Die Archäologen datieren die erste
Besiedlung der Otago Küstenregion um 1100 n. Chr. Es waren
Polynesier, die die Küstenregionen erkundeten und schließlich dort
siedelten. Sie bildeten eine eigene Kultur heraus und nannten sich
Māori, was in der Bedeutung des Wortes so viel heißt wie
natürlich, normal oder lokal. Als die Europäer nach Neuseeland
kamen, gab es im Großraum des heutigen Dunedin erhebliche
Spannungen zwischen Māori-Stämmen, im Wesentlichen zwischen den
Ngāi Tahu und den Ngāti Toa. Diese Fehde eskalierte im frühen 19.
Jahrhundert, was zu einer erheblichen Dezimierung der Bevölkerung
führte. Des Weiteren brachten Krankheiten, eingeschleppt durch den
Kontakt mit den Europäern, weitere Verluste in der Bevölkerung. In
Ōtākou, einer historisch bedeutsamen Māori-Siedlung auf der Otago
Peninsula, wurden um 1848 herum lediglich etwas mehr als 100
Einheimische vom Stamm der Ngai Tahu gezählt.
Dokumentiert sind der erste Besuch und
Kontakt eines Europäers durch den Seefahrer und Entdecker James
Cook im Frühjahr 1770. Er beschrieb einen sattelförmigen Hügel,
der als Saddle Hill, westlich von Dunedin bekannt wurde, den
Eingang zum Naturhafen Otago Harbour, eine exponierte Position der
Otago Peninsula, die er nach Sir Charles Sounders, Cape Saunders
benannte und erwähnte zudem die großen Seebärkolonien an der
Küste. Die ersten Europäer, die ihren Fuß an der Küste Otagos an
Land setzten, waren dann auch Robben- und Walfänger, die von
Australien um 1809 herum zur Jagd herüber kamen. Der Robbenjäger
John Boultbee dokumentierte in den 1820er Jahren als erster die
Siedlungen rund um den Otago Harbour. 1831 kamen die Gebrüder
Weller aus Sydney und eröffneten eine Walfangstation im Otago
Harbour. Auch nach ihrem Bankrott 1841 bestand der Robben- und
Walfang noch bis ca. 1848 fort. Mit der Landung der ersten
schottischen Siedler kann das Jahr 1848 als Wendepunkt von der
Walfangzeit zur organisierten Besiedelung angenommen werden.
Im Spätherbst 1848 erreichten die ersten
347 schottischen Siedler, geführt von Reverend Thomas Burns und
dem Kapitän William Cargill, Port Chalmers, benannt nach dem
Mathematiker, Professor für Moralphilosophie und Führer der Free
Church of Scotland, Thomas Chalmers. Ihr Ziel war die Gründung von
New Edinburgh. Sie kamen mit zwei Schiffen, John Wickliffe und
Philip Laing, voll beladen mit allem, was man für die erste
Ansiedlung brauchte. Nachdem sich in Schottland die Free Church of
Scotland in der sogenannten „disruption“ von der Church of
Scotland abgespalten hatte, gab es einen starken Drang, in einem
neuen Land etwas Neues aufzubauen und freiheitlicher leben zu
können. 1843 verließ so ein Drittel der Gläubigen die
traditionelle Kirche Schottlands. Hinzu kamen schottische
Auswanderer, die aus wirtschaftlichen Gründen in der
Landwirtschaft und Viehzucht in dem "gelobten Land" einen
Neuanfang machen wollten. Bereits am 26. April 1844 landete
Frederick Tuckett in der Deborah Bay im Otago Harbour, mit dem
Auftrag der New Zealand Company, eine geeignete Stelle für die
Ansiedlung und Stadtgründung zu suchen. Im Juli kaufe er von den
Māori 162 Hektar Land, den sogenannten Otago Block. Dieser
erstreckte sich von der Nordspitze der Otago Peninsula bis 50
Meilen südwärts zum Nugget Point kurz hinter der Mündung des
Clutha River. Am 23. Februar 1846 kam Charles Henry Kettle,
erstellte Pläne zur Gründung Port Chalmers und für die Siedlung
Dunedin am Ende des Otago Harbour. Die Ansiedlung konnte nun
beginnen.
Es war der Australier Thomas Gabriel Read,
dessen Goldfund 1861 den Goldrausch in Otago auslöste. Im August
schürften bereits über 2000 Goldsucher in Gabriels Gully (Gabriels
Ausgrabung) in Otago nach dem Edelmetall. Da alle Goldsucher über
Dunedin anreisen mussten, entwickelte sich die Stadt schlagartig
zum Umschlagplatz aller Waren und wurde somit der Lagerverwalter
der Goldsucher. Die Menschen kamen aus allen Teilen der Welt. Da
Goldsucher bereits in Australien tätig waren, kamen von dort auch
die meisten nach Otago herüber. In den folgenden sechs Jahren
kamen allein aus Australien über 50.000 Menschen, um ihr Glück zu
machen. Dunedin wurde zum wichtigsten Handelsplatz Neuseelands und
Ankunfts-, Abreise- und Aufenthaltsort für die vielen Reisenden.
Nach einer polizeilichen Volkszählung im August 1864 zählte
Dunedin bereits 15.790 Einwohner. Die Verwaltung der Stadt
verstand es, aus dem Boom Geld zu machen, wogegen die
Stadtentwicklung selbst dem Ansturm nicht gewachsen war. Viele
Menschen lebten auf kleinstem Raum oder sogar in Zelten. Die
Straßen und Wege, die Müllentsorgung und hygienischen Zustände
waren katastrophal. „It is a dirty, muddy city with the worst-made
streets …“ (Es ist eine schmutzige, schlammige Stadt mit den am
schlechtesten gebauten Straßen…), wurde seinerzeit von einem
Besucher Dunedins in Melbourne, Australien publiziert.
Die erste Kommunalwahl in Dunedin wurde am
22. Juli 1865 abgehalten. Von 3760 berechtigten Wählern gaben nur
1064 ihr Votum ab. Am 5. August 1865 trat der Board (Vorstand)
erstmals zusammen. Damit war der erste Dunedin City Council
gebildet und Dunedin konnte sich als die erste Stadt Neuseelands
mit einer Selbstverwaltung bezeichnen. Die erste Tageszeitung
Neuseelands, die Otago Daily Times, wurde mit Beginn des
Goldrauschs gegründet und erschien zum ersten Mal am 15. November
1861. 1869 wurde die University of Otago, als die erste
Universität Neuseelands ebenfalls in Dunedin gegründet. Der erste
Studienjahrgang startete 1871 mit nur drei Professoren und 81
Studenten. Als erste Universität im gesamten Britischen Empire
wurden auch Frauen zu allen Fächern zugelassen. Im September 1878
wurde die Eisenbahnlinie Christchurch–Dunedin in Betrieb genommen,
1880 das im viktorianischen Stil erbaute Rathaus eingeweiht, das
in etwas veränderter Form noch heute besteht. Im Jahre 1882 wurde
in Dunedin die erste Kabelstraßenbahn (Cable Car) nach dem Vorbild
derjenigen von San Francisco hinauf in den Stadtteil Roslyn gebaut
und war damit die erste auf dem südlichen Teil des Globus
überhaupt. Im selben Jahr wurde weltweit erstmals gefrorenes
Fleisch per Schiff transportiert, und zwar von Port Chalmers nach
England. 1900 kamen die ersten Autos nach Dunedin. Die meisten
waren aus USA importiert. Sie waren größer und hatten mehr
Kopffreiheit für die Hüte tragenden Leute.
Die Zeit vom Goldrausch bis zur
Jahrhundertwende waren die erfolgreichsten Jahre Dunedins.
Wichtige politische Beschlüsse führten zu weitreichenden
Veränderungen und zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Wachstum. Die Stadt wurde zum wichtigsten wirtschaftlichen und
kulturellem Zentrum des Landes. Die größten neuseeländischen
Firmen hatten hier ihren Hauptsitz. Dunedin war zur größten und
reichsten Stadt des Landes geworden. Der wirtschaftliche Absturz
der Stadt kam mit dem technischen Wandel um die Jahrhundertwende
ins 20. Jahrhundert und war dem fehlenden Engagement der
wirtschaftlichen Elite der Stadt geschuldet. Viele der reich
gewordenen Einwohner setzten sich zur Ruhe oder kehrten zurück
nach Australien oder England. Mit dem wirtschaftlichen Wachstum
der Nordinsel konnte Dunedin nicht mithalten. Auch verlegten für
die Region bedeutsame Unternehmen wie Fletcher Building (damals
noch Fletcher Holdings Group genannt) ihren Firmensitz nach
Auckland. Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise von 1929 verlor
Dunedin wirtschaftlich weiter an Bedeutung.
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