TOSCHKA-PROJEKT


Allgemeines / Geschichte

Als Toshka-Projekt wird ein Vorhaben der ägyptischen Regierung bezeichnet, das die Wüste im Südwesten des Landes durch Bewässerung für die Landwirtschaft nutzbar machen soll. Große Wassermengen werden aus dem Nasser-Stausee in einen Kanal gepumpt und in einen Wüstenstreifen parallel zum Nil geleitet. Hier soll das sogenannte Neue Tal entstehen.

   


Planungen

Da der Nil seit einigen Jahren mehr Wasser als gewöhnlich führt, musste seit 1995 ein Teil des Wassers in die Toshka-Senke geleitet werden, um ein Überlaufen des Nasser-Sees zu verhindern. Dieses Wasser verdunstete dort ohne Nutzen, was der Auslöser für das Toshka-Projekt war, das 1997 vom ehemaligen Ägyptischen Präsidenten Mubarak offiziell angekündigt wurde. Hauptziel ist es, das Niltal, in dem fast die gesamte Bevölkerung Ägyptens auf rund 5% der Landesfläche lebt, zu entlasten. Durch das starke Bevölkerungswachstum und durch Erosion wird dort die landwirtschaftliche Nutzfläche immer geringer. Zunächst sollen im neuen Tal vorwiegend eine exportorientierte Landwirtschaft und Viehzucht betrieben werden, später, begünstigt durch reiche Rohstoffvorkommen in diesem Gebiet, auch Bergbau und Metallindustrie, Fischzucht sowie Tourismus. Als Infrastruktur sind neben bereits vorhandenen Straßen später auch Schienen geplant. Strom liefert der Assuan-Staudamm. Bis 2017 entstanden durch das Toshka-Projekt auf einer Fläche von 420.000 Hektar Arbeitsplätze und Wohnungen für 3 Mio. Menschen. Die Siedlungsfläche Ägyptens wurde auf diese Weise von momentan 5% der Landesfläche auf über 20% vergrößert werden. Finanziert wurde das Projekt von der ägyptischen Regierung, die die Infrastruktur zur Verfügung stellte, sowie mit privaten Geldern aus Saudi-Arabien und aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Allein die von Ägypten finanzierte Mubarak-Pumpstation hat etwa 560 Mio $ gekostet. Hohe Investitionen hat auch der saudische Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud mit seiner Kingdom Agricultural Development Company (KADCO) getätigt. Scheich Zayid, ehemaliger Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, hatte für den Bau des nach ihm benannten Kanals etwa 100 Mio. US-Dollar bereitgestellt. Insgesamt wird mit Kosten in Höhe von über 60 Mrd. Euro gerechnet.


Mubarak-Pumpstation

Zentrum des Projekts ist die Mubarak-Pumpstation (Mubarak Pumping Station), die das Wasser des Nasser-Stausees über 50 m hoch in den Scheich-Zayid-Kanal pumpt. Die Pumpstation, etwa 60 Kilometer nördlich von Abu Simbel direkt am Nasser-See gelegen, besteht aus einer Beton-Konstruktion und ist etwa 30 m breit, 140 m lang und 60 m hoch. 24 riesige vertikale Pumpen sind hier enthalten, von denen 18 ständig arbeiten sollen, während 3 Pumpen gewartet und ebenfalls 3 in Reserve gehalten werden. 25 Mio. m³ Wasser werden dem See auf diese Weise täglich entnommen. Damit ist die Mubarak-Pumpstation die größte Anlage ihrer Art weltweit. Sie wurde am 12. Januar 2003 offiziell eingeweiht, jedoch noch nicht in Betrieb genommen, da der Scheich-Said-Kanal zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollendet war.


Scheich-Zayid-Kanal

Zweites Schlüsselelement des Projekts ist der Scheich-Zayid-Kanal. Trotz der wohl vor allem im Sommer enormen Verdunstungsprobleme wurde der Kanal einer Pipeline vorgezogen, wahrscheinlich auf Grund der großen zu transportierenden Wassermenge von rund 25 Millionen Kubikmetern/Tag. Das entspricht dem Inhalt einer mittelgroßen deutschen Talsperre. Der Hauptkanal mit ca. 35 m Breite führt vom Nasser-See zunächst 50 Kilometer westwärts in die Wüste. Dort verzweigt er sich nach Westen und Süden hin in vier ca. 25 m breite Nebenkanäle, die jeweils große Flächen von etwa 40.000 ha bis 80.000 ha mit Wasser versorgen. Der 8 m tiefe Kanal besteht aus einer Zement-Sand-Mischung, die mit einer Beton-Schicht sowie einer Polyethylen-Schicht und zusätzlich einem Schutzanstrich versiegelt wird. Der hohe Aufwand wird getrieben, um die Versickerung von Wasser zu verhindern. Die Bewässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen erfolgt vorzugsweise mit einer Wasser sparenden Tröpfchenbewässerung, aber auch großflächige Beregnung ist anzutreffen. Die bisher angelegten Flächen haben, verglichen mit den winzigen Fellachenstücken im Niltal, betriebswirtschaftlich „vernünftige“ Größen. Sehr beliebt sind die Beregnungsflächen mit jeweils ca. 800 m Durchmesser, sie erfordern allerdings einen erheblichen Kapitaleinsatz.

  

  

  


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