MARSEILLE

geschichte (auszüge)

Griechische Seehändler aus Phokäa in Kleinasien besuchten schon im 7. Jahrhundert v. Chr. die Südküste des heutigen Frankreichs nahe der Mündung der Rhône um mit den lokalen ligurischen Stämmen Handel zu treiben. Vor allem das Zinn war als ein Bestandteil der wertvollen Bronze bei den Griechen heiß begehrt, im Gegenzug fanden feine Töpferwaren und Goldschmuck den Weg in die Häuser der lokalen Fürsten. An der schroffen und felsigen Küste waren geschützte Landeplätze rar und so steuerte man mit der Zeit immer wieder den natürlichen Hafen des heutigen Marseille an, wo die Galeeren vor Wind und Wellen geschützt waren. Um 620 - 600 v. Chr. gründeten sie dann dank einer Landschenkung des lokalen ligurischen Fürsten an diesem Hafen eine dauerhaft bewohnte Handelspräsenz und nannten sie Massalia (vereinzelt auch Massilia genannt), das heutige Marseille. Der Legende nach hatte sich eine Tochter des Fürsten bei einem großen Fest in einen der Ehrengäste, dem Anführer der griechischen Händler, Protis, verliebt. Die beiden wurden vermählt und Sie brachte als Mitgift das Land um den heutigen Alten Hafen mit in die Ehe ein.

Mit der Zeit wuchs diese Siedlung zu einer großen Kolonie empor. Durch seine günstige Lage als Endpunkt der rhoneabwärts führenden Handelsstraße wurde Massalia bald zur reichsten und größten Griechenstadt am westlichen Mittelmeer. Ihr Kultureinfluss erstreckte sich weit in das Hinterland hinein, und wenn sich die Helvetier zu Cäsars Zeiten der griechischen Buchstaben bedienten, so steht hinter dieser Schriftrezeption der Massailotische Einfluss. Auch in einigen südfranzösischen Dialekten scheinen sich Spuren der alten phokäischen Eleganz erhalten zu haben.

Auch Malaga, Korsika und Nizza wurden von Zuzüglern aus Phokäa besiedelt, die eine Kolonie nach der anderen gründeten. Mit der Zeit wurde Massalia so groß und bedeutend, dass es selbst Siedler ausschickte, um Handelsposten und Kolonien im Westen bis hin nach Spanien zu gründen. Fast schien es so, als ob das Westbecken des Mittelmeers ein Binnensee der Phoakier und der Massalioten werden sollte, als die Koalition der Etrusker und Karthager der griechischen Expansion in der Seeschlacht bei Alalia ein Ende setzten. Um das Jahr 545 erfolgte - nach der Flucht aus Phokaia durch Harpagos (einen Meder bzw. Perser, Statthalter des Königs Kyros) - ein erneuter Zuzug aus der Mutterstadt. Es gab immer wieder Konflikte mit den Gallien beherrschenden keltischen Stämmen.

125 v. Chr. rief Massalia die Truppen des Römischen Reiches um Hilfe gegen die Angriffe gallischer Stämme. Im Laufe der Kriegshandlungen wurde das Gebiet um Marseille bis zur Rhônemündung von Rom erobert. Es wurde in die Provinz Narbonensis umgewandelt, und blieb bis zum Ende des Römischen Reiches dessen Bestandteil. Anfang des 5. Jahrhunderts wurde am Südufer des Alten Hafens das Kloster Saint-Victor gegründet, das von 750 bis 960 die Residenz der Bischöfe von Marseille war. 481 fiel die Stadt an die Westgoten, 508 an die Ostgoten, 536 an die Franken und 879 an Niederburgund. Nachdem die Sarazenen sie zerstört hatten, wurde die Stadt im 10. Jh. wiederaufgebaut und den Vicomtes de Marseille unterstellt. Zwischen 1216 und 1218 wurde Marseille zur selbstständigen Republik und schließlich 1481 mit Frankreich vereinigt. 1720 und 1721 wütete die Pest, an der die Hälfte der Bevölkerung starb (50000).

Die Bevölkerung von Marseille war seit jeher stolz und unabhängig, und im ganzen Land bekannt sich gerne gegen die Obrigkeit und den König aufzulehnen. So schickte die Stadt im Jahr 1792 500 Freiwillige Kämpfer um die neue Regierung der Aufständischen während der Französischen Revolution zu unterstützen. Das von den Kämpfern aus Marseille in den Straßen von Paris gesungene Lied wurde als die Marseillaise bekannt. Am 14. Juli 1795 wurde die Marseillaise zur französischen Nationalhymne erklärt. Im neunzehnten Jahrhundert wuchs Marseille zum bedeutendsten Hafen des französischen Kaiserreiches, vor allem auch dank der französischen Kolonialisierung in Afrika und Indochina. Die Entwicklung und Bedeutung des Hafens verstärkte sich noch mit dem Beginn der Industrialisierung, und erst recht mit der Eröffnung des Suezkanals 1869.

Am 9. Oktober 1934 fielen der jugoslawische König Alexander I. und der französische Außenminister Louis Barthou vor der Börse einem Mordanschlag zum Opfer. Im Januar 1943 wurde nach Hitlers Anweisung ein Großteil der Altstadt von deutschen Truppen gesprengt. 27.000 Einwohner wurden aus der historische Altstadt, die als eine Brutstätte der Résistance galt, zwangsumgesiedelt. Am 27. Mai 1944 griffen amerikanische Bomber die deutschen Militäranlagen in Marseille an. Am 23. August befreiten amerikanische Truppen nach einwöchigem Kampf die Stadt von den deutschen Besatzern.

In der Nachkriegszeit wuchs die Stadt unaufhörlich weiter bis es dann Ende der 70er Jahre zu erheblichen Problemen mit zunehmender Kriminalität, Verschmutzung und wachsendem Verkehr kam. Marseille verlor innerhalb von zehn Jahren 10% seiner Bevölkerung durch Abwanderung. Die Bürgermeister unternahmen in dieser Zeit große Anstrengungen um der Kriminalität sowie der schier unendlichen Zahl der illegalen Zuwanderer aus Nordafrika sowie dem Verfall der Stadt Herr zu werden. Seit den 90er Jahren wandelt sich das Bild der Stadt langsam, die Wirtschaft wächst wieder, neue Industrien siedeln sich an und die Stadt unternimmt große Anstrengungen um das Stadtbild zu verschönern.

       

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Notre Dame de la Garde

Die Notre-Dame de la Garde ist eine Kirche in Marseille. Sie ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt. Die Kirche ist im neobyzantinischen Stil gebaut und befindet sich auf einem 147 m hohen Kalksteinfelsen südlich der Altstadt. Sie ist von Norden über Treppen zu erreichen und entstand in den Jahren 1853 bis 1864 an der Stelle einer mittelalterlichen Wallfahrtskapelle. Architekt war Henri-Jacques Espérandieu. Der 41 m hohe Turm wird von einer 11 m hohen, vergoldeten Marienfigur gekrönt. Sie hat ein Gewicht von 9796 kg. Das Innere ist mit Marmor, Mosaiken und Wandbildern verziert. Die große Glocke ist 2,50 m hoch und wiegt 8234 kg. Von der Terrasse hat der Besucher einen eindrucksvollen Blick über die Stadt und das Mittelmeer mit den Inseln Ratonneau, Pomègues und dem Château d'If.


Chateaux d' If

Der französische König Franz I. machte auf seiner Rückkehr vom Sieg bei Marignano (1515) in Marseille halt. Um die Verteidigungsmöglichkeiten der Stadt zu prüfen, ging er auf die Île d'If. Er stellte fest, dass die Stadt keinen Schutz gegen eine Invasion besaß, und befahl darauf den Bau einer Festung auf der Insel. Da das 1481 an Frankreich gefallene Marseille seit jener Zeit das Privileg behalten konnte, seine Verteidigung selber wahrzunehmen, regte sich starker Widerstand gegen die Festung. Acht Jahre später (1524) versuchten die Truppen von Karl V. das noch immer unbefestigte Marseille zu belagern. Der Angriff konnte zwar vom Kommissar des Königs Mirandal abgewehrt werden, aber es wurde klar, wie wichtig die Befestigung der Zufahrt zur Stadt war. Noch im selben Jahr wurden die ersten Mauern der Festung errichtet, um die Hafeneinfahrt zu schützen.

Die Festung wurde zwischen 1524 und 1531 auf Befehl des französischen Königs Franz I. erbaut. Sie beherrschte die Zufahrt zum Hafen von Marseille, sollte die Reede vor jedem Angriff schützen und die Lebensmittelversorgung der Stadt von der See her sichern. Die Stadtbewohner schätzten die neue Festung nicht und bezeichneten sie als die "ungebetene Nachbarin". Auch als 200 Soldaten und 22 Artilleriegeschütze auf der Festung postiert wurden, hörten die Bewohner von Marseille nicht auf, gegen diese zu protestieren. Für sie war es ein Symbol der zentralen Macht Frankreichs auf ihrem Territorium. Trotz des Widerstandes der Stadtbevölkerung wurde die Festung im Juli 1531 fertiggestellt. Fünf Jahre später hatte sie erstmals militärische Bedeutung, als Karl V. 1536 beim erneuten Versuch Marseille einzunehmen seine Offensive aufgrund der Festung aufgeben musste.

Als Gefängnis wurde die Festung Mitte des 16. Jahrhunderts, einige Jahre nach der Fertigstellung, in Betrieb genommen. Der Grund war die geographische Lage und die Architektur. Das Ausbrechen schien unmöglich. Auch musste die Festung genutzt werden, da sie aufgrund ihrer abschreckenden Wirkung niemals angegriffen wurde. 1580 wurde als vermutlich erster Gefangener Ritter Anselm inhaftiert. Er wurde der Verschwörung gegen die Monarchie bezichtigt und später in seiner Zelle stranguliert. Im 17. Jahrhundert diente die Anlage als Unterbringungssort für Staatsgefangene. Nach den Gegnern der königlichen Macht nahmen die Zellen insbesondere Protestanten auf, die nach der Aufhebung des Edikts von Nantes im Château d'If eingekerkert wurden. Während zwei Jahrhunderten kamen ca. 3.500 Protestanten im Château d'If hinter Gitter, darunter Jean Serres und Elie Neau.

Auch Söhne aus gutem Hause hielten sich nach Erhalt einer Lettre de cachet (königlicher Haft- oder Verbannungsbefehl ohne richterliches Urteil) unfreiwillig im Château d'If auf. So erging es unter anderem Mirabeau, der 1744 auf Antrag seines Vaters eingesperrt wurde. Er hatte es im Verhältnis zu Mittellosen angenehm, denn er konnte sich eine Pistole mieten, ein leidlich ausgestattetes, geräumiges Zimmer im ersten Stock mit Fenstern und Kamin. Mittellose saßen in fensterlosen Zellen ohne den geringsten Komfort. Zudem wusste Mirabeau den Kommandanten zu besänftigen und verführte die Köchin. Im Château d'If saß auch Jean-Bapiste Chataud, Kapitän der Grand Saint-Antonie, die 1720 die Pest in Marseille verbreitete.

Der letzte prominente "Gefangene" war General Jean-Baptiste Kléber. Er war aber bereits tot, als er nach Frankreich überführt wurde (1800 war er in Kairo ermordet worden). 18 Jahre lang blieb der Sarg auf der Festung von If. 120 Personen wurden nach den Aufständen im Juni 1848 in der Festung eingekerkert. Aus dieser Zeit stammt die Inschrift Haus des souveränen Volkes oberhalb des ehemaligen Zugangstores zum Hof. Während des Sécond Empire wurden hier auch Republikaner eingesperrt.


fotos, Texte, grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und links ohne Gewähr (11.2023)