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Halbinsel-Feldzug (März bis August 1862) |
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Allgemeines |
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Vorgeschichte |
Nach der Niederlage der Union am 21. Juli 1861 in der Ersten Schlacht von Manassas übernahm Generalmajor McClellan am 27. Juli den Oberbefehl über die im Norden Virginias und rund um Washington stationierten Landstreitkräfte der Union. McClellan hatte im Westen Virginias mit überlegenen Kräften die ersten Erfolge für die Union errungen und zum ersten Mal sein überragendes Organisationstalent gezeigt. Im Herbst und im Winter lag sein Schwerpunkt in der Reorganisation der geschlagenen Armee, der Vereinheitlichung und Modernisierung der Ausrüstung und der Ausbildung der Soldaten. Bei seinen Soldaten war „Little Mac“ außerordentlich beliebt. |
Ziele des Feldzuges |
Präsident Lincoln befahl in seiner Order Nummer 1 am 27. Januar 1862, dass alle Armeen der Union auf allen Kriegsschauplätzen am 22. Februar offensiv werden sollten. Der Potomac-Armee befahl er die Bedrohung der Hauptstadt durch die Nord-Virginia-Armee zu beenden, deren Versorgungslinien zwischen Manassas und Blue Ridge Mountains zu unterbrechen und sie so zum Ausweichen nach Süden zu zwingen. |
Ausgangslage |
McClellan hatte Bedenken, die Nord-Virginia-Armee General Joseph E. Johnstons, die nur 30 km südlich von Washington entlang des Bull Run in Stellung lag, anzugreifen, weil er befürchtete, sie sei seiner Potomac-Armee überlegen. Er entwickelte deshalb einen Operationsplan, der vorsah, seine Armee von Annapolis, Maryland – der Potomac war durch die Konföderierten gesperrt – im Seetransport in Urbanna, Virginia im Rücken der Nord-Virginia-Armee anzulanden und von dort aus Richmond, Virginia einzunehmen. Nach einigem Zögern stimmte der Präsident diesem Plan zu, nicht ohne vorher eine Organisationsänderung in der Potomac-Armee anzuordnen, nach der vier der fünf neu geschaffenen Korps mit republikanischen Kommandierenden Generalen besetzt wurden. Der Feldzugsplan konnte jedoch erst in die Tat umgesetzt werden, wenn die Bedrohung der Transportschiffe durch die überlegenen konföderierten Seestreitkräfte, in diesem Fall die CSS Virginia, ausgeschaltet worden war. Nach der Schlacht von Hampton Roads machte Johnston den Plan McClellans zunichte. Er gab am 7. März die Stellungen am Bull Run auf und wich mit der Nord-Virginia-Armee nach Süden über den Rappahannock in den Raum um Culpeper, Virginia aus. Am 11. März enthob Lincoln McClellan des Oberbefehls der US-Armee, damit er sich auf die Führung der Potomac-Armee konzentrieren konnte. McClellan überarbeitete seinen Operationsplan, der jetzt vorsah, die Armee in Fort Monroe zu landen, die Virginia-Halbinsel zu erobern und Richmond zu besetzen. Am 17. März schifften sich die ersten Truppenteile von insgesamt 121.500 Mann ein. |
Bedeutende Schlachten und Gefechte |
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Ende des Feldzuges |
Die Potomac-Armee grub sich rund um Harrisons Landing im Schutz der Geschütze der US-Marine ein und blieb bis auf wenige Kavallerieraids tatenlos. Der Feldzug war damit endgültig beendet. Ihr Sieg hatte die Südstaaten rund 30.000 Mann gekostet, die Verluste des Nordens lagen bei circa 24.000 Mann. Am 25. Juli hatte sich der designierte neue Oberbefehlshaber der US-Armee, Generalmajor Henry W. Halleck mit McClellan in Harrisons Landing getroffen und über den weiteren Einsatz der Potomac-Armee beraten. Für einen erneuten Vorstoß nach Richmond forderte McClellan zunächst 50.000 gut ausgebildete Soldaten; Halleck hatte die Genehmigung, 20.000 Mann anzubieten. Am nächsten Morgen glaubte McClellan, mit der angebotenen Verstärkung einen Erfolg erzielen zu können. Zwei Tage später telegraphierte er Halleck, er bestehe auf mindestens 35.000 Mann. Wegen dieser nicht auflösbaren unterschiedlichen Forderungen, befahl Halleck am 30. Juli den Abtransport der Verwundeten und am 3. August, inzwischen zum Oberbefehlshaber ernannt, den der Potomac-Armee nach Aquia Landing und Alexandria. Diesen Befehl setzte McClellan nur sehr zögerlich um. Das III. Korps schiffte sich am 14. August, das V. Korps am 21. August ein. Inzwischen hatte Generalmajor John Pope mit seinem Vormarsch nach Süden begonnen und befand sich am 9. August im Raum Culpeper, Virginia. Er sollte durch Teile der Potomac-Armee verstärkt werden. Am 21./22. August befanden sich das III. und das V. Korps im Raum südlich Washington, die aber erst am 26. August im Raum um Warrenton Junction für Pope verfügbar waren. Nachdem kurz darauf die gesamte Armee im Raum Alexandria eingetroffen war, hielt McClellan sie mit fadenscheinigen Begründungen zurück und unterstützte in der Zweiten Schlacht am Bull Run nur marginal |
Folgen |
Die politischen und militärischen Folgen des Scheiterns der Nordstaaten im Halbinsel-Feldzug waren weitreichend: Der konföderierte Sieg im Shenandoahtal und vor Richmond hob die Moral der Südstaaten beträchtlich und brachte mit Lee, Jackson und Stuart drei der größten „Helden“ der Konföderation hervor. Inmitten einer Serie von Niederlagen (im Frühjahr 1862 verloren die Konföderierten den größten Teil Tennessees, weite Teile des Mississippi-Tales und zahlreiche Häfen) errang die Nord-Virginia-Armee einen ihrer größten Triumphe und machte die Vorstellung von einem kurzen, unblutigen Krieg endgültig zunichte. Sichtbares Zeichen dafür war, dass Abraham Lincoln am 1. Juli 1862 weitere 300.000 Freiwillige zu den Waffen rief. Anfang August zogen die Nordstaaten per Wehrpflicht weitere 300.000 Milizionäre für neun Monate ein. Mit der abschließenden Sieben-Tage-Schlacht, die beide Seiten zusammen rund 35.000 Mann kostete und damit die bis dato blutigste Schlacht der Amerikanischen Geschichte war (sie übertraf selbst die Schlacht von Shiloh im April 1862), wurde jetzt unwiderruflich der Weg zum totalen Krieg eingeschlagen, der später zum Graben- und Stellungskrieg vor Petersburg und Atlanta führen sollte. An seinem Ende sollte das vollständige Ende und die weitgehende Zerstörung des „Alten Südens“ stehen. |
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