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GESCHICHTE (AUSZÜGE) |
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Konflikt um das Ohiotal |
Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts war die Region jenseits der Appalachen in Nordamerika von europäischen Siedlern weitgehend unberührt geblieben. Dies änderte sich nun, denn die wachsende Bevölkerung der britischen Kolonien begann, Interesse an den fruchtbaren Gebieten jenseits des Gebirgszugs zu entwickeln. Damit kollidierten die Interessen der britischen Kolonisten mit denen Frankreichs, das die gesamte Region der Großen Seen sowie die vom Mississippi und vom Sankt-Lorenz-Strom durchflossenen Gebiete für sich beanspruchte. Hierzu gehörte auch das Tal des Ohio River, der als Verbindung zwischen dem im Norden gelegenen Kanada (Neufrankreich) und den südlichen Besitzungen in Louisiana von großer strategischer Bedeutung war. Die Franzosen legten deshalb eine Kette von Forts vom Lake Champlain entlang des Wabash River, Ohio River, Mississippi und Missouri an, während die Briten ihrerseits Befestigungen in Halifax und Fort Oswego am Ontariosee bauten und Land im Ohiotal an die Ohio Company und abenteuerlustige Händler vergaben, die dort Niederlassungen errichteten. |
Konflikt um Akadien |
Ein weiterer Konfliktherd war die kanadische Provinz Akadien, die ganz oder teilweise die heutigen Provinzen Neuschottland, Neubraunschweig und Québec umfasste. Dieses Gebiet war 1710 während des Spanischen Erbfolgekriegs von britischen Truppen erobert und im Frieden von Utrecht 1713 an Großbritannien übertragen worden. Die französischstämmige, katholische Bevölkerung genoss weitgehende Autonomie und Religionsfreiheit; britische Garnisonen lagen lediglich in Annapolis Royal und im 1749 gegründeten Halifax, um das herum ein britischer Siedlungskern entstand.Frankreich hatte sich mit diesem Verlust jedoch nicht abgefunden. Französische Priester, Missionare und Offiziere versuchten offen oder verdeckt, die Akadier zur Revolte gegen die Briten anzustacheln, sie für das französische Militär zu rekrutieren oder zur Auswanderung in französisch beherrschte Gebiete zu veranlassen. Eine Schlüsselrolle hierbei spielte Abbé Louis Joseph Le Loutre, katholischer Generalvikar von Akadien und Missionar der Micmacs, eines dort lebenden Indianerstamms. Er übte massiven Druck auf die Akadier aus, den Treueid auf den britischen König zu verweigern und auszuwandern. Seinen Einfluss auf die Indianer nutzte er, um mit deren Hilfe Druck auf die Akadier auszuüben und einen Kleinkrieg gegen die Briten zu beginnen. Auf seine Veranlassung hin kam es zu Angriffen auf britische Händler, Soldaten und Siedlungen; französische Dokumente belegen, dass der Geistliche den Indianern 100 Livres für jeden Skalp eines Briten bezahlte. Schon ab 1750 kam es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen, an denen neben Indianern auch Akadier beteiligt waren. Nachdem die Franzosen 1751 das Fort Beauséjour auf von Großbritannien beanspruchtem Gebiet errichteten und die Akadier aufforderten, einen Treueid auf den König von Frankreich abzulegen, Dienst in der französischen Miliz zu tun oder als Rebellen behandelt zu werden, war auch hier der offene Ausbruch von Feindseligkeiten nur noch eine Frage der Zeit. 1754 antwortete der britische Gouverneur von Akadien mit einer Proklamation, der zufolge alle Akadier, die den Treueid abgelegt hatten, aber Waffen gegen die Briten ergriffen, als Kriminelle behandelt würden. Die Akadier wurden so zu den Leidtragenden eines auf ihrem Rücken ausgetragenen MachtkampFEs. |
Weg zum Krieg |
1750 versuchten britische und französische Gesandte bei einem Treffen in Paris vergeblich, die Probleme im Ohiotal und in Akadien zu lösen. 1752 wurde Ange de Menneville, Marquis de Duquesne, zum Generalgouverneur von Neufrankreich (Kanada) gemacht und erhielt die ausdrückliche Aufgabe, das Tal des Ohio für Frankreich zu sichern und die Briten aus diesem Gebiet zu vertreiben. Im folgenden Jahr schickte er Truppen, die Befestigungen auf Presque Island (bei Erie, Pennsylvania) und bei Rivière aux Boeufs (bei Waterford) anlegten. Französische Offiziere und Missionare begannen systematische Bemühungen, den Einfluss britischer Händler auf die Indianer zurückzudrängen und diese auf ihre Seite zu bringen. Nicht zuletzt aufgrund der Untätigkeit der Briten konnten die Franzosen die meisten Stämme für sich gewinnen. Gleichzeitig drangen britische Siedler und Händler aus Virginia, ermuntert von ihrem Gouverneur Robert Dinwiddie, verstärkt in das Ohiotal vor, das Dinwiddie als Teil seiner Kolonie beanspruchte. Die Franzosen waren durch die zahlenmäßig geringere Bevölkerung ihrer Kolonie (ca 60.000 gegen mehr als 2 Millionen in Britisch Nordamerika) eindeutig im Nachteil. Insofern standen ihre Chancen auf einen erfolgreichen Ausgang des Krieges von Beginn an sehr schlecht. Zwar wurde die Kriegführung der Briten von dem Fehlen einer koordinierenden Instanz oberhalb der einzelnen Kolonien behindert, hierbei vor allem von den inneren Konflikten zwischen den Governeuren und den Parlamenten der Kolonien, die dazu führten, dass die dringend notwendigen Gelder für den Bau von Forts, für Geschenke an die Indianer und für die Besoldung von Truppen nicht bewilligt wurden. In gleicher Weise wurde allerdings die Verteidigung von Neufrankreich durch den Konflikt zwischen Gouverneur Vaudreuil und General Montcalm sowie die endemische Korruption in den Kolonien belastet. |
Ausbruch des Krieges |
Nachdem
Dinwiddie von neuen Forts der Franzosen am oberen Allegheny River erfahren
hatte, schickte er einen jungen Offizier aus Virginia, George Washington, mit
der schriftlichen Aufforderung an die Franzosen, die Region zu verlassen, was -
wenig überraschend - keinen Erfolg hatte. Auf dem Rückweg stellte Washington
fest, dass die Stelle, an der der Allegheny und der Monongahela River
zusammenfließen und den Ohio bilden, eine hervorragende Stelle für ein Fort
sei. Anfang 1754 begannen die Briten deshalb mit dem Bau des Fort Prince George.
Die Franzosen erfuhren jedoch davon, schickten Militär, zwangen die Briten am
17. April zum kampflosen Abzug, zerstörten die Befestigung und errichteten an
ihrer Stelle eine größere, die sie nach ihrem Gouverneur Fort Duquesne
nannten. |
Kriegsverlauf ab 1756 |
Trotz
dieser massiven Auseinandersetzungen erfolgte eine Kriegserklärung Großbritanniens
an Frankreich erst am 18. Mai 1756, nachdem der französische Angriff auf das
damals britische Menorca bekannt wurde. John Campbell, 4. Earl of Loudoun, wurde
1756 zum Nachfolger Braddocks ernannt, war aber seinem im selben Jahr berufenen
französischen Gegenspieler Louis-Joseph de Montcalm nicht gewachsen. Die
Franzosen eroberten am 15. August 1756 Fort Oswego am Ontariosee, während die
Briten unter Loudon zwar 12.000 Mann in Halifax für einen Angriff auf Fort
Louisbourg auf der Kap-Breton-Insel konzentrierten, diesen jedoch aufgrund von
Verzögerungen im Aufmarsch und der Stärke der Verteidiger nicht durchführten.
Stattdessen griffen die Franzosen wieder an und eroberten am 9. August 1757 Fort
William Henry am Lake George. Der Überfall der mit Montcalm verbündeten
Indianer auf die britische Garnison, die gegen freien Abzug kapituliert hatte,
ist unter weit übertriebenen Opferzahlen als Fort William Henry-Massaker in die
Geschichte und die Literatur (James Fenimore Cooper's Der letzte Mohikaner)
eingegangen. |
Kriegsende, Pontiac-Aufstand und Folgen |
Die solcherart geschaffenen Tatsachen erkannten die Franzosen im Frieden von Paris vom 10. Februar 1763 an, und gaben sämtliche Besitzungen in Nordamerika bis auf das historische Louisiana - nicht zu verwechseln mit dem heutigen US-Bundesstaat Louisiana - auf. Zu einem dauerhaften Ende der Feindseligkeiten kam es jedoch nicht, da sich die Indianerstämme im Gebiet des heutigen US-Bundesstaates Ohio im Mai 1763 im Pontiac-Aufstand (nach dem Ottawa-Häuptling Pontiac) gegen die britische Herrschaft erhoben. Sie hofften dabei auf Unterstützung durch die Franzosen. Die Indianer eroberten zahlreiche Forts und Siedlungen im Ohiotal und im westlichen Pennsylvania und scheiterten lediglich an Fort Pitt und Fort Detroit, die teilweise längere Zeit belagert wurden. Mit ihrer geschickt angewendeten Guerillataktik waren Pontiacs Indianer auch regulären britische Armeeeinheiten gewachsen. Erst im Herbst 1764 gelang es den Briten mit Hilfe zweier Expeditionen unter den Obersten John Bradstreet und Henry Bouquet, die Indianer wieder zu unterwerfen. Eine wesentliche Rolle spielte dabei, dass den Indianern die Munition ausging und eine Unterstützung durch Frankreich ausblieb. Pontiac selbst kapitulierte erst im Juli 1766. Eine Folge des Pontiac-Aufstands war die Proklamation von 1763, der zufolge britische Siedler östlich der Appalachen bleiben, das Gebiet westlich davon den Indianern vorbehalten bleiben sollte. Dieses Verbot wurde von den Siedlern ignoriert und trug zur Entfremdung zwischen den Kolonisten und der britischen Regierung bei. Eine weitere Folge der Kriege war eine hohe Schuldenlast, die die Regierung durch verschärfte Besteuerung aufzubringen versuchte. Diese Bemühungen wiederum waren ein wesentlicher Auslöser der Amerikanischen Revolution. |
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