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Florenz
wurde nach 59 v.Chr. von Julius Cäsar als Colonia mit dem Namen Florentia (nach
der röm. Göttin der Blumen und des Pflanzenwachstums) im fruchtbaren, aber
noch teilweise sumpfigen Arnotal errichtet. Die Colonia bestand erstens aus
einem Militärlager, dem Castrum, dessen quadratische Anlage sich auch heute
noch im Straßenverlauf widerspiegelt (Via Tornabuoni, Via Cerretani, Via del
Proconsolo und Piazza della Signoria). Das Forum befand sich am heutigen Platz
der Republik. Florentia verfügte auch über Thermalbäder und ein Amphitheater.
Zur Colonia gehörten auch die Ansiedlungen der Veteranen der Garnison außerhalb
des Castrum, die gemäß der Lex Julia nach der Entlassung aus dem Militärdienst
eine Landparzelle zur Bebauung zugewiesen erhielten, die aufgrund der
Vergabepraxis in Form einer Verlosung partes genannt wurde.
Die
verkehrstechnisch günstige Lage am Kreuzungspunkt der nach Rom führenden Via
Cassia, der von Volterra kommenden Etruskerstraße (Volterana) und der ebenfalls
etruskischen Pisana, die über Pisa ans Meer führte, begünstigte das rasche
Aufblühen der Stadt auf Basis von Handel und Handwerksbetrieben. Die älteren
etruskischen Ansiedlungen, vor allem das auf einem Hügel nördliche der neuen
Stadt gelegene bedeutende Fiesole (Gründung 7.Jahrhundert vor Christus)
gerieten dadurch rasch ins Hintertreffen. Nachdem man neben Fiesole auch den
Etruskerstädten Volterra und Chiusi sowie den römischen Coloniae Pistoia und
Lucca den Rang abgelaufen hatte, ernannte Kaiser Diokletian Florenz zur
Hauptstadt der Siebenten Region (Toskana und Umbrien).
Im
Zuge der byzantinischen Rückeroberungskriege wurde die Stadt fast vollständig
zerstört und nahm erst wieder unter den Langobarden einen Aufschwung. Da die
Langobardenherzöge jedoch in Lucca bzw. Pisa residierten, konnte Florenz bis
ins 12. Jahrhundert nicht an die Bedeutung vor der Völkerwanderungszeit
anschließen. Entscheidend für den Wiederaufstieg wurde die um 1000 erfolgte
Verlegung des Amtssitzes des von den Karolinger eingesetzten Markgrafen Hugo
nach Florenz. Mit dem Aufkommen des Feudalismus expandierte die Stadt im 12.
Jahrhundert und wurde autonom. Die Bürger gewannen an Macht, und es kam zu
erbitterten Streitereien zwischen den kaisertreuen Ghibellinen und den später
siegreichen Anhängern des Papstes, den Guelfen.
Im
14. und 15. Jahrhundert blühte die Stadt auf und setzte die Maßstäbe in der
europäischen Kunst und Kultur. Viele Künstler und Gelehrte siedelten sich an
(z.B. Donatello, Botticelli; später Michelangelo, Machiavelli, Leonardo da
Vinci, Galileo Galilei). Es entwickelte sich die kulturgeschichtliche Epoche der
Renaissance.Florenz
wurde gleichzeitig Handels- und Finanzzentrum. Die reiche Familie der Medici
stieg im 15./16. Jahrhundert zu einer Großmacht auf. Sie förderten weiterhin
die Künste und Wissenschaft und regierten die Stadt. Doch die kulturelle
Bedeutung von Florenz schwand im 17. Jahrhundert. Die Medici, die lange die
Stadt geprägt hatten, starben aus und als Franz I. Stephan, der Ehemann von
Maria Theresia deren Nachfolger wurde, wurde Florenz Besitz der Habsburger.
Erst
im 19. Jahrhundert beginnt ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung. Florenz wird
das Ziel von Bildungsreisen, den Grands Tours, und Teil Österreichs. 1859
verloren die Österreicher aber gegen Frankreich und das Königreich von
Sardinien-Piemont, Florenz wurde 1861 Teil des Vereinigten Italiens. Die Stadt
folgte Turin 1865 als italienische Hauptstadt nach und beherbergte so das erste
Parlament des neuen Staates, verlor die Würde aber bereits 1871 an Rom.
Nachdem
die Stadtbevölkerung sich im 19. Jahrhundert verdoppelt hatte, verdreifachte
sie sich im 20. Jahrhundert und profitierte stark von den neuen
Wirtschaftszweigen des Tourismus und der Industrie, während Fernhandel und
Finanzwirtschaft wieder aufblühten. Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt von 1943
bis 1944 von den deutschen Truppen besetzt. Die
Arno-Flut vom November 1966, die viele Kunstschätze beschädigte, sorgte für
einen Skandal, da die zuständigen Autoritäten bereits im Vorfeld von der möglichen
Flut wussten, bis auf die Juwelenhändler auf dem Ponte Vecchio aber niemanden
warnten.
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