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nekropole von tuna el-gebel / Al-mINYA |
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ALLGEMEINES | ||
In der Stadt Al-Minya haben deutsche und ägyptische Archäologen eine alte Nekropole aus der Zeit der Ptolemäer entdeckt. Die Ausgrabungen wurden im Jahr 2017 begonnen und von Forschern aus Hildesheim und München unterstützt. Bis jetzt (Ende 2019) hat man 40 Steinsärge, 1000 Statuen, Schmuck, Keramik und eine Goldmaske gefunden. Die Auswertung der Funde soll noch weitere 5 Jahre in Anspruch nehmen. Danach soll das Gelände für den Tourismus freigegeben werden. Al-Minya liegt 250 km südlich von Kairo am westlichen Ufer des Nil und hat etwa 220.000 Einwohner. Einige Kilometer südlich der Stadt befindet sich am östlichen Nilufer eine ausgedehnte Nekropole mit Kuppelgräbern für Moslems und Christen, die Zawiyyat al-Mayyitīn („Ort der Toten“) genannt wird und einer der größten Friedhöfe des Landes ist. In dessen Nähe ist auch die Basis einer Stufenpyramide aus der 3. Dynastie erhalten. Ca. 20 Kilometer südlich liegen ebenfalls am Ostufer die altägyptischen Felsgräber von Beni Hasan. |
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LAGE (GOOGLE MAPS) |
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tuna el-gebel |
Tuna el-Gebel ist ein Dorf in Mittelägypten im
Gouvernement al-Minya auf der Westuferseite des Nils, 15 km nordwestlich
von Mallawi und 10 km westlich von el-Ashmunein. Südwestlich des Dorfes
erstreckt sich am Wüstenrand über 7 km von Norden nach Süden der
gleichnamige Friedhof, der vom Neuen Reich bis in die Spätantike genutzt
wurde. |
Geschichte |
Tuna el-Gebel ist der Friedhof der antiken
Metropole Hermopolis Magna (Hermupolis) (altägyptisch Chemenu, heute
el-Aschmunein). Hermopolis Magna war die Hauptstadt des 15.
oberägyptischen Gaues (Hasengau) und Kultzentrum des Gottes Thot. 3,5 km
nördlich der griechisch-römischen Nekropole und der Tiergalerien liegen
die Gräber des Neuen Reiches, von der zahlreiche, über viele Museen
verteilte Denkmäler stammen. Die Oberbauten des Friedhofes sind heute
verschwunden. In der 3. Zwischenzeit verlagerte sich der Friedhof
allmählich nach Süden. Eine in den Felsen des Westgebirges gehauene Stele
Echnatons (Amenophis' IV.) markierte einst die nordwestlichste Grenze
seiner neu gegründeten Hauptstadt Achetaton (Tell el-Amarna). Ab der 26.
Dynastie wurden unterirdische Galerien in die Felswand des Westgebirges
angelegt und Ibis- sowie Pavianmumien darin beigesetzt. Die beginnende
Ptolemäerzeit leitete eine Blütezeit der Tiernekropole ein, denn um 310
und 250 v. Chr. wurden die Galerien nochmals erweitert. Die Ablage von
Mumien heiliger Tiere in den Galerien wurde im 1. Jahrhundert n. Chr.
eingestellt. Der Friedhof ist neben den Tiergalerien auch für seine
Grabbauten aus griechisch-römischer Zeit bekannt. In der frühen
Ptolemäerzeit entstanden steinerne Gräber, die die Form eines Tempels mit
Pronaos nachahmen. Das bekannteste und am besten erhaltene Grab ist das
des Petosiris, der zu einer Familie von Kultführern in Tuna el-Gebel
gehörte. Südlich des Petosiris-Grabes entstand eine ausgedehnte Nekropole
aus steinernen Gräbern sowie mehrstöckigen Lehmziegelbauten, die bis in
die Spätantike genutzt wurde. Im Norden der Nekropole entstand später das
koptische Kloster Deir Nazlet Tuna. Günter Grimm und Dieter Kessler stellen den Stand
der Erforschung von Tuna el-Gebel seit 1913 dar. Erste Grabungen in Tuna
el-Gebel führte André Gombert 1902/03 im Auftrag des Institut français
d’archéologie orientale durch. Im Januar 1913 unternahm der
Regierungsbaumeister Walter Honroth im Rahmen der Amarna-Mission der
Deutschen Orient-Gesellschaft eine kurze Untersuchung der römerzeitlichen
Grabbauten in der Nähe der Grenzstelen Echnatons. Ende 1919 nahm der
ägyptische Service des Antiquités Kenntnis von dem berühmten Grab des
Petosiris, das im Jahr darauf von Gustave Lefebvre freigelegt und wenig
später publiziert wurde.[3] Zwischen 1931 und 1952 legte die Universität
Kairo unter der Leitung von Sami Gabra die um das Grab des Petosiris
gelegenen Gräber frei. Einzelfunde der Grabung gelangten in das Ägyptische
Museum Kairo, in das Museum der Faculty of Archaeology der Universität
Kairo, in das Altertümermuseum in Mallawi oder wurden veräußert. Zwischen
1972 und 1974 unternahmen Günter Grimm und Dieter Johannes im Auftrag des
Deutschen Archäologischen Institutes eine Dokumentation der Grabbauten der
griechisch-römischen Nekropole und der Objekte im Altertümermuseum in
Mallawi. Seit 1989 erforscht eine joint mission des Institutes für
Ägyptologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Faculty of
Archaeology der Universität Kairo die Tiergalerien sowie die dazugehörigen
Kult- und Verwaltungsgebäude. Daneben untersucht seit 2004 eine
Grabungsmission des Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim wiederum die
griechisch-römische Nekropole. |
Tiergalerien |
Seit der 26. Dynastie (um 600 v. Chr.) wurden
unterirdische Galerien angelegt, in denen Paviane und Ibisse in
Tongefäßen, später in Sarkophagen und Särgen beigesetzt wurden (Galerie
D). Die Galerien werden deshalb auch als Ibiotapheion bezeichnet. Die
heiligen Tiere wurden auf einem Aufzuchtsplatz (Ibiotropheion) an einem
damals existierenden See gehalten. Ab der Ptolemäerzeit hat es wohl
mehrere Ibiotropheia in der Nähe der Galerien gegeben. Tuna el-Gebel war
vom 6. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. der einzige Bestattungsplatz für
heilige Ibisse in Ägypten. Demotische Papyri belegen, dass deshalb Ibisse
aus ganz Ägypten zur Bestattung nach Tuna el-Gebel gebracht wurden. Auch
wenn überwiegend Ibisse bestattet wurden, fanden sich Überreste vieler
anderer Tiere in den Galerien. Um 380 v. Chr. (Nektanebos I.) wurden in
den Galerien Nischen angelegt, in denen Sarkophage mit Ibismumien
platziert wurden (Galerie C-D). Pavianmumien wurden in Nischen hinter
sogenannten Verschlussplatten verschlossen. Seit der Ptolemäerzeit wurden
Särge und Sarkophage für die Tiermumien zusätzlich mit demotischen
Inschriften versehen. Unter Ptolemaios I. (um 310 v. Chr.) wurden die
Galerien beträchtlich erweitert (Galerien C-C, C-A) und Kultstellen in
dekorierten Kammern eingerichtet. Unter Ptolemaios II. (ca. 250 v. Chr.)
wurde Galerie B angelegt sowie ein steinerner Eingangsbau mit Hörneraltar
im Norden. Im ersten Jahrhundert v. Chr. wurde ein weiterer Eingang im
Norden angelegt (Galerie A). In den Galerien wurden bis in das erste
Jahrhundert v. Chr. Tiermumien beigesetzt. In Galerie C-D wurden ein
bemalter Holzkasten für eine Pavianmumie mit der Kartusche Dareios I.
sowie einige aramäische Privatbriefe des späten 6. bzw. frühen 5.
Jahrhunderts v. Chr. in einem Tongefäß entdeckt, die ursprünglich nach
Luxor bzw. Syene adressiert waren und aus unbekanntem Grund in den
Galerien deponiert wurden. |
Ausgrabungen |
Westlich der griechisch-römischen Nekropole
befinden sich die Überreste des Tempels des Urgottes Thot. Am Eingang zu
Galerie C liegt der Tempel des Osiris-Pavian mit dazugehörigem
Priesterhaus. Auf einem Felsplateau über den Tiergalerien befinden sich
die Überreste eines weiteren steinernen, spätzeitlichen Tempels, der von
Sami Gabra ergraben wurde, sowie römerzeitliche Lehmziegelbauten. Ein Naos
Nektanebos II., der ebenfalls aus Tuna el-Gebel stammen muss, befindet
sich heute im Vorgarten des Altertümermuseums in Mallawi. |
Tempel des thot |
Südlich der Galerien und westlich der Südnekropole
befinden sich die römerzeitlichen Überreste des auf erhöhtem Grund
gebauten Thot-Tempels, der sicher älteren Ursprungs ist. Der Hof des
Tempels bestand aus einem Säulenumgang, der hintere Teil aus einer
Gartenanlage, in der wohl heilige Tiere gehalten wurden. Ein 35 m tiefer
Brunnenschacht (es-Saqqiya) befindet sich in der Mitte der Anlage. Der
Tempel des Urgottes Thot war sicher das Ziel von Prozessionen, die vom
Thot-Tempel in Hermopolis Magna in die Nekropole von Tuna el-Gebel
führten, um die Regeneration des Thot zu vollziehen. Da von der Dekoration
des älteren Thot-Tempels nichts mehr erhalten ist, lassen sich die
rituellen Vorgänge am Tempel nur indirekt erschließen. Spätestens unter
Nektanebos II. wurde der Tempelneubau an der Stelle errichtet, wo es wohl
schon davor einen näher an der Siedlung gelegenen Tempel gegeben hat.
Unter Ptolemaios I. wurde an dem ursprünglichen Tempel ein Serapeion
angeschlossen. Später wurde der Tempel in ein solches Serapeion
umgewandelt, von dem die heute sichtbaren Überreste zeugen. Der Große
Tempel wurde von Sami Gabra ausgraben, worüber es einen Vorbericht des
Grabungsarchitekten Alexander Badawy gibt. |
tempel des osiris-pavian |
Der Tempel des
Osiris-Pavian wurde um 310 v. Chr. unter dem Satrapen Ptolemaios I. im
Namen Alexanders IV. vor einem neuen Eingang in die Tiergalerien (Galerie
C) aus Kalkstein errichtet. In dem Tempel fanden an Festtagen Osiris-Riten
statt, mit denen die Nekropolengötter Osiris-Pavian und Osiris-Ibis
verbunden waren. Dort wurden wohl auch Orakelanfragen gestellt, die durch
demotische Papyri bezeugt sind. Heute sind nur noch Reste des Tempels
sichtbar, der von Sami Gabra erstmals freigelegt wurde. Zwischen 1989 und
1992 wurde der Tempel wiederum freigelegt. |
Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und Links ohne Gewähr (03.2025) |