Der Lateran bezeichnet einen Bereich in Rom, der seit der Zeit Konstantin I. der
offizielle Sitz der Päpste ist. Zum Lateran gehören die antike
Patriarchalbasilika San Giovanni in Laterano, das dazugehörige antike
Baptisterium, die Reste des mittelalterlichen Papstpalastes mit der Scala Santa,
der Papstkapelle Sancta Sanctorum und dem Leonischen Triclinium sowie dem
Lateranpalast aus dem 16. Jahrhundert und dem größten Obelisken Roms.
Die
Lateranbasilika ist die Kirche des Bischofs von Rom, also die des Papstes und
damit stellt sie das eigentliche Zentrum der katholischen Kirche dar. Das
Grundstück wurde benannt nach den ursprünglichen Eigentümern, der römischen
Familie der Laterani. Es wurde ca. 60 von Nero konfisziert, da der Familie eine
Verschwörung vorgeworfen wurde. Im Jahr 161 baute Marcus Aurelius dort einen
Palast. 226 gab Kaiser Septimius Severus das Land den Laterani zurück.
Anfang des 4. Jahrhunderts war
dort, an der Aurelianischen Stadtmauer, das Quartier der Elitetruppen von Kaiser
Maxentius. Nachdem Konstantin Maxentius 312 besiegt hatte, befahl er, wohl auch
um dessen Erinnerung auszulöschen, an dieser Stelle eine christliche
Monumentalbasilika und ein Baptisterium zu bauen. Fausta, Konstantins Frau und
Schwester von Maxentius, übergab bereits 313 ihr Haus auf dem Grundstück dem
Bischof von Rom, Miltiades, für ein Bischofskonzil. Von da an war auf dem
Lateran die Residenz der römischen Bischöfe. Sie lag gleich neben dem
Kaiserpalast, der in Teilen in der Kirche Santa Croce in Gerusalemme
weiterexistiert. Die Lateranbasilika war diejenige von den drei konstantinischen
Großkirchen, die innerhalb der Stadtmauern lag und somit als Kathedrale diente.
Die Petersbasilika und Sankt Paul vor den Mauern befanden sich über den
Gräbern der Apostel außerhalb der Stadt. Darum ist die Kirche noch immer die
offizielle Bischofskirche des Papstes und trägt als solche den Ehrentitel „Omnium
urbis et orbis ecclesiarum mater et caput“ - Mutter und Haupt aller Kirchen
der Stadt Rom und des Erdkreises, weswegen sie die ranghöchste
Patriarchalbasilika ist. Sie wurde ursprünglich dem Erlöser (Salvator)
geweiht, erst später wurde sie Johannes dem Täufer (San Giovanni) gewidmet.
Im
5. Jahrhundert wurden die Gebäude auf dem Lateran bei der Invasion von
Völkerwanderungshorden wiederholt geplündert, 896 durch ein Erdbeben schwer
beschädigt, jedoch immer wieder instandgesetzt. 897 fand hier die so genannte
Leichensynode statt, bei der Papst Stephan VI. seinen Vorgänger Formosus
aburteilen und die Leiche schänden und schließlich in den Tiber werfen ließ.
Folgende Konzile wurden im Lateran veranstaltet: Erstes Laterankonzil, (1123),
Zweites Laterankonzil (1139), Drittes Laterankonzil (1179), Viertes
Laterankonzil (1215), Fünftes Laterankonzil (1511). Neben der Kirche befand
sich bis 1309 der Papstpalast, dessen Reste in der Kapelle Sancta Sanctorum und
der Heiligen Treppe, der Scala Santa, fortbestehen. 1377, bei der Rückkehr der
Päpste vom Exil in Avignon, war der Lateran in so schlechtem Zustand, dass nach
diversen anderen Aufenthaltsorten wie dem Palazzo Venezia schließlich der
Vatikan zur dauernden Papstresidenz wurde.
Auf dem Lateransplatz stand
im Mittelalter das Reiterstandbild des Marc Aurel, das damals für ein Bildnis
Konstantins gehalten wurde, weshalb es als einziges seiner Art die Wirren der
Geschichte überlebte. 1586 wurde der heutige an die Kirche angebaute
Lateranpalast als päpstliche Sommerresidenz wiedererrichtet. Die baufällig
gewordene antike Kirche wurde ab 1646 von Francesco Borromini für das Heilige
Jahr 1650 stabilisiert und barockisiert. Dabei hat er unter anderem den
Innenraum umgestaltet, indem er die ursprünglich 14 Arkaden des Mittelschiffs
auf 5 pro Seite reduzierte. In die vermauerten Nischen ließ er riesige Statuen
der 12 Apostel stellen. Diese wurden u. a. von Schülern Berninis angefertigt.
1736 wurde die Hauptfassade mit ihren bis zu 7 m hohen Kolossalfiguren ergänzt.
In der Mitte ist Jesus zu sehen, links steht Johannes der Täufer, rechts ist
eine Statue des Evangelisten Johannes, daneben sind Figuren der wichtigsten
Kirchenlehrer angebracht.
Noch
bis zum 19. Jahrhundert wurden die Päpste im Lateran gekrönt. 1929 sicherten
die Lateranverträge der Vatikanstadt die Staatlichkeit, und u. a. dem Lateran
und Castel Gandolfo den Status einer exterritorialen Besitzung des Heiligen
Stuhls. Am 28. Juli 1993 wurde der Seiteneingang und Teile der Palastfront durch
ein Bombenattentat - eine Autobombe explodierte - schwer beschädigt. Obwohl
sogar die Statik der Fassade gefährdet war, konnten die Schäden zügig wieder
behoben werden. Dies wurde als Warnung an den Papst verstanden, der kurz zuvor
in Sizilien mit nie dagewesener Leidenschaft gegen die Mafia gepredigt hatte.
Der Platz ist seitdem für parkende Autos gesperrt. In der Kirche befinden sich
zahlreiche Papstgrabmäler, in der Confessio ruht Papst Martin V. Auch Innozenz
III. fand in der Basilika ebenso seine letzte Ruhestätte wie Klemens XII., aus
dessen Zeit die Fassade der Kirche stammt, außerdem: Sergius III., Silvester
II., Sergius IV., Alexander III., Klemens XII., Leo XIII. Die Gräber
zahlreicher anderer Päpste sind verloren gegangen. Kreuzgang:
Er gilt als einer der schönsten Roms und wurde 1215 bis 1232 errichtet. Die ca.
36 m langen Arkadengänge wurden mit reich ornamentierten, zum Teil gedrehten Säulen
ausgestattet. An den Wänden sind Reste aus der alten Basilika (vor dem Umbau
durch Borromini) angebracht, darunter Teile des Grabmals eines im 13.
Jahrhundert verstorbenen Kardinals.
Alter
Lateranspalast:
Der im Jahre 1308 durch einen
verheerenden Brand vernichtete mittelalterliche Lateranspalast stellte ein
Konglomerat der verschiedensten Gebäude dar: Neben Wohn- und
Repräsentationsräumen, gab es mehrere Kapellen, mehre Speisesäle
Triclinien, Kreuzgänge, Aulen und eine weitere Vielzahl an Räumen, deren
Funktion bis heute noch nicht geklärt werden konnte, deren Existenz
jedoch aufgrund von Plänen oder Bilddarstellungen bekannt sind. Mit dem
Umzug der Päpste nach Avignon im Jahre 1309 war das Schicksal dieses
Palastbaus besiegelt: Man ließ ihn einfach verfallen, Gesindel nistete
sich ein und trug zum weiteren Niedergang des ehemals prächtigen
Komplexes bei. Als die Päpste aus Avignon zurückkehrten, hielten sie es
für wenig passend in diese Gemäuern wieder einzuziehen. Erst Papst
Sixtus V. ließ die Reste wieder ansehnlich zur Kirche SS. Salvatore della
Scala Santa zusammenflicken.
Neuer Lateranspalast: Auch der
neuere Lateranspalast, der unmittelbar an die Lateransbasilika angrenzt, wurde
im Auftrage von Papst Sixtus V. errichtet, stammt also aus dem 16. Jahrhundert.
Er ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und beherbergt heute
Vatikanische Behörden. Am 11. Februar 1929 wurden hier die Lateranverträge
zwischen dem Heiligen Stuhl und dem damaligen Königreich Italien (vertreten
durch den faschistischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini) abgeschlossen.
Das Gebäude der Kirche SS. Salvatore della Scala Santa liegt schräg gegenüber
der Lateransbasilika vor den Resten eines römischen Aquädukts. Sie birgt die
ältesten, noch erhaltenen Reste des mittelalterlichen Papstpalastes,
vornehmlich Teile des ehemaligen Speisesaales, des Tricliniums. Die jetzige
Anlage, die die so genannte Heilige Treppe, die Cappella Sancta Sanctorum sowie
die Cappella di S. Lorenzo und die Cappella die S. Silvestro und das Leonische
Triclinium umfasst, wurde im Auftrage Papst Sixtus V. durch den Baumeister
Domenico Fontana in den Jahren zwischen 1585 und 1590 gestaltet.
Die Papstkapelle Sancta Sanctorum ist einer der ältesten Reste des
antik-mittelalterlichen Papstpalastes und wird bereits im 8. Jahrhundert erwähnt.
Sie befindet sich zwischen zwei weiteren Kapellen, wobei die eine dem Heiligen
Lorenz, die andere für dem Heiligen Silvester geweiht ist. Ihr heutiges
Aussehen erhielt die Kirche unter Papst Nikolaus III. am Ende des 13.
Jahrhunderts. Die Kapelle war die Hauskapelle des Palastes, in der einst die
wichtigsten Reliquien aufbewahrt wurden. So befanden sich auch die Häupter der
Heiligen Petrus und Paulus ursprünglich hier, bevor sie durch Papst Urban V. in
die Lateransbasilika überführt wurden. Die Bedeutung der Kapelle wird durch eine Inschrift auf dem Altar hervorgehoben.
Hier ist in goldenen Lettern zu lesen: Kein Ort ist heiliger als dieser auf dem
ganzen Erdkreis. Das Bild Christi, welches hier in ikonographischer Weise
dargestellt ist, gilt unter gläubigen Christen als nicht von Menschenhand
angefertigt. Es wurde urkundlich nachweisbar bereits von Papst Stefan III. 756
durch Rom getragen, um eine Invasion der Langobarden abzuwehren. Dass die
Langobarden wenig später Rom dennoch angriffen, hat die Bedeutung, die dem Bild
beigemessen wird, nicht geschmälert.
Zu der Kapelle Sancta Sanctorum führt die Heilige Treppe hinauf, die angeblich
aus dem Palast von Pontius Pilatus stammt und die Jesus bei seinem Prozess
betreten haben soll. Sie wurde der Überlieferung nach schon von der Mutter
Konstantins, der heiligen Helena, 326 aus Jerusalem hierher gebracht. In
Erinnerung an die Leiden Christi soll die Treppe nur kniend betreten werden.
Ende des 16. Jahrhunderts erhielt die Treppe, die wahrscheinlich ursprünglich
die Zugangstreppe zum Papstpalast darstellte, ihren heutigen Überbau im Auftrag
von Papst Sixtus V. durch Baumeister Domenico Fontana. Die Treppe war zuvor
ungeschützt. Seit 1723 werden die Marmorstufen mit einer Nussbaumholzverkleidung vor
Abnutzungen geschützt. An der zweiten, elften und achtundzwanzigsten Stufe
wurde jeweils ein Sichtfenster offen gelassen, durch die man auf angebliche
Blutspuren Christi blicken kann.
An der Südseite des Gebäudes der Kirche SS. Salvatore della Scala Santa
befindet sich das so genannte Leonische Triclinium. Wie der Name verrät,
handelt es sich hierbei um einen Teil des ehemaligen Speisesaales des
Papstpalastes. Datiert wird es in die Zeit Papst Leos III., wobei die Angaben über
die Entstehung zwischen den Jahren 796 und 810 schwanken. Das Mosaik der
heutigen Außenapsis ist eine Rekonstruktion des 18. Jahrhunderts. Dargestellt
ist innerhalb der Apsisrundung die Erteilung des Missionsauftrages an die
Apostel durch Jesus. An der Stirnseite des Tricliniums befinden sich zwei
weitere Darstellungen rechts und links der Apsis. Das linke Mosaik zeigt die Übergabe
des Schlüssels an Petrus und des Labarums an Konstantin durch Jesus. Das rechte
soll die Verleihung des Palliums an Leo III. und die gleichzeitige Übergabe der
Fahne der Stadt Rom an Karl dem Großen durch Petrus darstellen.
Der Obelisk auf der Piazza San Giovanni in Laterano vor der Laterankirche ist
der größte und älteste bekannte Obelisk Roms überhaupt und misst 31 Meter
(mit Sockel 47 m). Im 15. Jahrhundert v. Chr. geschaffen, erinnert er an Pharao
Thutmosis III. 357 wurde er unter Kaiser Konstantius II. auf einem eigens
konstruierten Schiff nach Rom gebracht und auf der Spina des Circus Maximus
aufgestellt. Bei einem Erdbeben zerbrach er. 1587 wurde er ausgegraben und an
seinem heutigen Standort aufgestellt, wo er durch eine barocke Sichtachse mit
der Kirche Santa Maria Maggiore verknüpft ist. Der alljährliche Fronleichnamsgottesdienst mit dem Papst findet vor der mit
monumentalen Statuen bekrönten Fassade der Kirche statt. Anschließend erfolgt
die Prozession nach Santa Maria Maggiore. Der Weihetag der Basilika am 9.
November wird in der gesamten Katholischen Kirche als Festtag begangen.
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