|
|
|
|
GEORGE WASHINGTON |
|
Allgemeines |
||
|
Ausbildung und Jugend |
Schon durch seine Herkunft war Washington Teil der ökonomischen und kulturellen Elite der Sklaven haltenden Plantagenbesitzer des Staates Virginia. Seine Eltern Augustine Washington (1693 bis 1743) und Mary Ball (1708 bis 1789) waren beide englischer Abstammung. Bereits mit elf Jahren verlor George seinen Vater und unterstand nun der Vormundschaft seines älteren Halbbruders Lawrence. Bis zu seinem 15. Lebensjahr besuchte Washington die Schule in Williamsburg, wo er zwar nur eine einfache Schulbildung genoss, sich aber verstärkt mit der Mathematik beschäftigte. Ab 1749 war er zunächst als Geometer u. a. im Shenandoah Valley tätig. Gerade diese Tätigkeit öffnete ihm die Augen für den Wert von Landbesitz, den er eigenen Worten zufolge als das Wichtigste im Leben eines Mannes betrachtete. Außerdem gelang es ihm, sich bei dieser Tätigkeit wichtige Grundkenntnisse in der Menschenführung und Organisation anzueignen. Auch später ließ es sich Washington nicht nehmen, die ihn selbst interessierenden Grundstücke oder diejenigen, die sich bereits in seinem Besitz befanden, selbst zu kartographieren. Mit 16 Jahren lernte George Washington im Haus seines Nachbarn jene Person kennen, die nicht nur seine Allgemeinbildung verbessern, sondern zu der er auch mehr als nur freundschaftliche Gefühle entwickeln sollte: Sarah Cary Fairfax, die von vielen einfach Sally Fairfax genannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war er „ein bescheidener, bisweilen schüchterner junger Mann, dem der nachbarschaftliche Besitz namens Belvoir Ehrfurcht einflößte.“ Dieses zweistöckige Backsteingebäude gehörte William Fairfax, einem kultivierten und vermögenden Edelmann, der auch über große Besitzungen in der englischen Heimat verfügte und seinen Haushalt so luxuriös eingerichtet hatte, dass Mount Vernon damit verglichen ziemlich altmodisch und bescheiden aussah. Allein die Mahagonimöbel im Esszimmer kosteten mehr als die gesamte Einrichtung der Familie Washingtons. Als Lawrence Washington die Tochter von Fairfax, Anne, heiratete, gehörte auch George plötzlich zur Familie. Nach dem frühen Tod seines Halbbruders 1752 an Tuberkulose übernahm George Washington den schon ausgedehnten Familienbesitz 8.6 km² von Mount Vernon am Potomac River. Dennoch wurde George von der Familie Fairfax weiterhin als Familienmitglied behandelt. Er freundete sich mit William George Fairfax an, der mit seiner jungen Frau Sally in Belvoir wohnte. Sally war 19 Jahre alt, „schön, gebildet und wohlerzogen.“ Einer von Sallys Nachkommen beurteilte Georges Gefühle zu ihr als „Liebe auf den ersten Blick“. Lange Zeit war es eher eine platonische Liebe, die sich zunächst auf die informelle Ausbildung Georges beschränkte: ideologische Theorien, Theaterstücke und Bücher las man in Belvoir unter der Leitung des älteren Fairfax und Sallys. Ganz besonders habe man George für die Literatur römischer Philosophen interessieren können. „Der Unterricht in Belvoir vermittelte George die Erkenntnis, die größte menschliche Leistung darin zu sehen, durch ehrenvolle Handlungen den Respekt der eigenen Landsleute zu gewinnen.“ |
Krieg mit Frankreich und die „Indianerkriege“ |
Washington bediente sich der seinerzeit beliebten Kunst des Antichambrierens, die man heute persönliche Netzwerke nennt, um vom Gouverneur von Virginia Anfang Sommer 1754 das Kommando über die Miliz anvertraut zu bekommen. Diese sollte in den westlichen Territorien, um das sich Frankreich und England seit etlichen Jahren stritten, nach Vorposten und Spähtrupps des Rivalen suchen. In dieser Phase baute er eine Reihe von Forts an der westlichen Grenze von Virginia und leitete die Verhandlungen mit den Franzosen, die ins Ohiotal vorgedrungen waren. Aus diesen Spannungen resultierte der Franzosen- und Indianerkrieg (1754 bis 1763) gegen Frankreich und die mit diesem verbündeten Indianerstämme. Nach wochenlangen Märschen durch scheinbar menschenleere Wildnis stieß der heterogene Trupp am Ende doch auf eine französische Einheit in der Nähe des heutigen Pittsburgh, die man im anschließenden Scharmützel besiegen konnte. Später wurde er dann von überlegenen gegnerischen Streitkräften in „Fort Necessity“ eingeschlossen und zur Kapitulation gegen freien Abzug gezwungen. Entsprechend der Terminologie seiner Epoche ging es für Washington in der Frage der Indianer zu diesem Zeitpunkt um die vollständige Vernichtung der indianischen Basis: „Unmittelbare Ziele sind die völlige Zerstörung und Verwüstung ihrer Siedlungen. Besonders wichtig wird es sein, ihre Feldfrüchte in der Erde zu vernichten und die Felder unbestellbar zu machen.“ Jene Äußerung stand in großem Widerspruch zu jener idealisierenden Haltung, die dem Virginier selbst Jahrzehnte nach seinem Tod als Inbegriff des „Großen Weißen Vaters“ von manchen indianischen Delegationen entgegengebracht wurde. Im folgenden Jahr begleitete er als Oberstleutnant die Braddock-Expedition der britischen Armee. Während der Schlacht am Monongahela wurden drei Pferde unter ihm erschossen. Dabei zeigte er äußerste Besonnenheit, als er während des Debakels den Rückzug organisierte. Im Anschluss organisierte Washington als Oberst das erste reguläre Regiment Virginias, welches am Krieg teilnahm, und bekam auch offiziell den Oberbefehl über alle Truppen des Staates. Es gelang ihm erfolgreich, die Grenze Virginias gegen die französischen Truppen zu verteidigen, wobei sich der eigentliche Krieg in den Nachbarprovinzen abspielte. 1758 spielte er eine entscheidende Rolle bei der Einnahme des strategisch wichtigen französischen Forts Duquesne (heute Pittsburgh). 1759 verließ Washington dieses Regiment, um einen Sitz im Abgeordnetenhaus Virginias einzunehmen. |
Zwischen den Kriegen |
Im Laufe der fünfziger Jahre des 18. Jahrhunderts sollte er durch Erbschaft, die oben erwähnte Heirat und Landspekulationen zu einem der reichsten Männer von Virginia werden. Neben der bereits erwähnten Deputiertentätigkeit war er seit 1752 auch Friedensrichter in Fredericksburg, wo seine Familie bereits seit 1738 im direkten Umfeld der Stadt die Ferry-Farm erworben hatte und auch seine Mutter Mary ihre letzten Lebensjahre verbringen sollte. 1773 sah Washington Sally zum letzten Mal, als sie und ihr Ehemann nach England abreisten. Es sollte kein Abschied für immer sein, aber sowohl die Verpflichtungen der Familie Fairfax als auch die politischen Wirren der folgenden Jahre erlaubten ihnen keine Rückkehr. Fairfax vertraute die Verantwortung für Belvoir ausgerechnet George Washington an. Entsprechend der Vereinbarung ließ Washington, bevor er zur Teilnahme am ersten Kontinentalkongress nach Philadelphia abreiste, die Einrichtung versteigern. Dabei ersteigerte ausgerechnet er für 169 Pfund bezeichnende und pikante Gegenstände: Die Polster und Kissen aus Sallys Schlafzimmer. 1774 zog er als Delegierter Virginias in den Kontinentalkongress ein. |
Unabhängigkeitskrieg |
Auf Vorschlag der Delegation aus Neuengland nominierte Thomas Johnson, Gouverneur von Maryland, am 15. Juni 1775 George Washington als Mitglied des Kongresses aus Virginia für die wichtige Funktion des Kommandeurs der Kontinental-Armee („Continental Army“) im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, woraufhin dieser einstimmig gewählt wurde. Als am nächsten Morgen der Präsident des Kontinentalkongresses John Hancock Washington dieses Amt offiziell anbot, erhob dieser sich von seinem Platz und nahm die Funktion offiziell an. Washington war als Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee nicht der geniale Stratege, der Schlachten nach sorgfältigen Plänen gewann, sondern der sorgfältige Organisator der amerikanischen Streitkräfte. Er war sich vollkommen seiner vergleichsweise bescheidenen Mittel bewusst. Den regelrecht knauserigen Kongress musste er daher regelmäßig in ausführlichen und genau belegten Berichten um die personelle und finanzielle Aufstockung seiner Armee angehen. Dabei schien er sich um jedes noch so kleine Detail zu kümmern, um zumindest die Ausstattung der Truppe mit Bekleidung, Verpflegung, Brennmaterial, Unterkünften und Munition garantieren zu können. Bei der Auswahl seiner Befehlshaber und Stabsoffiziere legte er besonderen Wert auf eben diese Organisationsfähigkeiten, scheute sich jedoch nicht, in derartigen Fragen an Männer wie Friedrich Wilhelm von Steuben, Richard Gridley, Horatio Gates oder Artemas Ward zu delegieren, und förderte jene jungen Offiziere wie Henry Dearborn, Henry Lee oder Anthony Wayne, die er für kurzfristige taktische Operationen benötigte. Zahlenmäßig stets unterlegen, ließ er die Armee nur dann ins Feld führen, wenn die offene Feldschlacht unvermeidlich bzw. von den Voraussetzungen günstig für die amerikanischen Truppen war. In stetigen Guerilla-ähnlichen Raids gegen die britischen Nachschublinien schafften seine Truppen somit die ersten Voraussetzungen für den eigenen Erfolg. Nachdem Washington erfolgreich die Briten aus Boston vertrieben hatte, verlor er die Schlacht von Long Island 1776 und zog sich nach Valley Forge, außerhalb des britischen Einflussbereiches, zurück, damit sich die amerikanischen Truppen erholen konnten. Am 26. Dezember 1776 ließ Washington die Truppen den Delaware River überqueren, um die hessischen Truppen der Briten in Trenton, New Jersey, anzugreifen. Dieser erfolgreiche Angriff baute die Moral der unabhängigkeitswilligen Kolonialisten wieder auf. Washington befehligte im Verlauf der Revolution weiterhin eine Armee, um britische Kräfte im Zentrum des Landes zu binden, während General Gates und der Milizenführer Benedict Arnold die Schlacht von Saratoga 1777 gewannen. Dieser Sieg führte indirekt zur französischen Anerkennung der Vereinigten Staaten. 1781 konnte Washington zusammen mit französischen Truppen unter dem Marquis de La Fayette den britischen Oberbefehlshaber, General Charles Cornwallis, entscheidend in der Schlacht von Yorktown schlagen. Diese Kapitulation der Briten war das eigentliche Ende der englischen Versuche, die Revolution zu unterdrücken. Im Vertrag von Paris (1783) erkannte das englische Königreich die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten an. Kurz vor seinem Abschied als Oberbefehlshaber rief Washington die Bundesstaaten auf, eine starke Zentralregierung zu bilden. Wie sehr er den Rückzug ins Privatleben vorzog, lässt sich daran ersehen, dass er ihn in einem Brief als „Rückkehr zu sich selbst“ bezeichnete. |
Verfassungskonvent |
Es sollte immerhin noch vier Jahre dauern, bis die anerkannten Führer der Amerikanischen Revolution an die Überarbeitung der ineffektiven ersten Verfassung der USA, der Konföderationsartikel von 1777 beziehungsweise an die Verabschiedung einer neuen Verfassung herangingen. Der Verfassungskonvent tagte in Philadelphia vom Mai bis zum September 1787. George Washington nahm wie 54 andere Delegierte der Staaten teil und saß der Versammlung schon bald als einstimmig gewählter Präsident vor. Obwohl er stets bedacht war, über den Parteimeinungen zu „schweben“, sprach er sich ausdrücklich für eine starke Exekutivgewalt aus. Bei den Verfassungsdiskussionen und Ratifizierungsdebatten kristallisierten sich erstmals klare politische Parteimeinungen heraus, die frühe Kennzeichen eines Zweiparteiensystems beinhalteten. In den Beratungen behielten die Vertreter Virginias die Initiative, indem sie alsbald einen Verfassungsentwurf zur Diskussion stellten, der über einfache Zusätze zu den Konföderationsartikeln weit hinausging. Anstelle der dort favorisierten Ausschüsse sollte eine Bundesregierung stehen, deren Gewalten ähnlich denen der Bundesstaaten in Legislative, Exekutive und Judikative dreigeteilt war. Zudem sollte die Legislative aus zwei Kammern bestehen. Die Bedenken der Delegierten New Jerseys wurden von der Mehrheit beiseite geschoben. Allerdings kollidierten bei der Frage der Sitzverteilung der zukünftigen Repräsentantenversammlung erwartungsgemäß die Interessen der kleinen und großen Staaten. Erstere wollten nach dem Prinzip „ein Staat - eine Stimme“ verfahren, während letztere das Bevölkerungsgewicht berücksichtigt sehen wollten. Da New York mit den kleineren Bundesstaaten stimmte, einigte man sich auf den Kompromiss, dass eine direkte Wahl des Repräsentantenhauses nach Einwohnerzahl möglich wurde, und die großen Staaten der Wahl der Senatoren durch die Einzelstaatslegislativen zustimmten. In dem so genannten „Großen Kompromiss“ (16. Juli 1787) trafen die Delegierten vier grundlegende Entscheidungen:
Ein weiterer wichtiger Kompromiss betraf die Sklavenfrage. Denn die Männer, die ab 1776 unablässig am Grundsatz der gleichgeborenen Gesellschaft festhielten, waren meist Sklavenhalter: 1787 besaß George Mason 118 Farbige, Thomas Jefferson 149 und George Washington sogar 390 Sklaven. Berechtigterweise fragten die Vertreter der Nordstaaten, warum die Sklaven im Süden gleichzeitig als Besitz betrachtet und bei der Berechnung der Abgeordnetensitze als Menschen mitgezählt werden sollten. Nach einer erbittert geführten Debatte, in deren Verlauf die Südstaaten mit Sezession drohten, gab der Norden nach. Demnach sollten fünf Sklaven bei der Berechnung der Sitzverteilung so viel gelten wie drei freie Bürger. Dieser „Geburtsfehler“ der amerikanischen Verfassung sicherte zwar die wirtschaftlichen Grundlagen und politischen Ansprüche der Südstaaten, legt aber auch gleichsam einen der Keime für den späteren Bürgerkrieg. Dessen ungeachtet profitierte auch Washington von dieser Regelung. Bei der Konstruktion des Präsidentenamtes kollidierten im Verfassungskonvent die Befürworter einer schwachen und starken Exekutive. So forderten letztere, dass der Präsident möglichst unabhängig sein müsse, um das Konzept der Gewaltenteilung verwirklichen und ein Gegengewicht zur Legislative bilden zu können. Als abschreckendes Beispiel beschwor man dafür die Entwicklung in den Einzelstaaten hervor, wo eine allmächtige Legislative die Ängste der wohlhabenden Eliten vor den „Demokraten“ schürte. Somit war das Wahlmännerkollegium ein Kompromiss, da es jedem Bundesstaat überlassen blieb, es nach allgemeiner Wahl oder von der Legislative bestimmen zu lassen. Indem der Verfassungskonvent die Wahl des Präsidenten durch Senat und Repräsentantenhaus verwarf, verabschiedete man sich auch von der Entwicklung eines parlamentarischen Regierungssystem und wendete sich endgültig dem präsidentiellen Modell zu. Das Präsidentenamt erhielt im Vergleich stärkere Vollmachten als die jeweiligen Gouverneure der Einzelstaaten: Dank eines aufschiebenden Vetos wirkt er bei der Gesetzgebung mit, die Nominierung der Richter des Obersten Gerichts bringt ihm entscheidenden Einfluss auf die Judikative und als Oberbefehlshaber von Heer und Marine, als Distributor dotierter Verwaltungsstellen sowie als „Exekutor“ von Außen- und Innenpolitik hat er die politische Initiative an den maßgeblichen Stellen unter Kontrolle. Die zum damaligen Zeitpunkt postulierte lebenslängliche Amtszeit („during good behavior“) erinnert stark an einen Monarchen. |
Wahl zum Präsidenten und Vereidigung |
|||||||||
|
Amtsführung |
Washington hielt das erste Kabinettstreffen eines amerikanischen Präsidenten am 25. Februar 1793 ab. Der Präsident leitete ein Regierungskabinett, das sich um innenpolitischen Ausgleich bemühte, da in ihm die großen Parteien der „Federalists“ und der „Democratic-Republicans“ zu gleichen Teilen vertreten waren. Diese Politik begleitete er durch einen Kurs der inneren Absicherung im verwaltungs- und finanzpolitischen Bereich, wobei seine Grunderwerbspolitik deutlich die wirtschaftliche Elite bevorzugte und absicherte. Dies war aufgrund seiner Herkunft nicht verwunderlich. In der Außenpolitik trug der Neutralitätskurs auch zur Stärkung und Anerkennung des jungen amerikanischen Bundesstaates bei. Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution von 1789 kritisierte man jedoch Washington für seine passive Haltung während der französisch-britischen Auseinandersetzung. Das provokative Verhalten des französischen Botschafters Edmond-Charles Genêt, das darauf abzielte, die USA in den Krieg hineinzuziehen, führte 1793 zu einem offenen Konflikt mit diesem, der so genannten „Citizen Genêt-Affäre“. In dieser setzte Washington die Neutralität der USA gegen eine starke pro-französische Strömung in der amerikanischen Öffentlichkeit durch. Genêt hatte Amerikaner als Freibeuter zu Angriffen gegen britische Handelsschiffe angeworben und eine Freiwilligenarmee für einen Angriff auf das damals noch Spanien gehörende Florida aufgestellt. Dennoch bestätigte man Washington bei den Präsidentschaftswahlen von 1792 für eine weitere Legislaturperiode von vier Jahren in seinem Amt. 1791 führte die Bundesregierung eine Verbrauchssteuer auf Whiskey ein. Diese Steuer war im amerikanischen Grenzgebiet sehr unpopulär, so dass im Juli 1794 im Allegheny County, Pennsylvania, ein Bundesmarschall durch den Pöbel angegriffen und das Haus eines regionalen Steuerbeamten niedergebrannt wurde. Am 7. August 1794 setzte Washington Soldaten mehrerer Bundesstaaten in Bewegung, um mit ca. 13.000 Mann die Unruhen, die als „Whiskey-Rebellion“ in die Geschichte eingehen sollten, zu unterdrücken. Weitere Probleme entstanden für den Präsidenten, als er die Annahme des im Land sehr unpopulären Jay-Vertrags durchsetzte, mit dem ein drohender Krieg mit Großbritannien vermieden wurde. Erstmals wurde er daraufhin öffentlich angegriffen und kritisiert; es kam zu zahlreichen Protestkundgebungen und teilweise zu gewalttätigen Übergriffen, weil man weithin der Meinung war, dass man den Briten mit dem Vertrag zu weit entgegenkäme. Nach dem Ende seiner Amtszeit zog sich Washington 1797 aus der Politik zurück. Im Folgejahr übertrug der amtierende Präsident John Adams Washington angesichts der Gefahr eines bevorstehenden Krieges mit Frankreich nochmals als Abschreckung gegen den einstigen Verbündeten den Oberbefehl als Generalleutnant über die Streitkräfte, den er allerdings nur nominell wahrnahm. In Amerika bezeichnet man ihn oft als „Vater der Nation“ (Father of the Nation). Die früheste Identifikation mit diesem „Bild“ wurde in einem deutschsprachigen Almanach des Staates Pennsylvania als „Landesvater“ bereits 1778 vorgenommen. Unter Washington traten fünf Staaten der Union bei: North Carolina, Rhode Island, Vermont, Kentucky und Tennessee. |
Southern Tour 1791 |
|||||||||||||||
|
Tod |
|||||||||
|
Ehrungen |
Noch zu Lebzeiten war es George Washington vergönnt, die Hauptstadt Washington, D.C. nach sich benannt zu sehen. Für einen kurzen Zeitraum war New York Regierungssitz. 1790 zog die Regierung erneut nach Philadelphia. Bereits während des Verfassungskonvents war man überein gekommen, dass die Frage des Hauptstadtsitzes zusätzliches Konfliktpotenzial zwischen den Einzelstaaten anhäufen würde. So lehnte man z.B. das schmucke, aber kleine Alexandria als zu ländlich ab, während New York als Hafenmetropole und Anlaufstelle der meisten Einwanderer als politisch zu unsicher galt, obwohl die Amtsgeschäfte auch in beiden Städten stattgefunden hatten. Hatte der Kongress seit seinem Bestehen in acht verschiedenen Städten an der Ostküste getagt, so beschloss er nun, dass die neue Bundeshauptstadt „so nahe wie möglich dem Zentrum des Wohlstandes, der Bevölkerung und des Territoriums“ liegen solle und mit dem „Zugang zum Atlantik und den westlichen Gebieten“ ausgestattet sein müsse. Daher gründete man in einer salomonischen Lösung gleichermaßen durch ein Kongress-Gesetz (Residence Act) von 1790 den District of Columbia als außerhalb der US-Bundesstaaten befindliches Kunstgebilde auf zuvor brachliegendem Sumpf- und Marschland am linken Ufer des Potomac River. Dort entstand die Stadt ab 1791 nach Plänen des französischen Architekten und Städtebauers Pierre Charles L'Enfant, den George Washington persönlich beauftragt hatte. Als Übergangslösung beschloss man, Philadelphia 1791 für zehn Jahre zur Hauptstadt zu machen. Insbesondere das Marschland prägte bis weit ins 19. Jahrhundert hinein das Bild der Hauptstadt, die man erst ab 1800 als „funktionierend“ bezeichnen konnte. Die Neugründung platzierte man mehr im Süden, also südlich der Mason-Dixon-Linie, um für andere Kompromisse notwendige Stimmen der Südstaaten zu erhalten. Militärstrategisch war die Lage jedoch zu exponiert, wie die Bombardierung und Besetzung durch die Briten 1814 sowie der rasche Vormarsch des Südens auf die Stadt in der Frühphase des Sezessionskrieges belegen sollten. Im Verlauf seiner Präsidentschaft wählte George Washington West Point, New York, das von ihm bereits als Fort gegründet worden war, als Sitz der Militärakademie des Heeres der Vereinigten Staaten aus. Bestätigt wurde diese Auswahl durch einen Beschluss Thomas Jeffersons im Jahre 1802. Der Bundesstaat Washington, der 1843 als größerer Teil des Territoriums Oregon mit dem Territoriumsstatus vorgebildet und 1889 als 42. Staat den USA beitrat, ist eine weitere einzigartige Ehrung einem ehemaligen Präsidenten gegenüber. Städte sind sehr wohl nach Ex-Präsidenten benannt worden, ganze Staaten in dieser Weise nicht. Die George-Washington-Universität in Washington, D.C. ist ebenfalls nach ihm benannt worden, was seinen ursprünglichen Absichten, mit Teilen aus verschiedenen Fonds und seinem Vermächtnis eine derartige Institution in der Hauptstadt zu gründen, entgegenkam. Ihm zu Ehren wurde nach Plänen Robert Mills von 1848 bis 1885 das so genannte Washington Monument, ein weißer Marmor-Obelisk, gebaut. Dieser befindet sich exakt auf der Verbindungsgeraden zwischen dem Capitol State Building und Lincoln Memorial in Washington D.C. und war mit einer Höhe von 169 m zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung kurzfristig das höchste Gebäude der Welt. Durch den Bau des Eiffelturms verlor dieses Denkmal bereits 1889 seinen Rekord. Ein Teil der Plantage, auf der Washington geboren wurde, wurde 1930 als George Washington Birthplace National Monument zur Gedenkstätte vom Typ eines National Monuments erklärt und ein typisches Gebäude der Zeit anstelle des bereits 1779 abgebrannten Haupthauses errichtet, in dem ein Museum zur Kolonialzeit untergebracht ist. Das Porträt des „Vaters der Nation“ findet man seit 1935 sowohl auf dem 1-Dollar-Schein (nach einem Gemälde von Gilbert Stuart) als auch der Vierteldollarmünze sowie verschiedenen Briefmarken der US-Post. Die Marine der Vereinigten Staaten verfolgt eine Tradition, in der diverse Kriegsschiffe nach berühmten Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte benennt und hat dies im Falle des ersten Präsidenten bereits bei mehreren Schiffen diverser Klassen umgesetzt. Unter diesen war auch das erste nuklear getrieben Raketen-U-Boot der Welt, SSBN-589, das Typschiff der George-Washington-Klasse und ein Flugzeugträger der Nimitz-Klasse mit der Kennung CVN-73. Am 11. Oktober 1976 ernannte der Kongress der Vereinigten Staaten im Beschluss Public Law 94-479 posthum zum General of the Armies. Das Parlament erschuf diesen Rang einzig für Washington und setzte die Beförderung rückwirkend zum 4. Juli 1976, dem 200. Jahrestag der Verkündung der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten in Kraft. |
gekürzter bzw. überarbeiteter Text aus Wikipedia (06.2016), Fotos by JHreisen |