ALLGEMEINES / GESCHCIHTE

Norwegian Air Shuttle (im Außenauftritt Norwegian) ist eine norwegische Billigfluggesellschaft mit Sitz in Fornebu, Bærum und Basis auf dem Flughafen Oslo-Gardermoen. Norwegian Air Shuttle übernahm seit ihrer Gründung am 22. Januar 1993 norwegische Regionalflüge für Braathens. Diese Dienste wurden am 31. März 2003 eingestellt. Im September 2002 startete die Gesellschaft mit einem Billigflug-Konzept zwischen dem Flughafen Oslo-Gardermoen und Stavanger, Bergen, Trondheim und Tromsø mit gebraucht erworbenen Boeing 737-300. Am 5. April 2003 wurde der Liniendienst zu Zielen in Spanien und Portugal aufgenommen, ebenfalls seit April 2003 führte Norwegian eigene Regionalflüge mit Fokker 50 im Norden Norwegens durch. Im Sommer des Jahres kamen die norwegischen Flughäfen in Alta, Harstad/Narvik, Bodø und Ålesund und internationale Flughäfen in London-Stansted und Stockholm/Arlanda hinzu. Im Dezember 2003 ging Norwegian Air Shuttle an die Börse.

Im April 2007 wurde die schwedische Fluggesellschaft FlyNordic von Norwegian Air Shuttle vollständig übernommen. Seit April 2008 wird diese nicht mehr als eigenständiges Unternehmen geführt, sondern führt ausschließlich Flüge im Auftrag der Muttergesellschaft unter dem neuen Namen Norwegian.se durch. Ende 2010 wurden neue Routen innerhalb Finnlands angeboten und vom Flughafen Helsinki-Vantaa aus Flüge zu elf Ferienzielen aufgenommen. Im Mai 2011 übernahm Norwegian eine Bestellung über drei Boeing 787-8 von Icelandair, mit denen ab August 2013 Langstreckenziele angeflogen werden. Bis Januar 2012 wurde die Basis auf dem Flughafen Moss, Rygge geschlossen. Am 25. Januar 2012 bestellte Norwegian insgesamt 108 Boeing 737 MAX 8. Die ersten beiden Maschinen des Typs, die geleast sind, wurden am 29. Juni 2017 ausgeliefert und gingen an Norwegian Air International.

Im selben Jahr wurde bekannt, dass Norwegian eine Basis in Bangkok eröffnen und dort Boeing 787-8 stationieren will, um die hohen Personalkosten in Norwegen zu umgehen. Im Frühjahr 2013 wurden zwei neue Basen in Alicante und London und damit erstmals außerhalb Skandinaviens eröffnet. Norwegian Air Shuttle hat im Mai 2013 ihren Langstreckenbetrieb gestartet. Die Langstreckenflüge werden von hundertprozentigen Tochtergesellschaften betrieben: die norwegische Norwegian Long Haul, die irische Norwegian Air International, die britische Norwegian Air UK und die argentinische Norwegian Air Argentina. Jede Fluggesellschaft mit Ausnahme von Norwegian Long Haul hat ein Air Operator Certificate (AOC), teilt aber Branding und kommerzielle Funktionen mit dem Rest des Konzerns. Sie betreiben sowohl die Langstreckenflotte als auch Flüge im Namen der Muttergesellschaft. Nach der Öffnung des Luftverkehrmarktes in Argentinien 2016 wurde Norwegian Air Argentina gegründet, die von Basen in Buenos Aires, Córdoba und Mendoza Inlandsflüge in dem südamerikanischen Land anbieten möchte. Für Anbindung nach Europa sorgt die Verbindung zwischen Buenos Aires und London-Gatwick, die im Februar 2018 aufgenommen wurde. Norwegian warb nach eigenen Angaben allein im Jahr 2017 140 Piloten vom Billigflug-Konkurrenten Ryanair für den Betrieb der eigenen Flotte ab.

Im Jahr 2018 ging Norwegian einen Wet-Lease-Vertrag mit Hi Fly Malta ein. Dieser beinhalte den dreiwöchigen Betrieb eines Airbus A380 im Liniendienst zwischen dem Flughafen London-Gatwick zum John F. Kennedy International Airport vom 3. bis zum 23. August 2018. Die Maschine diente als Ersatz für die Boeing 787 „Dreamliner“ des Unternehmens, die wegen Triebwerksreparaturen ausgefallen waren. Norwegian war damit die erste Billigfluggesellschaft, in deren Auftrag Wet-Lease-Flüge mit einem A380 durchgeführt wurden. Die genutzte Maschine war erst kurz zuvor an Hi Fly Malta als ersten Folgekunden eines Gebraucht-A380 übergegangen. Im gleichen Jahr gründete Norwegian die 100%ige Tochtergesellschaft Norwegian Air Sweden in Schweden, die im November 2018 ihre Zulassung erhielt und eine erste Boeing 737 MAX 8 übernahm. Am 4. Dezember 2019 wurde Norwegian Air Argentina für einen nicht genannten Betrag an die chilenische Billigfluggesellschaft JetSmart, einer Tochtergesellschaft von Indigo Partners, verkauft, die mit sofortiger Wirkung den Betrieb der Fluggesellschaft übernimmt. Für die Monate nach dem Verkauf hatte JetSmart geplant, die Marke Norwegian auslaufen zu lassen und die Fluggesellschaft in die eigene argentinische Fluggesellschaft JetSmart Argentina zu integrieren. Die drei Boeing 737-Flugzeuge von Norwegian Air Argentina, die sich im Besitz von Norwegian Air Shuttle befinden, jedoch in Argentinien registriert waren, gehörten nicht zu den Vermögenswerten des Unternehmens, die an JetSmart verkauft wurden. Es ist geplant, dass sie wieder in den europäischen Betrieb von Norwegian Air Argentina zurückkehren, während JetSmart an ihrer Stelle Flugzeuge der Airbus A320-Familie einsetzen wird.

Das Unternehmen hatte seit 2012 ca. 220 neue Flugzeuge in Auftrag gegeben, um in den Transatlantikmarkt einzusteigen. Dabei handelte es sich um den größten Deal der europäischen Luftfahrtgeschichte. Doch hatte sich das Unternehmen damit finanziell übernommen. Triebwerksprobleme bei der Boeing 787-Flotte und das Flugverbot der Boeing 737 MAX 8 bremsten die Expansion aus. Im Januar 2019 wurde bekannt, dass Norwegian ihre Basen in Gran Canaria, Newburgh, Palma, Providence und Teneriffa schließt. In Rom-Fiumicino fällt die Kurz- und Mittelstreckenbasis weg, während die Langstreckenbasis bestehen bleibt. Norwegian steht mit 2,3 Milliarden Euro in den roten Zahlen, alle ihre 90 fabrikneuen A320 Neo wurden zum Verkauf ausgeschrieben.

Auch im Lauf des Jahres 2019 wurden erneut Verluste eingefahren. Im Juli 2019 trat der Norwegian-Gründer, CEO und größte Aktionär Bjørn Kjos (* 1946) als Konzernchef zurück, was einen Verkauf erleichtern könnte. Im September 2019 wurde bekannt, dass Norwegian die Gläubiger gebeten hat, die im Dezember 2019 und im Februar 2020 fällige Rückzahlung von zwei Unternehmensanleihen in Höhe von insgesamt 380 Millionen US-Dollar um bis zu zwei Jahre zu verschieben. Als Sicherheit bot Norwegian wertvolle Slots am Londoner Flughafen Gatwick an. Nach einer Vereinbarung im Oktober 2019 übernimmt das chinesische Leasingunternehmen CCB Leasing 70 % der Norwegian-Flotte und reduziert die Verschuldung der Fluggesellschaft um etwa 1,5 Mrd. Euro. Ebenso finanziert der Leasingpartner 27 neue Airbus-Flugzeuge. Im März 2020 legt die norwegische Regierung ein Rettungspaket für Norwegian auf. Am 14. April 2020 fiel der Aktienskurs um über 60 %, da das Unternehmen plant, sein Fremdkapital durch die Ausgabe neuer Aktien zu reduzieren. Im Juni 2020 gab die Airline bekannt, dass sie keine der 97 bestellten B737-Max und Dreamliner übenehmen wird. Zudem soll Boeing zu Schadensersatz verpflichtet werden. Der Flugplan soll mit staatsinternen Flügen ab September wieder aufgenommen werden.

Am 18. Dezember 2020 wurde bekannt, dass Norwegian Gläubigerschutz für drei seiner Tochterfirmen in Spanien beantragt hat: Norwegian Air Resources Spain, Red Handling Spain und Red Maintenance Spain. Es handelt sich um ähnliche Verfahren wie sie bereits in Irland und Norwegen geführt werden. Die Firma sagt, es handele sich um ein gewöhnliches Verfahren, mit dem die Firmen bis zu 6 Monate Zeit bekommen um erneut mit den Gläubigern über ihre Schulden zu verhandeln. Norwegian Air Resources Spain ist die Firma, bei der Piloten und Kabinenpersonal mit Sitz in Spanien beschäftigt sind. Red Maintenance Spain leistet Wartungsdienste und Red Handling Spain macht das Handling an einigen Flughäfen, wo die Firma operiert. Eine vierte Tochterfirma in Spanien Norwegian Air Resources Shared Service Center welche Verwaltungspersonal am Firmensitz in Barcelona beschäftigt ist nicht von dem Verfahren betroffen.

Nach Vorlage des neuen Sanierungsplans stellte die norwegische Regierung am 21. Januar 2021 weitere Finanzhilfe in Aussicht. „Der Plan scheint robuster zu sein als der, zu dem wir im Oktober Nein gesagt haben. Deshalb sehen wir einen Beitrag nun positiv“, hieß es in einer Pressemitteilung der Wirtschaftsministerin Iselin Nybø. Am 26. März 2021 hat das irische Gericht den Restrukturierungsplan der in wirtschaftliche Schieflage geratenen norwegischen Airline gebilligt. Am 12. April 2021 gab auch das norwegische Gericht grünes Licht zum Umstrukturierungsprozess. Am 3. Mai 2021 gab Norwegian bekannt, 1191 Arbeitsplätze in Spanien zu streichen und 3 der 5 spanischen Basen aufzugeben. Am 26. Mai 2021 gab Jacob Schram bekannt, dass Norwegian die Insolvenzverfahren in Irland und Norwegen noch am selben Tag verlassen wird. Die Kapitalbeschaffung zur Rettung des Unternehmens sei beendet und dank der neuen Mittel hat die Fluglinie die Umstrukturierungsvorgaben der zuständigen irischen und norwegischen Gerichte erfüllt.


Zeit ab 2022

    


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