britischen Linientruppen, 1280 nordamerikanischen Milizionären und 330 Artilleristen. Master, d.h. für die Belange der Navigation des britischen Flaggschiffs zuständig war der spätere Entdecker James Cook. Die Briten konnten jedoch keinen geschlossenen Belagerungsring aufbauen, da sie auf dem steil abfallenden und von den Franzosen befestigten Nordufer des St. Lorenz, an dem Québec liegt, nicht Fuß fassen konnten. Ein Versuch, 4000 Mann bei der Montmorency-Schlucht zu landen, scheiterte unter schweren Verlusten für die Angreifer. Die Briten verloren 400 Mann gegenüber lediglich 60 Mann bei den Verteidigern.

Während die britische Artillerie Québec von der anderen Flussseite her unter Feuer nahm, erforschte die Royal Navy den Fluss auf mögliche Landungsplätze, zerstörte Forts und Farmen, unterband den französischen Nachschub und unterbrach die Kommunikation mit dem Mutterland. Die Verbindungen nach Europa wurden durch die Briten so effektiv kontrolliert, dass Montcalm nicht nur keine Verstärkungen erhielt, sondern 18 Monate lang keinen einzigen Brief aus Frankreich bekam. Am 10. September wählte Wolfe, der lange Zeit schwer krank gewesen war, eine seitdem als Wolfe’s Cove bekannte Schlucht flussaufwärts von Québec aus, um dort einen Angriff zu versuchen. Diese Stelle war zwar mit Kanonen und Wachtposten gesichert, aber nicht so stark besetzt wie andere mögliche Landungspunkte. Wolfe setzte Französisch sprechende Soldaten ein, um die Wachen zu täuschen, und setzte seine Soldaten mit Booten über.


Schlacht

Montcalm standen insgesamt etwa 13.400 Infanteristen, 200 Kavalleristen, 200 Artilleristen sowie 440 Indianer und andere Freiwillige zur Verfügung, die zwischen Québec und dem einige Kilometer entfernt gelegenen Beauport verteilt waren. Seine Armee bestand im Gegensatz zu den Briten zu einem erheblichen Teil aus unerfahrenen Milizionären.

Die Schlucht wurde von 100 französischen Milizionären verteidigt, doch gelang es den Briten, die Wachen gefangen zu nehmen, die Geschütze zu erbeuten und den Aufstieg aus der Schlucht zu sichern. Am Morgen des 13. September sammelte Wolfe 5140 seiner Soldaten auf der Abraham-Ebene und formierte sie zum Kampf. Montcalm entschloss sich, die Briten sofort anzugreifen, was im Nachhinein von einigen Historikern als Fehler betrachtet wird. Über den Grund seines Verhaltens kann letztlich nur spekuliert werden. Möglicherweise hatte er gehofft, die Briten noch in der Phase der Formierung Ihrer Truppen zu überraschen und zu schlagen, vielleicht war die Entscheidung zum Angriff aber auch „nur“ das Ergebnis der spontanen Entscheidung eines unter großem Druck stehenden Truppenführers oder die Reaktion eines hitzigen Temperaments. Fest steht jedoch, daß die „Festung“ Quebec sowohl aufgrund der Lage der Stadt als auch wegen des Zustandes der Verteidigungsanlagen einer Belagerung nicht hätte standhalten können.

Montcalm verwendete für seinen Angriff nur die Hälfte seiner Truppen, etwa 6500 Mann, und ließ die andere Hälfte an der Küste bei Beauport zurück, da der Aufmarsch der Briten auf der Abraham-Ebene eine Ablenkung hätte sein können. Ebenso wartete er nicht, bis 1500 Mann unter dem späteren Entdecker Louis Antoine de Bougainville, die das Flussufer nördlich von Québec bewachen sollten, sich ihm angeschlossen hatten. Es sollte zu einem profanen Feuergefecht kommen. Eine offene Feldschlacht nach europäischer Militärmanier des 18.Jahrhunderts, welche die einzige Schlacht ihrer Art in Nordamerika während des Französisch- Indianischen Krieges sein sollte. Die auf einer Länge von einer halben Meile in einer Doppelreihe aufgestellten Briten warteten trotz hoher Verluste durch französisches Artilleriefeuer und Scharfschützen – größtenteils befahl Wolfe jedoch seinen Soldaten sich flach auf den Boden zu legen, um so weniger Angriffsfläche zu bieten –, bis die Franzosen nur noch 40 Meter entfernt waren, feuerten auf kürzeste Entfernung mit doppelt geladenen Musketen und warfen den Angriff unter schweren Verlusten für die Angreifer zurück. Auf französischer Seite folgten Chaos und Verwirrung, zumal mehrere hohe Offiziere getötet oder verwundet wurden. Auf einen Gegenangriff der Briten mit aufgepflanzten Bajonetten hin begannen die Franzosen zurückzugehen und zu fliehen.

Wolfe wurde drei mal verwundet, zuletzt tödlich, während er den Gegenangriff führte, starb aber im Bewusstsein, gesiegt zu haben. Montcalm organisierte den Rückzug auf Québec, bei dem er ebenfalls tödlich verwundet wurde. Er starb am nächsten Tag. Die Verluste beider Seiten waren etwa gleich groß: Die Briten verloren 658, die Franzosen 644 Mann, wobei die Angaben für die französischen Verluste z.T. beträchtlich differieren. Bougainvilles Truppen, die kurz nach der Schlacht ankamen, mussten sich vor der Übermacht zurückziehen.


Folgen

Die nun von General James Murray befehligten Briten konnten Québec einschließen, die Garnison gab den sinnlos gewordenen Widerstand auf und kapitulierte am 18. September. Ein von Bougainville geplanter Entsatzangriff kam nicht mehr zustande. Zwar gelang es Montcalms Nachfolger François-Gaston de Lévis, die britische Garnison von Quebec bei einem Angriff im darauffolgenden Jahr aus der Stadt zu locken und am 28. April 1760 in der Schlacht bei Sainte-Foy zu schlagen, die folgende Belagerung Quebecs durch die siegreichen Franzosen war jedoch aufgrund der mittlerweile verstärkten Verteidigungsanlagen und des Fehlens schwerer Belagerungsartillerie bei den Franzosen von Beginn an wenig aussichtsreich und musste nach dem Eintreffen von britischen Kriegsschiffen mit Verstärkungen im folgenden Frühjahr abgebrochen werden.

Mit der Eroberung von Québec gewannen die Briten die Kontrolle über den St. Lorenz-Strom und damit die Kontrolle über ganz Kanada. 1760 folgte die Eroberung Montréals, mit dem Pariser Frieden 1763 gab Frankreich Kanada auf. Der britische Sieg auf der Abraham-Ebene spielte bei diesem Ergebnis eine Schlüsselrolle, da er die Franzosen der letzten realistischen Hoffnung beraubte, die Kolonie zu halten. Zu Recht hat der amerikanische Historiker Francis Parkman festgestellt: „Gemessen an der Zahl der Beteiligten war die Schlacht bei Quebec nichts anderes als ein schweres Scharmützel; gemessen an ihren Ergebnissen, war sie eine der großen Schlachten der Weltgeschichte.“


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