Allgemeines

Der "Finger" Korsikas ist eine der interessantesten Regionen der Insel. Hier findet man viele kleine Dörfer und Häfen, die von alten Wachtürmen beschützt werden. Die Bewohner der Halbinsel waren sehr geschickt und bauten die kleinen Buchten zu Häfen aus, von denen sie Wein, Holz, Öl, Kork und vieles mehr verschifften. Sie waren auch in der Lage, die steilen Berghänge in kultivierbare Terrassen umzugestalten, auf denen heute die besten Weine wie im Gebiet Patrimonio wachsen. Die Bewohner des Cap Corse waren schon immer sehr eng mit Italien verbunden, was man auch an der Sprache und  auch der Architektur merkt. Der Norden ist am Besten mit dem Auto zu erkunden. Die Straßen sind für Motorradfahrer nur bis Macinaggio zu empfehlen. Danach wird es aufgrund des Zustandes der Straßen und der vielen Baumaßnahmen zu gefährlich. Man sollte sich auf jeden Fall nur mit einem vollen Tank auf den Weg machen, da es an der Strecke kaum Tankstellen gibt.

                 

GEOGRAFIE / GESCHICHTE

Das Cap Corse erinnert an die Form eines Fingers, eines langen Zeigefingers, der unmissverständlich ins blaue Meer ­ nach Norden, in die Richtung der alten Schutzmacht Genua ­ weist. Ohne diesen Finger wäre die Insel nicht das, was sie ist: hier haben wir's nämlich mit einem der wundervollsten korsischen Landstriche zu tun. Das Kap besteht im wesentlichen aus einer vierzig Kilometer langen und zwölf bis fünfzehn Kilometer breiten, macchiaüberwucherten Gebirgskette, die sich 1.000 bis 1.307 m hoch aufbäumt, um dann in das weite Blau des Meeres hinabzugleiten; an manchen Stellen, in Pino oder Zonza etwa, wähnt man sich in einer griechischen Tragödie. Schon die Römer, die ja nun nicht immer schlechten Geschmack bewiesen, tauften das Kap »heiliges Vorgebirge«. Die Korsen nennen es L'isula di l'isula, die »Insel der Insel« also.

Eine kurvenreiche Küstenstraße "Corniche" führt rund ums Kap von Bastia nach Saint-Florent und schlängelt sich heldenhaft zwischen Himmel und Meer oberhalb einer märchenhaften Küste. Unterwegs taucht immer wieder mal ein winzige Häfen auf: es handelt sich hierbei um die sogenannten "Marines". Diese Hafensiedlungen wurden seit jeher unmittelbar am Wasser errichtet und bestehen meist nur aus wenigen alten Schieferhäusern. Sie bilden sozusagen den Meeresanschluss ­ der zahlreichen zurückgezogenen, sich an Berggipfel klammernden Ortschaften. Eine Welt für sich, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von der restlichen Insel abgeschnitten war, denn die Küstenstraße wurde erst unter Napoleon III. fertiggestellt.

Eine Vielzahl aufwendig geschmückter Kirchen, abgelegener Kapellen, in der Wildnis verstreuter Familiengräber und Mausoleen, die Überreste von Trutzburgen, die Wasser- und Windmühlen und nicht zuletzt die zweiunddreißig runden oder quadratischen Genuesertürme, welche die Inselbewohner rechtzeitig vor Eindringlingen warnen und ihnen Zuflucht geben sollten, deuten auf einen geschichtsträchtigen Boden hin. Die Kap-Korsen hat es seit jeher in die Ferne gezogen. Dies ist die einzige Gegend auf Korsika, für die das Meer nicht mit Gefahr gleichbedeutend ist. Fischer und Kapitäne, Abenteurer der Weltmeere, alle zog es seit dem Altertum, häufig auch von bitterer Armut dazu genötigt, aufs weite Meer hinaus. Ziele der Auswanderer waren Santo Domingo, Puerto Rico oder Venezuela. Sie ließen sich dort nieder, bauten Kaffee oder Zuckerrohr an, wurden als Händler oder Goldgräber reich und mauserten sich bisweilen sogar zu bedeutenden Politikern ­ ein Präsident Venezuelas war korsischer Abstammung.

Die meisten dieser seefahrenden Abenteurer kehrten als reiche Männer nach Korsika zurück und ließen sich dort prächtige Häuser bauen; schlendert man durch Dörfer wie Rogliano, Morsiglia oder Pino, wird man sofort auf sie aufmerksam. Sie werden »Häuser der Amerikaner« oder auch schlicht "Palazzi " genannt. Ihre Architektur weist sowohl toskanische als auch spanische Einflüsse ­ mit Arkaden und Kolonnaden aus der Kolonialzeit ­ sowie Merkmale des zentralamerikanischen Kolonialstils auf. Jeden Sommer leben diese Palazzi mit der Ankunft der Vettern aus Puerto Rico und anderswo wieder auf; diese sprechen übrigens oft nur spanisch. Die Maisons d'Américains sind Zeugen der erstaunlichen korsischen Geschichte und bergen Rätsel und Anekdoten zuhauf; leider sind alle nicht der Öffentlichkeit zugänglich, dafür aber gut sichtbar. Auf diese Art und Weise bekundeten die reichen Onkel aus Amerika damals ihren wirtschaftlichen Erfolg.

Der Ort Macinaggio ist der bekannteste und beliebteste Sporthafen auf der Halbinsel: ein Wald von Masten und Wanten, eine Armada von Segelschiffen, vom primitivsten bis zum exklusivsten, und ein Tyrrhenisches Meer in wunderschönstem Blau. Einst ein kleiner Fischerhafen und verwaltungsmäßig an das höher gelegene Rogliano gegliedert, rangiert Macinaggio heute ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Jachthäfen am Cap. Der Ort selbst ist nicht gerade ein Ausbund an Romantik, aber die Umgebung ist herrlich, vor allem Capandula und sein Strandabschnitt, wohin man sich allerdings seinen Weg auf dem See- oder Landweg selbst bahnen muss. Zu erkunden gilt es Strände, wilde Buchten mit türkisfarbenem Wasser und felsige Vorsprünge. Der Hafen wurde von Pasquale Paoli befreit, hier ging Napoleon an Land und hier kann man gut essen. Der Ort Centuri ist das Zentrum der Fischereiindustrie auf Cap Corse. Die Küste ist ein nicht ganz ungefährliches Paradies für Taucher. Der Ort Erbalunga ist für seine guten Osterprozessionen von der Kirche St-Erasme aus bekannt.  Der Ort Pietracorbara ist bekannt, dass hier ein Skelett gefunden wurde, welches man auf ca. 6000 v.Chr. datieren konnte. 

Kieselstrände ­ an der äußersten Nordspitze sogar Sandstrände ­ wechseln mit versteckten Buchten ab, während zwischendurch immer wieder Berge für Abwechslung sorgen. Die beiden Abhänge des Kaps gleichen sich jedoch nicht: während die östliche Seite zwischen Bastia und Macinaggio in sanfte Täler ausläuft, stürzen die Höhen auf der Westseite jäh ins klare Wasser des Mittelmeeres ab, eine ganze Reihe von Steilhängen und Felsnestern bildend, an denen sich einige Bilderbuchdörfer mutig festklammern.


Nonza

Der kleine Ort klebt förmlich an der Felswand. Hier findet man eine kleine Kirche mit Namen Ste-Julie. Sie stammt aus dem 16.Jahrhundert und ist der heiligen Julia gewidmet. Sie war im 6.Jahrhundert die Schutzpatronin Korsikas und wurde hier gefoltert, damit sie dem christlichen Glauben abschwor. Hier entspringt auch eine Quelle mit "Wunder-Wasser". Der Strand von Nonza liegt etwa 160 Meter unterhalb des Dorfes. man kann dort übe 600 Stufen hinabsteigen, aber nicht baden. Der Schwarze Sand des Strandes entstand aus dem Abraum einer alten Asbestmine, die 1996 geschlossen wurde. Unbedingt angucken sollte man sich den Turm von Nonza aus der Zeit Pasquale Paolis (18. Jh.). Endlich mal ein korsischer Turm, der nicht aus der genuesischen Epoche, sondern der pisanischen Epoche stammt und daher viereckig ist! Bekannt ist der Turm auch wegen einer Begebenheit 1768, wo sich der korsische Hauptmann Casella gegen 1200 Franzosen verteidigte und durch einen Bluff freien Abzug gewährt bekam. Nach anderen Quellen sollen die Sieger, als sie über den Schwerverwundeten hinweg in den Turm drangen, ihm als Zeichen der Ehrerbietung Degen und Fahne gelassen haben. Wie die meisten Orte des Cap Corse tragen auch die Dächer von Nonza, »thegie« genannte grünlich bis bläulich schimmernde Schieferdachplatten, auf denen oft orangefarbene Flechten wachsen. 

           


Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und Links ohne Gewähr (11.2023)