Jackson's Shenandoah-Feldzug 1862


Allgemeines

Dieser Feldzug umfasste eine Reihe von Schlachten und Gefechten im westlichen Virginia während des Amerikanischen Bürgerkriegs im Frühjahr 1862. Innerhalb von drei Monaten marschierten 17.000 Soldaten der Konföderation unter Generalmajor „Stonewall“ Jackson mehr als 600 Meilen. Dabei fochten vier große und sieben kleinere Gefechte, schlugen vier gegnerische Armeen, erbeuteten neun Geschütze und Zehntausende Handwaffen, nahmen 4.000 Soldaten der Union gefangen, vereitelten das Bemühen von 60.000 Soldaten der Union, das Shenandoahtal zu erobern und banden insgesamt 100.000 Soldaten der Union mit vergleichsweise geringen eigenen Verlusten.


Bedeutung des Shenandoah-Tals

Das Shenandoahtal liegt im Westen des heutigen Virginias. Es verläuft von Südwesten nach Nordosten und wird nach Osten durch die Blue Ridge Mountains und nach Westen durch den North Mountain begrenzt. Seine südwestliche Grenze ist die Wasserscheide zum James südwestlich von Staunton, Virginia, seine nördliche der Potomac. Das Tal wird zunächst durch den nördlichen und südlichen Arm des Shenandoahs entwässert, die sich bei Front Royal, Virginia vereinigen. Diese beiden Arme umfließen den Massanutten Mountain, der nordostwärts von Harrisonburg, Virginia steil aus der Ebene auf ca. 50 Meilen Länge emporragt. Der Shenandoah mündet bei Harpers Ferry, West Virginia in den Potomac. Das Tal ist ca. 140 Meilen lang und bis zu 30 Meilen breit. Auch das heute zu West Virginia gehörende Gebiet um Martinsburg und Harpers Ferry ist Teil des Tals. Weil seine Gegner mit der Geographie des Tals nicht vertraut und geländeunkundig waren, spielte Jackson mit ihnen teilweise Katz-und-Maus. Für die Konföderation war das Shenandoahtal als Nahrungsmittelquelle unverzichtbar. Von vielen wurde es auch die Kornkammer Virginias genannt. Außerdem bot es die Möglichkeit, im Schutz der Blue Ridge Mountains in die Nordstaaten einzumarschieren. Aus Sicht der Nordstaaten handelte es sich beim Shenandoahtal nicht um eine geeignete Einfallsroute. Die Nutzung des Tals musste trotzdem verhindert werden, besonders weil am Nordende zwei wichtige Verbindungs- und Versorgungslinien der Union verliefen – die Baltimore & Ohio Eisenbahn und der Chesapeake & Ohio Kanal. Die Bedrohung Washingtons war permanent. Das Wetter spielte während des Feldzugs eine wichtige Rolle. Das Frühjahr 1862 war ungewöhnlich regnerisch. Bäche und Flüsse waren angeschwollen und nur auf Brücken zu überqueren. Die Straßen und Wege waren aufgeweicht.


Ziele des Feldzuges

General Joseph E. Johnston hatte nach dem Sieg bei Manassas am 21. Juli 1861 Generalmajor Thomas J. Jackson das Kommando über seinen linken Flügel übertragen. Der Kriegsminister ernannte Jackson am 22. Oktober zum Kommandeur im neugeschaffenen Wehrbezirk Shenandoahtal. Als Johnston im März 1862 auf den Rappahannock und später auf den Chickahominy auswich, war Jackson im Shenandoahtal auf sich allein gestellt. Weil er den Kräften der Nordstaaten hoffnungslos unterlegen war, sollte er jedem größeren Gefecht aus dem Wege gehen, andererseits Generalmajor Nathaniel P. Banks so beschäftigen, dass dieser die Potomac-Armee Generalmajor McClellans nicht verstärken konnte. Dazu verfügte er über ca. 10.000 Soldaten in 4 Brigaden.


Bedeutende Schlachten und Gefechte

Gefecht bei Kernstown (23. März 1862)

Erste Schlacht von Winchester (25. Mai 1862)

Gefecht bei McDowell (08. Mai 1862)

Schlacht bei Cross Keys (08. Juni 1862)

Gefecht bei Front Royal (23. Mai 1862)

Schlacht bei Port Republic (09. Juni 1862)

       

    

Gesamtliste aller Auseinandersetzungen im Shenandoah-Gebiet während des Bürgerkrieges: HIER


Folgen

Die beiden Schlachten von Cross Keys und Port Republic entschieden den Feldzug. Die Divisionen der Nordstaaten wichen nach Norden bis Harpers Ferry und nach Westen auf das Gebiet des heutigen West Virginias aus. Große Teile der Truppen wurden anderen Armeen der Nordstaaten, z.B. der Potomac-Armee und der Tennessee-Armee unterstellt. Jackson verließ mit der Masse seiner Kräfte das Shenandoahtal und verstärkte Lee während der Sieben-Tage-Schlacht. Später bildeten Jacksons erfolgreiche Truppen das II. Korps der Nord-Virginia-Armee.


Weiterer Kriegsverlauf

Jackson war im Shenandoahtal aufgewachsen und zuhause. Er sagte einmal während des Feldzuges: „Wenn das Tal fällt, fällt Virginia!“ Zunächst spielte es aber bei den weiteren Operationen der Nord-Virginia-Armee eine wesentliche Rolle. Nach dem Rückzug McClellans von der Virginia-Halbinsel verlegte Lee Jacksons II. Korps im Schutze der Blue Ridge Mountains unbemerkt von Popes Virginia-Armee nach Norden und leitete so die zweite Schlacht von Manassas ein. Nach der Niederlage bei Sharpsburg, Maryland gelang es Lee, seine Nord-Virginia-Armee durch das Tal unbehelligt bis südlich des Rappahannock zurückzuführen und gleichzeitig die vorhandenen Ressourcen zum physischen Wiederaufbau der Armee zu nutzen. Nach dem Sieg bei Chancellorsville marschierte Lee weitgehend unbemerkt durch das Shenandoahtal und westlich des South Mountains bis in den Raum Chambersburg, Pennsylvania und unterlag dort in der Schlacht von Gettysburg Generalmajor Meade. Auch der Rückzug nach Virginia erfolgte wieder nahezu unbehelligt durch das Shenandoahtal. Nachdem im Frühjahr 1864 Truppen der Union das Shenandoahtal nahezu zur Hälfte besetzt hatten, befahl Lee Generalleutnant Jubal A. Early, die Union aus dem Tal zu vertreiben. Early griff durch das Tal an und ihm gelang erneut eine Invasion in Maryland. Erst im Oktober 1864 gelang es Generalmajor Sheridan, Early im Shenandoahtal in der Schlacht von Cedar Creek zu schlagen und das Tal in seine Hand zu bringen. Jacksons Ausspruch bewahrheitete sich – 6 Monate später kapitulierte Lee bei Appomattox Courthouse.


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