In
der vorchristlichen Antike lebten die mit der ligurischen Urbevölkerung
vermischten keltischen Cavaren als Fischer in Avignon. Sie nannten den Ort „Aouenion“
(zusammengesetzt aus „Aouen“ oder „Aven“ = Strudel oder Abgrund und „ion“
= Herr), was als „Herr über den Wassern“ gedeutet werden kann, womit der
heutige Domberg bezeichnet wurde. In frühgeschichtlicher Zeit war Avenion eine
Handelsniederlassung der griechischen Kolonie von Massalia (heute Marseille). Die
Römer nannten die gallorömische Stadt „Aven(n)io“. Man glaubt, dass
Augustus auf dem seit Urzeiten für heilig gehaltenen Felsen dem Mistral, dem
Nordwind, einen Tempel hat bauen lassen. In der Nachfolge Roms wurde Avenion
nacheinander von Burgundern, Westgoten und Franken besetzt und musste sich im 8.
Jahrhundert den Arabern unterwerfen. Zusammen mit dem Königreich Burgund kam es
im 11. Jahrhundert zum Römisch-Deutschen Reich. Die Stadt Avignon, wie auch
Marseille und Arles, wurde rechtlich nicht Teil der gleichnamigen Grafschaft,
sondern war kaiserliche Reichsstadt. Sie entwickelte eine Kommunen-Regierung
nach italienischem Muster.
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