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Im Lauf der Jahrhunderte war die exakte Kenntnis
der Lage des verschütteten Herculaneum verloren gegangen, dessen Reste
im Mittelalter durch das Städtchen Resina (das erst seit 1969 Ercolano
heißt) teilweise überbaut wurden. Man hatte zwar schon im 16.
Jahrhundert einige Skulpturen und Inschriften gefunden, doch erst 1710
stieß ein Bauer zufällig beim Ausschachten eines Brunnens auf die Reste
des Theaters von Herculaneum. Das Areal wurde von Emanuel-Maurice von
Lothringen, Prince d’Elboeuf, angekauft, einem verbannten französischen
Aristokraten, der als Befehlshaber der österreichischen Armee in Neapel
stationiert war. In den folgenden Monaten ließ er auf eigene Kosten
Ausgrabungen durch Stollenvortrieb vornehmen. Bei diesen Ausgrabungen
wurden neun Statuen entdeckt, darunter die „Große“ und die zwei „Kleinen
Herkulanerinnen“, die d’Elboeuf dem Prinzen Eugen in Wien schenkte. Ab
1738 ließ Karl von Bourbon, König von Neapel, systematische
Ausgrabungen durchführen. Am 11. Dezember fand man eine Inschrift über
das „Theatrum Herculanense“, was die Vermutung des Marchese Don
Marcello Venuti untermauerte, dass in der Erde Reste einer Stadt liegen
mussten. Man begann damit, im Theater und an anderen Stellen zunächst
Schächte bis zum antiken Straßenniveau abzuteufen und anschließend je
nach Reichtum an Fundstücken enge Stollen voranzutreiben. Die
Ausgrabung erfolgte unter Leitung und Aufsicht des neapolitanischen
Militärs. Besonders wertvolle Stücke wurden in einem Flügel der königlichen
Residenz in Portici aufgestellt, wo ab 1758 das Museo Ercolanese
untergebracht war. 1750
war die Villa dei Papiri entdeckt worden, was der Grabungsbegeisterung
neuen Schwung verlieh. Von 1750 bis 1761 und 1764/65 wurden unter hauptsächlicher
Leitung von Karl Weber, einem Schweizer Militär-Ingenieur,
systematische Grabungen auf dem Gelände der Villa und der sogenannten
Basilika durchgeführt. Weber fertigte auch genaue Pläne an, die es
heute ermöglichen, den Verlauf der Grabung und Fundorte einzelner Werke
zu identifizieren. 1765 erzwang der Austritt von Gas in den Stollen
einen Abbruch der Arbeiten und das Versiegeln der Zugänge. Die
Arbeiten wurden erst 1828 durch Franz I. von Bourbon wieder aufgenommen,
jetzt aber erstmals im Tagebau. Auf einem vom Staat erworbenen 900 m²
großen Areal wurden die Ausgrabungen unter Leitung des Architekten
Carlo Bonucci bis 1855 fortgeführt. Fortgesetzt wurden sie mit Unterstützung
des italienischen Königs Viktor Emanuel II. in den Jahren 1869 bis
1875, in denen unter großen Mühen in einem kleinen Teil des
Grabungsgebiets die gesamte vulkanische Deckschicht abgetragen wurde.Wegen
der erheblichen Kosten des Abräumens scheiterten in der Folge Versuche,
die Grabungen wieder aufzunehmen. Erst im Jahr 1924 begann unter Leitung
von Amedeo Maiuri die nächste Grabungsphase, die mit kurzen
Unterbrechungen bis heute andauert. Erschwert wird eine vollständige
Ausgrabung durch die moderne Überbauung. Unter Maiuri war ein Gebiet
von neun Hektar enteignet worden, die weitere Ausdehnung des
Grabungsgebiets in nördlicher Richtung stößt an die Bebauungsgrenze
von Ercolano.In
den letzten zwanzig Jahren, von 1982 bis 1988 unter der Leitung der
US-amerikanischen Archäologin Sara C. Bisel, wurde insbesondere das
Gebiet des antiken Hafens und Strandes ausgegraben, wobei in den Bootshäusern
eine große Zahl von Skeletten gefunden wurde, ein Fund, der zu einer
genauen paläopathologischen und paläodemografischen Analyse eines repräsentativen,
gleichzeitig verstorbenen Bevölkerungsquerschnitts einer antiken Stadt
Gelegenheit gab.In
den Jahren 1996 bis 1998 wurden im Bereich der Villa dei Papiri
Ausgrabungen unter freiem Himmel gemacht, bei denen bis dato unbekannte
Untergeschosse der Villa gefunden wurden.
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