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Nach dem Zerfall der Sowjetunion gab es Anfang
der 1990er-Jahre zum ersten Mal seit dem Apollo-Sojus-Projekt wieder
Annäherungen zwischen der amerikanischen und der nun russischen
bemannten Raumfahrt. Unter anderem plante man, US-Raumfahrer mit
russischen Sojus-Raumschiffen zur Raumstation Mir zu bringen. Dabei
wurde jedoch schnell klar, dass viele der amerikanischen Astronauten
aufgrund ihrer Größe oder ihres Gewichts die Sojus-Raumschiffe nicht
nutzen können, da diese relativ strenge Anforderungen an diese Kriterien
stellen. 1996 beauftragte die NASA das russische Unternehmen RKK
Energija – den Nachfolger des ehemaligen OKB-1 – mit der Modifizierung
des Sojus-TM-Raumschiffs mit dem Ziel, die Größen- und Gewichtsspanne
der Sojus-Raumfahrer zu erweitern. Die neue Modifikation erhielt den
Namen Sojus TMA (anthropometrische Modifikation) und die interne
Bezeichnung 7K-TMA, behielt aber den GRAU-Index 11F732 des Vorgängers.
Um größere Raumfahrer befördern zu können,
musste zusätzlicher Platz in der Landekapsel geschaffen werden. Diese
Aufgabe erwies sich jedoch als relativ schwierig, da die Kapsel recht
eng bemessen und der zur Verfügung stehende Platz mit verschiedenen
Geräten und Subsystemen belegt war. Daher mussten mehrere Systeme des
Schiffs modifiziert oder neu gestaltet werden. Sojus TMA erhielt neue
größere Sitze und eine neue Steuertafel, viele Geräte und Leitungen
wurden anders verlegt. Damit konnte das neue Raumschiff 150 bis 190 cm
große und 50 bis 95 kg schwere Raumfahrer aufnehmen (für Sojus TM waren
164 bis 182 cm große und 56 bis 85 kg schwere Raumfahrer zugelassen).
Weitere Modifizierungen betrafen unter anderem den Bordrechner und das
Landesystem. So wurden die Feststofflandetriebwerke so ausgelegt, dass
sie abhängig von der Masse der Landekapsel unterschiedlichen Schub
liefern können und damit für bis zu 30 % niedrigere
Bremsbeschleunigungen während des Aufsetzens auf der Erde sorgen. Trotz
der Weiterverwendung der GRAU-Nummer änderte sich das Steuerpult
entscheidend. Die Sojus-TMA-Raumschiffe werden von geringfügig stärkeren
Sojus-FG-Trägerraketen gestartet. In der Zukunft hofft man, auf den noch
stärkeren Sojus-2-Träger umsteigen zu können, sobald dieser genug
erfolgreiche unbemannte Flüge absolviert und somit seine Zuverlässigkeit
bewiesen hat.
Das Sojus-TMA-Raumschiff startete am 30. Oktober
2002 zu seinem ersten Flug (Sojus TMA-1), bei dem eine Stammbesatzung
zur ISS befördert wurde. Sojus TMA wurde zum Transport- und
Rettungsschiff der ISS. Es blieb anfangs immer ein Sojus-Raumschiff für
ein halbes Jahr an der ISS angedockt, um die Raumstation im Notfall
evakuieren zu können. Nach etwa 180 Tagen ist die garantierte
Operationszeit des Schiffs abgelaufen, und es muss durch ein neues
ersetzt werden. Dazu starten die Schiffe in einem Halbjahreszyklus. Seit
Sojus TMA-15 (2009) wurde die Besatzung der ISS auf sechs Personen
erhöht. Somit wurden seitdem zwei Sojus-Raumschiffe für den Notfall
angedockt. Ferner sollen zum Besatzungsaustausch nunmehr vier Schiffe
pro Jahr starten.
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