Der Franz-Josef-Gletscher ist ein etwa 10
km langer Gletscher im Westland-Nationalpark auf der Südinsel
Neuseelands. Er befindet sich auf der Westseite der
neuseeländischen Alpen. Wie sein südlicher Nachbar, der
Fox-Gletscher, fließt er von seinem flacheren Nährgebiet die
steile Westflanke dieses Gebirges hinunter. Er entwässert über den
Waiho River in die Tasmansee. Im Jahr 1852 benannte Leonard Harper
Franz-Josef- und Fox-Gletscher nach Victoria und Albert, dem
damaligen englischen Königspaar. Da er dies aber nicht offiziell
bekannt machte, wurde er 1865 vom deutschen Entdecker Julius von
Haast nach Franz Joseph I. von Österreich benannt.
Der Gletscher war vor etwa 150.000 Jahren so groß, dass er den
Aoraki/Mount Cook und die umliegenden Berge komplett einschloss.
Das mehrmalige Schmelzen und Wiederanwachsen des Gletschers hatte
zur Folge, dass sich im Tal in Richtung Meer mehrere Hügelketten
gebildet haben, die aus dem Moränengestein, das der Gletscher vor
sich hergeschoben hat, gebildet wurden. Der Franz-Josef-Gletscher
ist ein temperierter Gletscher und fließt pro Tag etwa einen
halben Meter. Ein über dem Gletscher abgestürztes Flugzeug wurde
deswegen bereits nach kurzen sieben Jahren wieder vom Eis
freigegeben. Die hohe Fließgeschwindigkeit ergibt sich auch durch
das viele Wasser, das über Wasserfälle rechts und links des Eises
unter den Gletscher fließt und so als eine Art Gleitmittel dient.
Entstanden ist der Gletscher aufgrund der besonderen Lage der
tektonischen Platten, auf denen sich Aoraki/Mount Cook und seine
umliegenden Berge befinden. An der Westküste von Neuseeland
treffen zwei Kontinentalplatten aufeinander und haben so ein sehr
hohes Bergmassiv direkt an der Küste geformt. Die große Menge an
Niederschlag ergibt sich aus der Tatsache, dass warme und feuchte
Luft über die Tasmanische See herangeführt wird und an dem hohen
Massiv stark abkühlt und ausregnet. Dadurch kommt es auf der
Westseite der Südinsel Neuseelands zu etwa zehnmal mehr
Niederschlag als an der Ostküste. Ebenso wie der Fox-Gletscher war
auch der Franz-Josef-Gletscher einmal so groß, dass er direkt ins
Meer kalbte. Auch heute ist er noch gemeinsam mit dem
Fox-Gletscher einer der am niedrigsten über Meereshöhe (ca. 400 m)
gelegene Gletscher mittlerer Breite. Nachdem der Gletscher
zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und 1982 deutlich
zurückgegangen war und über 3 km an Länge verloren hatte, begann
er seit 1982 wieder um etwa 1 km zu wachsen. Seit 1999 hat sich
der Trend wieder umgekehrt und der Gletscher wieder an Masse
verloren. Damit ist der Franz-Josef-Gletscher einer der wenigen
großen Gletscher, die bislang nicht so stark von der weltweiten
Gletscherschmelze betroffen sind. Bis zum Jahrhundertende wird
dennoch damit gerechnet, dass der Gletscher weitere 5 km an Länge
und etwa 38 % seiner Masse verlieren wird.
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