GESCHICHTE (AUSZÜGE)


Der Vatikan ist heute das Zentrum der katholischen Welt. Hier residiert der Papst, von hier nimmt er politisch und moralisch Einfluss auf das Weltgeschehen. Hier steht - über dem Petrusgrab - die Petersbasilika als Pilgerziel für Gläubige aus aller Herren Länder.

"Vatikan" bezeichnete zunächst einen am rechten Tiberufer gelegenen Hügel Roms (mons vaticanus). Dort befand sich in der Antike der Zirkus des Kaisers Nero, in dem Martyrien und Hinrichtungen zahlreicher Christen und Juden stattgefunden haben sollen. Nördlich des Zirkus befand sich ein kleiner Friedhof, auf dem angeblich der Apostel Petrus begraben wurde. Schon wenig später baute man dort eine erste Kirche, und im 4. Jahrhundert ließ Kaiser Konstantin an ihrer Stelle eine große Grabeskirche errichten - St. Peter.

Heute ist der Vatikan ein eigener Staat innerhalb der Stadt Rom, eine Enklave, deren Oberhaupt der Papst ist, als Bischof von Rom und "Stellvertreter Christi auf Erden". Allerdings residierte der Papst bis ins 14. Jahrhundert nicht auf dem Vatikanhügel, sondern im Lateranpalast an der heutigen Piazza San Giovanni. Am Vatikanhügel standen bis dahin eher bescheidene Gebäude, die auch erst im 9. Jahrhundert, zum Schutz gegen die Überfälle der Sarazenen, von der so genannten Leoninischen Mauer umfasst wurden.

Im Italien des beginnenden 14. Jahrhunderts war jedermann jedermanns Feind. Auch in Rom waren die Machtverhältnisse so kompliziert und gegen die Päpste gerichtet, dass bereits Clemens V. 1305 nicht mehr in Rom, sondern in Perugia gewählt wurde. Zwar wollte er die Kurie zurück nach Rom führen. Die Machtverhältnisse zwangen ihn aber dazu, sich nach Frankreich zurückzuziehen. Dort geriet er recht schnell in die Abhängigkeit des Königshauses, was sich  auch in der Kreierung einer ganzen Anzahl französischer Kardinäle niederschlug. Der zweite Exilpapst, Johannes XXII., wurde bereits unter klarer Einflussnahme der französischen Königsfamilie gewählt - das Versprechen einer Rückkehr nach Rom blieb Makulatur. Eine der stärksten Kämpferinnen für eine Rückführung der Kurie war - motiviert durch ihre Visionen - Katharina von Siena. Erst Papst Gregor XI. sollte es gelingen, die Forderungen der unbeirrbaren Heiligen umzusetzen, Im Januar 1377 zog er in Rom ein. Die Nachwehen des avignonesischen Exils erlebten die Christen im Abendländischen Schisma, das dem Exil folgte.

Erst seit dem 15. Jahrhundert, nach der Rückkehr aus dem Exil von Avignon, residieren die Päpste am Mons Vaticanus, im Zentrum des Kirchenstaates. Dessen Territorium reichte teilweise bis nach Norditalien. Bei der Einigung Italiens besetzten die Truppen Garibaldis 1870 den Kirchenstaat. Dem Papst blieb lediglich die Hoheit über das Gelände rund um die Petersbasilika, Rom wurde zur Hauptstadt Italiens. Die Lateranverträge von 1929 lösten die "römische  Frage" über Zuständigkeiten und Kompetenzen zwischen dem italienischen Staat und dem "Heiligen Stuhl".

Das dreiteilige Vertragswerk zwischen dem Heiligen Stuhl und dem italienischen Staat vom Februar 1929 besteht aus Staatsvertrag, Konkordat und Finanzabkommen. Es beendete die Probleme, die seit der Einnahme des Kirchenstaates durch Italien zwischen beiden Seiten bestanden. Der Staatsvertrag garantiert die Souveränität des Heiligen Stuhles auf internationaler Ebene und verleiht dem Vatikan eine eigene Staatlichkeit mit dem Papst als Oberhaupt. Beide Seiten erkennen die römisch-katholische Religion als italienische Staatsreligion und Rom als Hauptstadt Italiens an.

 Das Konkordat regelt die Staat-Kirche-Beziehung zwischen beiden Seiten und garantiert dem Vatikan sein Territorium und die extraterritorialen Gebiete. Außerdem garantiert das Konkordat dem Vatikan die freie Ausübung geistlicher Gewalt. Dazu gehören auch die zivilrechtliche Anerkennung kirchlicher Eheschließungen und die Stellung und Bezahlung der Priester. Das Finanzabkommen regelt die finanzielle und territoriale Entschädigung des Vatikans für den Verlust des Kirchenstaates, so dass der Vatikan auch heute eine Grundlage für eigenes Wirtschaften hat.

Ein weiteres Konkordat revidierte 1984 einen Teil der Lateranverträge - es legte unter anderem den religiösen Pluralismus und die Neuordnung staatlicher Leistungen an Priester und kirchliche Einrichtungen fest. Seither ist der Heilige Stuhl Völkerrechtssubjekt. Die Vatikanstadt ist der kleinste eigenständige Staat der Welt. Er liegt innerhalb des Stadtgebiets von Rom, Italien, und hat eine Fläche von 0,44 km² und 805 Einwohner (davon 552 Staatsbürger). Zur Vatikanstadt gehören der Petersdom, der Petersplatz, sowie die Paläste und Gärten innerhalb der vatikanischen Mauern. Amtssprachen sind Italienisch und Latein.

Am 27.04.2014 werden die Päpste Johannes XXIII (1958-1963) und Johannes Paul II (1978-2005) vom amtierenden Papst Franziskus vor 1.000.000 Menschen heilig gesprochen. Am 30.12.2022 verstirbt der Eremitierte "deutsche" Papst benedikt, der nach seinem Rücktritt weiter im Vatikan gewohnt hat, im Alter von 95 Jahren.


Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und Links ohne Gewähr (12.2022)