SAINTES-MARIES-DE-LA-MER

Geschichte / Allgemeines

Die Kleinstadt liegt im französischen Département Bouches-du-Rhône, einem Teil der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur; Sitz der zuständigen Unterpräfektur des Arrondissements ist Arles. Da zu der Gemeinde weitläufige Naturschutzgebiete an der Rhônemündung gehören, hat sie mit ihren ca. 2.500 Einwohnern bei einer Fläche von 374,6 km² eine selbst für französische Verhältnisse außerordentlich geringe Bevölkerungsdichte von etwa 6,6 Ew./km². Dieser Ort in der Landschaft Camargue ist ein alter Wallfahrtsort, der heute stark durch den Tourismus geprägt wird.Erwähnt wird Saintes-Maries (so die Kurzform) erstmals bereits im 4. Jahrhundert als Sancta Maria de Ratis. Césaire von Arles vermachte diese Siedlung im Jahre 542 testamentarisch einem Kloster; danach wurde der Ort als Saintes Maries (oder Notre-Dame) de la Barque bezeichnet. 859/860 zogen Wikinger auf einem ihrer Beutezüge von hier aus Rhône-aufwärts bis in die Gegend von Valence; 869 nutzten auch die Sarazenen diese Gegend als Einfallstor für ihre Plünderung von Arles. Im 11./12. Jahrhundert wurde eine Wehrkirche errichtet, die noch heute steht, und seit dieser Zeit wurde der Name Notre Dame de la Mer gebräuchlich. 1448 entdeckte man angebliche Reliquien der beiden Heiligen Marie Jacobé und Marie Salomé, die in der Folgezeit zu einem speziellen Marienkult führten, zu dem auch Gläubige von weiter her pilgerten. Während der französischen Revolution wurde dieser Kult verboten und die Kirche teilweise zerstört und später ab 1873 restauriert. 1838 nahm die Stadt ihren heutigen Namen an. Bis heute finden zwei Wallfahrten nach Saintes-Maries statt, die am 24. Mai und Ende Oktober jeden Jahres zu Ehren der Marie Jacobé und der Marie Salomé abgehalten werden, im Mai zudem auch von Sarah, der Schutzheiligen der Gitanes (das sind hauptsächlich spanische Roma). In den 1950er/1960er Jahren wurde Les Saintes-Maries-de-la-Mer zu einem Geheimtipp der französischen neuen "Bohème", bald auch der europäischen Beatniks, blieb zudem ein religiös bedeutender Ort für die Gitanes; in mancher Sommernacht entwickelte sich auf den Straßen und am Mittelmeerstrand ein spontanes Flamenco-Festival. Wie es Geheimtipps oft ergeht, wuchs die Stadt zwischen 1960 und 1999 von 680 auf ca. 2.500 Einwohner an, und während der Sommermonate beherbergt sie ein Vielfaches davon. Inzwischen sind Fischer und Bauern praktisch ausgestorben, die Stadt lebt vom Tourismus und erlebt gegenwärtig einen weiteren Ausbau der entsprechenden Infrastruktur, der ihr ursprüngliches Gesicht nachhaltig verändert (Bau von Appartementanlagen, eines Sportboothafens, Planung eines Hochgeschwindigkeitskurses für Windsurfer u.ä.). Durch das östlich des Ortes gelegene Naturschutzgebiet führt ein etwa 7km langer Fußweg ins benachbarte Salin-de-Giraud.

 

 

 

Tourismuswebseite: HIER (französisch/englisch/deutsch)


Kirche

Nicht weit von der Mündung der Petit-Rhone erbaut, hatte die Kirche von Saintes-Maries-de-la-Mer eine wichtige strategische Aufgabe, da es während ihrer Errichtung zwischen dem 9. und 12. JH, häufig Piratenangriffe gab und man die Küste gegen drohende Invasionen verteidigen musste. Die Wehrkirche überragt die Stadt und man kann ihre Zinnen schon von weitem (10km) sehen, wenn man sich der Stadt nähert. Sie ist eine wirkliche Festung mit einem einfachen geraden, 15 m hohen, Kirchenschiff, es gibt keine Seitenkapellen. Rund um das Dach verläuft ein mit Zinnen und Erkern versehener vorragender Wehrgang, der als Wachturm diente. Durch das Fenster oberhalb des Chorbogens und der Apsis öffnet sich zum Kirchenschiff die "Oberkapelle" unter dem halbkreisförmigen Glockenturm, ehemals Saal für das Wachpersonal. Dir Kirchenmauer ist mit Schiessscharten durchsetzt. Bei Belagerungen diente die Kirche der Bevölkerung als Zuflucht, ein Süßwasserbrunnen im Inneren sicherte ihnen das Überleben. An der Rückwand der Krypta, steht rechts des Altars die Statue der heiligen Sara, der Patronin der Zigeuner. Man beachte auch den Heidnischen Altar des 4. Jahrhunderts vor Christus.

 


Baroncelli Museum

Das Museum ehrt den Maquis Folco de Baroncelli-Javon (1869-1943) eine symbolhafte Persölichkeit aus der Camargue. Lou Marquès, Herausgeber der provençalischen Literaturzeitschrift "l'Aïoli" publiziert in Avignon, war ein glühender Verfechter des ökologischen, traditionellen und kulturellen Erbes der Camargue. Er zog ein einfaches Hirtenleben vor und stand für Toleranz . Ihm verdanken wir die Anerkennung der Zigeunerpilgerfahrten durch die Kirchenbehörden. 1935 legte er die heutige Form der Wallfahrten fest. Im Museum werden im wesentlichen Ausstellungsstücke der Zoologie und Tradition der Camargue, der Geschichte von Saintes Maries de la Mer und der regionalen Volkskunst präsentiert. Die Sammlung wurde 1942 von einer Gruppe von Verfechtern regionaler Traditionen zusammengestellt. Das Museum befindet sich im alten 1876 von dem Arleser Architekten Véran erbauten Rathaus, welches gleichzeitig auch als Gerichtssaal diente. Dieses ersetzte, das erste 1655 errichtete Rathaus, von dem heute nur noch Marmorrundbilder mit den Wappen von Frankreich und Navarre bzw. dem Stadtwappen von Les-Saintes-Maries-de-la-Mer geschaffen von dem Lyoner Bildhauer Pierre Sibrent während einer Durchreise in der Camargue Mitte des 17. Jahrhunderts, erhalten sind.

 

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Fotos, Texte, grafiken: JHreisen - Wikipedia / Daten und links ohne Gewähr (11.2023)