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ALLGEMEINES |
Das Obere Schloss liegt auf dem 307 m hohen Siegberg in der Stadt Siegen. Die
Anlage geht auf eine mittelalterliche Höhenburg zurück, die anfangs in
gemeinschaftlichem Besitz der Erzbischöfe von Köln und der Grafen von Nassau
war. Später ging sie ganz in nassauischen Besitz über. Teilweise umgebaut diente
sie zeitweise als Residenz. Heute beherbergt die Anlage das Siegerlandmuseum. |
geschichte (Oberes Schloss) |
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Anlage in einer auf den 2. September 1259 datierten Urkunde im Namen von Bischof Heinrich von Lüttich als burch inde der stad zen Sigin. Aus einem weiteren Schriftstück aus dem Jahr 1261 lässt sich auf das Bestehen der Burg bereits seit mindestens dem Jahr 1224 schließen – zu dem Zeitpunkt als Graf Heinrich II. von Nassau und Erzbischof Engelbert I. von Köln die Stadt Siegen untereinander aufteilten. Die Errichtung der Burg wird bereits für die Zeit um das Jahr 1200 vermutet. Die ersten urkundlichen Erwähnungen lassen jedoch noch keine Schlüsse auf Größe und Aufbau der Burg zu. Eine Urkunde von 1341 erwähnt lediglich die „vestin Sigin, Ginsberg unde der Han“. Erst ein weiterer Vertrag aus dem Jahr 1343 gibt durch präzisere Dokumentation der seit 1224 bestehenden Aufteilung Hinweise auf die Beschaffenheit der Gebäude. So waren zwei Pforten, Hauptturm sowie Innenhof mit Brunnen im gemeinschaftlichen Besitz. Die Gebäude zur Sieg hin waren erzbischöflich („Bischofshaus“), während die Gebäude zur Weiß hin gräflich waren („Grafenhaus“). Im Laufe der Zeit nahm der erzbischöfliche Einfluss immer mehr ab. Bis ins späte 15. Jahrhundert wurde die Anlage in Schriftstücken als Burg („burch“), Festung („vestin“) oder auch mit dem lateinischen Begriff für Burg, castrum bezeichnet; erst danach setzte sich allmählich die Bezeichnung als Schloss durch. Seit 1670 wird die Anlage Altes Schloss beziehungsweise Oberes Schloss genannt. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts waren die Grafen von Nassau alleinige Stadt- und Burgherren. Die Aufhebung der Zweiteilung der Burg ist für das Jahr 1421 überliefert. Im Spätmittelalter wurde die Anlage ausgebaut und stärker mit Wehrtürmen und Mauern befestigt. Ein Brand, ausgelöst durch einen Blitzschlag, zerstörte am 19. Juli 1503[5] große Teile der zentralen Gebäude. Im Rahmen des Wiederaufbaus ab dem Jahr 1506 entstanden unter anderem die Gotische Halle und der Oraniersaal.[2] Während des 16. bis ins frühe 17. Jahrhundert diente die Burg nur gelegentlich als Residenz der Grafen. Ab 1571 wohnte hier vorübergehend die Schwägerin des damaligen Schlossherrn Johann VI. von Nassau-Dillenburg, Anna von Sachsen, die getrennt lebende Ehefrau seines Bruders Wilhelm von Oranien, des niederländischen Freiheitshelden. Ihre Affäre mit ihrem Rechtsanwalt Jan Rubens, von dem sie die Tochter Christine empfing, führte zu dessen zweijähriger Haft in Dillenburg und zu seinem anschließenden Hausarrest in Siegen, wo 1577 sein berühmter Sohn Peter Paul Rubens zur Welt kam. Jan Rubens’ Ehefrau Maria Pypelinckx hielt stets loyal zu ihrem Mann. Nach der Aufteilung der nassauischen Besitzungen wurde Johann der Mittlere Regent im Siegerland. Seither diente die Burg als Residenz des Hauses Nassau-Siegen. Wegen konfessioneller Streitigkeiten kam es 1623 zu einer weiteren Aufteilung. Die evangelische Linie residierte im ehemaligen Franziskanerkloster, das sich später zum Unteren Schloss entwickelte. Das Obere Schloss blieb in der Hand der katholischen Linie. Die konfessionellen Konflikte endeten erst mit dem Aussterben beider Zweige im 18. Jahrhundert. Im Jahr 1742 gelangten alle nördlich der Lahn gelegenen Besitzungen des Hauses Nassau an die Linie Nassau-Dietz, die seit 1747 auch die Erbstatthalter der Niederlande stellte. Damit verlor Siegen seine Residenzfunktion als Zentrum eines eigenständigen Fürstentums. Es blieb zunächst noch Residenz der jeweiligen Witwen und wurde Sitz eines Amtmannes. Unter den folgenden wechselnden Landesherren bis in die preußische Zeit war das Obere Schloss Sitz verschiedener Behörden wie Landratsamt und Domänenverwaltung. Seit 1888 gehört das Schloss der Stadt Siegen. Seit 1905 beherbergt es das Siegerlandmuseum. |
geschichte (unteres Schloss) |
An der Stelle des heutigen Schlosses existierte
von 1489 bis 1534 ein Franziskanerkloster. Bereits 1399 war ein
„Barfüßerhof“ in Siegen erwähnt worden, wobei es sich vermutlich nicht
um ein selbständiges Kloster handelte, sondern um die Terminei eines
anderen Klosters des Ordens zum Sammeln von Almosen. 1473 erlaubte der
Mainzer Erzbischof Adolf II. dem Grafen Johann IV. die Errichtung eines
neuen Franziskanerklosters aus den erledigten Einkünften eines Klosters
der Magdalenerinnen vor der Stadt. Den Bau von Kloster und Kirche setzte
jedoch erst Johanns Sohn Johann V. 1486 um, als er von einer Pilgerreise
ins Heilige Land zurückgekehrt war. Durch Tausch mit den Adligen Peter
und Dietmar von Selbach erwarb der Graf den Bauplatz in der Kölner
Straße. Die ersten Franziskaner der Niederrheinischen oder Kölnischen
Franziskanerprovinz (Colonia) kamen 1489 nach Siegen, nachdem Papst
Innozenz VIII. und Erzbischof Berthold von Henneberg die Zustimmung
erteilt hatten. Die Brüder wohnten in dem noch unfertigen
Konventsgebäude und verpflichteten sich notariell, die strenge Observanz
einzuhalten. 1501 und 1517 tagte im Siegener Kloster das Provinzkapitel
der Colonia, so dass die Gebäude die dafür nötige Größe gehabt haben
müssen. Ständig wohnten im Kloster über 20 Brüder. Graf Wilhelm der
Reiche verlangte 1529 jedoch die Verringerung auf 20 Bewohner. Ab 1530
kamen im Zuge der Reformation die ersten lutherischen Prediger nach
Siegen. Die Franziskaner weigerten sich, die protestantische
Brandenburgisch-Nürnbergische Kirchenordnung anzuerkennen, die Graf
Wilhelm 1533 in Kraft setzte. Der Graf wies die Brüder daraufhin aus;
als sie sich weigerten, Siegen zu verlassen, wurden sie am 3. August
1534 durch gräfliche Beamte aus der Stadt vertrieben. Nach der Auflösung
des Klosters 1534 war die Klosterkirche, die das Patrozinium des
heiligen Johannes des Täufers trug, bis 1624 eine der drei evangelischen
Stadtkirchen, ab 1652 war sie Simultankirche für beide Konfessionen, bis
sie beim Stadtbrand 1695 zerstört wurde. Im Klostergebäude war von 1594
bis 1599/1600 und von 1606 bis 1609 vorübergehend die zuvor von Graf
Johann VI. dem Älteren von Nassau-Dillenburg 1584 in Herborn gegründete
und angesiedelte calvinistisch-reformierte Hohe Schule untergebracht,
die anschließend wieder nach Herborn zurückverlegt wurde. |
Aussenanlage (oberes Schloss) | |||
Umgeben wird der Komplex der Hauptburg von einem System von Außenwerken, die
größtenteils im frühen 17. Jahrhundert unter Graf Johann dem Mittleren errichtet
wurden, nachdem die Burg im Jahr 1607 zur Residenz geworden war. An der Ostseite
der Anlage ist die Schlossmauer mit den Rümpfen zweier Rundtürme – Hexenturm und
Sackturm – aus spätmittelalterlicher Zeit erhalten geblieben. Unmittelbar neben
dem Hexenturm befindet sich ein „Armesünderpforte“ genannter Nebeneingang in der
Mauer, durch den Verurteilte zur Richtstätte geführt wurden. In der Nordostecke
der Befestigungsanlagen liegt ein größtenteils erhaltener, Großer Krebs
genannter Batterieturm, der mehrere auf das nördlich gelegene Siegtal gerichtete
Geschütze trug, und der den östlichen Zugang zur Stadt über das Marburger Tor
der Siegener Stadtbefestigung kontrollierte. Zugang zur ehemaligen
Burgmannssiedlung gewährte der Torturm Marburger Pforte neben dem Marburger Tor.
Im Bereich der Burgfreiheit an der Westseite des Schlosses wurde 1643 ein
Jesuitenkolleg gebaut. Zwei auf die Stadt gerichtete Bastionen im Westen der
Anlage – Jesuitenbastion und Hasengartenbastion, ursprünglich mit jeweils drei
Geschützen ausgestattet – ließ Fürst Johann Franz Desideratus im Jahr 1683
errichten. Dazwischen liegt das aus dem frühen 17. Jahrhundert stammende Torhaus
mit schiefergedecktem Obergeschoss und mit dem Haupteingang zum Schlossgelände.
Im Bereich der Burgfreiheit befand sich auch das im Zweiten Weltkrieg zerstörte
Gebäude, in dem im Jahr 1577 Peter Paul Rubens geboren wurde. Hinzu kommt ein
aus dem 17. Jahrhundert stammendes ehemaliges Zeughaus, das etwas außerhalb der
Befestigungsanlagen westlich vom Torhaus liegt. |
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siegerlandmuseum (oberes schloss) | |||
Im Jahr 1888 erwarb die Stadt Siegen das Obere Schloss zum „verhältnismäßig
günstigen“ Preis von 30.400 Mark vom Königreich Preußen und richtete dort im
Jahr 1905 das Siegerlandmuseum ein, ein Museum für die regionale Geschichte. Die
Einweihung fand am 25. März 1905 statt. Die Aufgabe des Museums sollte es sein,
„das Wesen der Siegerländer Heimat nach Geschichte, Kultur und Volkstum
darzustellen“. Das Museum hatte mit nur drei Ausstellungsräumen im Schloss
begonnen; im Jahr 1929 erstreckte es sich bereits auf 35 Räume. Gegenwärtig
verfügt das Museum über etwa 1.500 m² Ausstellungsfläche. Die Ausstellungsräume
beherbergen unter anderem eine der wichtigsten Porträtsammlungen der Häuser
Nassau und Oranien. Im Rubens-Saal sind neun Original-Gemälde des Barockmalers
Peter Paul Rubens dauerhaft ausgestellt, darunter eine Fassung seines bekannten
Werks Der Raub der Töchter des Leukippos sowie die erste Fassung seines Gemäldes
Kreuzabnahme, die den Beginn seiner Karriere in Italien markiert. Zu den
bedeutendsten Räumen des Museums zählt außerdem die Gotische Halle aus dem 14.
Jahrhundert mit einer im Original erhaltenen Fußbodenpflasterung aus
Grauwackensteinen im Fischgrätmuster. Weitere Räume sind berühmten
Persönlichkeiten aus dem Siegerland gewidmet, darunter der Arzt und
Schriftsteller Johann Heinrich Jung-Stilling und die Musikerfamilie Gebrüder
Busch. Unter dem Schlosshof wurde im Jahr 1938 in 14 Meter Tiefe ein
Schaubergwerk eingerichtet, das auf etwa 150 Meter Stollenlänge originale
Einrichtungen und Ausstattung eines Siegerländer Erzbergwerks zeigt. Eröffnet
wurde das Schaubergwerk am 8. Juli 1938 beim Westfalentag in Siegen. Neben der
Dauerausstellung finden im Museum regelmäßig Wechselausstellungen statt.
Alleiniger Träger des Siegerlandmuseums ist seit 1981 die Stadt Siegen. Geleitet
wird das Museum seit 1991 von Ursula Blanchebarbe. Vorgänger in dieser Position
waren unter anderem Wilhelm Weyer im Zeitraum von 1946 bis 1949 oder Bernd
Roedig. Im Schloss befindet sich ebenfalls die wissenschaftliche Stadtbibliothek
(Siegerlandbibliothek). |
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Fotos, Texte, Grafiken: JHreisen - Wikipedia - google / Daten und Links ohne Gewähr (04.2024) |