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Atlanta - Feldzug (Mai bis September 1864) |
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Allgemeines |
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Der Atlanta-Feldzug war eine militärische Operation der Unionsstreitkräfte unter William Tecumseh Sherman in Nordgeorgia während des Amerikanischen Bürgerkrieges. In einer Serie von Kämpfen, die von Mai bis September 1864 dauerten, besiegten die Unionsarmeen die konföderierte Tennessee-Armee unter Joseph Eggleston Johnston (später unter John Bell Hood) und eroberten schließlich die strategisch und wirtschaftlich wichtige Stadt Atlanta. Ihr Erfolg trug wesentlich zur Wiederwahl Präsident Lincolns am 8. November 1864 bei, der - anders als sein Gegenkandidat McClellan - gegen eine Kompromisslösung mit der Konföderation eintrat. Der Feldzug gilt daher als entscheidend für den vollständigen Sieg des Nordens im Sezessionskrieg, hatte aber auch auf kultureller Ebene große Auswirkungen. |
Vorgeschichte |
Mit dem Sieg in der Schlacht von Chattanooga war es den Nordstaaten im November 1863 endgültig gelungen, den Staat Tennessee zu sichern und dadurch das Tor für Operationen gegen andere konföderierte Staaten weiter im Süden zu öffnen. Als besonders lohnendes operatives Ziel bot sich dabei der Eisenbahnknotenpunkt Atlanta in Georgia an, der während des Bürgerkriegs zu einer der wichtigsten Industriemetropolen des Südens aufgestiegen war. Die Einnahme dieser Stadt durch die Union würde dem Süden einen schweren Schlag zufügen und die Nordstaatler mitten ins Herzland der Konföderation, in den tiefen Süden, führen. Darüber hinaus sah es der strategische Gesamtplan des neuen Oberbefehlshabers der United States Army im Sezessionskrieg, Generalleutnant Ulysses S. Grant, vor, die zahlenmäßig unterlegenen Südstaaten an möglichst vielen Punkten gleichzeitig zu bedrohen. Auf diese Weise wollte Grant verhindern, dass die Südstaaten wie in den Jahren zuvor Gebrauch von ihren inneren Linien machen und ihre Armeen je nach Situation durch Truppen aus weniger bedrohten Gebieten verstärken konnten. Aus diesem Grund übergab Grant seinem engen Vertrauten William Tecumseh Sherman im Frühjahr 1864 eine schlagkräftige Armee in Nordgeorgia. Mit ihr wollte dieser die Stadt Atlanta erobern und die sie schützende konföderierte Tennessee-Armee besiegen. Sherman erhielt zu diesem Zweck das Kommando über die „Military Division of the Mississippi“. Neben mehreren Wehrbereichen (Departments) unterstanden ihm dabei auch drei große Feldarmeen. Die stärkste der drei Armeen, die Cumberland-Armee, wurde von Generalmajor George Henry Thomas geführt, der sich in der Schlacht am Chickamauga ausgezeichnet hatte. Generalmajor James Birdseye McPherson, den Sherman sehr schätzte, hatte den Befehl über Shermans ehemaliges Kommando, die Tennessee-Armee. Shermans kleinste Feldarmee, die Ohio-Armee kommandierte Generalmajor John McAllister Schofield. Inklusive der den verschiedenen Armeen untergeordneten Kavallerietruppen kam Sherman alles in allem auf rund 100.000 Mann. Ihm gegenüber stand der konföderierte Feldherr Joseph Eggleston Johnston mit der Tennessee-Armee. Johnston, einer der ranghöchsten konföderierten Generäle, befehligte rund 50.000 Mann. Kurz nach Beginn des Feldzugs wurde er aber durch die konföderierte Mississippi-Armee unter Leonidas Polk auf rund 65.000 Mann verstärkt. Johnston, ein kluger, eher defensiv orientierter Taktiker, hatte seine Armee im Gebirge Nordgeorgias, in der Nähe von Dalton, aufgestellt und erwartete dort Ende April den Beginn von Shermans Offensive. |
Atlanta |
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Ausgangslage |
Das Gelände entlang der rund 100 Meilen, die Sherman und seine Unionssoldaten auf dem Weg nach Atlanta zurücklegen mussten, schien für die Verteidigung geeigneter zu sein als für den Angriff. Es war gebirgig und von mehreren Flüssen in West-Ost-Richtung durchzogen. Die drei wichtigsten dabei waren, von Norden nach Süden, der Oostanaula River, der Etowah River und der Chattahoochee River. Für beide Seiten entscheidend war außerdem die von Nord nach Süd verlaufende Western and Atlantic Eisenbahnlinie (W&A). Sie war sowohl für Johnston als auch für Sherman eine unerlässliche Versorgungslinie und musste bei strategischen Überlegungen immer mit einkalkuliert werden. Als Versorgungs-, Rückzugs- und Vormarschlinie war die Eisenbahnlinie für beide Seiten besonders wichtig. |
SCHLACHTEn / GEFECHTE | ||
Rocky Face Ridge / Dalton (Anfang Mai 1864) | New Hope Church / Dallas (Mai 1864) | Peachtree Creek (17. - 22. Juli 1864) |
Resaca (13. - 15. Mai 1864) |
Pine Mountain (Juni 1864) |
Ezra Church (28. Juli 1864) |
Casville (19. Mai 1864) |
Kennesaw Mountain / Marietta (27. Juni 1864) |
Jonesborough (August 1864) |
Allatoona Pass / Cartersville (Mai 1864) |
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Ende des Feldzuges |
Ende August 1864 unternahm Sherman einen erneuten, groß angelegten Angriff gegen Hoods letzte eisenbahngestützte Versorgungslinie. Er schickte daher das Gros seiner Streitmacht auf einen langen Marsch nach Jonesborough, südlich von Atlanta. Es gelang ihm zwar nicht, das sich ihm dort entgegenstellende konföderierte Korps General Hardees zu vernichten, aber er überrannte dessen Stellungen und nahm die Macon & Western Bahnlinie. Wie von ihm erwartet, evakuierte Hood daraufhin die Stadt, die am 2. September kapitulierte und von US-Truppen besetzt wurde. Tags darauf marschierte der Großteil von Shermans Truppen in Atlanta ein, und Sherman telegrafierte an Lincoln: Atlanta is ours and fairly won. („Atlanta ist unser, und redlich errungen.“) Sein Sieg hatte die Nordstaaten 31.687 Soldaten gekostet, die Verluste des Südens beliefen sich auf 34.979 Mann. Andere Schätzungen gehen von jeweils rund 40.000 Mann Verlusten auf beiden Seiten aus |
Folgen |
Der Atlanta-Feldzug hatte weitreichende politische Konsequenzen. Der wichtige Unionssieg kam für Lincoln genau zum richtigen Zeitpunkt. Im Osten war es General Grant bis dato trotz mehrerer extrem blutiger Schlachten noch nicht gelungen, die konföderierte Hauptstadt Richmond einzunehmen und Lees Nord-Virginia-Armee eine entscheidende Niederlage zu bereiten, was zu einem Erstarken der oppositionellen Kriegsgegner geführt hatte. Shermans Sieg aber stärkte dem Präsidenten den Rücken und er gewann am 8. November 1864 überzeugend die Wiederwahl mit 212 von 233 Wahlmännerstimmen. Außerdem beraubte er den Süden einer seiner wichtigsten Städte und ebnete den Weg für weitere Operationen tief im Herzen des Südens, wie zum Beispiel Shermans Marsch zum Meer nach Savannah im Herbst 1864 oder, darauf aufbauend, der Carolina-Feldzug 1865. Für die Stadt Atlanta selbst waren die Kämpfe und die Eroberung eine Katastrophe. Die sich zurückziehenden Südstaatler hatten bereits alles angezündet, was militärischen Wert besaß. Dabei explodierte auch ein Munitionszug, da dieser nicht mehr die Stadt verlassen konnte und den Gegnern nicht in die Hand fallen sollte. Die Unionstruppen vollendeten die Verwüstungen, indem auch die restliche wirtschaftliche Basis der Stadt zerstört wurde und weite Teile der Bevölkerung in das Umland zwangsevakuiert wurden. Dies sollte der Sicherung des Hinterlandes dienen und Shermans Marsch zum Meer sichern. Dennoch kehrten nur einige Monate später die Bewohner zurück und obwohl zu diesem Zeitpunkt etwa 90 Prozent der Gebäude zerstört waren, bauten die Bewohner ihre Stadt schnell wieder auf, sodass die Stadt den Spitznamen Phoenix City bekam. Bereits 1868 wurde Atlanta zur Hauptstadt von Georgia ernannt. Entlang des Weges der am Feldzug beteiligten Armeen gibt es viele Friedhöfe mit Kriegsgräbern. Der Marietta-Nationalfriedhof mit etwa 10.000 Gräbern ist der einzige Nationalfriedhof des Landes, auf dem der gefallenen Soldaten des Atlanta-Feldzuges gedacht werden kann. |
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