Um eine Ausbeutung der Berge durch die
weißen Einwanderer zu verhindern, schenkte Te Heuheu Tukino IV
(Horonuku), Oberhäuptling der Ngati Tuwharetoa, im Namen seines
Stammes am 23. September 1887 den Kern des heutigen Nationalparks
bestehend aus den Gipfeln des Tongariro, Ngauruhoe und Teilen des
Ruapehu der britischen Krone unter der Auflage, dort eine
Schutzzone zu schaffen. Dieses 26,40 Quadratkilometer umfassende
Gebiet galt aber allgemein als zu klein, um einen Nationalpark
nach dem Vorbild des Yellowstone-Nationalparks in Wyoming (USA) zu
errichten, sodass noch weiteres Land hinzugekauft wurde. Als im
Oktober 1894 das Tongariro-Nationalparkgesetz (Tongariro National
Park Act) durch das neuseeländische Parlament verabschiedet wurde,
sollte der Park etwa 252,13 Quadratkilometer umfassen, allerdings
dauerten diese Landaufkäufe noch bis 1907 an. Als 1922 das Gesetz
erneuert wurde, konnte diese Fläche auf 586,80 Quadratkilometer
mehr als verdoppelt werden. Verschiedene Erweiterungen, vor allem
die Aufnahme der außerhalb des eigentlichen Parks liegenden
Gebiete 1975, haben den Park auf seine heutige Größe von 795,98
Quadratkilometern wachsen lassen. Die letzte Gesetzesänderung
erfolgte 1980. Seit dessen Gründung 1987 untersteht der Park dem
Department of Conservation.
Die ersten Aktivitäten im neu geschaffenen
Tongariro-Nationalpark bestanden aus dem Bau einiger Hütten für
Touristen Anfang des 20. Jahrhunderts. Erst mit der Erschließung
der Eisenbahn um 1910 und dem Bau von Straßen in den 1930er Jahren
wurde das Gebiet aber von einer großen Zahl Menschen besucht. Mit
dem zweiten Tongariro-Nationalparkgesetz 1922 wurde dann der
eigentliche Anfang einer aktiven Landschaftspflege gemacht. Es
dauerte noch einmal bis 1931, bis der erste dauerhaft im Park
lebende Aufseher seine Arbeit aufnahm. Allerdings wurde bereits in
den 1920er Jahren die Straße im Whakapapatal ausgebaut und 1929
das als Chateau Tongariro bekannte Hotel errichtet, das bis heute
das Zentrum von Whakapapa ist. Ebenfalls zu dieser Zeit, im Jahr
1923, wurde die erste Skihütte auf einer Höhe von 1770 Metern
errichtet, später folgte eine Straße und 1938 die erste Liftanlage
in diesem Gebiet. Diese frühe touristische Erschließung erklärt
das für einen Nationalpark eher ungewöhnliche Vorhandensein eines
dauerhaft bewohnten Dorfes und eines gut ausgebauten Skigebiets
innerhalb der Parkgrenzen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde von
der Parkverwaltung Besenheide eingeführt, um die Moorhuhnjagd zu
ermöglichen. Moorhühner wurden dann aber nie ausgesetzt,
allerdings wuchert die Besenheide mittlerweile wild und stellt
eine Bedrohung für das Ökosystem und die endemischen Pflanzen des
Parks dar. Die Bemühungen gehen mittlerweile dahin, die weitere
Verbreitung dieser Pflanze zu verhindern, da eine vollständige
Ausrottung nicht möglich erscheint.
Im Januar 1991 hat die UNESCO den
Tongariro-Nationalpark zum Weltnaturerbe erklärt. Zwei Jahre
später erfolge auch die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe,
nachdem im selben Jahr die Kriterien hierfür auf einer Konferenz
in Berlin geändert worden waren und seitdem auch
Kulturlandschaften diesen Status erlangen können. Zur Begründung
hieß es, der Tongariro-Nationalpark sei direkt und fühlbar mit
Ereignissen, gelebten Traditionen, Ideen und Überzeugungen von
globaler Bedeutung verbunden, repräsentativ für die Kultur der
Ngati Tuwharetoa, anfällig gegenüber irreversiblen Veränderungen,
ein Repräsentant der Interaktion menschlicher Werte und
kultureller Ideen über verschiedene Epochen hinweg, ein Ort, an
dem bedeutende geologische und geomorphische Prozesse stattfinden
sowie außergewöhnlicher Schönheit der Natur und hervorragender
natürlicher Phänomene und ein Ort, der Werte von herausragende
Bedeutung aus wissenschaftlicher und natur- beziehungsweise
denkmalschützerischer Sicht enthält.
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